Kurz & bündig
-Didier Banderet hat ein Regenwasserbecken gebaut, um seine Kartoffeln in trockenen Sommern bewässern zu können.
-Das Projekt begann 2018 und wurde 2021/2022 abgeschlossen; insgesamt kostete es 330 000 Franken.
-Banderet setzt auf nachhaltige Bewässerungs- und Anbaumethoden, um Wasser zu sparen und Erosion zu verhindern.
«Die Zuckerrüben sind faul», sagt Didier Banderet. «Wenn ich sie bewässere, wachsen sie nicht in die Tiefe.» Banderets Betrieb ist in Nuvilly FR, seine Flächen verteilen sich auf das ganze Dorfgebiet, das zwischen 602 und 797 m ü. M. liegt. Der Höhenunterschied ist für Banderet eine Herausforderung: Um seine neun Hektaren Kartoffeln zu bewässern, muss er Wasser aus dem kleinen Fluss La Petite Glâne hochpumpen.
In den stets wärmer werdenden Sommermonaten mit wenig Regen wird das zum Problem: Pumpverbote aus den Fliessgewässern kommen immer früher. «2015 war ein katastrophales Jahr für den Kartoffelbau», erzählt Banderet. Er stand vor der Wahl, den Kartoffelanbau aufzugeben oder nach Alternativen zu suchen.
Am Ende entschied er sich, ein Regenwasserbecken anzulegen. «Ich habe in Australien gearbeitet. Dort bauen sie Deiche, um Regenwasser zu speichern und die Schafe in der Trockenzeit zu tränken.» Auch Frankreich hat ihn inspiriert: Dort ermöglichen Wasserbecken, im Winter Vorräte anzulegen und den Wassermangel im Sommer auszugleichen.
Das Becken fügt sich harmonisch in die Landschaft ein
Mit dem Projekt hat Banderet 2018 begonnen. Gebaut wurde in den Jahren 2021 und 2022. «Zuerst haben wir alle Leitungen unterirdisch verlegt und danach das Becken angelegt.» Bei den Leitungen stand Banderet vor der Herausforderung, dass diese teilweise unter der Strasse durchführen und das Mobilfunknetz tangierten.
Die dicke Folie, die das Becken auskleidet, wurde im Sommer 2022 verlegt. Banderet erinnert sich, dass es unglaublich heiss war: «Wir haben morgens um 5 Uhr begonnen, gegen Mittag war ans Weiterarbeiten nicht mehr zu denken.»
Bei Banderet fügt sich das Becken harmonisch in die Landschaft ein. Es ist von einem stabilen Zaun umgeben, damit keine Wildtiere darin ertrinken. Im Becken haben sich Frösche angesiedelt, über der Wasserfläche kreisen Libellen. Bäume, welche die Wasserfläche beschatten und so die Verdunstung etwas reduzieren würden, hat Banderet bewusst keine gepflanzt: Zum einen könnten die Wurzeln die Folie beschädigen, zum anderen verstopfen Blätter das Leitungssystem.
Im Becken kann Banderet 4000 Kubikmeter Wasser speichern. Das Wasser kommt von seinen 2500 Quadratmetern Dachfläche, aus der Petite Glâne und insbesondere dieses Jahr vom Regen. Banderet will möglichst wenig bewässern und mit dem Wasser nachhaltig umgehen. Deshalb arbeitet er seit zehn Jahren mit Sonden, die mit dem «Bewässerungsnetz» der HAFL verbunden sind. Damit bekommt er Anhaltspunkte, wann eine Bewässerung nötig ist. Banderet hat für seinen Rollomat zudem 2024 einen Raindancer angeschafft. Das Modul ist am Rollomat befestigt und vermindert GPS-basiert Überlappungen beim Bewässern.
Dass Banderets Betrieb im Kanton Freiburg liegt, war für ihn in Sachen Bewilligungen ein Vorteil: Die Baubewilligung hat er problemlos, ohne Einsprachen und ohne grosse Auf-lagen erhalten. Falls er das Becken irgendwann nicht mehr benötigt, muss er das Gelände wieder in den Ursprungszustand zurückversetzen.
2023 sammelte Banderet erste Erfahrungen mit seinem Becken: Er konnte zwei Bewässerungsgaben à 20 Millimeter ausbringen, als es nicht mehr erlaubt war, Wasser aus der Petite Glâne zu pumpen. «Je nach Jahr kann das für die Ernte entscheidend sein», sagt er. Nach diesen zwei Gaben ist das Becken leer und Banderet muss auf Regen oder die Aufhebung des Pumpverbots hoffen.
Betriebsspiegel Didier Banderet
Didier Banderet, Nuvilly FR
LN: 45 ha
Kulturen: Weizen, Raps, Kartoffeln, Zuckerrüben
Tierbestand: 300 Kälbermast-plätze, 6500 Mastpouletplätze
Arbeitskräfte: Betriebsleiter, 4 Saisonmitarbeiter (Kartoffelernte), Vater des Betriebsleiters bei Arbeitsspitzen
Hohe Investitionen, Vorgaben kantonal verschieden
Seinen Berufskollegen rät Banderet, sich als Erstes bei den kantonalen Behörden nach den Vorschriften zu erkundigen. Banderets Betrieb liegt an der Grenze zum Kanton Waadt – dort würden andere Vorschriften gelten, erklärt er. Sinnvoll sei, sich nach finanzieller Unterstützung auf Bundes- oder Kantonsebene zu erkundigen. Denn die Investition ist beträchtlich: Banderets Projekt hat 330 000 Franken gekostet; davon hat das Regenwasserbecken (inkl. Erdarbeiten, Planung und Maschendrahtzaun) 120 000 Franken gekostet. Der Rest ist in den Bau der Leitungen, die zwei Pumpen, den Rollomat, zusätzliche Stromleitung für eine Pumpe und die Ingenieursarbeiten geflossen.
Banderet hat 2023 beim Wettbewerb «Klimaplan Landwirtschaft» des Kantons Freiburg mitgemacht. Sein Regenwasserbecken gehört zu einem der sechs prämierten Projekte. Ende Mai 2024 konnte er dafür ein Preisgeld in der Höhe von 18 000 Franken entgegennehmen.
Leitfaden Bewässerungsprojekte
Seit Mai 2024 ist auf der BLW-Seite ein Leitfaden für Bewässerungsprojekte online. Der Leitfaden hat eine breite Trägerschaft und wurde von der HAFL mitverfasst.
www.diegruene.ch/leitfaden-wasser
Strategien für einen nachhaltigen Umgang mit Wasser
Auf Banderets Betrieb fand Ende Juni 2024 auch die Gründungsversammlung des «Forums nachhaltiges Wassermanagement in der Landwirtschaft» statt (siehe Kasten). Dort wurden Strategien zum nachhaltigen Umgang mit Wasser in der Landwirtschaft vorgestellt. Banderet setzt einiges davon schon um: Wie eingangs erwähnt, bewässert er die «faulen» Zuckerrüben nicht. Zuckerrüben und Raps baut er im Strip-Till-Verfahren an. Bei den Kartoffeln setzt er auf einen Grubber und eine Umkehrfräse, bei der Pflanzung nutzt er für den Erosionsschutz einen Dyker (Lochstern, der an die Setzmaschinen angehängt wird). Weist eine Parzelle ein erhöhtes Erosionsrisiko auf, mulcht Banderet.
Nach den Zuckerrüben kommt als Zwischenfrucht eine Hafer-Roggen-Mischung als Erosionsschutz aufs Feld. Als weitere Zwischenfrucht baut er im Sommer eine Mischung aus Hafer, Guizotia und Ackerbohne an. Ob mit der Zwischenfrucht oder dem Becken: Didier Banderet hält das Wasser auf seinem Boden zurück – für trockene, heisse Zeiten.
Das bietet das «Forum nachhaltiges Wassermanagement in der Landwirtschaft»
Ende Juni 2024 ist das «Forum nachhaltiges Wassermanagement in der Landwirtschaft» gegründet worden. Es setzt sich aus einem Verein und einer Wissensplattform zusammen. Der Verein wird von Andreas Keiser, HAFL, präsidiert. Ziel ist, der Landwirtschaft in der Diskussion um Wassernutzung eine Stimme zu geben. Im Verein können Privatpersonen und Firmen Mitglied werden.
Agridea betreut die Wissensplattform auf der Website Agripedia. Nach und nach wird Wissen rund um nachhaltiges Wasser-management zusammengetragen.
Die Arbeitsgruppen (aktuell: Retention, Bewässerung, Alp) arbeiten an einer spezifischen Fragestellung.
Geplant ist mindestens einmal jährlich eine Tagung.
