Die Hersteller bringen Traktoren und Maschinen auf den Markt, die vernetzt arbeiten und tausend Sachen gleichzeitig können. Gibt es in Zukunft noch Traktoren mit einfacherer Ausstattung?

Werner Berger: Die Hersteller treiben uns schon voran mit ihren neuen Entwicklungen. Und es gibt auch in der Schweiz einen Markt dafür. Vor allem bei Lohnunternehmern, wo eine hohe Auslastung erreicht wird.

Aber es werden auch weiterhin Traktoren gebaut, mit einer technischen Ausstattung, wie wir dies heute kennen.

Die Präzisionslandwirtschaft wird jedoch bereits wegen der Absenkpfade Pflanzenschutzmittel und Nährstoffverluste bei den Hilfsstoffen an Bedeutung gewinnen: Zum Beispiel durch mit künstlicher Intelligenz unterstützte Hackgeräte oder Spot Spraying. Hier hat die Technologie der Präzisionslandwirtschaft auch eine gesellschaftspolitische Bedeutung.

Je grösser die Ausstattung eines Traktors mit Präzisionslandwirtschaftstechnologie, desto teurer wird er. Kann man sich das leisten?

Häufig gibt es auf Landwirtschaftsbetrieben heute einen Zweit- oder einen Dritttraktor, der auch als Back-up dient, wenn der Haupttraktor ausfällt. Wartungsintervalle werden aber immer länger und die Technik ist zuverlässiger geworden.

Für Präzisionsgeräte und digitale Lösungen ist eine partnerschaftliche Betreuung durch den Landtechnikhändler sinnvoll. Es ist vergleichbar mit dem Melkroboter: Es braucht einen Servicedienst, der Störungen in kurzer Zeit behebt. Das garantiert eine hohe Auslastung der Technik, was bei den Maschinenkosten relevant ist.

Werden diese Ansprüche an die Landtechnikbranche zu einem Strukturwandel führen?

Der Landtechnikhandel war beispielsweise durch Zusammenschlüsse von Herstellern immer einem Wandel ausgesetzt. Jetzt, wo immer mehr neue Technologien hinzukommen, noch mehr.

Es werden sich vor allem jene Firmen etablieren, welche gute Dienstleistungen anbieten, um die Einsatzsicherheit der Technik zu gewährleisten. Zudem wird es wichtig sein, die Kunden sehr gut zu schulen und ihnen das Potenzial der Präzisionslandtechnik zu zeigen und nutzbar zu machen. Heute wird das Potenzial vorhandener Technik nicht immer maximal ausgenutzt. Da haben wir als Landtechnikbranche eine grosse Verantwortung, damit Landwirte und Lohnunternehmer mit der Technik eine hohe Wirtschaftlichkeit erreichen können.

Was muss ein Landwirt beachten, wenn er heute einen Traktor kauft? Soll er sich bereits jetzt für eine Vollausstattung bei der Präzisionslandwirtschaftstechnologie entscheiden?

Ich empfehle, das zu kaufen, was aktuell am meisten dient. Wenn man jetzt noch keine Spurführung benötigt, empfiehlt sich dennoch eine Vorrüstung für einen späteren Bedarf.

Ich sehe auch Potenzial darin, in ein kleineres Modell zu investieren, dafür mit einer höheren technischen Ausstattung. Wenn der Fahrer technisch gut geschult ist und das Potenzial der Technik voll ausschöpft, kann ein kleineres Modell mehr leisten als das grössere, welches weniger digitale Unterstützung bietet.

Bei Claas-Traktoren sehen wir, dass dank dem Maschinenoptimierungssystem Cemos Treibstoff eingespart und der Bodendruck vermindert werden kann. Das Beispiel zeigt, dass mit digitaler Technik eine ressourcenoptimierte Leistungserbringung möglich ist.