Gilt die EU-Datenverordnung nur für neue Maschinen oder auch für bereits in Betrieb stehende?
Thomas Anken, Agroscope: Die Datenverordnung unterscheidet nicht zwischen älteren und neueren Aufzeichnungstechnologien. Sie klärt grundsätzlich, wie mit aufgezeichneten Daten aller Art umgegangen werden soll.
Warum tun sich die Landwirte schwer mit digitaler Transparenz?
Die Transparenz und die Angst, sich in die Karten schauen zu lassen, werden emotional wahrgenommen. Vertraue ich meinen Partnern oder nicht?
Wie gross ist das Risiko für Datenmissbrauch und was kann passieren?
Das Risiko ist in der Praxis gering. Agronomische Daten sind für den Handel vor allem interessant, um Erntemengen besser einzuschätzen. Solche Informationen werden heute allerdings meist per Satellit gesammelt. Technische Maschinendaten werden in erster Linie für Wartung, Optimierung und Weiterentwicklung genutzt. Allenfalls könnten im Bereich Industriespionage Missbräuche auftreten.
Wäre es möglich, dass der Bund in Maschinendaten beispielsweise nach Fehlern in der Nährstoffbilanz suchen könnte?
Das ist ein Hirngespinst. Rechtlich zählen die eingereichten Dokumente und nicht Rohdaten von Maschinen.
Ist es nicht ein Risiko, wenn ein Mähdrescherhersteller meine Erträge kennt?
Auf globaler Ebene können Mähdrescherdaten Entwicklungen, etwa im Bereich auf Ertragsentwicklungen, geben. Da diese Daten geolokalisiert und einer Parzelle zugeordnet werden können, lassen sich Auswertungen erstellen. Für einen Landwirt ist dies kaum ein Risiko.
Es ist aber möglich, dass globale Händler diese Daten zu ihren Gunsten nutzen könnten, um beispielsweise durch eine bessere Abschätzung der Erntemengen besser Handel betreiben zu können.
Kann die Transparenz nicht die Marktpreise beeinflussen?
Ertragsdaten und Weiteres werden erst während der Arbeit erhoben. Also fast zeitgleich, wenn die Annahmezentren auch schon wissen, wie die Erträge ausfallen. Eine zusätzliche Beeinflussung der Marktpreise in der Schweiz ist unwahrscheinlich.
Welche Daten sollte ein Landwirt heute nutzen?
Als Erstes sollten heute geforderte Aufzeichnungen automatisiert werden. In zweiter Linie können dann noch Daten wie Kornfeuchteverteilung, Zugkraftwiderstände und Fahrspuren für weitere Auswertungen einbezogen werden. Sollte künftig CO2-neutraler Weizen nachgefragt werden, wird dies ohne detaillierten Nachweis kaum möglich sein.
Wer bestimmt über Daten, die ein Lohnunternehmer auf meiner Parzelle erhebt?
Solange es keine personenbezogenen Daten sind, kann das der Lohnunternehmer frei entscheiden. Durch den Einsatz unterschiedlichster Maschinen und Softwarelösungen, die miteinander interagieren, ist es kaum nachvollziehbar, welche Daten in Summe erfasst werden und wo diese landen. Hier spielt Vertrauen zwischen den Akteuren eine wichtige Rolle.
Wie sieht die Datennutzung in Zukunft aus?
Daten sind die Grundlage für bessere Entscheidungen. Wir erinnern uns häufig nicht mehr genau, was vor zwei, drei Jahren wirklich geschehen ist. Daten helfen, detaillierter zu verstehen, welche Massnahmen welchen Effekt hatten. Zudem bietet moderne Software die Möglichkeit, Daten schnell griffbereit zu haben, zu verknüpfen und zu veranschaulichen, was mit Papier viel mühsamer geht.
Neue Technik, wie die künstliche Intelligenz, kann den Datenfundus nochmal von ganz anderen Perspektiven betrachten und damit auch betriebliche Potenziale aufzeigen.