Kurz & bündig
- Lukas Glauser hat sich in seinem Hofladen in Wichtrach BE für einen Zahlautomaten entschieden, um den Laden attraktiv zu machen.
- Noch ist der Automat nicht für alle KundInnen selbsterklärend – trotz diverser Erklär-Kleber.
- Als Alternative stehen ein Twint-Code und ein Kässeli im Hofladen.
Familie Glausers Hofladen im bernischen Wichtrach ist ein Schmuckstück: Hell, luftig, schön hergerichtetes altes Holz. Schiefertafeln, auf denen in Berndeutsch das Sortiment erklärt wird. Eine Kommode, in deren Schubladen Eier für Abonnenten stecken. Schön beleuchtetes Gemüse, saisonal unterschiedlich platzierte, selbst hergestellte Produkte, von der Konfitüre über die Glacé bis zum Sirup.
«Wenn wir am Stadtrand von Bern wären, hätten wir mehr Kundschaft», ist Lukas Glauser (27) überzeugt. Denn er setzt konsequent auf Bio-Produkte aus der Region, bis auf ganz wenige Ausnahmen. Dennoch ist er mit dem «Lädeli» zufrieden. Die Idee hatte er anfangs 2020, eröffnen konnte er den Hofladen im Herbst 2021.
Bezahlt wird im Hofladen am Automaten, per Twint oder am Kässeli
Wer im Laden einkauft, kann sich einen Block und einen Stift nehmen und die Preise laufend notieren. Am Ende des Rundgangs bezahlt die Kundschaft an einem Automaten, der Karten, Twint und Bargeld akzeptiert. Im Grundsatz zeigt sich Glauser damit zufrieden, doch einiges hapert noch.
So müssen die Kundinnen zwingend auf einen Knopf mit der Aufschrift «Einkauf abschliessen» drücken, bevor sie zahlen können. Obwohl Glauser auf dem Automat diverse Kleber und Texte mit Erklärungen angebracht hat, ist der Automat für einzelne Kunden nicht selbsterklärend.
[IMG 3] Hierfür stehen daneben ein QR-Code für Twint-Zahlung und eine Bargeldkasse bereit. Anrufe von hilfesuchenden Kunden hat Glauser aber kaum, obwohl er seine Mobilnummer auf dem Automaten angebracht hat.
In den nächsten Wochen wird nun das Karten-Terminal ersetzt. Neu wird es auch die Möglichkeit geben, bei Bedarf den Code zur Karte einzugeben. Bewährt sich dieses Terminal, will Glauser die ganze Abdeckung neu gestalten und übersichtlicher beschriften.
Ein Zahlautomat macht den Hofladen von Lukas Glauser attraktiv
Lukas Glauser hat sich für diesen Automaten entschieden, weil er beim Herumhören bei anderen Hofläden einen guten Eindruck hinterliess. Er sagt selbstkritisch: «Im Nachhinein ist mir bewusst, dass ich zu wenig intensiv Alternativen geprüft habe.»
[IMG 4] Nur Twint-Code und eine Kasse für Bargeld wollte er hingegen nicht: «Mir war wichtig, von Anfang an möglichst viele Zahlmethoden anzubieten. Das macht den Laden attraktiv.» Was Glauser einnimmt, ist in einer App ersichtlich, die zum Automaten gehört. Das Bargeld bringt er auf die Bank und zahlt es auf das Hofladen-Konto ein. Bei den Karten- und Twint-Zahlungen wird jede Zahlung einzeln angeschaut und manuell verbucht in der Buchhaltung.
In Noflen, acht Kilometer von Thun entfernt, führen Lukas Glausers Eltern seit 2005 ihre Bio-Baumschule. Noflen ist der Dreh- und Angelpunkt des Betriebs: Dort essen am Mittag alle zusammen. In der Küche werden ebenfalls die Produkte, welche im Hofladen stehen, von Schwester Karin hergestellt.
Glausers Hofladen steht auf dem Pachtbetrieb in Wichtrach
Den Hofladen bewirtschaften vor allem Lukas Glauser, Ursula Wäfler und Karin Glauser. Lukas Glausers Partnerin Martina Beutler kümmert sich insbesondere ums Marketing und die ganze Administration des Hofladens.
Der Hofladen in Wichtrach steht auf dem Biohof Glauser. Lukas Glauser konnte den Betrieb im Januar 2021 in Pacht nehmen und hat ihn seither auf Bio umgestellt. Seit Januar 2023 gehört der Betrieb zu «Glauser’s Bio-Baumschule GmbH». Der Zusammenschluss erleichtert vor allem die Administration.
Auf dem Bio-Hof leben die Verpächter, mit denen sich Lukas Glauser sehr gut versteht: «Sie melden sich, wenn ihnen beim Hofladen oder bei den Tieren Ausserordentliches auffällt.» Glauser hält Mutterkühe und eine Herde von rund hundert Legehennen einer Zweinutzungsrasse.
Das exklusive Bio-Sortiment im Hofladen hat seinen Preis
Das Sortiment im Hofladen ist eher teuer, was dem Bio-Sortiment geschuldet ist. Glauser kalkuliert die Preise beim Gemüse auf Basis der Direktvermarktungs-Richtpreise von Bio Suisse.
Bei den selber produzierten Produkten werden folgende Punkte bei der Preisgestaltung mitberücksichtigt:
- Zutaten
- Verpackung
- Arbeits- und Transportzeit
- Amortisierung der Küche unddes Hofladens
Glauser geht von einem Stundenansatz von 35 Franken aus. Er hält es schlicht nicht für sinnvoll, Produkte unter dem Produktionspreis zu verkaufen. Was zu wenig gut läuft und in der Herstellung zu teuer ist, nimmt er aus dem Sortiment.
Zwar gibt es Videoüberwachung im Hofladen, doch Glauser setzt auf Vertrauen
Zum Sortiment gehört auch eine kleine Auswahl an Fleischwaren (Würste und Hamburger). Das Fleisch seiner Mutterkühe vermarktet er direkt und lässt die Gourmetpakete auf dem Hof abholen. Im Hofladen verkauft er es nicht.
Ein gewisses Diebstahlrisiko gibt es in jedem Hofladen. Glauser hat seinen Hofladen mit Kameras ausgestattet und weist auf dem Kassenautomaten darauf hin, dass jeder Diebstahl der Polizei gemeldet und mit 500 Franken Umtriebsentschädigung bestraft wird.
Der Aufwand, die Bänder der Videoüberwachung anzuschauen, ist relativ hoch. Glauser will sich «in einem ruhigen Wintermonat mal überlegen», wie er mit dem ganzen Thema Diebstahl umgehen will. Im Moment überwacht er zwar, bringt seiner Kundschaft aber viel Vertrauen entgegen.
Seit zwei Jahren ist der Laden nun offen: Glauser zieht ein positives Fazit. Die Lage sei ideal. Trotz zwei weiterer Hofläden in Wichtrach habe er Kundschaft gefunden. Die «Feierabendkunden» seien etwas preissensibler und würden eher im konventionell produzierenden Laden einkaufen. Seine Tageskundschaft schätze das Bio-Sortiment.
Lange Bewilligungsphase, aber nun macht der Laden Freude
Der Bau des Ladens war nicht ganz hürdenfrei: Glauser wollte ursprünglich mit Rundholz bauen. Der Denkmalschutz hatte andere Vorstellungen. Am Ende gab es einen Kompromiss, der für alle in Ordnung ist. Die Bewilligungsphase sei nervenaufreibend gewesen und habe mit sieben Monaten doppelt so lange gedauert, wie er erwartet habe. Dafür hat Glauser nun einen Laden, der ihm und der Kundschaft Freude macht und erfreulich gut läuft.
Der gelernte Landmaschinenmechaniker und Landwirt EFZ tüftelt gerne und hat einige Zukunftsideen, zum Beispiel:
- Sortimentserweiterung durch mehr hofeigene Verarbeitungsprodukte
- «Food to Go»
- Selbst Getreide mahlen
- Hühner mit selbst hergestelltem Futter ernähren (Keimgetreide aus eigenem Getreide mit Schotten aus der Dorfkäserei kombinieren).
Ob die Zeit dafür da ist? Glauser lacht. Denn der Hofladen gibt mehr zu tun, als er ursprünglich dachte: Rund drei Stunden pro Tag sind Glauser oder seine Angestellte damit beschäftigt, Waren aufzufüllen oder den Laden sauber zu halten. «Deshalb schauen wir nun mal, dass der Alltag rund läuft.»
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Betriebsspiegel Bio-Hof Glauser
Famile Glauser, Noflen BE
LN: 12 ha (Wichtrach), 13 ha (Noflen)
Kulturen: Brotweizen, Speisehafer, Kunst- und Naturwiesen, Freiland-Erdbeeren
Tierbestand: 7 Mutterkühe mit Kälbern, 100 Legehennen, 100 Küken (Aufzucht bis 16 Wochen, Zweinutzungsrasse)
Weitere Betriebszweige: Bio-Hof und Hofladen gehören zu «Glauser's Bio-Baumschule GmbH»
Arbeitskräfte: Bio-Hof Glauser, Wichtrach: Lukas Glauser (100 %) und Ursula Wäfler (80 %) Martina Beutler (60 %)
Glauser's Bio-Baumschule, Noflen: rund 15 Vollzeit-Stellen
Mit der Karte im Hofladen bezahlen
Ein attraktiver Hofladen bietet seinen KundInnen eine breite Auswahl an Möglichkeiten, die Ware zu bezahlen. Mit der Unterstützung eines Zahlungsanbieters kann der Hofladen diverse Zahlungsarten einfach und unkompliziert anbieten. Der Zahlungsanbieter dient als Schnittstelle zwischen dem Hofladen als Händler und dem Kunden.
Einer dieser Anbieter ist die Thuner Firma Payrexx. Sie kümmert sich um das Technische und um die Sicherheit während der Transaktionen. Damit ist sichergestellt, dass Kundendaten nicht in falsche Hände geraten. Denn Unternehmen, die Transaktionen abwickeln, sind strengen Sicherheitsvorkehrungen unterworfen, so Payrexx. Um digital im Hofladen zu bezahlen, lässt sich auf der Website von Payrexx ein Abonnement abschliessen. Der Händler kann in seinem Payrexx-Konto mit einem Klick die Zahlungsarten hinzufügen, die er seiner Kundschaft anbieten will. Danach kann er einen QR-Code erstellen, den er ausgedruckt als Poster oder Theken-Steller verwenden kann.
Scannt der Kunde mit seinem Smartphone den QR-Code, wird er direkt auf die Zahlungsseite weitergeleitet, wo er seine bevorzugte Zahlungsart auswählen und digital bezahlen kann. Payrexx bietet die Zahlungsarten PostFinance, Twint, Mastercard, Visa, Samsung Pay und Google Pay an.
Gratis ist dies für den Hofladen nicht: Die Transaktionsgebühren unterscheiden sich je nach Zahlungs-art und Abonnement. Dabei gilt es auf den eigenen Umsatz zu achten und ein passendes Angebot auszuwählen.
Payrexx macht keine Angaben dazu, ab welchem Umsatz es sich lohnt, alternative Zahlungsarten anzubieten. Mehr Auswahl an Zahlungsarten bringe grundsätzlich mehr Kundschaft und erhöhe den Umsatz. Zudem werde die bargeldlose Zahlung immer beliebter, und viele Menschen sind ohne Bargeld unterwegs. Payrexx ist der Ansicht, dass ist es inzwischen fast überall, wo etwas verkauft oder Eintritt verlangt wird, ein Muss geworden sei, Alternativen wie Kredit- und Debitkarten, Twint und Co. anzubieten.