Kurz & bündig
-Philipp Böhlen baut nach der Getreideernte so schnell wie möglich eine Gründüngung an.
-Zeitlich nahe am Erntezeitpunkt hat der Boden meistens noch genügend Restfeuchte für die neue Saat.
-Die Gründüngung nimmt vorhandene Nährstoffe auf, bringt Futter für Bodenlebewesen und fördert den Humus.
-Der Boden wird beschattet und vor Hitze geschützt.
Die Prospekte flatterten in den letzten Monaten und Wochen ins Haus wie noch nie. Alle Saatgutlieferanten übertrumpfen sich mit Grüngutmischungen für jeden Einsatzzweck und für einen intensiven Humusaufbau.
Philipp Böhlen aus Grafenried BE kennt sich aus beim Ackerbau und hat viel Erfahrung mit verschiedenen Bearbeitungsverfahren. Er optimiert den Einsatz von Gründüngungen auf seinem Betrieb schon länger mit viel Erfolg.
Mit Gründüngungen wird der Boden durchwurzelt und aus der Biomasse kann Humus gebildet werden. Zudem werden auch Nährstoffe verwertet statt ausgewaschen – und der nächsten Kultur wieder zur Verfügung gestellt.
Die erwähnten Prospekte sorgen dafür, dass die Thematik des Bodenaufbaus bei einer breiteren Anwenderschicht ankommt als nur bei einigen Pionieren. Und das ist gut so, wenn Gründüngungen stärker wertgeschätzt werden.
Das gibt auch Philipp Böhlen zu bedenken: «Früher habe ich Gründüngungen vor allem verfahrensgünstig ausgebracht. Im Vordergrund standen die gesetzlichen Auflagen, die es mit Begrünung zu erfüllen galt. Die Qualität des Aufwuchses war zweitrangig.»
[IMG 2]
Gründüngungs-Saison beginnt nach der Getreideernte
Nach der Getreideernte beginnt bei Philipp Böhlen nun die Gründüngungs-Saison, und die fängt mit der Stoppelbearbeitung an. Hier wird der Grundstein für die nächste Hauptkultur gelegt, beispielsweise für Kartoffeln im nächsten Frühling.
Philipp Böhlen stellte sich die Frage, wie er Biomasse, also Gründüngungen, im Sommer erfolgreich anbauen kann. Oftmals ist es zur entsprechenden Zeit im Hochsommer heiss und trocken.
Saaten gelingen wegen der Trockenheit nicht immer gut. In den vergangenen Jahren hat sich dies beispielsweise beim Kunstfutterbau gezeigt, als Neuansaaten, beispielsweise nach Wintergerste, austrockneten und nachgesät werden mussten. Nicht selten musste dabei bis in den September zugewartet werden, bis der Boden eine minimale Feuchte erreichte. Also wäre es sinnvoll, die Zeit mit Unkrautkuren zu nutzen und das Unkraut mit mehrmaliger flacher Bearbeitung zum Austrocknen zu bringen.
Es zeigt sich jedoch, dass anstelle einer ellenlangen Stoppelbearbeitungsphase die Zeit nach dem Drusch sofort genutzt werden kann, um die im Boden noch vorhandene Restfeuchte für die Saat der Gründüngung zu nutzen.
[IMG 3]
Gründüngung exakt wie eine Hauptkultur säen
Nachdem das Stroh vom Feld geräumt wurde, macht Philipp Böhlen eine oberflächliche Stoppelfeldbearbeitung. Er setzt seit vielen Jahren einen Strohstriegel ein. Damit fährt er diagonal zur Druschrichtung und verteilt Spreu und Kurzstroh regelmässig auf die gesamte Fläche.
Dadurch gibt es keine Strohansammlungen und auf der gesamten Parzelle herrschen die gleichen Bedingungen für die kommende Kultur. Die Bearbeitung ist auch gut für die Feldhygiene und regt vorhandene Unkräuter und Ausfallgetreide zum Keimen an.
Danach handelt Böhlen rasch und bringt die Gründüngung in den Boden. Es zeigt sich immer wieder, dass zeitnah zum Erntezeitpunkt meistens noch Feuchte im Boden vorhanden ist. Das Getreide hat während dem Abreifen nicht mehr viel Wasser gezogen, aber den Boden beschattet und so vor einer Austrocknung beschützt. Dies kann man sich zu Nutze machen, wenn die Gründüngung rasch ausgebracht wird, um von der Restfeuchte zu profitieren.
Die Saat macht Philipp Böhlen so sorgfältig, als würde er eine Hauptkultur anbauen. «Damit die Gründüngung ihre volle Wirkung erreicht, muss man sie exakt in den Boden bringen. Das ergibt einen gleichmässigen Aufwuchs und schafft wiederum einheitliche Voraussetzungen, wenn später die nächste Hauptkultur angebaut wird.»
Ein lückenloser Saataufgang bedrängt auch Unkräuter und Ausfallgetreide besser. Im Idealfall keimen diese, werden aber von der Gründüngung unterdrückt.
Wer hier erfolgreich vorgehen will, muss sich auch beraten lassen, welche Gründüngung zu welchem Zeitpunkt am besten eingesetzt werden kann. So ist auch am besten gewährleistet, dass man die richtige Gründüngungsmischung nutzt, welche Mischpartner mit einem raschen Entwicklungsstart und schneller Bodenabdeckung beinhalten.
[IMG 4]
Humus hilft bei Wetterextremen
Die Gründüngung unterdrückt also Unkraut, bringt Humus in den Boden und erfüllt so Ansprüche, die heute ein moderner Landwirt an seine Tätigkeit hat. Vor allem auch deshalb, weil die Ackerbauverfahren immer besser auf extreme Wetterereignisse ausgelegt sein müssen.
Mit Biomasse wie Gründüngungen kann Humus und daraus Bodenstruktur gebildet werden. Humus dient als Kitt- und Trennsubstanz zwischen den übrigen Bodenbestandteilen wie beispielsweise Sand, Ton oder Schluff. So eine Struktur sind Bodenkrümel, deren Aufbau den Boden porös und gut durchlüftet machen.
Ohne Humusumhüllung verschlämmen solche Bestandteile den Boden, sie verstopfen Bodenporen, die eh schon weniger vorhanden sind und verhindern den Luftaustausch und die Aufnahmefähigkeit von Wasser.
[IMG 5]
Ertragsorientiert und bodenaufbauend
Es lohnt sich also, mit einer gelungenen Gründüngung die Bodengetiere in ihrer Aktivität zu unterstützen und für sie Biomasse anzubauen. Je besser diese gelingt, desto höher ist der Wirkungsgrad.
Seit drei Jahren beschäftigt sich Philipp Böhlen noch intensiver mit Gründüngungen und besuchte einen Kurs zur regenerativen Landwirtschaft. Damit meint man eine möglichst dauerhafte Begrünung. Der Begriff ist derzeit in aller Munde und ziemlich trendig.
Böhlen kam jedoch aus eigenen Überlegungen auf das Verfahren mit intensiver Begrünung. Das erstaunt nicht. Für einen ertragsorientierten und dennoch bodenschonend vorgehenden Landwirt sind die Zusammenhänge einleuchtend, dass organisches Material den Boden belebt, da Kleingetiere und Mikroorganismen daraus Humus produzieren.
Zudem nennt Philipp Böhlen noch einen anderen Grund, weshalb ein bewachsener Boden im Sommer wichtig ist. Er hat festgestellt, dass ein nacktes Stoppelfeld im Hochsommer Ober-flächentemperaturen gegen 60 Grad oder mehr erreichen kann, je nach Bodentyp. «Als mir das bewusst wurde, war mir klar, dass man die Temperaturen durch Beschattung mit Bewuchs reduzieren muss.» Bei der Aussaat der Gründüngung überlässt Philipp Böhlen nichts dem Zufall und bringt die Gründüngung mit dem Streifensaatverfahren der Claydon Saatmaschine, exakt wie die Getreidekulturen, aus.
Das System von Claydon bearbeitet mit Streifensaatverfahren nicht die ganze Bodenoberfläche und sorgt dennoch für eine Lockerung des Bodens in dem Bereich, in dem sich die Wurzeln entwickeln. Viele Ansprüche des Ackerbaus, werden mit dieser Technik auf einer Maschine vereint. Da die Bodenoberfläche nicht vollständig bearbeitet wird, entweicht weniger Feuchtigkeit und der Boden kann mehr Wasser zurückhalten und die Pflanzen können allfällige Trockenperioden besser überstehen.
[IMG 6]
Winterfurche oder Begrünung
Philipp Böhlen ist davon abgekommen, Kartoffelfelder nach einer Gründüngung im Herbst mit einer Winterfurche mit Pflug oder Grubber auf die Pflanzung vorzubereiten. Dies, obschon die Winterfurche einen störungsfreien Ablauf beim Maschineneinsatz beim Pflanzen ermöglicht. In den durch den Winter abgesetzten Ackerboden lassen sich Kartoffeln vorzüglich legen.
Das gleiche gilt beispielsweise auch bei der Zuckerrübensaat. Nach einer Winterfurche kann hier eine einfache Maschine die Körner präzis ablegen. Da braucht es weder Räumer, welche die Saatfurche freimachen noch hochbelastete Andruckrollen.
Dennoch zeigt sich die Entwicklung bei der Maschinentechnik nun als Vorteil bei der Saatvorbereitung, wenn die Technik nicht auf einen feinerdigen Bearbeitungsbereich angewiesen ist und die Pflanzung oder Saat auch bei vorhandenen Pflanzenrückständen möglich ist.
Das ist gut, weil dadurch neue pflanzenbauliche Möglichkeiten zur Verfügung stehen, welche bisher mangels Maschinenfähigkeiten nicht möglich waren. So kann die ackerbauliche Entwicklung vorangebracht werden und neue pflanzenbauliche Aspekte lassen sich in der Praxis einführen. Ein Beispiel ist die Feldvorbereitung mit Bodenlockerung, soweit nötig, und gleichzeitiger Saat des Wintergrün-Gemenges im Herbst. Mit Pflanzenrückständen im Frühling kommt die Pflanzmaschine zurecht.
Bei Philipp Böhlen sieht dies so aus, dass er im September die Gründüngung mit einer Fräse wenige Zentimeter tief einarbeitet. Dabei wird ein Rottelenker eingesetzt, damit die Rotte rasch beginnt und Fäulnis vermieden wird. «Die Biomasse wird dann während zwei Wochen abgebaut. Bei diesem Vorgang spielt auch die Witterung eine Rolle. Mit der passenden Bodenfeuchte geht es schneller, als wenn es lange trocken ist.»
Bei diesem Arbeitsgang wird auch das unter der Gründüngung gekeimte Unkraut oder Ausfallgetreide abgebaut. Wenn die Gründüngung besonders massig gewachsen ist, wird der Bestand vor dem Fräsen noch gemulcht.
[IMG 7]
Boden im Herbst lockern und ansäen
Nach der erwähnten Zeitspanne ist der Boden bereit für die nächste Saat. Dann sät Philipp Böhlen eine Wintergrünmischung. Diese Saat bringt er mit dem Grubber oder Streifensaatverfahren aus, je nach Bodenzustand. Dadurch ist der Boden optimal für die Kartoffelpflanzung im folgenden Frühjahr vorbereitet. Die «All in One»-Setzmaschine kann den so vorbereiteten Boden optimal für die Kartoffelpflanzung verarbeiten.
Der Maschinenaufwand wird beim Gründüngungseinsatz grösser, da die Pflanzenmasse mit zusätzlichem Bearbeitungsdurchgang in den Boden eingearbeitet wird. Demgegenüber steht jedoch auch eine grössere Biomasse, welche durch Humusbildung den Boden aufbaut und ihn resistenter gegen Stress wie Trockenheit oder Nässe macht.
Betriebsspiegel der Familie Böhlen
Philipp Böhlen, Grafenried BE
Kulturen: Weizen, Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln
Tierbestand: 200 Mastschweine-Plätze
Weitere Betriebszweige: Lohnunternehmen mit Stefan Berger. Kartoffeln setzen, Saatarbeiten, Zuckerrübenernte
Arbeitskräfte: Familienarbeitskräfte