An der Swiss Future Farm (SFF) sind modernste Maschinen im Ernte-Einsatz. Jeder Arbeitsvorgang und die Qualität des Ernteguts wird digital erfasst. Die Mähdrescher messen den Ertrag positionsbezogen, worauf auf einer Ernte-Karte die Ertragsstärke in Teilparzellen dargestellt wird.

Wird anschliessend das Stroh gepresst, wird das Gewicht und die Feuchtigkeit jeder einzelnen Balle erfasst.

Vom Büro-Stuhl aus die Übersicht behalten

Das ist nicht neu und viele Lohnunternehmer bieten solche Auswertungen bereits an. Neu ist jedoch, dass an der SFF die Daten konsequent
weitergenutzt werden. Sie sind die Grundlage für die Aussaat-Stärken
und die Dünger-Planung der folgenden Kulturen.

Die im Feld erhobenen Daten werden auf einen Server übertragen und gelangen von dort auf den Büro-Computer. Der Landwirt behält vom Büro-Stuhl aus die Übersicht über die Abläufe auf seinem Betrieb.

Die von den Maschinen erfassten Daten bilden zusammen mit vielen weiteren Angaben von Sensoren, Drohnen, Luftbildern usw. die Bewirtschaftungs-Grundlage eines künftigen Landwirtschaftsbetriebes. Diesen baut die SFF jetzt schon Schritt für Schritt auf.

«Der Maschinenpark in Tänikon hat einen Wert von rund zwei Millionen Franken», so Marco Landis. Er arbeitet für die GVS Agrar AG an der SFF. Es kommen nur Traktoren und Geräte zum Einsatz, welche mit Isobus miteinander verbunden sind und die Arbeitspositionen und Maschineneinstellungen speichern. Die Maschinen sind ab Werk entsprechend ausgestattet und mehrheitlich bereits heute für die Praxis verfügbar.

Merkmale von Smart Farming
- Ertragserfassung und Ertragskarten
- Aussaatkarten
- Sensor erfasst die Nährstoffversorgung während der Düngergabe
- Section Control reduziert Überlappungen
- Bodensensoren messen die Bodendichte und regeln den Schardruck

Die Swiss Future Farm testet, ob die Technik funktioniert und was sie dem Landwirt bringt

Die Systeme, beispielsweise die automatische Lenkung, funktionieren sehr zuverlässig. Selbst ein GPS-Signal-Ausfall kann bis zu 20 Minuten überbrückt werden. Dies, weil das System die Signal-Drift weit vorausplant.

Für die SFF ist die Akzeptanz der Technik bei den Betriebsmitarbeitern ein interessanter Punkt. Dabei zeigte es sich, dass, wer viel fährt, keine
Probleme damit hat. Trotz «Hightech total» wird nicht alles der Technik überlassen. Teilflächen einzelner Felder werden jeweils konventionell
bewirtschaftet, um einen direkten Vergleich mit und ohne Precision
Farming zu haben.

Die Swiss Future Farm will nicht nur erforschen, ob die Technik funktioniert, sondern auch, was sie tatsächlich bringt. Dies in Bezug auf die Flächenleistung, die Arbeitsqualität und allfälligen Produktionsmittel-Einsparungen. Die Aussaaten im letzten Herbst und in diesem Frühjahr waren die ersten Arbeiten, welche die SFF ausführte. Die Swiss Future Farm ist ein 81-Hektaren-Betrieb, der vom Kanton Thurgau seit Januar 2017 gepachtet wird.

Der Technik muss vertraut werden können

In den ersten Schritten ging es vor allem darum, die Technik zu testen. Es wurde vorwiegend getestet, ob die Technik in der Lage ist, die Maschinen mit der digital gespeicherten Vorgabe an der richtigen Position korrekt einzustellen.

Das ist die Grundvoraussetzung dafür, damit die Technik später mit weiteren Sensordaten gespeist werden kann. Beispielsweise mit aktuellen Daten von Nährstoff- und Bodensensoren. Diese Daten werden während dem Arbeitsvorgang erfasst und mit der Aussaatkarte abgeglichen.

Der Rechner muss also fortlaufend die Ausbring-Menge optimieren, weil aktuelle Daten kurzfristige Anpassungen erfordern. Das Zusammenfassen und Auswerten von aktuellen mit hinterlegten Daten innert Sekundenbruchteilen ist die Voraussetzung, dass der Technik vorbehaltlos vertraut werden kann.

«Soweit sind wir noch nicht ganz, es geistern immer noch Daten im System herum, die nicht plausibel sind», so der Datenspezialist Florian Abt. Er arbeitet für das BBZ Arenenberg an der Swiss Future Farm.

Die Daten sind genauer, werfen aber pflanzenbauliche Fragen auf, an denen die SFF arbeitet

Isobus-fähige Maschinen können beispielsweise die Dünger-Menge verändern, Pflanzenschutzmittel positionsgenau applizieren oder die Saat-Menge anpassen.

Dies machten einige Landwirte schon bisher, aber bloss nach Gefühl. Bei Bestandes-Unterschieden wurde die Öffnung am Dünger-Schieber an gewissen Stellen etwas geschlossen oder es wurde schneller gefahren. Digital erfasste Daten sind viel genauer. Wie korrigiert man mit diesen neuen Erkenntnissen? Hier muss die SFF zusammen mit der Forschung auch pflanzenbauliche Fragen beantworten.

An der SFF ist man überzeugt, dass es noch viel Forschung braucht. Florian Abt geht davon aus, dass erst nach drei- bis fünfjährigen Erfahrungen erfolgreiche Strategien erkennbar sind.

Ein Gang durch die Maschinenhallen zeigt, dass es an der SFF um viel mehr geht, als bloss umzusetzen, was eine Karte vorgibt. Hier gibt es beispielsweise N-Sensoren, welche während dem Düngerstreuen den aktuellen Zustand der Pflanze erfassen. Die bereits schon wechselnden Werte auf der Ausbringkarte werden durch die aktuell erfassten Daten noch einmal durcheinander gewirbelt und neu bestimmt.

Technologien an der SFF
- Lenksysteme mit RTK-Genauigkeit
- Farm Management Informations Systeme
- Isobus
- Sensorik

Datensicherheit ist kein Problem, der Landwirt hat die volle Kontrolle über seine Daten

Jeder Arbeitsschritt auf dem Feld wird aufgezeichnet. Dabei werden auch der Treibstoff-Bedarf und der Zeitaufwand erfasst. Die Daten gelangen fortlaufend an einen Server und von dort zum Büro-Computer.

«Die Daten liessen sich auch speichern und anschliessend mit einem Daten-Stick auf den Büro-Computer übertragen. Die Verbindung über die Cloud erfolgt jedoch automatisch und wird die Lösung der Zukunft sein», zeigt sich Florian Abt überzeugt.

Betreffend Datensicherheit sieht Abt beim jetzigen System an der SFF keine Probleme. Nachdem die Daten vom Server des Herstellers, in diesem Fall Agco, auf den Betrieb verschoben sind, werden sie gelöscht.

Somit hat der Landwirt jederzeit die Kontrolle darüber, welchen Teil der Daten er freigeben will. «Das Ganze soll ihm ja letztlich die Arbeit erleichtern und nicht zusätzliche Probleme bescheren», so Abt.