Eine dünn geschnittene Brotscheibe trocknet schneller aus als eine dicke Brotscheibe. Der Acticut-Grubber des deutschen Herstellers 4-Disc schneidet ebenfalls sehr dünne Scheiben. Nur schneidet er nicht Brot, sondern Ackerboden.
Anstelle von Gänsefussscharen arbeitet der Acticut mit horizontalen Scheiben, die den Boden trennen. Weil sich die Scheiben aktiv drehen, gelingt der Schnitt auch bei wenig Gegendruck des Ackerbodens, was bei nur einem Zentimeter Arbeitstiefe rasch der Fall ist. Die horizontalen Scheiben trennen zum Beispiel Unkräuter oder Grünlandbestände am Wurzelhals durch. Die abgetrennten Pflanzenteile vertrocknen an der Oberfläche schnell, da nicht der ganze Wurzelballen daran hängt.
Flache, aberwirkungsvolle Arbeit
Die besondere Arbeitsweise macht sich Landwirt Joel Blättler aus Siegershausen TG zunutze. Der biologisch produzierende Landwirt hat in diesem Frühjahr zusammen mit seinem Nachbar Peter Christen einen Acticut mit 3 Meter Arbeitsbreite gekauft. Joel Blättler erhoffte sich dank der Maschine einen raschen Wiesenumbruch vor der Maissaat. Auch bei der Stoppelbearbeitung nach Gerste kam der Acticut vor der Kunstwiesensaat zum Einsatz. Bei Peter Christen, der konventionell produziert, hatte die neue Maschine ihren Härtetest nach Erbsen. Dank der rotierenden Scheiben konnte dort die grosse Pflanzenmasse gut verarbeitet werden.[IMG 4]
Kurze Zeitfensterfür die Maissaat nutzen
Nach dem Frühlingsschnitt muss es schnell gehen, wenn die Wiese umgebrochen und für die Maissaat vorbereitet wird. Die Zeitfenster dauern in dieser Zeit oft nur wenige Tage. Im biologischen Landbau kommt dort meist der Pflug zum Einsatz. Joel Blättler möchte jedoch auf den Pflug verzichten und lieber Verfahren mit weniger Intensität einsetzen, damit weniger Wasser verdunstet. Wassersparende Verfahren erachtet er für die Zukunft als besonders wichtig.
«Mit dem Acticut kann ich dank der präzisen flachen Arbeitsweise eine Wiese mit wenig Intensität umbrechen. Zudem spare ich Zeit, weil nicht die gesamte Pflanzenwurzel ausgerissen wird. So vertrocknet die Pflanze schneller und ich kann früher mit der Saatvorbereitung für den Mais weitermachen. Ich hatte den Eindruck, dass die Pflanzenreste in einem halben Tag bei Temperaturen von etwa 20 Grad vertrocknet waren», so Joel Blättler. Andere Verfahren wie Schälfräse, Flachgrubber oder Ultraflachscheibenegge, wie sie früher bei Peter Christen eingesetzt wurden, hinterliessen grössere Wurzelballen und waren mit mehr Erde behaftet. Da dauerte das Vertrocknen länger.
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Mit dem Acticut konnte Joel Blättler tags darauf weitermachen. Er führte dann noch einen zweiten Durchgang durch. Dabei stellte er die Arbeitstiefe auf etwa 4 Zentimeter ein. So konnte er auch kleine Fahrspuren erreichen. Bei der ersten Durchfahrt lag die Arbeitstiefe bei 1 bis 2 Zentimetern. Mit seinem 135-PS-Traktor konnte eine Arbeitsgeschwindigkeit um 12 km/h erreicht werden.
«Nach der ersten Durchfahrt waren rund 70 Prozent des Bestandes erfasst. Mit dem zweiten Durchgang stieg das Ergebnis auf rund 95 Prozent», stellte Joel Blättler fest. Mit diesem Ergebnis ist er zufrieden. Der Überschnitt der Scheiben liegt bei rund einem Drittel, was eine ganzflächige Arbeitswirkung ergibt.
Der zweite Durchgang musste wegen Fahrspuren und Unebenheiten durchgeführt werden. Bei nur einem, dafür tieferen Durchgang ginge die Abtrocknung der Wiesenschollen zu lange und das Risiko von Wiederanwachsen ist stark erhöht. Durch die geringere Arbeitstiefe gegenüber den bisher für diesen Zweck eingesetzten Maschinen ist in Zukunft mit weniger tiefen Fahrspuren zu rechnen und allenfalls mit nur noch einem Durchgang.
Danach wurde das Feld noch mit dem Grubber rund 8 bis 9 Zentimeter tief bearbeitet und mit einer Kombination gesät. Dadurch ergab sich ein Saatbett, auf welchem später mechanisch gegen das Unkraut gehackt werden konnte.
Hydraulisch angetriebene Schneidscheiben
Die 3-Meter-Maschine hat zehn Schneidscheiben. Jede Scheibe ist hydraulisch angetrieben. Die Drehzahl kann von 60 bis 100 Umdrehungen pro Minute eingestellt werden. Die Scheiben haben einen leichten Einzugswinkel. Die Steinsicherung hat eine Auslösekraft von 270 Kilogramm. [IMG 2]
Nach den Schneidscheiben folgen eine Nivelliereinheit und ein dreireihiger Striegel. Dieser trennt Erde von den Wurzeln und dreht diese zum Vertrocknen an die Oberfläche.
Die Tiefenführung erfolgt über hydraulisch verstellbare Tasträder. Wird die Arbeitstiefe verändert, bleibt die Position der Nivellier- und der Striegeleinheit zur Bodenoberfläche gleich und muss nicht eingestellt werden.
Der Acticut ist eine Maschine für die minimalste Bodenbearbeitung. Je geringer die Arbeitstiefe bei einem konventionellen Grubber eingestellt wird, desto eher schiebt sich der Boden samt Biomasse auf: wegen der geringen Arbeitstiefe fehlt der Gegendruck vom Boden her. Die drehenden Scheiben des Acticut lösen dieses Problem.