Kurz & bündig
-Die Bewirtschaftung in Teilflächen teilt eine Parzelle in Ertragszonen ein.
-Einsparung von Saatgut, Dünger und Pflanzenschutzmitteln ist möglich.
-Je nach Strategie des Betriebsleiters erhalten Hochertragsflächen mehr Dünger als Niederertragsflächen.
-An den landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentren werden Kurse zum Thema angeboten oder sie sind in Planung.

Eine Parzelle hat meistens nicht auf ihrer ganzen Fläche ein gleich hohes Ertragspotenzial und einen aktuellen Pflanzenbestand. Waldränder und Kiesbänke sorgen für Unterschiede, die von Auge leicht erkennbar sind. Satellitenbilder erkennen solche Unterschiede ebenfalls. Zudem werden mit Satellitenbildern auch schwache Unterschiede sichtbar, welche für das Auge weniger deutlich erkennbar sind.

Mit den Bilddaten aus dem All können die Biomasse und die Nährstoffversorgung innerhalb einer Parzelle dargestellt und in unterschiedliche Zonen eingeteilt werden. Mit dem Blick aus dem All ist es also möglich, eine langjährige Ertragspotenzialkarte oder eine aktuelle Bestandeskarte für unterschiedliche Zonen einer Parzelle zu erstellen.

Dünger wirkt nicht überall gleich

Die unterschiedlichen Zonen der Parzellen werden bei der Teilflächenbewirtschaftung mit mehr oder weniger Dünger versorgt. Die Idee ist, dass man jede Teilfläche mit einer für diese Fläche passenden Düngermenge versorgt, damit der Dünger möglichst effizient ausgenutzt wird. Beispielsweise wird eine Zone mit geringem Ertragspotenzial mit weniger Dünger versorgt als eine Teilfläche mit gegenteiligen Voraussetzungen. Letztlich hängt die Verteilstrategie von Parametern wie Zeitpunkt der Gabe und Bestandesführung (intensiv oder extensiv) ab.

Dank Smart Farming wird die Verteilung des Düngers mit den Maschinen automatisch geregelt. Die Regelung erfolgt über eine Ausbringkarte (Applikationskarte), welche auf den erwähnten Zonen der Parzelle basiert.

Technische Voraussetzung für die teilflächenspezifische Bewirtschaftung
Damit auf dem Feld eine automatisierte Teilflächenbewirtschaftung möglich ist, müssen technische Voraussetzungen an den Maschinen erfüllt sein. Der Traktor benötigt einen GNSS-Empfänger und ein Isobus-Terminal mit entsprechenden Freischaltungen (TC-GEO), mit dem das Anbaugerät verbunden ist. So regelt das Terminal des Traktors die Soll-Ausbringmenge am Anbaugerät geospezifisch gemäss der vorgegebenen Applikationskarte. Zum Erstellen der Applikationskarte im Büro braucht es eine entsprechende Software.
Anwendungen für die teilflächen-spezifische Bewirtschaftung sind:
- Düngung
- Aussaat
- Pflanzenschutz
- Bodenbearbeitung, Verdichtungszonen lockern, gleichmässiges Saatbett
Auch für jemanden, der über keine moderne Technik zur automatischen Verarbeitung von Applikationskarten verfügt, können die Karten einen Nutzen haben. So existieren Apps, die einem eine Fahrgeschwindigkeit in Abhängigkeit der Zonen vorgeben können, oder man variiert die Schieberstellung des Düngerstreuers manuell bei der Durchfahrt.

«Applikationskarten, die auf Satellitenbildern basieren, kann jeder Landwirt ohne weitere Infrastruktur selbstständig vorbereiten. Auch wenn die Ausbringkarte nicht genutzt wird, weil die Maschinentechnik fehlt, bringt es dennoch einen Nutzen, sich mit den Möglichkeiten zu befassen», sagt Marco Landis von der Fachstelle Agrartechnik und Digitalisierung am Strickhof. [IMG 4]

Er meint, dass die zusätzliche Sicht von oben allein deshalb interessant sei, um diese mit den eigenen Erkenntnissen vom Feld zu vergleichen. So lerne man die eigenen Parzellen und die verschiedenen Ertragszonen immer besser kennen.

Applikationskarten aus dem Internet

Erdbeobachtungssatelliten der ESA produzieren alle zwei bis drei Tage ein Bild von der gleichen Fläche der Erdoberfläche. Ob die Bildgebung genutzt werden kann, hängt jedoch vom Wetter ab. Bei Wolken kann kein nutzbares Bild erzeugt werden. Die Bilddaten werden in Echtzeit zur Erde übermittelt. Sie werden nach Themen sortiert und sind frei verfügbar. Diese Daten sind auch die Grundlage, welche Anbieter im Web für die Erstellung der Applikationskarten nutzen.

Laut Marco Landis gibt es eine Vielfalt von entsprechenden Webplattformen. Bei einigen Anbietern ist die Nutzung mit Kosten verbunden und andere sind gratis verfügbar. Jedoch würden die Nutzungsbedingungen häufig ändern und die Verfügbarkeit ebenfalls.

Ein solcher Software-Anbieter ist beispielsweise CropSat. Dort kann jedermann kostenlos eine Ausbringkarte erstellen. [IMG 2]

Zuerst muss man die gewünschten Parzellen einzeichnen. In einem weiteren Schritt können Satellitenbilder aus der Vergangenheit ausgewählt werden. Wer ein bisschen herumexperimentiert, erkennt, dass an einem Datum im späten Frühling auf der gleichen Parzelle eine höhere Biomasse erkennbar ist als Ende Winter. [IMG 3]

Um damit eine Applikationskarte für die Düngung zu erstellen, wählt man am besten ein möglichst aktuelles Satellitenbild. Anhand des Biomasseindex kann die Düngermenge den Teilflächen spezifisch zugeteilt werden. Wer über entsprechende Maschinen verfügt, kann die Applikationskarte bereits nutzen. Der Datentransfer vom Bürocomputer auf das Traktorterminal erfolgt mit einem Datenstick oder übers Internet.

Weitere Parameter für die Ausbringkarte

Eine satellitenbasierte Ausbringkarte basiert bloss auf dem aktuellen Zustand auf dem Feld und es fehlt eine Vergleichsbasis von mehreren Jahren. Dies kann verbessern, wer eine Parzelle mit Satellitenbildern auf mehrere Jahre zurück analysiert und eine langjährige Biomassekarte erstellt.

Marco Landis weist jedoch darauf hin, dass Landwirte stets die Plausibilität der Ergebnisse prüfen müssen. Werden beispielsweise Bewirtschaftungsflächen zusammengelegt, muss beim Vergleich der Biomasse die Vorkultur berücksichtigt werden.

Satellitenbilder sind jedoch nur ein Parameter für eine Ausbringkarte. Eine breit abgestützte Ausbringkarte basiert auf mehreren Faktoren, wie die Auflistung mit entsprechender Auflösung der Daten zeigt:

  • Satellitenbilder (Auflösung 10 Meter)
  • Drohnenbilder (1 Zentimeter)
  • Langjährige Biomassekarten (10 Meter)
  • Bodenkarten (ca. 50 Meter)
  • Teilflächenspezifische Bodenproben (ca. 50 Meter)
  • Bodensensoren an Anbaugeräten (1 Meter)
  • N-Sensoren
  • Ertragskarten früherer Jahre (5 bis 10 Meter)
  • Erfahrungswerte

Laut Marco Landis reicht die Auflösung von 10 Metern für die Düngerausbringung.

Beispiel einer Vegetationskarte

 

Beispiel einer Ausbringkarte

 

 

Mehrertrag statt Dünger einsparenlohnt sich
Mit einer Verschiebung der Düngermenge von den ertragsschwachen zu den ertragsstarken Teilflächen zur Steigerung des dortigen Ertrags kann rasch ein wirtschaftlicher Vorteil gegenüber der Düngereinsparung erzielt werden. Kann dadurch beispielsweise ein Mehrertrag von 500 kg/ha erreicht werden, ergibt dies bei Weizen bei einem Preis um Fr. 50.–/100 kg einen Mehrerlös von Fr. 250.–/ha. Bei einer durchschnittlichen Düngermenge von 140 kg N/ha zu einem Preis von zirka Fr. 51.–/100 kg (Ammonsalpeter 27) kann der Mehrertrag die gesamten Düngerkosten von Fr. 264.–/ha beinahe decken.
Die Verteuerung durch die Technik für die Teilflächenbewirtschaftung ist unterschiedlich und hängt sehr stark von der bereits vorhandenen Technik ab. Rechnet man sämtliche Mehrkosten, belaufen sich diese für drei Düngergaben auf total rund Fr. 80.–/ha (Düngerstreuer, Lenksystem, Applikationskarte und Aufwand zum Erstellen der Applikationskarte).