Kurz & bündig

- Das System ARA von Ecorobotix erkennt Unkraut mit einer Kamera und regelt die Herbizidausbringung punktgenau.
- Bei der Blackenbekämpfung werden durchschnittliche Mitteleinsparungen von 90 Prozent gegenüber einer Flächenbehandlung erreicht.

Landwirt und Lohnunternehmer Manuel Waber aus Kiesen BE führt für die Landi-Genossenschaften Aare, Thun und Niesen zwischen Bern und Thun Aufträge mit dem System ARA von Ecorobotix aus. Waber ist auf dem Weg zu einem Blacken-Einsatz bei Vechigen BE.

Die sechs Meter breite Maschine klappt die Seitenteile für die Strassenfahrt nach oben. Dadurch braucht die Maschine in der Breite wie auch in der Höhe ziemlich viel Platz.

Der Grund für die voluminöse Bauweise liegt in der Abdeckhaube: Diese dunkelt die Behandlungsfläche ab. Dadurch haben die Kameras, die sich darunter befinden, immer die gleichen Sichtbedingungen. So können Bilder exakter erkannt werden, als wenn einmal die Sonne spiegelt und ein anderes Mal der Himmel bewölkt ist.

An der Front des Traktors sind ein Frischwassertank und ein Spritztank montiert. Im Spritztank wird die Mischung angerührt. Ein Pumpsystem bringt die Brühe zur Anbaumaschine am Heck. Dort sind die Düsen angebracht.

Nur dort Spritzen wo die Kamera etwas sieht

Die Technik erkennt mit einer Kamera Unkraut – beispielsweise Blacken – und behandelt diese punktuell. Das Kamerabild gelangt in einen Rechner und öffnet die Düsen. Die insgesamt 156 Düsen bespritzen je eine Fläche von 2,4 cm2 pro Impuls und sind grundsätzlich geschlossen. Eine Düse öffnet sich nur dann, wenn sie sich direkt über einer Zielfläche befindet. Gesteuert wird dies über einen Rechner, welcher anhand des Kamerabildes und des Positionssignals die Schaltzeiten bestimmt.

«Bei einer Flächenbehandlung von Blacken auf einer Futterbaufläche werden etwa 15 bis 20 Liter Spritzbrühe pro Hektar benötigt, die Mitteleinsparung liegt bei etwa 90 Prozent», sagt David Herminjard. Er ist bei Agroline zuständig für die Innovationsplattform Innovagri. Mit Innovagri sollen neue Technologien in der Landwirtschaft gefördert werden.

Manuel Waber ist unterdessen auf dem Feld in Vechigen angekommen und macht die Maschine betriebsbereit. Er klappt die Seitenteile hydraulisch nach unten und beurteilt noch einmal den Blackendruck auf der Parzelle. Dazu hat er auch bereits Angaben durch die lokale Landi erhalten, welche den Einsatz vor Ort verantwortet. Anhand des Blackendrucks bestimmt er den Mittelbedarf und mischt die Menge im Spritztank an. «Hier kann man nicht die Fläche mit der Aufwandmenge pro Hektare multiplizieren. Jedes Feld ist anders», sagt Waber.

Eine automatische Beimischung des Pflanzenschutzmittels ins Spritzwasser wird noch nicht angeboten. «Im Spritztank lassen sich jedoch auch nur kleine Mengen anmischen. So kann man verhindern, dass nach dem letzten Auftrag eine grössere Menge ungenutzt im Tank zurückbleibt», ergänzt David Herminjard von Agroline/Innovagri.

Manuel Waber mischt 20 Liter an. Er verwendet das Herbizid Ally Tabs, das seit diesem Frühling 2022 zugelassen ist. Das Wasser entnimmt er aus dem danebenliegenden Frischwassertank, der auf der Einheit mitgeführt wird.

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Entlastung bei der manuellen Blackenbekämpfung

Unterdessen beobachtet auch Landwirt Christoph Studer das Geschehen auf seiner Parzelle. Er hat die Fläche bei der Landi für die bevorstehende Blackenbehandlung angemeldet. Studer sagt, man müsse immer dranbleiben, damit der Blackendruck nicht zu gross wird.

Dass er dies gut im Griff hat, zeigt die Parzelle, auf welcher nur wenige Blacken zu finden sind. Jetzt, nach dem zweiten Schnitt, sind sie klein und man findet sie nicht sofort. Und wenn man meint, «jetzt hat man eine», war es dann meistens doch ein Löwenzahn.

«Ich mache auch Stockbehandlungen und steige beim Mähen auch mal ab, falls ich eine grosse Blacke entdecke», so Christoph Studer.

Nicht jeder Landwirt in der Schweiz arbeitet so exakt. Für Christoph Studer sind die 250 Franken pro Hektare gut investiertes Geld. Zudem interessiert es ihn, wie die Wirkung ist und ob er die Technik auch in Zukunft anwenden will. Der Einsatz ist also auch für ihn ein Test.

Für den ARA wird dieser Einsatz nicht leicht: Es hat nur wenige Blacken und diese muss das System unbedingt treffen. Der ARA hat wenig Chancen, sich auszuzeichnen.

Die Blackenbekämpfung auf Wiesland ist derzeit der häufigste Einsatzbereich des ARA. Der Einsatz ist auch im Ackerbau möglich: Zum Beispiel bei der Unkrautbekämpfung bei Zuckerrüben oder Unkraut auf Stoppelfeld. Hier hat es das System jedoch noch schwer. Die ganzflächige Behandlung mit einer konventionellen Feldspritze ist günstiger als mit dem ARA mit nur 6 Meter Arbeitsbreite.

Hier gibt es also wirtschaftliche Hürden, die im Wiesland nicht bestehen. Im Gegenteil, im Wiesland ist das System ARA ein Problemlöser. Denn mit dem System ARA besteht eine Behandlungsmöglichkeit gegen Blacken, welche die ganze Fläche abdeckt, aber dennoch nur wie eine Stockbehandlung wirkt.

Das hat grosse Vorteile für den gesamten übrigen Wiesenbestand, der nicht mit dem Pflanzenschutzmittel in Kontakt kommt und ohne Einschränkungen weiter genutzt werden kann.

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Neue Bekämpfungsmöglichkeiten im Wiesland

«Mit dieser Wirkungsweise bietet der ARA auf Wiesland neue Bekämpfungsmöglichkeiten bei Blacken, die es bisher nicht gab. Beim Ackerbau arbeiten wir mit Ecorobotix aktuell intensiv an der Verbesserung der Algorithmen, damit die gezielte Applikation auch in diesem Einsatzgebiet agronomisch und wirtschaftlich konkurrenzfähig ist», so David Herminjard von Agroline.

Das System ARA wird rein elektrisch geregelt. Ein Generator wird mit der Zapfwelle angetrieben und produziert den notwendigen Strom. Die Pumpe baut einen Druck von rund 3 bar auf und lässt diesen in einem Kreislauf zirkulieren, da nie die gleiche Menge benötigt wird.

Die Düsen befinden sich rund 20 Zentimeter über den Pflanzen. Das Trägergestänge der Düsen stellt sich automatisch auf diese Höhe ein. Die Verbindungsleitungen von der Spritzenpumpe am Frontanbau zu den Düsen im Heckanbau sind entlang dem Trägerfahrzeug von Manuel Waber sauber verlegt.

Die Satelliten-Signale verzögern sich auf dem Weg zum Traktor und die Genauigkeit liegt bei nur +/− 10 bis 15 Metern.  Referenz-GPS-Antennen sind eingemessen und erkennen die Signalverzögerung. Dies ergibt den Korrekturwert, welcher der RTK-Korrektursignal-Anbieter (RTK=Real Time Kinematik) in «Echtzeit» über die Mobilfunk-Verbindung an den Traktor sendet. Landtechnik RTK-Korrektursignal bestimmt die Position Thursday, 25. July 2019 Damit das Feld exakt abgefahren wird, steuert der Traktor automatisch über Satellitensignale mit Echtzeit Kinematik (RTK) und einer Genauigkeit von +/– 2 Zentimetern.

Die wenigen Blacken hat der ARA alle sauber getroffen. Manchmal traf er auch einen Löwenzahn.

Das Ergebnis ist für Landwirt Christoph Studer erfreulich. Er hat bei der Mitfahrt am Bediencomputer gesehen, dass das System ARA mehr Blacken erkannt hat, als man von Auge vermutet hätte. Dazu blinkt es jeweils, wann sich eine Düse öffnet. Die sichtbaren Blacken wurden alle getroffen. Das ist keine schlechte Leistung bei einer Arbeitsgeschwindigkeit von 6 km/h.

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Der Rechner bestimmt, welche Düse geöffnet wird

Insgesamt sorgen sechs Kameras für hochauflösende Bilder, aus denen der Rechner Nutzpflanzen und Unkräuter unterscheiden kann. Der Rechner bestimmt, wann welche Düse geöffnet werden muss, damit die Blacke getroffen wird.

Das System mit einem Radar berücksichtigt dabei auch die Hangneigung und Kurvenfahrten. Diese beiden Situationen verändern die Positionen von Kamera und Düsen zueinander und werden rechnerisch austariert.

Die Bilder aller rund 40 ARA-Spritzen von Ecorobotix, die derzeit im Einsatz stehen, werden an die ARA-Software-Entwicklung geschickt. Aus den Angaben werden dort immer bessere Informationen zu Blattformen oder anderen Erkennungsmerkmalen erkannt. Mit diesen Informationen verfeinert die künstliche Intelligenz die Informationen für die Rechner fortlaufend. Die Maschine wird also dank künstlicher Intelligenz mit jedem Einsatz noch schlauer.

Innovagri fördert neue Technologien
Innovagri ist eine Technologie-Plattform, welche von Agroline (einer Tochtergesellschaft der Fenaco) und den Landi-Genossenschaften lanciert wurde.
Ziel der Plattform ist es, innovative Methoden für nachhaltigen Pflanzenschutz zu testen und schnell bei den Schweizer LandwirtInnen einzuführen.
In einem ersten Schritt werden den Mitgliedern Lösungen von crop.zone, Ecorobotix und xPower angeboten. Die Technologie, deren Lizenzierung und die technische Beratung stellt Agroline sicher, während die Landi-Genossenschaften für den Vertrieb und den Einsatz vor Ort verantwortlich sind. Die Kosten für eine Behandlung inkl. Beratung betragen Fr. 250.–/ha. Der Kanton Waadt unterstützt den Einsatz mit 100 Franken pro Hektare.
Das System ARA ist für den überbetrieblichen Einsatz vorgesehen und wird nebst dem Angebot der Landi-Genossenschaften auch durch Lohnunternehmer angeboten.
Der ARA wird am Produktionsstandort von Ecorobotix in Mathod VD produziert. Der Vertrieb erfolgt mit einer strategischen Partnerschaft über die Bucher Landtechnik AG.