Kurz & bündig

-Eine Speicherbatterie ermöglicht landwirtschaftlichen Betrieben, mehr selbst erzeugten Strom zu nutzen und Kosten zu sparen.
-Auf dem Betrieb von Lukas Bucher lässt sich die Batterie dank einem speziellen Wechselrichter als Notstromversorgung nutzen.
-Das erhöht die Unabhängigkeit.
-Für Landwirt Lukas Bucher hat sich deshalb die Investition gelohnt.

Die Schweiz steht an einem kritischen Punkt in ihrer Energiewende. Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und der Notwendigkeit einer sicheren, nachhaltigen Energieversorgung spielen Photovoltaikanlagen eine entscheidende Rolle. Bis 2050 sollen PV-Anlagen gemäss Swissolar, dem Schweizerischen Fachverband für Sonnenenergie, 45 Terawattstunden Strom liefern. Das ist rund zehnmal mehr als heute.

Eigenverbrauch lohnt sich: Je höher der Anteil, desto besser

Mit PV-Anlagen bedeckte Dächer sind kaum mehr aus dem Landschaftsbild wegzudenken. Bei einer Fahrt durch die Region ist deutlich erkennbar, dass ständig neue Anlagen entstehen. Doch wie wird sich das Geschäft mit der Stromproduktion auf dem eigenen Dach entwickeln?

Es scheint klar, dass sich bei landwirtschaftlichen Betrieben mit einem hohen Stromverbrauch PV-Anlagen weiterhin lohnen werden, um bei den Stromkosten zu sparen.

Dabei spart ein Landwirt nicht nur bei der Leistung, die er weniger einkaufen muss, sondern auch bei den Gebühren, um den Strom überhaupt beziehen zu können.

Landwirtschaft benötigt viel Strom

Je nach Saison laufen die Stromzähler bei Landwirtschaftsbetrieben auf Hochtouren. Durch die Modernisierung der Landwirtschaft nimmt der Strombedarf zu. Immer mehr Betriebseinrichtungen mit elektrischen Antrieben kommen zum Einsatz: Von der Klimaregelung in Ställen bis hin zu leistungsstarken Bezügern wie Heubelüftungen. Nach dem Heuen laufen die Gebläse und womöglich auch noch eine Entfeuchtungsanlage. Die Melktechnik und die Milchkühlung laufen ebenfalls gleichzeitig.

Ein landwirtschaftlicher Durchschnittsbetrieb braucht gemäss SBV 20 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr.

Deshalb ist es für einen landwirtschaftlichen Betrieb interessant, einen möglichst hohen Anteil seines Stromverbrauchs mit der eigenen PV-Anlage zu decken. Mit einer Speicherbatterie kann dieser Anteil zusätzlich erhöht werden. Im Vergleich zu PV-Anlagen sind Speichersysteme allerdings noch wenig verbreitet. Zurzeit gilt ein Batteriespeicher in den meisten Fällen noch nicht als wirtschaftlich und der Einkauf vom Stromanbieter ist günstiger.

Werden die Bedürfnisse eines Betriebs jedoch genau analysiert, kann sich eine Speicherbatterie dennoch lohnen, zum Beispiel dann, wenn der Stromspeicher als Notstromsystem ausgelegt ist.

Dank Batterie von Frühling bis Herbst keinen Strom zukaufen

Es gibt Landwirte, die den Schritt gewagt haben, in ein Speichersystem zu investieren. Ein Beispiel ist der Betrieb von Lukas Bucher aus Rain LU.

Die grössten Stromverbraucher auf seinem Betrieb sind der Melkroboter, die Wärmepumpe für das Heizen der Wohnungen und die Warmwasser-Erzeugung sowie diverse Lüfter. Pro Jahr benötigt der Betrieb eine Strommenge von rund 80 000 kWh. Lukas Bucher hat die Dächer seines Betriebs mit PV-Anlagen von einer Gesamtleistung von 620 kWp ausgestattet. Der Aufbau der PV-Anlagen erfolgte in Etappen.

Zuletzt wurde im Herbst 2023 eine Speicherbatterie in Betrieb genommen. Die Batterie hat eine Speicherkapazität von 97,5 kWh. Damit plant der Betrieb, vom Frühling bis zum Herbst ohne zugekauften Strom auszukommen. Im Herbst 2024 wird es sich zeigen, ob das Ziel bereits im ersten Jahr erreicht werden konnte.

Die Batterie dient bei Lukas Bucher als Notstromlösung

Die Investitionskosten für eine Speicherbatterie sind hoch. Pro Kilowatt Speicherkapazität fallen Kosten von rund 1000 Franken an. Lukas Bucher musste also mit knapp 100 000 Franken für die Speicherbatterie kalkulieren. Damit diese Rechnung aufgehen kann, konnte er von einer Investitionsförderung profitieren.

Der wirtschaftliche Hauptgrund lag jedoch bei der Notstromlösung – bei Bucher würde ein Stromausfall 60 zu melkende Kühe und 160 Galtsauen betreffen. Die Systemsteuerung wurde so konzipiert, dass die PV-Anlage und der Stromspeicher auch bei einem Stromausfall des Netzbetreibers autark weiter Strom produzieren und die Batterie füllen können.

Das ist die Ausnahme. Denn bei normalen Systemsteuerungen schalten die Wechselrichter bei einem Stromausfall ab. Mit einem speziellen Wechselrichter kann der Betrieb jedoch auch über den Notstrom weitergeführt werden. Die Versorgung kommt dann von der Speicherbatterie. Bei der Anlage von Lukas Bucher schaltet sich das System bei einem Stromausfall automatisch auf den Notstrombetrieb um.

Dank grosser PV-Flächen lässt sich der Speicher speisen

Deshalb kann Lukas Bucher auf ein externes Notstromaggregat, das beispielsweise mit dem Traktor betrieben wird, verzichten. Das sind wegfallende Investitionen, die er für die Speicherbatterie einsetzen konnte.

Sollte es einmal zu einem Stromausfall kommen, der länger dauern sollte, beispielsweise sogar tagelang, hat Lukas Bucher keine Bedenken.

Dank der grossen PV-Flächen sollte es auch bei schlechten Produktionsbedingungen und geringem Stromertrag möglich sein, den Speicher zu speisen und den Betrieb zu versorgen. Je nach Jahreszeit und Wetter muss der Verbrauch allenfalls etwas eingeschränkt werden.

Welchen weiteren Nutzen hat die Batterie?

Im Normalbetrieb und ohne Stromausfall speichert die Batterie überschüssigen Strom und kann die Stromlücken der PV-Anlage überbrücken. Der Betrieb von Lukas Bucher muss den Strom nicht für 31 Rp/kWh zukaufen. Zusätzlich muss er den Strom nicht zu einem niedrigen Tarif von 7 Rp./kWh einspeisen.

Mit dem gespeicherten Strom können deutlich Kosten gespart werden: Der Betrieb spart mit dem Speichern 24 Rp./kWh, also die Differenz zwischen zugekauftem und eingespeistem Strom.

Bewusstes Strommanagement spart Stromkosten

Es ist durchaus üblich, dass der Geschirrspüler und die Waschmaschine nachts in Betrieb genommen werden. Bei einem Haushalt mit einer PV-Anlage ist das Gegenteil der Fall. Die Verbraucher sind tagsüber einzuschalten.

Bei einem landwirtschaftlichen Betrieb gestaltet sich die Situation etwas komplexer. Für ein optimales Management stehen Apps zur Verfügung, mit denen der gespeicherte Strom visualisiert werden kann.

Der Betriebsleiter hat somit die Möglichkeit, zu erkennen, ob überschüssig oder nur knapp ausreichend Strom vorhanden ist. Bei einem Überschuss an Strom kann beispielsweise die Heubelüftung problemlos länger eingeschaltet werden. Bei knappem Stromangebot zeigt die App dies an und man überlegt sich den Verbrauch gut.

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Auf den gängigen Download-Plattformen finden sich viele Apps, mit denen die eigene Solaranlage gesteuert und überwacht werden kann. Die drei Beispiele sind kostenlos erhältlich.

Mit einer App, die vom Batteriehersteller zur Verfügung gestellt wird, überwacht Lukas Bucher den Stromverbrauch. Oft stellen die Anbieter der Wechselrichter eine App dafür zur Verfügung, beispielsweise bei der Firma Fronius. Zahlreiche weitere Apps können dafür heruntergeladen werden. «Allein mit dem Bewusstsein und einem guten Management können Stromkosten eingespart werden», sagt Lukas Bucher.

Betriebsspiegel der Familie Bucher
Lukas Bucher, Rain LU
LN: 29 ha
Kulturen: Grünland
Tierbestand: 60 Milchkühe mit saisonaler Abkalbung und Vollweide, 160 Galtsauen
Arbeitskräfte: Betriebsleiter, Vater des Betriebsleiters, Lehrling ab Sommer 2024