Kurz & bündig

- Digitale Systeme können die Arbeit im Büro reduzieren und deutlich zur Arbeitseffizienz beitragen.
- Für Lohnunternehmen können Systeme, welche bis ins kleinste Detail gehen (z. B. Spurenaufzeichnung), deutlich zur Arbeitseffizienz beitragen.
- Landwirtschaftliche Betriebe schätzen in der Regel ein einfaches System mit den wichtigsten Funktionen wie z. B. der Arbeitszeiterfassung.

 

«Früher gab es für jeden Auftrag ein Papier. Heute läuft hier alles ganz anders», erzählt Thomas Haller, Lohnunternehmer aus Birrhard AG. Thomas Haller führt zusammen mit seinem Bruder Adrian Haller das Lohnunternehmen Haller GmbH in der vierten Generation.

Das Unternehmen bietet Dienstleistungen im Landwirtschafts-, Gewerbe- und Kommunalbereich an, wovon rund 80 Prozent im Bereich Landwirtschaft (von Bodenprobennehmen bis hin zu Ernteabtransporte) getätigt werden. Dies bei gut 500 landwirtschaftlichen Betrieben. Im Unternehmen arbeiten zwölf Festangestellte und je nach Saison bis zu zehn Aushilfen.

Datenaufzeichnung bis ins kleinste Detail

Seit 2017 benutzt das Unternehmen die Software Agrarmonitor. Agrarmonitor ist eine Betriebsführungssoftware, welche sich an Lohnunternehmen und grössere Ackerbaubetriebe richtet. Das System ist webbasiert und bietet unter anderem die folgenden Funktionen an:

  • Auftragserfassung: Navigation, Aufträge, GPS-Tracking
  • Digitales Belegmanagement: Rechnungserstellung, Auswertung, Eingangsrechnungen verwalten
  • Disposition: Arbeitszeitplanung, Maschinenplanung, Koordination
  • Flottenmanagement: Echtzeitkarte, Livefunktion, Wartungspläne, GPS-Tracking
  • Ackerschlagverwaltung: Flächenverwaltung, Ackerschlagkartei, Düngebedarfsermittlung

In der Software kann die Ackerschlagkartei des jeweiligen Kunden ausgewählt werden. Auf jeder Parzelle kann eingetragen werden, welche Arbeiten wann erledigt wurden. Auch weitere Daten wie Bodenproben oder Spezialpreise können hinterlegt werden. Rechnungen für erledigte Aufträge können dem Kunden direkt über das Programm gestellt werden.

Die jeweiligen Aufträge können dann bereits einen Tag im Voraus dem dafür verantwortlichen Mitarbeiter zugewiesen werden. Bei Thomas Haller nutzt jeder Mitarbeiter während der Arbeit ein Tablet, auf dem die erledigten Arbeiten und die verwendeten Maschinen und Hilfsmittel direkt eingetragen werden.

Die Datenerfassung und -aufzeichnung geht bis ins kleinste Detail: Wartungspläne von Maschinen, Dieselverbrauch des jeweiligen Traktors, Maschinenpreise und die Aufzeichnung der Fahrgeschwindigkeit sind nur eine kleine Auswahl der Funktionen.

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Thomas Haller schätzt an der Software besonders, dass er gleichzeitig eine direkte Nachkalkulation zur Wirtschaftlichkeit erhält. «Mir wird die Rentabilität jedes Auftrags angezeigt. Zudem kann ich durch die aufgezeichneten Daten für jede einzelne Kultur die Vollkosten berechnen», verdeutlicht der Lohnunternehmer.

Die Grenze setzt Thomas Haller bei der Finanzbuchhaltung, welche über ein anderes Programm geführt wird: «Die Rechnungen werden ins Buchhaltungsprogramm übernommen, um den Zahlungsverlauf zu prüfen.» Zudem werden alle Rechnungen als Absicherung ausgedruckt und archiviert.

Das Einzige, was Haller bei den Funktionen fehle, sind genauere Abstimmungen mit den gesetzlichen Vorschriften, welche in der Schweiz gelten. «Regelungen wie zum Beispiel zu den Spritzabständen fehlen mir persönlich», sagt der Lohnunternehmer.

Bei Thomas Haller laufen zudem zeitgleich vier Unternehmen über die gleiche Software: das Lohnunternehmen, das Dreschteam Haller/Suter, der Wärmeverbund Birrhard sowie sein eigener Landwirtschaftsbetrieb.

Von Praktikern für Praktiker entwickelt

«Von Praktikern für Praktiker» lautet die Vision der JUST-B-Software GmbH, welche die Software JUSTgreen entwickelt hat. Die Brüder Marcel Beerli und Reto Beerli, welche auf dem elterlichen Landwirtschaftsbetrieb in Opfershofen TG aufgewachsen sind, setzen sich für ein digitales System ein, welches Betriebsabläufe schnell, einfach und vor Ort erfassen kann. Der dritte Inhaber ist Wirtschaftsinformatiker Dario Memarzadeh. Er ist für die Softwareentwicklung zuständig und setzt die praktischen Tipps von Marcel Beerli und Reto Beerli um.

Marcel Beerli hat die Grundlage der Software für seine Gartenbaufirma selbst aufgebaut. «Wir haben damals keine passende Software gefunden, welche in unsere Betriebsabläufe gepasst hat und genug einfach zu bedienen war, dass auch nicht technisch affines Personal diese problemlos bedienen konnte», erklärt Marcel Beerli.

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Seit dem Jahr 2019 ist die Software bei Marcel Beerli in der Gartenbaufirma im Einsatz. Während dieser Testphase konnte die Software direkt in der Praxis getestet und gleichzeitig verbessert werden. Im Jahr 2021 wurde dann die Firma JUST-B-Software GmbH gegründet. Die Software musste damals komplett neu aufgebaut werden, damit sie lizenzfähig wurde. Seit Februar 2025 ist die Software öffentlich zugänglich und wird heute auf etwa 20 Betrieben eingesetzt, darunter auch auf dem Landwirtschaftsbetrieb von Reto Beerli.

Die Software JUSTgreen bietet für landwirtschaftliche Betriebe und Lohnunternehmen die folgenden Funktionen an:

  • Arbeitsrapport (Arbeitszeit, Material, Maschinen, Mieten-Vermietung, Entsorgung, Spesen usw.)
  • Arbeitszeiterfassung, Monatsstundenliste, Lohnabrechnung
  • Mitarbeiter- und Kundenverwaltung
  • Aufgabenverwaltung
  • Parzellenverzeichnis, Feldkalender

Die Software ist webbasiert und kann über Handy, Tablet, Laptop oder den Computer bedient werden. Eine zentrale Funktion ist die Arbeitszeiterfassung durch die Mitarbeiter. «Für mich als Landwirt sind die geleisteten Arbeitsstunden pro Betriebszweig zum Beispiel wichtig, wenn ich eine Vollkostenrechnung durchführen will», sagt Reto Beerli. Doch auch beim Vorweisen von geleisteten Arbeitsstunden (z. B. bei Ferien, Unfall, Krankheit) kann ein digitales System, in welchem die Stunden erfasst werden, von Nutzen sein.

Neben der Arbeitszeiterfassung können bei JUSTgreen auch Arbeiten über die Rubrik Aufgabenverwaltung direkt dem jeweiligen Mitarbeiter zugeteilt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, eine Liste mit zu erledigenden Arbeiten anzulegen, welche die Mitarbeiter sich selbst zuteilen können, falls sie ein leeres Zeitfenster haben.

Der Arbeitsrapport ist jeweils in einem PDF-Dokument ersichtlich. Ebenso kann auch eine Monatsstundenliste generiert werden. In einer Statistik sind die geleisteten Arbeitsstunden pro Betriebszweig automatisch ersichtlich.

Weiter besteht auch die Möglichkeit, den Feldkalender zu hinterlegen und Daten zur Fruchtfolge, der erledigten Arbeiten und der eingesetzten Hilfsmittel und Maschinen pro Parzelle zu erfassen. Genaue Kosten pro Einheit (z. B. pro kg Dünger) können in der Software nicht erfasst werden, würden aber laut Marcel und Reto Beerli anhand der Rückmeldungen bisher noch nicht gewünscht werden. Eine Funktion, welche in Zukunft noch eingeführt werden könnte, ist das Stellen von Rechnungen aus einem erfassten Auftrag. «Die Software soll aber auch in Zukunft einfach zu bedienen sein und die wichtigsten Funktionen enthalten, was auch die ursprüngliche Idee dahinter ist», betonen Marcel Beerli und Reto Beerli.

Entlastung im Büro, gleichzeitig mehr Arbeitseffizienz

Ein bedeutender Vorteil, welcher dafür spricht, digitale Hilfsmittel zu benutzen, ist die Reduktion der Arbeit im Büro. «Seit ich Agrarmonitor nutze, spare ich eine 50-Prozent-Arbeitskraft im Büro», erklärt Haller. Zu erwähnen seien auch die zusätzlichen Funktionen, welche die Arbeit noch effizienter machen. Marcel Beerli und Reto Beerli sprechen von einer Einsparung von durchschnittlich 50 Prozent durch die Nutzung von JUSTgreen. Je nach Betriebsstruktur kann dies variieren.

Ein wichtiges Fazit ist, dass nicht jedes System für jede Art von Unternehmen geeignet ist und so jeder die für ihn passende Lösung wählen sollte. Für Lohnunternehmen können Systeme, welche bis ins kleinste Detail gehen (z. B. Spurenaufzeichnung) deutlich zur Arbeitseffizienz beitragen. Landwirtschaftliche Betriebe schätzen in der Regel ein einfaches System mit den wichtigsten Funktionen wie z. B. die Arbeitszeiterfassung oder der Feldkalender.

Digitale Systeme entwickeln sich laufend weiter

Dass die Digitalisierung immer mehr den Alltag beeinflusst, ist längst nicht mehr unbekannt. Viele Unternehmen sind heute auf digitale Hilfsmittel angewiesen. «Die Digitalisierung sollte heute bereits bei einem Einmannbetrieb beginnen», rät Thomas Haller. Es sei viel schwieriger, ein Unternehmen mit mehreren Mitarbeitern von Grund auf zu digitalisieren, weiss Haller aus Erfahrung. Des Weiteren ist es umso wichtiger, dass auch wirklich alle Daten konsequent und richtig erfasst werden. Reto Beerli geht auch auf die Einarbeitung neuer Mitarbeiter ein. «Wenn ich neu einen Lehrling oder Angestellten auf dem Betrieb habe, ist es wichtig, dass dieser gleich von Anfang an konsequent die Arbeitsstunden erfasst und rapportiert. Zu Beginn braucht es vielleicht mehr Kontrolle, aber in der Regel funktioniert das Rapportieren nach ein bis zwei Wochen zuverlässig.»

Auch die kontinuierliche Weiterentwicklung digitaler Systeme ist zentral, um neue Funktionen einzuführen und somit die Arbeitseffizienz zu steigern. Ein wichtiger Punkt für die JUST-B Software GmbH ist der regelmässige Austausch mit den bestehenden Nutzern, um Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge einzuholen. «Wir wollen unsere Software permanent weiterentwickeln, damit laufend die bestmögliche Lösung zur Verfügung steht», betont Marcel Beerli.

Datenschutz und Datensicherung sind Herausforderungen

Ein weiterer Punkt sind die Zuverlässigkeit der Software und die Sicherstellung von Daten. «Wenn die Software plötzlich ganz streiken würde, würde bei mir im Lohnunternehmen fast nichts mehr funktionieren», verdeutlicht Haller. Würden zudem Daten verloren gehen, könnte das ein grosses Problem für ein Unternehmen darstellen.

Bis jetzt hatte Thomas Haller aber keine grösseren Probleme mit der Software. Nur teilweise komme es vor, dass ein Tablet abstürzt und dann die GPS-Spur während der Fahrt nicht mehr ganz genau aufgezeichnet werden würde.

Ein weiteres Thema ist die indirekte «Überwachung» der Mitarbeiter durch die genaue Dokumentation der verschiedenen Tagesabläufe. Gerade bei Agrarmonitor, welcher bis ins kleinste Detail Daten erfasst, muss man sich dessen bewusst sein und die gesetzlichen Aspekte kenne. «Während meine Mitarbeiter in der Pause sind, darf ich zum Beispiel keinen Zugriff auf ihren Standort haben», zeigt Haller auf.

 

Betriebsspiegel Wiesenhof

Reto Beerli, Opfershofen TG
LN: 45 ha
Kulturen: Weizen, Gerste, Sonnenblumen, Zuckerrüben, Raps, Mais, Kunst- und Naturwiesen
Tierbestand: 65 Milchkühe
Weitere Betriebszweige: Obstbau (Hochstammbäume für Mostobst), Bienen
Arbeitskräfte: Betriebsleiterehepaar, Eltern, 1 Lehrling

 

Weitere digitale Systeme für Lohnunternehmen und landwirtschaftliche Betriebe

Neben den im Artikel vorgestellten Softwares gibt es weitere digitale Systeme, welche in der Schweiz von Lohnunternehmen und landwirtschaftlichen Betrieben genutzt werden.

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Amacos

Die Amacos-Rapport-App kann individuell auf die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens angepasst werden. Im Bereich «Lohnunternehmen in Land- und Forstwirtschaft» können neben dem Arbeitsrapport auch Leistungen und Hilfsstoffe erfasst werden. Zudem besteht auch die Möglichkeit, Geo-Daten (Koordination, Einsatzorte und Parzellen) zu erfassen.

www.amacos.ch

Barto

Barto ist ein digitaler Hofmanager und modular aufgebaut. Die Basis bildet der Feldkalender, dazu können weiterführende Bausteine gebucht werden (TVD Rind, Wiesen- und Auslaufsjournal, Suisse-Bilanz usw.). Weitere Funktionen zum Planen und Auswerten (z. B. Rumiplan) können je nach Bedarf genutzt werden.

www.barto.ch

Farm Act

Farm Act ist eine Software, welche sich im Landwirtschaftsbereich an Lohnunternehmen richtet. Es stehen die Funktionen Buchhaltung (z. B. Rechnungen & Lieferscheine), Büromanagement (z. B. Zeiterfassung, Personalmanagement), Auftragsmanagement (z. B. Disposition, Flottenmanagement) und Analysen (z. B. Gewinn- und Kostenübersicht) zur Verfügung.

www.farmact.de

MR-Control

MR-Control ist ein Programm zur digitalen Erfassung für die Maschinenring-Branche. Neben der Leistungserfassung stehen die Funktionen Auswerten (z. B. Monatsrapporte), Verrechnen, Betriebsführung, Arbeitsplanung und Datenablage (z. B. Karten, Fotos) zur Verfügung.

www.mr-control.ch