Kurz & bündig
- Aktuell gibt es keine Mittel, um den Drahtwurm bekämpfen zu können.
- Christof Dähler setzt auf seinem Betrieb verschiedene indirekte Massnahmen zur Drahtwurmbekämpfung um. Dazu nutzt er den Geohobel und lässt die Kunstwiese nur zwei Jahre stehen.
- Die Kartoffeln werden direkt im ersten Jahr nach Kunstwiese gesetzt.

[IMG 2]

Der Drahtwurm ist der Graus aller Kartoffelproduzenten. Wenn ganze Ernteposten aufgrund von Drahtwurmschäden zurückgewiesen werden, kann dies grosse finanzielle Einbussen zur Folge haben. Seit im Jahr 2014 das Drahtwurm-Beizmittel für Mais und Getreide mit dem Wirkstoff Fipronil (auch bekannt unter dem Produktnamen «Regent») verboten wurde, haben Drahtwurmschäden in Kartoffeln stark zugenommen.

Nachdem das Verbot bekannt und auch das alternative Beizpräparat «Goldor Bait» nicht zugelassen wurde, hat sich Christof Dähler Gedanken gemacht, wie er die Drahtwurmpopulation auf seinen Feldern ohne Pflanzenschutzmittel zukünftig in Schach halten könnte. Der Kartoffelproduzent aus dem bernischen Oppligen hat für seinen Betrieb ein System entwickelt, um den Drahtwurm weitgehend in den Griff zu bekommen. Dabei hat er sich stark mit dem Lebenszyklus des Schädlings auseinandergesetzt (siehe Grafik «Lebenszyklus Schnellkäfer»).

Mehrere Drahtwurmgenerationen leben im Feld

Es gibt viele verschiedene Drahtwürmer, welche die Larven verschiedener Schnellkäferarten sind. Die bekanntesten sind der Humus- und der Saatschnellkäfer. Da die Drahtwurmlarven eine Entwicklungszeit von drei bis fünf Jahren durchlaufen, können mehrere Generationen im Feld leben.

Früher, als die Fipronil-Beizung für Getreide und Mais noch zugelassen war, konnten die Felder mit dem Anbau dieser Kulturen mehrmals in der Fruchtfolge von Drahtwürmern «befreit» und somit für den Kartoffelbau gesäubert werden. Jetzt braucht es andere Strategien, und genau dort will Christof Dähler ansetzen.

«Jeweils nur nach Getreide eine intensive Stoppelbearbeitung machen, das ist mir zu wenig, um den Drahtwurm in Schach zu halten. Meine Idee ist es, die Drahtwurmpopulation so oft wie möglich in meiner Fruchtfolge zu stören und somit einzudämmen», erklärt Dähler.

Kunstwiese hobeln, damit Drahtwürmer vertrocknen

Der Schnellkäfer legt seine Eier in feuchte und bewachsene Bestände, womit Kunstwiesen die ideale Brutstätte bieten. Da Kunstwiesen während zwei bis vier Jahren nie umgebrochen werden, kann sich die Drahtwurmpopulation während dieser Zeit ungestört vermehren. Deshalb setzt Christof Dähler hier gleich mehrere Massnahmen um:

Zum einen lässt er die dreijährige Kunstwiese nur zwei Jahre stehen. Zum anderen hobelt er die Kunstwiese im zweiten Hauptnutzungsjahr mit dem Geohobel weg. «Dadurch verliere ich zwar ein bis zwei Schnitte Gras im Herbst, dafür habe ich in der ganzen Fruchtfolge nur ein ganzes Jahr ohne Bodenbearbeitung, wo ich den Drahtwurm nicht bekämpfen kann», erklärt Dähler.

Nun zu seinem Vorgehen: Im August, kurz nach der Futterernte, wird die Kunstwiesenparzelle mit dem Geohobel ganz flach (3 bis 5 cm tief) gehobelt. Wichtig ist, dass die Bodenbearbeitung zwei bis drei Tage nach dem Regen erfolgt, an einem heissen und sonnigen Sommernachmittag. Danach sollte die Hitze noch ein paar Tage anhalten.

[IMG 3]

Der Sinn dieses Vorgehens ist, dass sämtliche Schädlingseier und möglichst viele Drahtwurmlarven zerstört werden. Der Zeitpunkt August ist gut gewählt, da zum einen die dritte frassaktive Phase stattfindet, zum anderen schlüpfen die Larven aus den frisch gelegten Eiern und gleichzeitig verpuppen sich die grossen Drahtwurmlarven zum Käfer.

Durch den vorgängigen Regen wandern die Drahtwürmer in die oberen Bodenschichten, um sich an den Pflanzenwurzeln der Kunstwiese satt zu fressen. Durch den Geohobel werden sie erfasst und freigelegt, sodass sie mit den Grasrückständen zusammen vertrocknen und von Vögeln gefressen werden können. Wichtig sei, die Bodenbearbeitung am Nachmittag durchzuführen. Dann sind die Regenwürmer bereits in tiefere Bodenschichten geflüchtet und werden somit von der Bodenbearbeitung verschont.

Eine Schwierigkeit beim Hobeln sei es, die Luzerne richtig erfassen zu können. Wichtig sei es, diese direkt unter dem Wachstumspunkt zu schneiden. Wird sie zu tief geschnitten, kann sie wieder anwachsen. Bei der flachen Bodenbearbeitung mit dem Geohobel kann es deshalb passieren, dass bei kleinen Unebenheiten die Kunstwiese entweder zu hoch oder zu tief gehobelt wird.

[IMG 5]

Ringelblumen und Tagetes gegen den Drahtwurm

Das Feld gelangt nach dem Hobeln in einen Rotteprozess. Während dieser Rotte sollte nicht gesät werden, da sonst das Saatgut ebenfalls abgebaut werden kann. Zwei bis drei Wochen nach dem Hobeln, sobald der Boden wieder süsslich riecht, bearbeitet Dähler sein Feld mit der Scheibenegge.

Dieser Durchgang sollte optimalerweise auch drei Tage nach dem Regen erfolgen. Somit werden frisch gelegte Eier und gekeimtes Unkraut nochmals erfasst und das Saatbeet vorbereitet. Mit dem Geohobel und anschliessendem Scheibeneggen-Durchgang kann Dähler eine Kunstwiese pfluglos und glyphosatfrei bearbeiten.

Anschliessend sät er eine abfrierende Gründüngung ein. Dähler nutzt die Mischung UFA Beta fit. Zusätzlich mischt er selbst noch Ringelblumen- und Tagetessamen in die Mischung ein. Es ist bekannt, dass die Wurzeln von Ringelblumen und Tagetes giftig sind für den Drahtwurm, wenn er diese frisst.

Christof Dähler ist ein Tüftler und hat selbst einen kleinen Versuch im Blumentopf durchgeführt. Er hat Drahtwürmer gesammelt und diese in einen Topf mit Tagetes und Ringelblumen gelegt. Nach einiger Zeit seien die Drahtwürmer tot gewesen. Ob im Feld dieselbe starke Wirkung auftritt, dessen ist sich Christof Dähler jedoch nicht ganz sicher. Er kann sich vorstellen, dass der Drahtwurm bei einer Gründüngungsmischung einfach die nicht giftigen Wurzeln frisst.

Im darauffolgenden Jahr setzt Dähler die Kartoffeln in die abgefrorene Gründüngung, nach je einem Durchgang mit der Scheibenegge und der Kreiselegge. Seit zehn Jahren bearbeitet Dähler seine Felder pfluglos.

Es funktioniert, nach Kunstwiese Kartoffeln zu setzen

«Jeder Theoretiker würde mir den Vogel zeigen, dass ich direkt nach Kunstwiese Kartoffeln setze», sagt Dähler. Aber bei Dähler scheint dieses Verfahren sehr gut zu funktionieren. Er meint: «Der Drahtwurmbefall ist nicht im ersten Jahr nach Kunstwiese am schlimmsten, sondern zwei bis vier Jahre danach.» Seine Überlegung dahinter ist, dass einerseits im ersten Jahr nach Kunstwiese die frisch geschlüpften Larven noch klein sind und weniger Schaden anrichten. Andererseits sei das alternative Futterangebot in Form von alten Graswurzeln für die Drahtwürmer direkt nach Kunstwiese grösser und kann sie von den Kartoffeln ablenken.

[IMG 4]

Drahtwurmschäden sind bis anhin kaum ein Thema

«Ich denke, die Drahtwurmproblematik baut sich über die Jahre mehr und mehr auf. Meine Idee ist es, die Drahtwurmpopulation mit meiner Fruchtfolge und diesen Massnahmen stets in Schach zu halten», erklärt Dähler.

Und anscheinend gelingt ihm dies auch. Bis jetzt hatte er ausser teilweise an den Rändern der Kartoffelfelder kaum Drahtwurmschäden bei den Kartoffelknollen zu verzeichnen. Dähler sagt aber ausdrücklich, dass sein Verfahren wissenschaftlich nicht bewiesen ist. Für seinen Betrieb scheint es bis anhin jedoch zu funktionieren.

Betriebsspiegel der Familie Dähler
Christof Dähler, Oppligen BE

LN: 21 ha
Kulturen: Kartoffeln, Winterweizen, Zuckerrüben, Mais, Kunstwiese
Tierbestand: 24 Milchkühe, 60 Legehennen, 2 Esel, 2 Ponys
Weitere Betriebszweige: Hofladen, Wald
Arbeitskräfte: 2 Lernende