Kurz & bündig
- Einflüsse des internationalen Markts, die wiederkehrende Trockenheit und ein Umdenken bei den Konsumenten sorgen für wenig Konstanz auf dem Schweizer Holzmarkt.
- Eine Steigerung von nachhaltigen Heizanlagen sorgt nun potenziell für etwas Vorhersehbarkeit bei der Holznachfrage.
- Bauen mit dem eigenen Holz kann je nach Standort sinnvoll sein. Allerdings sorgt ein Mangel von Sägereien für Probleme bei der Beschaffung von Schweizer Konstruktionsholz.

Auf die Bitte hin, einmal «kurz und knapp» den Schweizer Holzmarkt, inklusive Holzpreisentwicklung, Bauen mit Schweizer Holz und die Nutzung von Energieholz zu erklären, muss Florian Landolt von WaldSchweiz ein wenig schmunzeln.

Der Holzmarkt hierzulande sei sehr komplex, und der Holzpreis unterliege zahlreichen unbeeinflussbaren Faktoren wie zum Beispiel dem internationalen Markt, erklärt er. Das Sinken der Holzpreise begann etwa Anfang der 1990-er Jahre mit mehreren verheerenden Stürmen, die jeweils für grosse Mengen Schadholz sorgten.

Dieses Über-Angebot überstieg die Nachfrage um Längen und der Preis sank. Die Aufhebung des Euro-Franken-Mindestkurses habe 2015 den Holzpreis weiter gedrückt, so Landolt.

Die Folge von Trockenheit: Ein Überangebot und fallende Preise

Auch das Damoklesschwert der Trockenheit hänge jedes Jahr über dem Wald und beeinflusst den Holzpreis stark. «Genau wie die Landwirte sind wir Urproduzenten und damit dem Klimawandel voll ausgesetzt», erklärt Florian Landolt.

Ist es wie im vergangenen Sommer über längere Zeit hinweg sehr trocken, breitet sich der Borkenkäfer rasend schnell aus. Die Folge sind Zwangsnutzungen der abgestorbenen Bäume, die zu einem enormen Überangebot an Holz führen.

Dies bringt einen Preissturz, denn das ganze Holz muss schliesslich verkauft werden. «Nun erlebten wir dies schon in den Sommern der Jahre 2018, 2019 und 2020. 2021 brachte Entlastung, aber 2022 war die Trockenheit wieder schlimm«, erzählt Florian Landolt.

Seit 2008 ist die Waldbewirtschaftung defizitär

Nicht nur die Erfahrung, sondern auch die Auswertungen der Bundesämter für Statistik und Umwelt zeigen, dass die Waldbewirtschaftung in der Schweiz seit 2008 stets defizitär gewesen ist. «Gesamtschweizerisch und über alle Sortimente betrachtet, hat man mit der Holzernte durchwegs Verluste gemacht», erzählt Florian Landolt und fügt rhetorisch hinzu: «Welches Unternehmen, das 14 Jahre in Folge Verluste verzeichnet, macht einfach so weiter?»

WaldSchweiz beobachtet diese Entwicklungen mit grosser Sorge. «Wir haben diesbezüglich ein riesiges Problem, und für die Waldbesitzer ist es dringend nötig, dass der Holzpreis etwas ansteigt», so Landolt.

Finanziell gesehen ist die Waldbewirtschaftung also ein Verlustgeschäft. Aber der Wald hat nebst der Produktion des nachhaltigen Rohstoffes Holz weitere unverzichtbare Aufgaben: Freizeit, Erholung, Biodiversität, Wasserspeicher und –filter, Schutz der Infrastrukturen vor Lawinen und Gerölllawinen. Deswegen bewirtschaften insbesondere öffentliche Waldbesitzer wie Bund, Kantone und Gemeinden den Wald trotzdem. Läge die Bewirtschaftung des Waldes aber bei Wirtschaftsunternehmen, hätte man damit wahrscheinlich längst aufgehört, schätzt Landolt.

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Kleine Forstbetriebe sind keine Verhandlungsprofis

Eine Erklärung dieser Situation aus ökonomischer Sicht fällt sehr schwer. Man habe es nach Extremereignissen einfach nicht geschafft, die Preise wieder auf das vorherige Niveau zu bringen. Das sei auch darauf zurückzuführen, dass die Holzeinkäufer oft grosse Unternehmen sind, während der Holzverkauf meist durch kleine Forstbetriebe erfolgt.

«Deren Haupttätigkeit ist nicht der Holzverkauf – das sind oft keine Verhandlungsprofis», erklärt Landolt. Deshalb lohne sich für Waldeigentümer der Zusammenschluss in Holzvermarktungs-Organisationen.

Der Holzmarkt ist aber insgesamt sehr heterogen und regional unterschiedlich. Auch sei Holzpreis nicht gleich Holzpreis. Der geschlagene Baum am Wegesrand sei mit dem fertig gesägten und getrockneten Balken genauso wenig zu vergleichen wie das Getreide auf dem Feld mit dem Brot beim Bäcker.

Positive Wendung aus traurigem Anlass

Seit Ende Februar 2022 aber weht ein frischer Wind auf dem Holzmarkt. «Wir sehen, dass die Preise sich erhöhen können, und auch stabil auf einem höheren Niveau bleiben», berichtet Landolt.

Der Grund für diese eigentlich positive Wendung ist allerdings ein trauriger. Seit dem Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine kommt der Faktor «strategische Landesversorgung» ins Spiel. Insbesondere sei dies beim Brenn- und Energieholz der Fall.

«Wir beobachten derzeit beim Brennholz einen Klopapier-Effekt»«, berichtet Landolt. Die Leute schauen nicht mehr primär auf den Preis, sondern auf die Verfügbarkeit. Eine grundsätzliche Änderung der Konsumenten-Überlegung.

Zur Sicherheit Brennholz bestellen

Gemäss den Zahlen von WaldSchweiz gibt es hierzulande rund 470'000 Stückgutfeuerungen (Schwedenöfen oder Cheminées im Wohnzimmer). Davon wurden bisher rund 70'000 regelmässig genutzt. Die aktuelle Beobachtung, dass der Preis für Brennholz weniger stark steigt als der für Gas- oder Erdöl, veranlasst viele Menschen dazu, sich noch zwei Ster Brennholz zu bestellen, zur Sicherheit.

Dadurch entwickelte sich eine aussergewöhnliche Nachfragespirale. Florian Landolt berichtet von Forstbetrieben, die zurzeit zehnmal so viele Bestellungen haben wie in vergleichbaren Jahren.

Schweizweit wurde dieses Jahr zwei bis drei Mal mehr Brennholz nachgefragt. «Das wird aber nächstes Jahr wieder abebben», prognostiziert Florian Landolt. Das Wissen, wie man mit Holz heizt, fehle bei vielen Menschen. Auch bei vielen, die aktuell Brennholz bestellt haben.

Beim korrekten Heizen mit Holz gibt es viel zu beachten, es macht Dreck und Arbeit. Das sei nicht für jeden. «Was aber gut sein kann ist, dass sich die Nachfrage nach Brennholz auf einem höheren Niveau als heute stabilisieren wird, sowohl preis- als auch mengenmässig«, so Landolt.

Holz aus der Region gibt den Kunden Sicherheit

Zumeist liegen die Brennholzgewinnung und der Brennholzverkauf in der Hand der Forstbetriebe oder der 20'000 Landwirte, die auch Waldbesitzer sind. Bislang kaum rentabel, kann der Aspekt der strategischen Landesversorgung aktuell für Landwirte und Waldbesitzerinnen in Sachen Brennholz auch von Vorteil sein.

Die Konsumenten wissen, dieses Holz wächst in der Region und steht zur Verfügung. Diese Planungssicherheit ist nicht gewährleistet, wenn man von ausländischen Lieferanten abhängig ist. Florian Landolt weist ebenfalls darauf hin, dass sich nicht nur die Brennholz-Herstellung, sondern auch die Energieholz-Herstellung bei der aktuellen Preisentwicklung künftig eher lohnen wird.

«Nicht jeder weiss, wie man mit Holz heizt. Das macht Dreck und Arbeit.»

Florian Landolt von WaldSchweiz

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Im Vergleich zum Nischenmarkt Brennholz fallen die wirklich grossen Mengen eher bei Pellets oder bei Holzschnitzeln an. Vergleicht man die Jahre 2022 und 2021, ist die Anzahl an neuen Pelletöfen um 20 Prozent gestiegen.

Solche Anlagen stellen die Notwendigkeit von Holz als Heizmaterial für die nächsten 15 bis 20 Jahre sicher. Diese Nachfrage wird dazu führen, dass Energieholz nachhaltig vermehrt gefragt ist.

Etwa 40 Prozent des Schweizer Holzes wird als Energieholz verwendet. 50 Prozent wird zu Schnittholz, und die restlichen 10 Prozent zu Industrieholz verarbeitet. Aber wird Schweizer Holz tatsächlich oft in Gebäuden verbaut?

Nachfrage nach Schweizer Bauholz ist stark gestiegen

Florian Landolt erklärt: «Der Lockdown 2020 führte zu einer erhöhten Bautätigkeit. Die Leute waren zuhause und haben das Feriengeld ins Haus oder die Wohnung investiert. Da haben wir beobachtet, dass die Nachfrage nach Bauholz stark gestiegen ist.»

Tendenziell wird immer mehr Schweizer Holz verbaut. Aktuell liegt der Anteil der aus Schweizer Holz gebauten Gebäude hierzulande bei 15 Prozent.

In Leuchtturmprojekten, initiiert von Kantonen und Gemeinden, entstehen Kindergärten, Verwaltungsgebäude oder Wildbrücken aus regionalem Holz. Dies lässt einen klaren politischen Willen erkennen.

Ist es nun aber auch für Landwirte rentabel, mit eigenem Holz zu bauen? Tatsächlich ja. Grundvoraussetzungen dafür seien zunächst die entsprechenden Fähigkeiten. Man muss beispielsweise Bäume fällen können. Keine ungefährliche Arbeit, die gern unterschätzt wird.

Zu wenige Sägereien, um die Nachfrage nach Holz zu decken

Ebenso braucht es eine passende Infrastruktur. Und da harzt es: «Wir haben beobachtet, dass kleine Sägereien wegen mangelnder Rentabilität ihren Betrieb in den letzten Jahren eingestellt haben. Das hat dazu geführt, dass sich die Sägerei-Landschaft auf immer weniger grosse Sägereien konzentriert hat. Aktuell kommen viele Forst- oder Holzbaubetriebe wieder drauf und investieren in kleine, mobile Sägewerke, um unabhängiger zu sein», so Landolt.

Diese Überlegung sei eventuell auch für Landwirte mit eigenen Waldflächen sinnvoll um den Eigenbedarf zu decken. Alles eine Frage der Kalkulation. «Vor allem im Winter kann das rentieren, wenn die Böden gefroren sind und man in der Landwirtschaft die Felder schlecht bestellen kann», rät Florian Landolt.

«Über die Mengen an Importholz kann man kritisch nachdenken.»

Bruno Kälin von der Strüby Holzbau AG

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Auch Bruno Kälin, Marketing-Leiter der Strüby Unternehmungen bestätigt, dass Bauen im landwirtschaftlichen Bereich mit eigenem Holz absolut möglich ist.

Es komme dabei viel auf die Logistik an, erklärt Kälin und konkretisiert: «Man muss schauen, welches Holz vorhanden ist und ob die Qualitätsansprüche erfüllt sind. Wenn ja, dann muss sich der Landwirt überlegen: Ist die Nutzung des eigenen Holzes preislich tatsächlich sinnvoll? Denn das eigene Holz muss vor der Nutzung zur Sägerei transportiert und dort passend gesägt werden, bevor es weiter zum Trocknen und allenfalls zum Verleimen gebracht wird. Erst dann ist es für die Nutzung bereit.»

Der Standort entscheidet, ob sich Bauen mit eigenem Holz lohnt

Ob es nun rentabel ist, das eigene Holz für betriebseigene Gebäude zu nutzen, kommt nicht zuletzt auch auf den Standort an. Es ist ausschlaggebend, wie weit das Holz zu den weiteren Verarbeitungsschritten transportiert werden muss. Schweizer Holz zum Bauen zu verwenden ist generell eine sehr gute Idee, so Bruno Kälin. Die Strüby Holzbau AG nutzt für den Konstruktionsbereich ausschliesslich Schweizer Holz, vorwiegend Fichte und Weisstanne. Auch sei ein Bau aus Schweizer Holz nicht, wie oft gedacht, nennenswert teurer als Bauten aus Importholz.

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Der ökologische Fussabdruck ist beim einheimischen Holz kleiner

Qualitätsunterschiede zwischen Schweizer und ausländischem Holz gäbe es zwar nicht wirklich grosse, so der Bau-Experte. Bedenkt man aber den ökologischen Fussabdruck, liegt es schon näher, auf heimisches Holz zu setzen. Zumal die Ressourcen hierzulande zur Genüge vorhanden seien, so Kälin.

Jedes Jahr kommt nutzbare Waldfläche hinzu. «Dass man diese nicht nutzt, sondern stattdessen drei Millionen Kubikmeter Holz importiert, da kann man schon kritisch drüber nachdenken», sagt Kälin.

Genau wie schon Florian Landolt weist Bruno Kälin darauf hin, dass das Problem in der Schweiz nicht bei der Ressource Holz liegt, sondern auf der nächsten Stufe der Wertschöpfungskette: Bei der weiterverarbeitenden Industrie.

Man habe etwa zehn Millionen Kubikmeter, die jährlich zur Verfügung stünden. Verwertet wird aber nur rund die Hälfte und in den letzten 25 Jahren hat man zwei Drittel der Sägereien hierzulande verloren. «Da muss man auch jeden Holzbauer in Schutz nehmen, welcher nicht mit Schweizer Holz baut. Man kommt auf dem Markt teilweise gar nicht an den verarbeiteten Rohstoff Schweizer Holz, weil dieser schlicht nicht in genügender Menge vorhanden ist. Da liegt ein Riesenproblem«, erklärt der Fachmann.

«Ist das eigene Holz aber vorhanden und die Logistik passt, dann ist es am Schluss einfach emotional etwas Schönes, wenn man das eigene Holz im Gebäude verbaut hat», schliesst Florian Landolt von WaldSchweiz. «Diese Komponente kann Stahl und Beton nicht bieten.»