Ein sinnliches Wunder: Leicht, luftig, duftend, erdig, nussig. Ein reines, edles Naturprodukt, auf unserm Hof angebaut und auf der Steinmühle vermahlen», so schwärmt Ruth Schmid-Kohli von ihrem Dinkelruchmehl. Sie vermarktet es in ihrem Hofladen der Ferme de la Faye in Granges-Paccot FR direkt. Ob nun Direktvermarktung oder der Verkauf an die Getreidesammelstelle – nach der Ernte muss das Getreide irgendwie an den Mann gebracht werden.

Betriebsspiegel der Ferme de la Faye

Ruth und Christoph Schmid, Granges-Paccot FR

LN: 34 ha
Bewirtschaftung: Bio
Kulturen: Weizen, Roggen, Dinkel, Triticale, Speisehafer, Futtersoja
Tierbestand: 50 bis 55 Angus-Mutterkühe
Weitere Betriebszweige: Direktvermarktung, Obstbau (Tafeläpfel und Hochstämmer), Wald
Arbeitskräfte: Betriebsleiter-Ehepaar, ein bis zwei Lehrlinge sowie Praktikanten und Aushilfen im Stundenlohn

www.ferme-delafaye.ch

Verkaufen LandwirtInnen ihre Druschfrüchte an die Getreidesammelstelle, gibt es individuelle Übernahmebedingungen zu beachten. Diese beinhalten die wichtigsten Parameter zur Übernahme von inländischem Getreide und Ölsaaten sowie die Grenz- und Maximalwerte für Mykotoxine im Getreide, erklärt Christian Oesch vom Verband der Schweizer Getreidesammelstellen.

«Die Übernahmebedingungen für Brot- und Futtergetreide, Eiweisspflanzen und Ölsaaten werden unter Koordination der Swiss Granum mit der Branche erarbeitet und jährlich genehmigt», so Oesch weiter.

In der Swiss-Granum-Kommission «Markt-Qualität Getreide» werden jährlich die Richtpreise für Brot- und Futtergetreide sowie Eiweisspflanzen definiert. Beim Brotgetreide wird der Ernterichtpreis in der Regel Ende Juni fixiert, beim Futtergetreide im Frühjahr, berichtet der Experte.

Kurz & bündig

- Nach der Ernte muss das Getreide vermarktet werden.
- Bei einem Verkauf an die Getreidesammelstelle gibt es Übernahmebestimmungen zu beachten. Diese enthalten zum Beispiel Grenz- und Maximal-werte für Mykotoxine.
- LandwirtInnen können ihre Druschfrüchte auch direkt vermarkten und so die Wertschöpfung erhöhen.
- Der Verarbeitungs- und Vermarktungsaufwand wird von den meisten unterschätzt.

Wie differenzieren sich Getreidesammelstellen?

Diese Regelungen gelten für alle Getreidesammelstellen. Doch können sich Getreidesammelstellen in ihrem Angebot auch voneinander differenzieren? «Das geht zum einen über das Angebot verschiedener Dienstleistungen in der Übernahme. Zum anderen über die Vermarktung verschiedener Druschfrüchte und der einzelnen Labels», erklärt Christian Oesch.

Sehr oft bestehen langjährige Partnerschaften zwischen den Bauernfamilien und den Getreidesammelstellen. In Sachen Vermarktung der Druschfrüchte seien ein tragbarer Anfahrtsweg, verlässliche Abladezeiten und eine hochwertige Aufbereitung ihres Dreschguts – also eine gute Reinigung, Trocknung und Separation – die wichtigsten Hauptpunkte für Landwirte.

Der direkte Verkauf der Hofprodukte an die Kunden liegt im Trend. Ein sprunghafter Anstieg der Direktvermarktung von 60 Prozent wurde zwischen den Jahren 2010 (7084 direktvermarktende Betriebe) und 2016 (11 358 direktvermarktende Betriebe) verzeichnet, schreibt der Schweizer Bauernverband SBV. Im Jahr 2020 gaben bereits 12 676 LandwirtInnen an, ihre Hofprodukte direkt zu vermarkten.

«Übernahmebedingungen werden jährlich neu festgelegt»

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Nachfrage nach Mehl aus eigenem Getreide ist gestiegen

Aber nicht nur Obst, Gemüse oder Eier werden gerne im Hofladen gekauft. Das bestätigt Christian Kofmel von der Kofmel Mühle AG in Deitingen SO.

«In den letzten Jahren hat die Nachfrage nach Produkten für die Direktvermarktung zugenommen. Vor allem bei den Dinkelprodukten gibt es viele Landwirte, die ihr eigenes Mehl von ihrem eigenen Dinkel verkaufen wollen», erzählt der Betriebsökonom. Mindestens eine Tonne Getreide müssen Landwirte bei der Kofmel Mühle abgeben, um ihr eigenes Mehl daraus beziehen zu können.

Dass Landwirte ihr eigenes Mehl rein zur Selbstversorgung statt für den Verkauf möchten, sei eher selten der Fall, berichtet Kofmel. «Wir haben Bäcker, die ihr eigenes Getreide bei Landwirten anbauen lassen und dieses dann bei uns zu Mehl verarbeiten lassen», so Christian Kofmel weiter.

Seit mehr als einem Jahrhundert ist die Kofmel Mühle in Familienbesitz. Geführt wird sie inzwischen in der vierten Generation. Ob reine Mehle, Mehlmischungen, Backmischungen, Schrote oder ganze Körner – das Angebot der Kofmel Mühle ist gross. Zu finden sind die verschiedenen Produkte unter anderem im Familien-eigenen Mühlenladen.

«Die Nachfrage nach UrDinkel-Mehl ist gestiegen»

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Klassiker sind gefragt, aber auch Mehl aus alten Getreidesorten

Am gefragtesten seien dort nach wie vor die «Klassiker» unter den Mehlen: Zopfmehl, Bauernmehl oder die klassischen Weizen und UrDinkel-Mehle. Gerade UrDinkel-Mehl habe in den letzten Jahren an Nachfrage zugelegt.

Ebenso beliebt seien Mehle von alten Sorten, wie zum Beispiel Gelbweizen. Diese werden auch vermehrt von den Kunden in der Backstube und der Küche eingesetzt. Bei der korrekten Lagerung zuhause sind zunächst die Zusätze zu beachten, welche die Mühle ihren Mehlmischungen beifügt. «Unser Mehl ist naturbelassen, es werden also keine Backmittel oder Ascorbinsäure zugesetzt», erzählt Christian Kofmel.

Wird das Mehl kühl, trocken und dunkel gelagert, kann es auch lange über das Haltbarkeitsdatum hinaus verwendet werden. Um das Mehl vor Insektenbefall zu schützen, empfiehlt es sich, Mehl und Getreide in einen luftdichten Behälter umzufüllen oder die Packung rasch aufzubrauchen.

Auch Familie Schmid-Kohli aus dem freiburgischen Granges-Paccot vermarkten fast alle auf ihrem Betrieb Ferme de la Faye angebauten Getreide selbst. Der Absatz der Getreideprodukte auf dem Bio-Betrieb mit angegliedertem Hofladen habe sich gut entwickelt, berichtet Ruth Schmid-Kohli.

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«Während der Pandemie hat sich die Nachfrage sicher vervierfacht. Jetzt ist sie aber auf ein ‹normales Mass› zurückgegangen», erzählt die Betriebsleiterin. Der Verkaufsanteil von Mehl zu fertigen Backwaren liegt bei etwa zwei Drittel zu einem Drittel. Es werden also zur Zeit mehr Mehle als fertige Backwaren gekauft.

Auf dem Betrieb werden Weizen, Dinkel, Roggen, Triticale und Hafer in Fruchtfolge angebaut. Darauf bauen die Getreideartikel im Hofladen auf.

Verarbeitungs- und Vermarktungsaufwand wird unterschätzt

Mehl ist ein eher günstiges Lebensmittel. Auf die kritische Frage, ob die Marge für den betriebenen Aufwand tatsächlich ausreicht, antwortet Ruth Schmid-Kohli: «Darauf müssen wir sicher immer ein Auge werfen. In der Regel wird der Verarbeitungs- und Vermarktungsaufwand von den meisten Menschen unterschätzt. Während der Pandemie haben wir die Preise bereits angepasst. Jetzt müssen wir die Preise wohl erneut leicht erhöhen, da letztes Jahr wegen den Witterungsbedingungen vor allem der Dinkel knapp war.»

Jetzt komme auch noch der Krieg in der Ukraine hinzu. Das wirkt sich auch auf die Preise aus. Obwohl die Familie treue Kunden habe, gibt es preislich eine klare Schmerzgrenze nach oben. Die Kunden merken die Teuerungen direkt in ihrem Portemonnaie. Sie haben jederzeit die Möglichkeit auf günstigeres, konventionelles Mehl aus grossen Mühlen zurückzugreifen. Eines ist für Ruth Schmid-Kohli jedoch klar: Ihr Getreide-Lieblingsproduk – aus Dinkelruchmehl gebackenes Sauerteigbrot – ist unvergleichlich. «Es gibt nichts Edleres und Einfacheres zu essen», schwärmt die Bäuerin.

Lohnmischgetreide

Nicht alle LandwirtInnen haben die Möglichkeit, das Futter für ihre Tiere auf ihrem Hof selbst zu mischen. Darauf abgestimmt ist das Lohnmischgetreide-Angebot der UFA sowie zahlreicher anderer Futtermittelhersteller.

Das Konzept ist denkbar einfach: Die Landwirte bringen ihr Futtergetreide (Gerste, Triticale, Weizen, Hafer, Mais, Proteinerbsen oder Kartoffelprodukte) zur Getreidesammelstelle, wo es ihnen auf ein Konto gutgeschrieben wird. Sie tragen keine Lager-, Transport- und Zinskosten und erhalten dafür einen Preis, der 10 % über dem Marktpreis liegt.

Auf die Bedürfnisse ihrer Tiere, sowie auf ihren Bewirtschaftungstyp (ÖLN oder bio) abgestimmtes Futter wird dann auf den Betrieb geliefert. Für die Landwirte kann dies eine Arbeitserleichterung sein, da eigenhändiges Futtermischen ausgelagert wird. Dies schafft mehr Spielraum bei der betrieblichen Raumnutzung. Auch die Konstanz der Futter-Gehalte seien stets gleichbleibend, was eine gute Futterverwertung begünstigt.