Kurz & bündig
- Wer vom «Büechli» auf ein digitales Hilfsmittel umsteigen will, darf den Erstaufwand nicht unterschätzen.
- Sinnvoll ist, die digitalen Aufzeichnungen als Managementhilfen zu nutzen und nicht nur, um die administrative Pflicht zu erfüllen.
«Oft machen Landwirte digitale Aufzeichnungen nur, um die administrative Pflicht zu erfüllen», beobachtet Christian Eggenberger, Leiter Beratung Entwicklung Innovation am Arenenberg, dem Kompetenzzentrum für Landwirtschaft des Kantons Thurgau. Das bedauert er: «Diese Aufzeichnungen müssten als wichtige Managementhilfen dienen.»
Denn Aufzeichnen und Dokumentieren gehört zum landwirtschaftlichen Alltag: Vom Fruchtfolgerapport über den Feldkalender bis zur Tierverkehrsdatenbank kommt einiges zusammen.
Die Daten dienen einerseits der ÖLN-Kontrolle, andererseits werden sie übers Agate-Portal in die jeweiligen Kantonssystem eingespeist, als Basis für die Berechnung der Direktzahlungen. Das Agate-Portal bündelt den Zugang zu Anwendungen wie Hoduflu, TVD und den Kantonssystemen.
Doch für die ÖLN-Kontrolle braucht es detailliertere Daten – die, sauber ausgewertet, dem eigenen Betrieb durchaus nützlich sein können. Einige der digitalen Hilfsmittel haben Schnittstellen zu den Kantonssystemen: Barto etwa zu Gelan (BE, FR, SO) und Lawis (BL, LU, TG, SH, ZG).
Arenenberg-Merkblätter zu digitalen Aufzeichnungshilfen
Als Vorreiter in der Digitalisierung erlebt Christian Eggenberger die Lohnunternehmerbetriebe. «Je mehr Systeme fest verbaut sind – etwa Lenkssysteme –, desto schneller werden sich die Techniken durchsetzen», ist Eggenberger überzeugt.
Im Alltag beobachten er und seine Mitarbeitenden, dass der Digitalisierungsgrad mit dem Betriebsleiter stehe und falle. Die Spanne der eingesetzten Mittel sei sehr gross. «Häufig beachten wir ein gewisses Misstrauen gegenüber automatisierten Systemen», so Eggenberger. Dann werde doch auf Systeme gesetzt, bei denen eine gewisse Kontrolle möglich sei und von Hand eingegriffen werden könne.
Um die Hemmschwelle vor den digitalen Helfern zu verringern, hat das Arenenberg-Team Merkblätter zu digitalen Aufzeichnungshilfen verfasst. Dabei haben sie vier Programme getestet:
Der Weg führt vom «Büechli» zum Smartphone
Aber welches Programm ist überhaupt für welchen Betrieb geeignet? Braucht es sie überhaupt oder ist ein Notizbuch nicht manchmal sinnvoller als eine App, die Einarbeitung und Geld kostet? Denn gratis sind die Programme nicht, wie die Übersicht zeigt.
Das «Büechli» habe nach wie vor seine Vorteile, sagt Eggenberger: Dort nämlich, wo nur «Strichli» oder «Chrüzli» gemacht werden müssen.
Digiflux: PSM und Nährstoffe digital erfassen
Eine der Folgen der Parlamentarischen Initiative 19.475 («Absenkpfad») ist die Mitteilungspflicht von Pflanzenschutzmitteln und Nährstoffen. Das Bundesamt für Landwirtschaft baut dafür dazu ein Informationssystem auf, mit der Idee, die administrativen Aufgaben zu vereinfachen.
Der Handel und die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sind ab 1. Januar 2025 mitteilungspflichtig. Ab 1. Januar 2026 müssen auch der Verkauf und die Weitergabe von Dünger und Kraftfutter auf Digiflux eingetragen werden. Der Handel von Raufutter und die Anwendung von Nährstoffen kann freiwillig ebenfalls ab dem 1. Januar 2026 auf Digiflux erfasst werden.
Bestehende Softwares sollen eingebunden bzw. abgelöst werden, die Nährstoffbilanz (Tiere und Flächen) ab 1. Januar 2025, Hoduflu ab 1. Januar 2026.
Mit den aktuellen Entwicklungen, etwa der Auszeichnungspflicht von Pflanzenschutzmittel, Dünger und Kraftfutter auf der Plattform Digiflux, führt der Weg je länger je mehr vom «Büechli» weg hin zum Smartphone.
In den Merkblättern geben die Arenenberg-Mitarbeitenden Hinweise, wer sich welches der vier Programme ansehen sollte.
Zusammengefasst sagen sie:
- Agroplus: Geeignet, um ÖLN-Aufzeichnungen zu machen und sich mittels eines Ampelssystems einen Überblick über den Nährstoffsaldo zu verschaffen.
- Barto: Vielfältig, vom Feldkalender bis zur Analyse der Biomassekarte. Möglichkeit, den Deckungsbeitrag pro Kultur zu ermitteln
- eFeldkalender: ÖLN-relevante Daten können eingetragen und ausgewertet werden, Möglichkeit, das Betriebsdossier zusammenzustellen und auszudrucken.
- Isagri Geofolia: Alleskönner, geeignet für Betriebe, die umfassende Auswertungen und Kostenanalysen machen möchten und bereit sind, die Daten konsequent einzutragen.
Generell gilt: Wer sich in eines der digitalen Hilfsmittel einarbeiten will, braucht Zeit. Deshalb raten die Arenenberg-Mitarbeitenden:
- In Ruhe die Merkblätter durchlesen, bei Interesse einen Probezugang lösen.
- Den Erstaufwand nicht unterschätzen.
- Die Schulung des jeweiligen Anbieters besuchen
- Die erforderlichen Stammdaten vollständig eingeben
- Konsequent mit dem Programm arbeiten, also nach jeder abgeschlossenen Tätigkeit die Feldkalenderdaten eingeben, damit das Programm stets aktuell ist.
Übersicht der verschiedenen Aufzeichnungshilfen
Die Übersicht ist auf dem Stand von Stand Januar 2024. Die Angaben stammen von den verschiedenen Anbietern. Von den Anbietern AgLeader, Farmdok, Farmtune, Hallauer ÖLN und xFarm kamen bis Redaktionsschluss (Janaur 2024) keine Rückmeldungen.
eFeldkalender
- Feldkalender (Bodenbearbeitung, Saat, Düngung, Pflanzenschutz, Pflege, Ernte)
- Inventar Dünger, PSM
- Journal Düngemitteleinsatz
- Fruchtfolgerapport
- Fruchtfolgeplanung ab Sommer 2024
- SuisseBilanz ab 2025 oder 2026
- Auslaufjournal ab 2024
- Diverse Planungs- und Auswertungsmöglichkeiten
Preis
Fr. 125.–
Barto
- Feldkalender
- Parzellenverzeichnis
- Wiesenjournal
- Auslaufjournal,
- Dokumentation Fruchtfolgeanteile/Anbaupausen
- Anteil Öko-Flächen und BFF auf Ackerfläche
- Suisse-Bilanz
- Hilfsstoffeinsatzlisten (Dünger, PSM)
- ab Frühling 2024: Baustein Kontrolldossier mit Uploadfunktion für Bodenproberesultate, Spritzentest usw.
Preis
Der Feldkalender als Basismodul inkl. die 365Crop-App sind kostenlos nutzbar.
AgriCircle
- Beratungstool für Regenerative Landwirtschaft
- Satelliten-basierter Vergleich von Feldern mit Betrieb und Region
- Testabfrage über MyFarmIQ
Preis
0,50 Fr. pro ha
IPS-App Feldkalender
- Aufzeichnung sämtlicher Feldarbeiten (inkl. Düngemitteleinsatz und PSM-Einsatz)
- Fakultativ: Hinterlegen der eingesetzten Personen und Maschinen (Swiss Gap)
Ab Sommer 2024 wird die App in ein modernes Farmmanagement-Tool mit weiteren Modulen (Weide- und Auslaufjournal) umgewandelt.
Ab 2025 wird das System Digiflux-tauglich sein (Meldung PSM-Einsatz ab 2025, Berechnung Nährstoffbilanz ab 2026 via Digiflux).
Preis
Kostenlos für IP-Suisse-Mitglieder
www.ipsuisse.ch/produzenten/services/#ips-app-feldkalender
Farmsolution Feldmanger
- Übersicht Kulturland (Parzellen/Schläge mit Bodenproben)
- Übersicht Viehbestand
- Übersicht Maschinenpark (Zugfahrzeuge, Maschinen, Geräte)
- Übersicht Betriebsmittel (Saatgut, Dünge- und PSM)
- Laufende Erhebung im «Tagebuch» (auch via Mobile-App) aller Applikationen und Arbeiten
- automatische Auswertung für den ÖLN
Preis
Feldmanager Fr. 450.–
IP-Manager Fr. 300.– (ausreichend für ÖLN)
John Deere Operations Center
Planen, aufsetzen, durchführen und auswerten:
- Maschinendaten
- Feldarbeiten
Preis
Konto im John Deere Operations Center kostenlos
www.operationscenter.deere.com
Nachweis.Plus
Planung, Beratung, Kontrolle und Verwaltung:
- ÖLN
- Biolandbau
- Gewässerschutz
- Berechnung der Suisse-Bilanz, GMF sowie Fruchtfolge nach Kulturanteil und Anteil BFF
- Ausgelegt für den Mandanteneinsatz. Als Einzelplatz und Netzwerkversion erhältlich.
Preis
Einzelversion (ab zehn bis unbeschränkte Anzahl Mandanten): ab Fr. 460.– bis 2450.–
Netzwerkversion (ab zehn bis unbeschränkte Anzahl Mandanten) ab Fr. 620.– bis 4240.–
Agro-Tech
Der Betrieb von Agro-Tech wird Ende 2025 eingestellt. Agridea empfiehlt Barto (wird sämtliche Funktionen rund um Digiflux anbieten). Bis dann gilt:
- sämtliche ÖLN-relevanten Daten
- Schlagregister mit allen Massnahmen
- Zusammenzug der Flächen und BFF
- Düngerrapport
- Suissse-Bilanz
- Anbindung an die TVD
- parzellengenauer Düngereplan
- Datenerfassung via App möglich
Preis
Mietlizenz für 12 Monate:
Fr. 120.– easy nur Schlagregister
Fr. 239 .– für Schlagregister und Suisse-Bilanz
Fr. 284.– für Schlagregister, Suisse-Bilanz und Tierregister (TVD)
Agrarmonitor
- ausgebrachte Saatgüter
- Düngemittel
- PSM
Preis
2900 € Grundgebühr, zzgl. 29 €/Monat und mobilem Erfassungsgerät
Next Farming
Dokumentation, Planung und Auswertung sämtlicher Feldarbeiten.
Preis
Grundfunktionen kostenlos, erweiterte Funktionen kostenpflichtig
Nachweis/Betvor
Planung, Beratung, Kontrolle und Verwaltung:
- ÖLN
- Biolandbau
- Gewässerschutz.
- Berechnung der Suisse-Bilanz, GMF sowie Fruchtfolge nach Kulturanteil und Anteil BFF
Ausgelegt für den Mandanteneinsatz, erhältlich als Einzelplatz und Netzwerkversion.
Preis
«Nachweis»: Fr. 195.–, Updates bei neuer Wegleitung ca. 25 Fr. bis 35.–.
«Betvor»: Fr. 325.–, Updates bei neuer Wegleitung ca. Fr. 35 bis 45.–
Isagri
- Aufzeichung Arbeiten pro Parzellen, verwendete Produkt
- Aufzeichung Arbeitskräfte und Material
- automatische Übernahme der Kosten (Produktionskosten)
- Link zur Übernahme der offiziellen Kartendaten
- Suisse Bilanz, Feldkalender
- Katalog der zugelassenen Pflanzenschutzmittel (Zulassungsnummer, Dosis, usw.)
Preis
Individuell, je nach Modul
Agroplus
- Erfassung über Smartphone-App von
- Parzellen und Unterparzellen
- Bodenproben
- Haupt- und Nebenkulturen, inkl. Kulturmassnahmen
- Tierkategorien
- Hofdünger/Düngerplanung
- Warnlampen für Einhaltung der Kriterien für ÖLN-Kontrolle inkl. TS-Kontrollrechnung
- Dokumentierung GMF und SwissGap
Preis
Grundlizenz Fr. 890.– pro Dossier, Jahreslizenz Fr. 144.–