Vom Frühstücksmüesli über den Znüni-Snack, Socken, Schnur, Hausmauer oder Beruhigungstropfen bis zum Arzneimittel oder Joint: All das und mehr kann Hanf. Die Pflanze ist sehr vielseitig nutzbar. Die Kombination verschiedener Verwendungszwecke käme der Wirtschaftlichkeit des Anbaus zugute, ist aber nicht ohne Weiteres umsetzbar. Die gleichzeitige Produktion von Blüten und Samen schliesst sich schon von selbst aus, bei der Gewinnung von Blüten vor der eigentlichen Ernte von Faserhanf besteht das Problem, die Stängel möglichst ganz zu lassen. Dennoch verfolgt eine Forschergruppe der ZHAW diesen Ansatz, um Faserhanf rentabler zu machen. Die Blüten sollen als Ersatz für Hopfen dienen, da dessen Anbau sehr intensiv sei und Hopfen unter dem Klimawandel künftig stark leiden dürfte. Hopfen und Hanf gehören zur selben Pflanzenfamilie. Erste Biere wurden an der ZHAW bereits gebraut, die Ernte der Blüten erfolgte bisher aber in Handarbeit. [IMG 1]
Samen
Die Hanfsamenernte erfolgt mit dem Mähdrescher im September, etwa 30 Tage nach der Blütezeit. Es folgen Sortierung und Trocknung. Die Samen schmecken nussig und leicht süsslich, sie sind reich an Protein, Omega-3- und -6-Fettsäuren. Roh, geschält oder geröstet und gewürzt erhältlich, zum Verwenden als Zutat in Müesli oder Backwaren oder für den direkten Konsum. Es gibt auch Drinks auf Hanfbasis oder Tofu-Ähnliches (siehe Bild). Keine berauschende Wirkung. Das Stroh von Körnerhanfsorten lässt sich als Nebenprodukt verwenden, wegen der späteren Ernte und kleineren Pflanzen gibt es daraus aber keine Fasern in ausreichender Länge für die Textilindustrie. [IMG 2]
Speiseöl
Aus Hanfsamen gepresst, enthält deutlich mehr Omega-3-Fettsäuren als andere Pflanzenöle. Es sollte wegen hoher Oxidationsanfälligkeit im Kühlschrank aufbewahrt und für die kalte Küche verwendet werden. Keine berauschende Wirkung, auch in Kosmetika verwendbar.
Fasern
Gewonnen aus den Stängeln der Hanfpflanze, einsetzbar in Textilien oder für Seile, Taue, Schnüre und Ähnliches. Bekannt für Festigkeit und Haltbarkeit.
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Schäben
Der holzige Mittelteil des Hanfstängels, der nach der Fasertrennung übrig bleibt. Lässt sich mit einem Bindemittel (v. a. Kalk) zu Hanfbeton verarbeiten, der für gute Wärme- und Schalldämmung bekannt ist. Schäben wirken absorbierend und antiseptisch, daher auch als Einstreu oder Gartenmulch geeignet.
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Blüten
Die weiblichen Blütenstände werden im August geerntet und können in getrocknetem Zustand geraucht, inhaliert oder verdampft werden. Je nach THC-Gehalt handelt es sich um eine psychoaktive Droge (Marihuana), es gibt aber auch legal erhältliche CBD-Blüten oder verschreibungspflichtigen, medizinischen Hanf. Je nach Zusammensetzung und Dosis ist die Wirkung beruhigend, euphorisierend bis leicht halluzinogen. Speziell für die Blütenproduktion gezüchtete Hanfsorten ergeben bessere Erträge und Cannabinoidgehalte als Sorten speziell für Fasern und Korn. Ausserdem werden für die Blütenproduktion niedrigwachsende, stark verzweigte Pflanzen bevorzugt. [IMG 5]
Haschisch
Zu Blöcken gepresster Harz aus weiblichen Hanfpflanzen, meist zum Rauchen genutzt. Wie Marihuana ist auch Haschisch eine Droge mit psychoaktiver Wirkung.
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Extrakte
Können aus verschiedenen Teilen der Pflanze auf unterschiedliche Weise gewonnen werden. Je nachdem enthalten die Extrakte z. B. grössere Mengen Cannabidiol (CBD, nicht berauschend) oder das psychotrope Tetrahydrocannabinol THC). Erhältlich z. B. als Öl oder in Gummibärchen.
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Quellen
Agripedia-Eintrag zu Hanf
Erste Hanftagung im Juni 2025, organisiert von der IG Hanf und der Beratungszentrale Agridea.