Kurz & bündig

- Cercospora-Pilze überwintern auf alten Zuckerrübenblättern, woraus Sporen im Folgejahr in die Felder einfliegen.
- Cercospora kann zu hohen Zuckerertragsverlusten führen.
- Deshalb sollten die Felder ab Juni regelmässig kontrolliert werden.

 

Braune Zuckerrübenfelder waren im Anbaujahr 2024 weitverbreitet. Und 2025 droht den Rüben ebenfalls ein hoher Krankheitsdruck durch Cercospora. «Wir rechnen bei einem feuchtwarmen Sommer mit einem riesigen Sporenpotenzial», sagt Madlaina Peter, Leiterin Forschung- und Versuchswesen an der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau (SFZ). Cercospora gehört zu den wichtigsten Blattkrankheiten bei Zuckerrüben und kann zu hohen Zuckerertragsverlusten führen. Wegen der braunen Flecken wird die Fotosynthesefläche auf dem Blatt immer kleiner, wodurch die Pflanze weniger Zucker produzieren kann. Später sterben die Blätter ab, worauf ein «zuckerfressender» Blatt-Neuaustrieb folgt.

Ein Blick auf den Lebenszyklus des Pilzes zeigt, wieso ein hoher Befall im Vorjahr Grund zur Sorge ist und weshalb ProduzentInnen ab sofort wöchentliche Feldkontrollen durchführen sollten, um den optimalen Zeitpunkt für eine erste Fungizidbehandlung nicht zu verpassen.

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Cercospora-Pilz überwintert auf alten Blättern

Im Anbaujahr 2024 war der Krankheitsbefall wegen der anhaltend feuchtwarmen Bedingungen Anfang August sehr stark. Der Cercospora-Pilz überwintert auf befallenen Blättern, woraus im Frühjahr Sporen gebildet werden, die über Wind, Regen und Insekten in diesjährige Rübenfelder getragen werden und die neuen Zuckerrüben befallen. Auch Unkräuter wie Amaranth, Weisser Gänsefuss und Wegerich-Arten gehören zu den Wirtspflanzen von Cercospora. [IMG 3]

Milde Winter und feuchtwarme Sommer fördern den Befall. Durch den Anstieg mittlerer Monatstemperaturen in den Monaten Juni bis September kann Cercospora früher und stärker auftreten.

Fungizidbehandlung heilt nicht, stoppt aber den Befall ab

«Der Einsatz von Fungizid führt nicht zum Gesunden der Pflanze. Das Mittel kann lediglich die Vermehrung des Pilzes und somit den Krankheitsbefall abstoppen», erklärt Madlaina Peter. Deshalb ist der Zeitpunkt für die erste Fungizidbehandlung sehr entscheidend, um den Krankheitsverlauf frühzeitig bremsen zu können. Eine frühzeitige und regelmässige Feldkontrolle ist das A und O. Sobald die Schadschwelle mit ein bis zwei befallenen Pflanzen pro Are erreicht ist, muss behandelt werden. Dadurch bleiben die Blätter möglichst lange grün.

Deshalb ist die individuelle Kontrolle und der Behandlungszeitpunkt von jedem einzelnen Feld wichtig. «Jedes Feld hat sein eigenes Mikroklima», sagt Madlaina Peter. Felder, die an alte Zuckerrübenparzellen oder Gewässer angrenzen, Muldenlagen oder Felder mit Bewässerung seien für einen frühen Befall mit Cercospora stärker gefährdet.

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«Der Cercospora-Pilz ist ein sehr gefährlicher Pilz.»

Madlaina Peter, SFZ

Entscheidend ist aber vor allem das Wetter. Ideal für die Verbreitung des Pilzes sind Temperaturen von 20 bis 30 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von über 90 Prozent. Heisse Sommertage mit anschliessendem Gewitter oder heisse Spätsommertage mit nächtlicher Taubildung bieten dem Pilz optimale Voraussetzungen.

Früh gesäte Zuckerrüben mit einer schnellen Jugendentwicklung, wie 2025, erreichen den Reihenschluss früher. Dann ist das Mikroklima für eine Infektion ideal.

Fungizide wirken nicht mehr so gut

«Unter besten Pilzbedingungen und ohne Fungizidbehandlung kann Cercospora einen Zuckerertragsverlust von bis zu 50 Prozent verursachen, womit das Ausmass höher ist als beim Befall mit SBR (Syndrome Basses Richesses)», mahnt Madlaina Peter. Hinzu kommt, dass die noch vorhandenen Fungizide nicht mehr so gut wirken und teilweise bereits Resistenzen gebildet haben.

Aktuell gibt es nur noch drei effektive Wirkstoffe. Beim vierten noch verfügbaren Wirkstoff Azoxystrobin wurden in Laboranalysen Resistenzen nachgewiesen, weshalb dieser Wirkstoff nicht mehr eingesetzt werden sollte. Die Fachstelle empfiehlt, zwischen den anderen Wirkstoffen abzuwechseln und zusätzlich Kupfer beizumischen.

Fungizidbehandlung
 
Schadschwelle: 1 bis 2 befallene Pflanzen/Are oder ein grösserer Befallsherd im Bestand

Feldkontrolle: 1× pro Woche

Sobald die Schadschwelle erreicht ist, sollte umgehend behandelt werden (auch bei CR+-Sorten im ÖLN). Es stehen nur noch drei effektive Wirkstoffe zur Verfügung: Prothioconazol, Difenoconazol und Fenpropidin. Die Fachstelle empfiehlt folgende Behandlung:
1. Applikation: Prothioconazol + Kupfer
2. Applikation: Difenoconazol + Fenpropidin + Kupfer

Beide Spritzvarianten sollten je nur maximal zweimal angewendet werden. Zwischen den Wirkstoffen sollte abgewechselt werden, um Resistenzen zu vermindern. Der Zusatz von Kupfer verbessert die Wirkung und reduziert das Resistenzrisiko des Fungizides.

Für den optimalen Applikationszeitpunkt sollte Folgendes beachtet werden:

- Bei hohen Tagestemperaturen sollte die Behandlung am Morgen (unter 20 Grad) erfolgen.
- Immer die volle Aufwandmenge ausbringen.
- Ausbringung in abgetrocknete Bestände, danach sollte es 2,5 Stunden lang nicht regnen.

Etwa drei Wochen nach der ersten Behandlung sollte an die zweite Behandlung gedacht werden, um den Fungizidschutz aufrechtzuerhalten.

Kupfer verbessert die Wirkung der Fungizide. «Kupfer gehört im Moment zum Resistenzmanagement dazu, damit die Wirkung der wenigen verbleibenden Fungizide erhalten bleibt», erklärt Madlaina Peter. Ein integriertes Cercospora-Resistenzmanagement werde immer wichtiger. Nebst dem Einsatz von Fungiziden gibt es auch vorbeugende Massnahmen, zum Beispiel das Einarbeiten von Blattresten. Denn der Pilz kann bis zu zwei Jahre lang auf kranken Rübenblättern überleben. Verweilen diese auf der Bodenoberfläche, können daraus im Frühjahr wieder neue Sporen gebildet werden.

Das Unterpflügen von alten Rübenblättern ist daher eine Massnahme zur Eindämmung der Sporenentwicklung. «Pflügen hilft für eine gute Feldhygiene, steht aber wieder im Zielkonflikt mit Bodenschonung», differenziert Madlaina Peter.

Auch resistente Sorten brauchen Schutz

Eine mögliche Lösung gegen den Krankheitsdruck sind Cercospora-resistente Sorten. Die Zucht von Resistenzgenen kostete bisher Ertrag. Ohne Cercospora-Befall waren diese Sorten den Normalsorten im Zuckerertrag unterlegen. Mit der Einführung der CR+-Sorten 2022 sollte dies ändern. KWS verspricht einen sehr guten Zuckerertrag mit und ohne Krankheitsbefall, die Pflanzen blieben in Versuchen bis im Herbst grün.

Doch Madlaina Peter dämpft die Erwartungen: «Die Forschung hat sich mit CR+-Sorten etwas zu viel Hoffnung gemacht», sagt sie. Der Anbau ohne Pflanzenschutzmittel werde agrarpolitisch stark gefördert. Die CR+-Sorten zeigten in den Versuchen eine hohe Resistenz gegenüber Cercospora und verleiteten deshalb auch zum Anbau ohne Fungizid. Das funktionierte in den heissen und trockenen Jahren 2022 und 2023. Doch im feuchtwarmen Sommer 2024 wurden die CR+-Sorten bereits im August vollständig krank, sogar mit Fungizidschutz.

Dies kann auf eine mögliche Fungizidresistenz sowie einen Durchbruch der Sortenresistenz hinweisen. «Der Cercospora-Pilz ist ein sehr gefährlicher Pilz, da er unter optimalen Bedingungen mehrere Vermehrungszyklen durchlaufen kann», erklärt Peter. Das erhöhe die Gefahr, dass der Pilz die Cercospora-Resistenz der Sorten überwinden kann. «Deshalb brauchen auch resistente Sorten einen fungiziden Schutz», fasst Peter zusammen.

Mit dem Einsatz resistenter Sorten und einem Fungizidschutz könne das Sporenpotenzial und somit der Cercospora-Befall insgesamt tief gehalten werden. «Aber die Nullvariante, die alle wollen, geht noch nicht», mahnt Peter. Die Forschung brauche noch Zeit, doch die Sortenentwicklung schreite rasch voran. Man müsse realistisch sein, zu resistenten Sorten gehöre auch ein Resistenzmanagement – das heisse ein minimaler Pflanzenschutz. Das mag auf den ersten Blick unlogisch klingen, aber selbst resistente Sorten können bei Starkbefall den Pflanzenschutz nicht vollständig ersetzen.

Der Zeitpunkt der ersten Fungizidbehandlung muss sowohl bei normalen als auch bei resistenten Sorten stimmen. Dafür kann allenfalls die zweite und allfällige dritte Behandlung je nach Wetter herausgezögert werden, dank der Resistenz – ähnlich wie bei Krautfäule-toleranten Kartoffelsorten. Die aktuellen Fehlanreize der Agrarpolitik sollten zum Schutz der Sorten- und Fungizidresistenzen überarbeitet werden.

Bei IP-Suisse kann 2025 Kupfer als Blattdünger eingesetzt werden

Im IP-Suisse-Extenso-Anbau gibt es 2025 eine Anpassung, um die resistenten Sorten vor Resistenzbruch zu schützen. Für die Anbausaison 2025 darf Kupfer als Blattdünger eingesetzt werden. Pro Hektare dürfen maximal 900 g Reinkupfer ausgebracht werden. Empfohlen werden zwei Gaben à 450 g/ha oder drei Gaben à 300 g/ha.

«Wir wollten nicht, dass sich unsere ProduzentInnen wegen des starken Befalls vom Programm abmelden müssen. Mit dieser Massnahme wollten wir eine pragmatische Lösung bieten, die auch beim Extenso-Anbau hilft, den Resistenzdurchbruch zu verhindern respektive hinauszuzögern», sagt Mirjam Lüthi vom Bereich Forschung und Zuckerrüben bei IP-Suisse auf Anfrage.

Beim Bio-Zuckerrübenanbau ist der Einsatz von Kupfer nach wie vor verboten. Es bleibt also nur die Hoffnung, dass bald komplett resistente Sorten auf den Markt kommen.

 

Vorsicht Verwechslungsgefahr [IMG 4]

Nebst Cercospora gibt es noch weitere Blattkrankheiten wie Ramularia und bakterielle Blattflecken. Ramularia sieht sehr ähnlich aus wie Cercospora, entwickelt sich aber bereits bei tieferen Temperaturen. Praktisch ist, dass mit einer Fungizidbehandlung gegen Cercospora auch der Ramularia-Pilz gestoppt wird. Anders ist dies bei bakteriellen Blattflecken. Diese können nicht behandelt werden, da es sich nicht wie bei den anderen Krankheiten um einen Pilz handelt. Bakterielle Blattflecken entstehen häufig nach einer Verletzung des Blattes, zum Beispiel durch Starkregen oder Hagel.