Christoph Schmid von der Ferme de la Faye in Granges-Paccot FR bildet seit gut 30 Jahren Lernende aus. Zum einen auf dem Betrieb, den er mit seiner Frau führt, zum anderen seit 1985 als Berufsschullehrer. Seit 2009 ist er in Grangeneuve tätig. Dort unterrichtet er in einem Pensum zwischen 35 und 40 Prozent unter anderem Pflanzenbau und führte bis vor zwei Jahren als Klassenlehrer Lernende, die auf Niveau Berufsattest sind (EBA).

Zwei Methoden für besseres Leseverständnis

Lernschwächen bei jungen Menschen sind ihm vertraut. «Es mag ein subjektiver Eindruck sein: Aber das Leseverständnis nimmt stetig ab.» Schmid nutzt verschiedene Methoden, damit seine SchülerInnen Texte verstehen.

Eine davon ist, dass die Lernenden beim ersten Lesen nichts anstreichen dürfen. Beim zweiten Lesen sollen sie überlegen, was ihnen wichtig erscheint, und Fragen formulieren. «Das klappt oft, auch wenn manchmal die Fragen sehr oberflächlich sind.» Beobachtet Schmid, dass ein Lernender nichts aufschreibt, setzt er sich dazu und hilft.

Eine zweite Methode ist, die Lernenden ein Merkblatt zum Thema verfassen zu lassen, auf dem sie das Gelesene in eigenen Worten oder mit Zeichnungen darstellen.

Mit einer EBA-Klasse hat er das Thema «Korrekt Heu zetten» in einer Art Schaukasten darstellen lassen: in einer Schachtel mit Plastikfiguren und kleinen Traktoren. Das habe extrem gut funktioniert – sei aber natürlich sehr zeitaufwendig.

Die Zeit sei sowieso ein Thema: «Manchmal muss ich Themen weglassen.» Er lege Wert darauf, den Bezug zum Betriebsalltag zu verdeutlichen, und überlege, was entscheidend sei für die Zeit nach der Lehre. «Dazu gehören zum Beispiel die Vorschriften und Gesetze rund um Pflanzenschutzmittel und die eigene Sicherheit bei deren Anwendung», betont Schmid.

Neben dem Lesen sei auch das Rechnen wichtig. «Ein ehemaliger Schulleiter in Grangeneuve hat einmal gesagt, es brauche in jeder Lektion mindestens eine Rechnung.» Auch für ihn sind Rechnungen wichtig, damit die Übung erhalten bleibt. Bei der Anwendung – sei es Dünger oder Pflanzenschutz – weist er auf all die Apps hin, die es mittlerweile gibt. «Diese unterstützen im Alltag sehr.»

Die Unterstützung aus dem Umfeld ist entscheidend

Im Gegensatz zu Anne Stettbacher ist Christoph Schmid kein grosser Befürworter von Nachteilsausgleichen: «Oft hapert es an der Konzentration.» Er gebe den Lernenden in Prüfungen so viel Zeit, wie sie brauchen, um die Aufgaben zu bearbeiten. Wichtiger als Nachteilsausgleiche scheint ihm, dass die Lernenden von den BerufsbildnerInnen und von den Eltern unterstützt werden. «Wenn etwa die Eltern den Sinn einer Ausbildung nicht sehen, wird es schwierig.»

Als Berufsbildner und Betreuer von Zivildienstleistenden und Praktikantinnen hat er viel erlebt: von jungen Menschen, die mit einer Attestlehre begonnen haben und sich bis in die Berufsleiterschule hochgearbeitet haben, bis zu Lernenden, die trotz aller Bemühungen des Umfelds keine Ausbildung erfolgreich abschliessen konnten.

Lernende darauf vorbereiten, selbstständig zu arbeiten

Auf dem Betrieb bespricht Schmid jeden Tag das Programm mit den Lernenden. Bei Menschen mit Lernschwäche nimmt er sich viel mehr Zeit und kontrolliert. «Meistens klappt es gut, wenn wir eine Arbeit zusammen ausführen.» Etwas alleine zu erledigen, sei dann eine Überforderung. Die Herausforderung sei, ihnen beizubringen, die verschiedenen Arbeiten klug einzuteilen. «Ich will sie darauf vorbereiten, später selbstständig auf einem Betrieb zu wirtschaften.»