Landwirtinnen und Landwirte sind nahezu täglich mit ihrem Weidezaun in Kontakt. Dabei fehlt der Elektroschlag, es bleibt jedoch die Arbeit. Oft werden Installation und Wartung des Weidezauns nebenher gemacht. Vielfach ist sich der viel beschäftigte Bauer der Kosten eines Weidezauns nicht bewusst.
Die Kosten eines traditionellen Zauns zu rechnen, ist auch gar nicht so einfach. Die individuelle Gestaltung jeder Weide und die Vielzahl an unterschiedlichen Kostenfaktoren machen die Kalkulation zu einer herausfordernden Aufgabe. Wichtige Kostenfaktoren sind:
Zaunmaterialien: Art der Pfähle, Wahl des Leitermaterials, Anzahl der Leiter usw.
Zusatzausstattung: Art der Elektrifizierung, Netzteile, Solarmodule.
Form, Länge und Ausführung: Je mehr Ecken, Tore und Übergänge eine Weide hat, desto teurer.
Geländebeschaffenheit: Je steiler, desto mehr Arbeit, eventuell müssen Bereiche ausgezäunt werden.
Arbeit: Installierung und Unterhalt.
Rechenbeispiel eines doppellitzigen Fixzauns
In diesem Beispiel wird ein doppellitziger Fixzaun, der mit Draht bespannt ist, zunächst für 100 Meter berechnet. Die Kosten gestalten sich wie folgt:
Fr. 250.– Pfähle/Stickel
Fr. 50.– Draht
Fr. 30.– Federmechanismus
Fr. 60.– Arbeit (2 Stunden)
Diese Kosten betragen total gerundet ca. 400 Franken. So ergeben sich Investitionskosten von Fr. 4.–/m Zaun. Hinzu kommen Jahreskosten, welche sich auf etwa 8 % der Investitionskosten belaufen.
Beispielkosten eines virtuellen Zaunsystems
Das virtuelle Zaunsysteme Nofence (siehe Artikel: kein Weidezaun, kein Problem? ) wird auf Basis eines Abonnementmodells verkauft. Da es in der Schweiz noch nicht zugelassen ist, gibt es auch keine für die Schweiz spezifischen Preise. Die Preise wurden aus einer Preisliste, welche für England bestimmt ist, umgerechnet. Im ersten Jahr zahlt man für jedes Halsband eine «Abo-Gebühr» von 90 Franken. In den darauffolgenden Jahren beläuft sich die Gebühr auf 5 Franken je Halsband.
Fr. 330.– je Halsband
Fr. 50.– Abonnement je Halsband im ersten Jahr
Fr. 90.– je Ladestation
Vergleich für eine 30-köpfige Herde
Die folgende Rechnung soll eine grobe Schätzung sein und beruht auf vielen Annahmen, die in der Praxis anders sein können und für jeden Betrieb individuell sind. Der Einfachheit halber wurde keine Zusatzausstattung miteinbezogen und auch die Abschreibungen über einen längeren Zeitraum wurden ausser Acht gelassen.
In dieser Rechnung wird angenommen, dass 30 Kühen 10 Hektaren Gesamt-Weidefläche auf zwei 5 Hektaren grossen quadratischen Weiden zur Verfügung stehen. Bei einer Zaunlänge von 1788 Metern würde der Zaun mit den oben genannten Angaben (Fr. 4.32/m) rund 7 725 Franken kosten. Hierbei wurden die Investitionskosten und die Jahreskosten zusammengerechnet.
Zum Vergleich würde das Nofence-System für dieselbe Herde im ersten Jahr (mit nur drei Ladestationen) 11 650 Franken kosten. In dieser Rechnung ist das virtuelle System etwa ein Drittel teurer als das traditionelle Zaunsystem.
Auch Agroscope stellte in einer unveröffentlichten Studie Mehrkosten für das virtuelle System von 10 bis 40 % fest. Vor allem die Arbeitskosten eines traditionellen Systems machen den Unterschied und sind sehr schwierig abzuschätzen.
Opportunitätskosten als Zünglein an der Waage
Wer virtuell zäunen möchte, muss also viel Geld in die Hand nehmen. Die Kostenberechnung des Nofence-Systems ist allerdings nur bedingt auf die Schweiz anwendbar, da es hier nicht zugelassen ist und sich die Preise bei einer Markteinführung noch verändern könnten. Trotzdem lassen sich die hohen Investitionskosten nur schwer durch eine gesteigerte Effizienz wettmachen.
Spannend wird es vor allem dann, wenn man die Zeit, die man nicht mehr mit dem Einschlagen von «Schwirli» oder dem Spannen des Drahtes verbringt, in andere Bereiche investieren kann. Für einen abschliessenden Vergleich müssten also die Opportunitätskosten auch einbezogen werden.
