Kurz & bündig
-Mit dem Zusatztank auf dem Anhänger kann 19,5 m3 Gülle auf einmal mitgefahren werden.
-Das Konzept ist für grosse Hof-Feld-Distanzen geeignet
-Am Feldrand wird aus dem Anhängetank Gülle nachgeladen.

Mit einem starken Schiltrac und einem Zunhammer-Transportfass güllen Vater Ruedi und Sohn Luca Achermann aus Buochs NW effizient im Berggebiet. Das Aufbaufass auf dem Transporter hat ein Fassungsvermögen von 5,5 Kubikmeter und der angehängte Tankwagen mit Tandemachse fasst 14 Kubikmeter.

175 PS und 19,5 Kubikmeter Gülle sind die beeindruckenden Zahlen eines völlig neuartigen Gülle-Ausbringsystems. Die von Achermanns ursprünglich definierte Wunschgrösse von 20 Kubikmeter Ladevolumen konnte nur knapp nicht erreicht werden.

Mit der Schlagkraft sind sie jedoch auch so zufrieden, wie bereits bei den ersten Einsätzen im Frühling 2023 deutlich wurde.

Einmann-Verfahren mit Überlad am Feldrand

Abo Die Verschlauchung mit einem Schleppschlauchgestänge ist eine Alternative für Güllefässer mit Breitverteiler, die ab 2024 nicht mehr erlaubt sind. Gülleausbringung Gülle Verschlauchen: Pumpen statt Fahren Wednesday, 29. March 2023 Mit dem Fahrzeuggespann soll in der Berglandwirtschaft mit mehr Transportvolumen die Effizienz verbessert werden. Vor allem dort, wo entfernte Flächen bewirtschaftet werden und das Verschlauchen ab Güllegrube nicht möglich ist.

Das System eignet sich natürlich auch im Flachland bei entsprechenden Voraussetzungen. Dabei ähnelt das System jenem, bei welchem Ausbringfahrzeuge die Gülle verteilen und am Feldrand aus Tankwagen nachladen. Allerdings ist der Schiltrac mit seinem Betriebsgewicht beim Ausbringen schonender für den Boden als grosse Einheiten auf Trägerfahrzeugen.

Zudem kann das Ausbringsystem der Familie Achermann im Einmann-Verfahren eingesetzt werden. In unwegsamen Gelände kann als Option eine klappbare Weitwurfdüse genutzt werden. Auch das Verschlauchen ab der Anhängerkombination ist mit der 18 bar Schneckenpumpe und Agropilot möglich.

Eine weiterer Bereich ist nebst dem Ausbringen der Gülle auch deren Transport von Güllegrube zu Güllegrube, wenn zusätzliche Lagerkapazitäten notwendig werden. Auch hier bewährt sich diese Fahrzeugkombination bei engen Betriebsarealen dank seiner besseren Wendigkeit.

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Die Arbeit als Lohnunternehmer war ein Bubentraum

Der 20 jährige Luca Achermann wollte Lohnunternehmer oder Mechaniker werden, seit er etwa die zweite Schulklasse besuchte. Gelernt hat er dann Landmaschinenmechaniker. Sein Vater Ruedi hatte auch schon länger das Bedürfnis, nebenbei landwirtschaftliche Dienstleistungen anzubieten. Er ist als Bauernsohn aufgewachsen und arbeitet als gelernter Landmaschinenmechaniker als Servicetechniker bei De Laval.

Für die beiden wurde in den vergangenen Jahren klar, dass der Moment gekommen ist, das Lohnunternehmerprojekt mit dem Gülleaustrag zu starten.

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Bei der Gülleausbringung sahen sie ein grosses Marktpotenzial, beeinflusst durch das Schleppschlauchobligatorium ab dem Jahr 2024. So wurde im März 2022 in den Tankwagen investiert und gleich darauf der Schiltrac in Auftrag gegeben. Luca arbeitet bei der Schiltrac Fahrzeugbau und kennt das Gefährt somit in- und auswendig. Er war auch am Aufbau der eigenen Maschine an vorderster Front beteiligt.

Da der Einsatz im Berggebiet im Vordergrund stand, war ein Fass direkt am Traktor keine Option. Eine solche Kombination wäre wie erwähnt weniger wendig und vor allem zu schwer beim Austrag mit einem Anhängefass mit vergleichbarem Volumen. Und vor allem wäre dies gar nicht erst hangtauglich.

Den Transporter solo einzusetzen war auch keine Lösung, weil für entfernte Parzellen zu wenig Volumen transportiert werden kann und der Transportaufwand somit nicht entscheidend reduziert wird.

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Der Transporter ist das Kernstück des Verfahrens. Er ist kräftig genug für den schweren Strassentransport und dennoch hangtauglich bei der Ausbringung. Ruedi Achermann kommt als Servicetechniker bei De Laval in Kontakt zu vielen Betrieben und stellt einen Strukturwandel auch bei der Berglandwirtschaft fest.

«Einige Betriebe übernehmen Flächen von Nachbarbetrieben die aufgeben und bewirtschaften somit zusätzliche Flächen. Dabei steigt der Bewirtschaftungsaufwand, weil zusätzliche und längere Transporte zu den Flächen entstehen. In solchen Situationen passt unser Güllesystem perfekt. Die längeren Transportdistanzen wollen wir mit dem grossen Transportvolumen wettmachen. Zudem werden Betriebe personell entlastet, wenn sie das Güllen auslagern können», so Ruedi Achermann.

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Das Gülle-Gespann muss sehr wendig sein

Seit dem Frühjahr 2023 wird das Güllesystem nun eingesetzt. Die beiden sind sehr zufrieden wie das Angebot angelaufen ist. Technisch funktioniert alles nach Plan und mit der Auslastung sind sie auch sehr zufrieden.

Das Gespann ist dank dem vierradgelenkten Schiltrac sehr wendig und man kommt auch bei engen Platzverhältnissen meistens gut zurecht. Die bisherigen Einsätze fanden jedoch nicht nur im Berggebiet statt. Auch im Flachland kann sich das System sehen lassen. Im Frühling wurden auch Maisfelder mit dem 9 Meter breiten Schleppschlauchverteiler gedüngt.

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Schwer auf der Strasse, leicht auf dem Land

«Das Güllesystem, wie wir es anbieten, haben wir schnell definiert. Es war unser Ziel, viel Volumen transportieren zu können und dennoch leicht auf dem Acker zu verteilen», so Luca Achermann.

In der Praxis sieht dies so aus, dass an der Güllegrube die beiden Tanks mit einer externen Hydraulik-Tauchpumpe in rund sieben Minuten gefüllt werden. Die Tanks auf den beiden Fahrzeugen sind dabei mit einem Schlauch verbunden. Dank beidseitigen und hinteren Befüllzugängen am Anhängefass findet sich für das Gespann rasch eine gute Position zum Ansaugen.

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Das Nachtanken am Feldrand erfolgt zügig

Am Feldrand wird das Fass abgehängt und die erste Ladung auf dem Schiltrac ausgebracht. Anschliessend wird die Gülle aus dem Tankwagen unter drei Mal auf den Schiltrac umgeladen.

Dabei muss man mit dem Transporter rückwärts an den Anhänger fahren, als wolle man diesen Anhängen. Kurz davor stoppt man jedoch. Die Übersicht dazu hält man an zwei Monitoren in der Fahrerkabine wo Kamerabilder die Situation bei der Anhängerkupplung zeigen.

Danach wird der Gülleschlauch verbunden und mit einem Schnellkuppler wird die hydraulisch betriebene Pumpe auf dem Fass mit dem Schiltrac verbunden und das Umladen in Gang gesetzt. Dieser Prozess dauert rund zwei Minuten.

«Meistens finden wir eine geeignete Parkstelle für das Anhängefass auf dem Zufahrtsweg oder es gibt einen Ausstellplatz in der Nähe. Im Idealfall parken wir das Fass gleich bei der Ausbringfläche, so geht das Nachladen ruckzuck», so Luca Achermann.

Viele Details sorgen für reibungslosen Arbeitsablauf

Das Gülleverfahren der Familie Achermann kommt überzeugend daher, allerdings erforderte das ausgeklügelte Verfahren während der Realisierung viel Hirnschmalz.

Es mussten fortlaufend Details und Kleinigkeiten geregelt werden, zum Beispiel, wo die Kameras für die Anhängerkupplung platziert werden. «Das Grundprinzip war von Anfang an klar. Damit aber alles so funktioniert wie es nun der Fall ist, haben wir im vergangenen Jahr laufend geplant», erinnert sich Ruedi Achermann. Insgesamt haben sie rund 600 Stunden in das Projekt investiert.

Der Schleppschlauchverteiler von Kohli wurde so angefertigt, dass im Heck des Transporters genügend Freiraum blieb, damit die Deichsel des Anhängefasses überhaupt gekuppelt werden kann.

Es gab auch viel zu berechnen, damit die Achslasten dem Strassenverkehrsgesetz entsprechen. Der Schiltrac hat eine Anhängelast von 20 Tonnen. Wenn der Transporter beladen ist, kann er jedoch keine grosse Stützlast vom Transportfass aufnehmen. Als Folge wurde das Boogie-Fahrwerk am Chassis nach vorne verschoben. Das Anhängefass hat ein erlaubtes Gesamtgewicht von 18 Tonnen. Die Achslasten werden trotz der nun geringeren Deichsellast nicht überschritten.

Das Anhängen und Abhängen muss zügig gehen

Das Güllefass bleibt beim Ausbringen nie am Zugfahrzeug. Selbst wenn sich dies technisch mit einer Anpassung beim Verteilergestänge einrichten liesse. «Das würde nicht zum Konzept passen, bei dem wir den Boden möglichst wenig belasten wollen», betont Ruedi Achermann.

Deshalb muss der Anhänger oft an- und abgehängt werden, und dieser Vorgang muss zügig und sicher erfolgen. Am Bildschirm in der Kabine die Position des Zugmauls gezeigt: So kann die Zugöse exakt angesteuert werden und die Kuppelvorrichtung schnappt sicher ein.

Unverhofft zu einer besseren Wendigkeit

Der Anhängetank hat keinen Stützfuss. Wegen der erwähnten Verschiebung der Achsen bleibt kaum Stützlast übrig. Ruedi Achermann hatte ursprünglich die Idee, vorne wie auch hinten einen Stützfuss anzubringen. Vor allem auch, um zu vermeiden, dass das Fass nicht etwa noch nach hinten kippt, wenn dieses nicht ganz waagrecht abgestellt wird.

Letztlich hatte Luca die zündende Idee: Zwischen dem Boogie-Fahrwerk und dem Chassis wurden Hydraulikzylinder angebracht. Damit ist es möglich, die Deichselhöhe einzustellen und der Tankwagen steht zentral auf den beiden Achsen.

Diese Einrichtung macht es zudem möglich, dass beim Manövrieren um enge Liegenschaften mit leerem Fass entweder die hintere oder die vordere Achse geliftet werden kann.

So kam der Tankanhänger unverhofft zu einer besseren Wendigkeit. Das reduziert die Manövrierfläche enorm, wie auf den Bildern rechts zu sehen ist.

Und das ist noch nicht alles. Das Boogie-Fahrwerk hat eine Nachlauflenkung. Diese befindet sich bei normaler Fahrt in Schwimmstellung. Beim Manövrieren kann dort jedoch mit Lenkeinschlag zusätzlich nachgeholfen werden.

«Wir versuchen wenn immer möglich das Gespann auf den Betrieben so zu positionieren, dass nach dem Befüllen geradewegs weggefahren werden kann und das Wendemanöver vorher mit leeren Tanks gemacht wird», so Ruedi Achermann.

Betriebsspiegel der Familie Achermann
-Vater Ruedi und Sohn Luca Achermann, Buochs NW
-Lohnunternehmen für die Gülle-ausbringung und Transport mit Anhänge-Transportfass am Transporter. Seit 2023 im Einsatz.
-Die Lohnunternehmerdienstleistung ist ein Familienprojekt nebst den übrigen beruflichen Tätigkeiten von Ruedi als Servicetechniker bei DeLaval und Luca als Land-maschinenmechaniker bei Schiltrac (zurzeit in der RS).