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In der Anbausaison 2023 war der Kartoffelkäferdruck extrem hoch und es wurde häufig zu chemischen und biologischen Insektiziden gegriffen. Als Alternative zur chemischen Bekämpfung hat die holländische Firma Fieldworkers mit der Maschine des Kartoffelkäferfängers «Colorado Beetle Catcher» eine mechanische Variante entwickelt.

Bereits ein ganzes Jahr Erfahrung mit dieser Maschine hat Herbert Mayer, ein Biolandwirt aus Gersthofen-Hirblingen in der Nähe von Augsburg, im Süden von Deutschland. Der Landwirt baut 8 bis 10 Hektaren Biospeisekartoffeln an.

Abschätzen zwischen Pflanzenschaden und Bekämpfungserfolg

«Die Pflanzenschutzmittel im Biolandbau sind nicht so wirksam wie konventionelle. Ausserdem sind sie teuer und vom Applikationszeitpunkt her sehr zeitgebunden», erklärt Herbert Mayer. Zudem kam es beim biologischen Insektizid Novodor immer wieder zu Lieferengpässen, was zu Unsicherheiten führte. «Deshalb suchte ich nach einer alternativen Bekämpfungsmethode.» Herbert Mayer war einer der ersten Landwirte in Deutschland, die 2023 einen Kartoffelkäferfänger gekauft haben.

Die Maschine kann im Front- oder Heckanbau angekoppelt werden. Mit rotierenden Plastiklamellen werden die Kartoffelkäfer und -larven von den Pflanzen abgeschlagen und in darunterliegenden Auffangbehältern gesammelt. Die Schädlinge überleben die Durchfahrt. Deshalb werden sie anschliessend in einem mit Wasser gefüllten Behälter ertränkt.

Vom Hersteller wird empfohlen, mit einer Geschwindigkeit von 3,5 bis 6 km/h zu fahren, je nach Kraut. «Wie schnell man fährt und welcher Zeitpunkt am besten geeignet ist, das musste ich selbst herausfinden», sagt Herbert Mayer. Er gibt zu bedenken, dass bei tiefer Geschwindigkeit zwar der Bekämpfungserfolg besser ist, da mehr Käfer erfasst werden. Dafür wird das Kartoffelkraut durch die Schläge der Maschine stärker in Mitleidenschaft gezogen. «Der Landwirt muss abschätzen zwischen Schaden und Bekämpfungserfolg», sagt Mayer.

Der Hersteller empfiehlt, bei reduzierter Geschwindigkeit auch die Motorendrehzahl zu reduzieren. Zudem ist der Durchfahrtszeitpunkt entscheidend. Am Mittag sind die Pflanzen flexibler und die Blätter brechen weniger ab. Eine Durchfahrt reicht jedoch nicht. Im Jahr 2023 musste Mayer viermal durch den Bestand fahren.

Guter Erfolg bei aufrecht wachsenden Sorten

Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) führte 2023 einen Feldversuch mit dem Kartoffelkäferfänger eines Mitbewerbers, dem Beetle Collector der deutschen Firma Gallinger, durch. Die Ergebnisse zum Bekämpfungserfolg waren positiv, jedoch stark abhängig von der Laubarchitektur der Kartoffelsorte.

Der Versuch wurde bei den Sorten Venezia und Vitabella durchgeführt. Die Sorte Vitabella hat einen auf-rechten Wuchs, kräftige Stängel und kleine Einzelblätter, während Venezia eher breit wächst und grössere Blätter hat. Deshalb war der Bekämpfungserfolg bei der Sorte Vitabella deutlich besser. Tobias Gelencsér, Kartoffel-berater und Co-Leiter Gruppe Anbautechnik Ackerbau beim FiBL, erklärt, dass der Kartoffelkäferfänger im Gegensatz zu Pflanzenschutzmittel den Vorteil hat, dass auch adulte Käfer und nicht nur Larven bekämpft werden können. Somit könnte der Kartoffelkäfer bereits zu Beginn des Einfluges im Mai «abgefangen» werden.

Die mangelnde Selektivität der Maschine habe aber den Nachteil, dass auch Nützlinge wie Marienkäfer, Spinnen und Wanzen als Beifang eingesammelt werden. Robin Kampert von der Firma Fieldworkers erklärt, dass sie deshalb einen grossen Auffangbehälter mitliefern, in welchen die gesammelten Insekten gekippt werden können. Somit hätten Marienkäfer, Spinnen und Wespen die Möglichkeit, zu entfliehen. Marienkäferlarven können dies jedoch nicht.

Tobias Gelencsér sieht Potenzial für den Einsatz der Maschine vorwiegend bei Demeter-Betrieben. Biobetriebe, die Kupfer spritzen, würden biologische Insektizide oftmals gleich dazumischen und können somit die Applikation in einem Arbeitsgang vereinen.

Robin Kampert erwidert, dass die Maschine dafür mit einem Häufelgerät kombiniert werden kann. Somit kann doppelter Pflanzenschutz in einem Arbeitsgang erledigt werden.

Herbert Mayer hat beim Kartoffelkäferfänger die leichte Bauweise überzeugt. Ihm war wichtig, dass das Gerät an einem kleineren, leichten Traktor angebaut werden kann. Das sei bei diesem Modell möglich gewesen, im Gegensatz zum Mitbewerber, dem Beetle Collector der deutschen Firma Gallinger.

Keine Resistenzen bei mechanischer Kartoffelkäferbekämpfung

«Mein Wunsch war, mit dieser Maschine die Pflanzenschutzmittel bei der Kartoffelkäferbekämpfung zu 100 Prozent ersetzen zu können», sagt Herbert Mayer. Ob dies langfristig möglich sein wird, kann er nicht sagen. Mit der Maschine können nicht 100 Prozent der Käfer erfasst werden.

Trotz der genannten Nachteile denkt Mayer, dass sich die Maschine für ihn lohnt. Gemäss Hersteller kostet der vierreihige Kartoffelkäferfänger 24 500 Euro (exkl. Mehrwertsteuer). «Die Pflanzenschutzmittel kosten mich etwa 150 Euro pro Hektar und es bedarf um die drei Durchfahrten. Wenn mich die Durchfahrt mit dem Kartoffelkäferfänger um die 30 Euro kostet und ich drei- bis viermal durchfahren muss, ist die Maschine bald amortisiert.» Ausserdem generiere er mit der Maschine keine Resistenzen, wie das mit Pflanzenschutzmittel passieren könne.

Tobias Gelencsér hat aber die Befürchtung, dass bei so einem starken Krautfäulebefall wie dieses Jahr der Pilz mit der Maschine verschleppt werden könnte.