Kurz & bündig
-Agxeed baut leistungsstarke Feldroboter für konventionelle Anbaugeräte.
-Landwirt und Lohnunternehmer Beat Mathys in Cressier FR ergänzt 2024 seinen Maschinenpark mit einem Feldroboter.
-Bei bisherigen Einsätzen wurde eine hohe Effizienz und Arbeitsqualität erreicht.

Beat Mathys aus dem freiburgischen Cressier ist ein Landwirt, der an die Zukunft glaubt. Er baut derzeit einen neuen Milchviehstall und im Frühling 2024 wird ein Feldroboter seinen Maschinenpark ergänzen. Mathys war Neuheiten gegenüber immer interessiert. Er hat beispielsweise im Jahr 2007 als Erster die All-in-One-Kartoffel-Legetechnik in der Schweiz angewendet.

Als er den Feldroboter namens AgBot 5.115T2 von Agxeed an den Agroline-Feldtagen in Kölliken 2023 das erste Mal im Einsatz gesehen hatte, wusste er noch nicht so recht, was er davon halten sollte. Mathys überlegte sich, wo und wie ihm der Feldroboter einen Nutzen bringen könnte. Als Kartoffelspezialist baut er selbst 25 Hektaren an. Zudem führt er auch ein Lohnunternehmen in diesem Bereich und verantwortet weitere Flächen.

Hohe Ansprüche andie Arbeitsqualität

Er kennt deshalb saisonale Arbeitsspitzen, und vor dem Fachkräftemangel ist auch die Landwirtschaft nicht verschont. Qualifizierte Fahrer zu finden ist nicht einfach. Aus diesen Gründen befasste sich Beat Mathys nach den Agroline-Feldtagen 2023 intensiv mit dem AgBot 5.115T2. Später im Jahr fand eine Feldvorführung auf seinem Betrieb statt. Mathys war gespannt, wie sich der Feldroboter verhält: Ob er alle 30 Meter eine Fehlermeldung absetzt, ob er das Anbaugerät richtig bedienen kann und ob er überhaupt am richtigen Ort wendet und eine ganzflächige saubere Arbeit hinkriegt.

Mathys hat hohe Ansprüche bei der Feldbewirtschaftung. Präzision und exakte Arbeitsausführung sind das Markenzeichen seines Lohnunternehmens. Hier hat er sich vom Agxeed besonders viel erhofft – und er wurde nicht enttäuscht.

Grubbern und Säkombination funktionierten überzeugend

Der Agxeed hat ein sechs Hektaren grosses Feld gegrubbert. Das ging so gut, dass dem Roboter anschliessend auch noch die Säkombination angehängt wurde und dieser eine Zwischenfuttermischung ausbrachte. Die Bedenken wegen Fehlermeldungen haben sich nicht bewahrheitet: Es gab keine. Die Arbeit mit den drei Meter breiten Anbaugeräten war für den Roboter mühelos möglich. Die beiden Geräte sind einfach zu bedienen. Die Sämaschine ist mechanisch und musste vom Feldroboter, wie der Grubber, nur gezogen werden.

Es sei auch möglich, ein Anbaugerät mit Isobus-Stecker mit dem Roboter zu verbinden, wie Joel Mosimann von der Sevra Suisse AG mitteilt. Die Sevra ist zuständig für die Markteinführung und den Verkauf der Agxeed-Feldroboter in der Schweiz. Das Unternehmen aus dem bernischen Oberbipp ist auch der Dienstleister für Service und Unterhalt.

Als Landwirt ist es faszinierend zu sehen, wie der Agxeed ein Feld selbständig bearbeitet. Die Technik dahinter interessiert jeden Landwirt. Die Technik ist das Eine, das Andere ist die Frage, ob ein Feldroboter wie der Agxeed in einen Maschinenpark passt und wie der Roboter in die Arbeitsabläufe integriert wird.

Diese Fragen hat Beat Mathys beantwortet. Er kam zum Schluss, dass ihn der Feldroboter während der Ackerbausaison gut unterstützen kann. Wie im Jahr 2007 bei der All-in-One, geht Mathys voran und investiert in den Feldroboter und somit in die Zukunft. Im April 2024 soll der Feldroboter die Arbeit auf seinem Betrieb aufnehmen.

Im Winter werden die Felddaten aufgenommen

Die ersten Arbeiten in Zusammenhang mit dem Agxeed werden jedoch bereits im Verlauf des Winters getätigt. «Wir werden die Felddaten aufnehmen. Die Grenzpunkte werden mit Geräten erfasst, wie sie Geometer einsetzen, und die Felder digital erstellt. Die Felder werden dann mit den Positionsdaten soweit vorbereitet, dass alle Hindernisse eingetragen sind und der Roboter loslegen kann», so Beat Mathys.

Jede Parzelle, auf welcher der Feldroboter seine Arbeit erledigt, ist mit einem virtuellen Zaun gesichert. Die digitalen Daten, die hier den Feld-roboter im Zaun halten, müssen entsprechende Qualitätskriterien erfüllen, damit die Maschine autonom arbeiten darf. «Es hat mich erstaunt, was alles berücksichtigt wird, damit der virtuelle Zaun auf keinen Fall überschritten wird.»

«Hier ist nebst der Breite der Arbeitsmaschine, welche für die Spurführung sowieso notwendig ist, auch die Länge des Anbaugeräts massgebend: Damit beim Wenden an der Feldgrenze kein Maschinenteil des Anbaugeräts über den Zaun schert. Das gab mir Sicherheit, ich hatte ein gutes Gefühl, dass hier die Entwickler auch wirklich an alles gedacht haben und man dem Feldroboter vertrauen kann.»

Die Probe aufs Exempel wurde auch gemacht: Alle Beteiligten liessen den Agxeed über den Mittag allein auf dem Feld zurück und gingen zum Mittagessen. «Ich habe dem Feldroboter zwar gerne zugeschaut, aber es war mir wichtig, dass alle vom Feld gingen und der Feldroboter zuverlässig weitergemacht hat.»

Die Eingaben für die Arbeitseinstellungen werden im Bedienportal vorgenommen. Während der Feldroboter mit seiner Arbeit beginnt, kann man das Arbeitsergebnis kontrollieren und allfällige Korrekturen vornehmen. Zum Beispiel den Grubber etwas tiefer arbeiten lassen oder die Fahrgeschwindigkeit verändern, um das Arbeitsergebnis zu optimieren.

Alle Funktionen zur Einstellung können mit der Fernbedienung gemacht werden, mit welcher der Roboter auch manövriert wird. Die Kontrolle der Arbeitseinstellung lässt sich besonders leicht vornehmen, ohne dass man das Gefährt anhalten und vom Traktor steigen muss.

«Man muss selbst schon auch noch etwas tun, damit das Arbeitsergebnis so wird, wie man es sich vorstellt. Die Einstellungen können später wieder abgerufen werden. Die Bedingungen sind jedoch immer etwas anders und man kommt trotz Robotik nicht darum herum, das Arbeitsergebnis zu prüfen und die Maschinen einzustellen». Der Arbeitsfortschritt des Feldroboters kann über das Handy überprüft werden.

Wenn Beat Mathys den Agxeed im April in Betrieb nehmen wird, werden die Parzellen wie erwähnt virtuell erfasst sein. Der Roboter muss dann nur noch an das Feld gebracht werden.

Der Feldroboter kommt auf dem Tieflader zum Feld

Der Roboter muss auf einem Tieflader zum Feld gebracht werden. Dieser Aufwand lässt sich nicht vermeiden. Deshalb ist Beat Mathys der Meinung, dass die Parzellen mindestens vier bis fünf Hektaren gross sein sollten.

Am Feld angekommen, soll es dann möglich sein, den Auftrag rasch zu starten, da ja alle Vorbereitungen gemacht sind. Das Feld umzäunt und Hindernisse wie Bäume oder Schächte eingetragen. In einem solchen Auftrag ist auch definiert, wo der Feldroboter mit der Arbeit fertig sein soll. So weiss man, wo man ihn abholen kann.

Der Roboter arbeitet effizient und fährt keinen Meter zu viel

Für eine Bewirtschaftung schlägt der Roboter einen Arbeitsplan vor. Er zeigt, wie er das Feld befahren wird, um möglichst effizient voranzukommen. Auch unförmige Parzellen können dank GPS so bewirtschaftet werden, dass so wenig wie nötig gewendet und manövriert werden muss.

Man kann dem Roboter auch einen Auftrag nach eigenen Vorstellungen vorgeben. Beim Grubbern und Säen hat Beat Mathys festgestellt, dass der Feldroboter deutlich weniger Treibstoff verbrauchte als der 160-PS-Traktor, welcher üblicherweise dazu verwendet wird. Ein direkter Vergleich fehlt zwar, aber Beat Mathys geht von rund fünf Liter weniger Diesel pro Hektare aus. Das mag am hohen Wirkungsgrad des dieselelektrischen Antriebs liegen, aber auch an der spartanischen Ausstattung ohne Kabine, Klimaanlage usw.

Vor allem aber fährt der Feldroboter keinen Meter zu viel, da er präzis wendet. Das hat dazu geführt, dass der Feldroboter pro Stunde 1,5 Hektaren bearbeitet hat. Für die gleiche Arbeit mit dem Traktor rechnet Beat Mathys mit rund 1 Hektare pro Stunde.

Zusätzliche Arbeiten erledigen und Mitarbeiter entlasten

Der Feldroboter kann also vieles und es hat sich gezeigt, dass er es mit einer hohen Qualität macht. Die entscheidende Frage ist nun, wie kann der Agxeed in die Arbeitsabläufe integriert werden und einen wirtschaftlichen Nutzen generieren? Mathys hat folgenden Plan: Sein neuer «Mitarbeiter» soll alle Arbeiten erledigen, zu denen er fähig ist. Beim Grubbern und Säen hat er bereits gezeigt, dass er es kann. Mathys hat sich zudem versichern lassen, dass der Agxeed als weitere Anwendung auch Onland pflügen können wird.

«Meine «richtigen» Mitarbeiter haben während der Saison mehr als genug zu tun. Es gibt Spitzenzeiten und hier soll der Feldroboter entscheidend mithelfen.» Als Beispiel nennt Mathys die Vorbereitung für das Kartoffel-setzen. Manchmal wäre es gut, wenn eine Parzelle vor dem Setzen mit der All-in-One noch zusätzlich mit dem Grubber gelockert wird.

«Hier kann der Roboter auch nachts arbeiten, damit das Feld am Morgen optimal für das Setzen vorbereitet ist.» Eine andere Situation ist nach der Kartoffelernte. Da wäre es manchmal sinnvoll das Feld leicht zu bearbeiten, damit Wasser besser infiltrieren kann. Die beiden Beispiele sind Arbeiten, welche man nicht unbedingt machen muss und welche bei Arbeitsspitzen nicht immer möglich sind, weil die Zeit dazu nicht vorhanden ist.

Der Schritt zu einem Feldroboter ist ein grosser. Beat Mathys wagt diesen auch deshalb, weil er keine zusätzliche Anbaugeräte kaufen muss und vorhandene Maschinen einsetzen kann. Zudem kann er sich auch gut vorstellen, den Feldroboter bei Berufskollegen mit deren eigenen Maschinen einzusetzen.

 

Betriebsspiegel der Familie Mathys
Beat Mathys, Cressier FR
LN: 73 ha
Kulturen: Kartoffeln 25 ha (mit Abtausch), Raps, Weizen, Gerste (für Eigenbedarf), Futterbau
Tierbestand: 45 Milchkühe, 60 Jungtiere
Weitere Betriebszweige: Lohnunternehmen (Kartoffeln setzen, ernten, Sortierung)
Arbeitskräfte: 2 Festangestellte, 10 Aushilfen

Der Feldroboter von Agxeed
Beim Feldroboter von Beat Mathys handelt es sich um das Modell AgBot 5.115T2 mit Raupenlaufwerk und 156 PS Motorleistung. Der Antriebsstrang ist elektrisch und die Geschwindigkeit ist bis 13,5 km/h möglich. Der AgBot 5.115T2 hat eine elektrische Zapfwelle und eine Hochvolt-Steckdose.
Ein weiteres Modell von Agxeed ist der AgBot2.055W4 mit vier Reifen. Der Motor leistet 75 PS und alle Antriebe sind elektrisch.
Die beiden Feldroboter sind mit einem Sicherheitskonzept ausgestattet. Durch eine 360-Grad-Rundum-Überwachung werden Hindernisse erkannt. Es erfolgt entsprechend Alarm über die App, wenn der Feldroboter zum Anhalten gezwungen wird oder die Arbeit unterbrechen muss.
Hinderniserkennung
Lidar-Sensor erzeugt ein dreidimensionales Bild der Umgebung
Ultraschallsensoren
Radarsensoren
Berührungsempfindliche Sensoren
Sicherheitssysteme
Virtueller Zaun
Optische Leuchten
Akustisches Warnsignal
Not-Aus-Schalter rund um die Maschine
Weitere Ausstattung des AgBot 5.115T2
Load Sensing Hydraulik
Frontpacker oder Frontanbaugeräte möglich
Tankvolumen für bis über 24 Betriebsstunden
Bedienerfreundliches Bedienportal
Raupenbreite 300, 760 oder 900 mm
Anbaugerätebox zum Beispiel für Verstopfungserkennung beim Grubber
Anbaugeräte bis 9 Meter
Gezogene Geräte möglich
Kameras für die Umfelderkennung

Weitere Feldroboter
Verschiedene Hersteller sind mit Autonomie-Projekten beschäftigt. Zum einen gibt es kleine Feldroboter, die für leichte Arbeiten wie das mechanische Hacken eingesetzt werden. Zum anderen gibt es Feldroboter wie bei Agxeed, die Traktoren ersetzen.
In diesen Bereich sind nebst Traktoren- auch Gerätehersteller tätig. So haben Krone und Lemken ein gemeinsames autonomes Traktorkonzept für verschiedene Anbaugeräte entwickelt. Es braucht auch schlaue Anbaugeräte, da der Fahrer fehlt, der Störungen wie Verstopfungen beim Mähwerk oder beim Grubber beheben kann.
Auch Kuhn hat einen Feldroboter entwickelt und an der Agritechnica präsentiert. Auch dieser ist für den Einsatz mit konventionellen Anbaugeräte entwickelt worden. Viele weitere Hersteller entwickeln derzeit Geräteträger unterschiedlicher Bauweisen für den autonomen Feldeinsatz.
Auch ein normaler Traktor kann zum Feldroboter werden. Ein damit ausgerüsteter Claas Xerion wurde an der Agritechnica vorgestellt. Mit der entsprechenden Software, wie sie beispielsweise bei Agxeed verwendet wird, kann ein Isobus-Traktor ebenfalls wie ein Feldroboter autonom fahren. Allerdings müssten Sicherheitssensoren angebracht werden oder eine Person müsste zur Überwachung des Umfelds mitfahren.