Kurz & bündig
- Die Unkrautbekämpfung im Mais wurde seit dem Wegfall von Terbuthylazin, Nicosulfuron und S-Metolachlor anspruchsvoller.
- Wichtig ist, die Herbizidstrategie dem Standort, Anbausystem, Unkrautvorkommen und der Fruchtfolge anzupassen.
- Wer Unkräuter im Keimblattstadium erkennt, kann allfällige Nachkorrekturen vornehmen.
- Sulfonylharnstoffe sollten nur sehr sparsam verwendet werden, um Resistenzen weitgehend zu verhindern.
Seit dem 1. Januar 2023 sind Terbuthylazin-haltige und Nicosulfuron-haltige Herbizide verboten. Mittlerweile darf auch S-Metolachlor nicht mehr eingesetzt werden. Das sind alles Herbizidwirkstoffe, die im Mais verwendet werden konnten. «Die Unkrautbekämpfung im Mais wurde anspruchsvoller seit dem Wegfall der genannten Wirkstoffe», sagt Markus von Gunten, Berater bei Agroline. Dem stimmt auch Agrotechniker und Lohnunternehmer Thomas Müller zu.
Müller bietet Pflanzenschutz in der Region Luzern an, in welcher viel Mais angebaut wird. Er meint, saubere Parzellen zu haben, sei nach wie vor kein Problem, wenn die Aufwandmengen in der höchsten Dosis appliziert werden. Mit der Einschränkung der Wirkstoffauswahl rücken Faktoren wie Applikationszeitpunkt, Fruchtfolge, Standort, Anbausystem, Spritztechnik und Fachwissen stärker in den Fokus. Problempflanzen wie Hirsen können zunehmen, wenn der Fruchtfolge und passenden Herbizidwahl zu wenig Beachtung geschenkt wird.
«Es gibt nicht die eine Herbizidstrategie, die immer funktioniert. Die Auswahl der Mittel muss immer situativ getroffen werden», erklärt von Gunten.
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Man muss die Hirseart im Feld erkennen
«Terbuthylazin war fast eine Art Allzweckwaffe», sagt von Gunten. «Aber wir müssen jetzt mit den Mitteln arbeiten, die noch sind», ergänzt Müller. Im Vergleich zu anderen Kulturen sei die Lage der Wirkstoffauswahl im Mais noch nicht prekär, aber es dürfe kein einziger Wirkstoff mehr wegfallen. Thomas Müller sieht auch einen Vorteil: «Jetzt setzen wir so viel Pflanzenschutz wie nötig und so wenig wie möglich ein. Vorher fuhr man einfach mit einer fixfertigen Terbuthylazin-Mischung und alles war erfasst. Die Behandlung erfolgt nun individueller.»
In Moorböden, wie sie im Berner Seeland häufig anzutreffen sind, nahm seither aber die Hirseproblematik zu. Die übrig bleibenden Wirkstoffe wirken weniger stark auf Hirsen. Hirsen gehören ebenfalls zu den Gräsern, wie auch der Mais. Besonders am Feldrand sind sie ein Problem wegen des Lichteinfalls. Von dort aus können sie versamen. «Die Wenigsten nehmen den Aufwand auf sich, um eine Korrekturbehandlung am Feldrand gegen aufgelaufene Hirsen durchzuführen», meint von Gunten.
In Gebieten mit Moorböden werde teilweise bereits zweimal Herbizid im Mais gespritzt, wenn die Parzelle richtig sauber sein soll. Dabei ist es sehr wichtig, dass man die auf der Parzelle vorkommenden Hirsearten kennt. Die wichtigsten sind:
- Blut-/Fingerhirse
- Hühnerhirse
- Gabelblütige Hirse
- Borstenhirse
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«In den meisten Fällen reicht nach wie vor eine Herbizidapplikation im Mais, um den Bestand einigermassen sauber zu halten», meint Müller. Falls nicht, können mit einer zweiten Applikation allfällige Korrekturen, vor allem bei Blacken, vorgenommen werden.
Wichtig sei dabei eine Nachkontrolle im Feld nach der ersten Applikation. Wer die Unkräuter im Keimblatt erkennen kann, ist im Vorteil. Gerade bei den Hirsen müssen Arten unterschieden werden. Beispielsweise Produkte wie Equip Power, Equip, Azur Mais und Monsoon mit dem Wirkstoff Foramsulfuron weisen eine schwächere Wirkung gegenüber Blut-/Fingerhirsen auf. Als Korrektur sollte ein Wirkstoff ausgewählt werden, der gut auf die noch vorhandenen Unkrautarten wirkt.
«Eine zweite Applikation mit einem unpassenden Wirkstoff macht keinen Sinn, dann macht man lieber gar nichts», sagt von Gunten. Wenn Korrekturen mit einer zweiten Applikation unternommen werden, sollte nicht zweimal mit denselben Wirkstoffen gefahren werden.
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Blacken besser in der Vorkultur behandeln
Mit Herbiziden kann lediglich korrigiert werden, mit der Fruchtfolge kann vorgebeugt werden. Im Gebiet von Thomas Müller ist Hirse weniger problematisch, da die Landwirte aufgrund der Tierhaltung viel Kunstwiese in der Fruchtfolge haben. Mit regelmässigem Schnitt werden Hirsearten eingedämmt.
Blacken hingegen können überall ein Thema sein. «Problematisch bei der Blackenbekämpfung ist der Phytotox von Blackenmitteln gegenüber dem Mais», gibt Müller zu bedenken. Er sagt: «Lieber ein paar Blacken im Mais tolerieren, als dass der Mais nach der Blackenbehandlung gelb wird.» Denn sobald der Mais Reihenschluss macht, würden die Blacken keinen Samenständer ausbilden. Müller empfiehlt deshalb, die Blacken besser im Herbst in der Vorkultur zu bekämpfen. Dann sterben alte Blacken ab und im Mais können höchstens neue Blacken keimen, welche mit dem Herbizid erfasst werden.
Erdmandelgras nimmt auch zu. Dort gibt es ebenfalls einen Wirkstoffwechsel. Da S-Metolachlor nicht mehr eingesetzt werden darf, wurde für 2025 Dimethenamid zugelassen (siehe Infobox Erdmandelgras). Der Ackerfuchsschwanz könne im Mais bisher noch gut behandelt werden, sofern er nicht resistent ist.
Erdmandelgras bekämpfen
Bis zum 1. Januar 2025 durfte zur Bekämpfung von Erdmandelgras der Wirkstoff S-Metolachlor eingesetzt werden. Dieser darf nun nicht mehr verwendet werden. Für dieses Jahr sind für einen befristeten Zeitraum vom 1. April bis 31. Oktober 2025 folgende Produkte mit dem Wirkstoff Dimethenamid bewilligt:
- Frontier X2
- Loper
- Mazil
- Spectrum
Diese Produkte dürfen zur Erdmandelgras-Bekämpfung in Mais, Sonnenblumen, Sojabohnen, Ackerbohnen und im Gemüsebau für Bohnen mit Hülsen eingesetzt werden. Nach der Applikation muss das Pflanzenschutzmittel eingearbeitet werden.
Sulfonylharnstoffe sparen, Resistenzen vorbeugen
Apropos Resistenzen: Mit dem zunehmenden Wegfall von Wirkstoffen wird die Resistenzproblematik verschärft. Bei Ackerfuchsschwanz, Raigras und Windhalm konnten bereits Resistenzen gegenüber Sulfonylharnstoffen beobachtet werden. «Es ist beängstigend, wie rasch die Resistenzentwicklung voranschreitet», mahnt von Gunten.
Um dem entgegenzuwirken, sollten Sulfonylharnstoffe möglichst sparsam eingesetzt werden. «Sulfonylharnstoffe sind noch die einzigen richtig effektiven Mittel gegen Gräser. Wenn wir das nicht mehr haben, dann haben wir ein echtes Problem», gibt Müller zu bedenken.
Sulfonylharnstoffe (Resistenzgruppe 2) werden gerade im pfluglosen Maisanbau, bei Smart-Zuckerrüben und im Getreide häufig eingesetzt. Das Zuckerrüben-Herbizid Conviso One ist ein Sulfonylharnstoff. «Deshalb sollte bei Mais nach Smart-Zuckerrüben nicht auch noch Equip Power oder Ähnliches verwendet werden», sagt von Gunten. Aber beim pfluglosen Maisanbau nach Kunstwiese kann nur schwer auf Sulfonylharnstoffe verzichtet werden.
Wenn bei Smart-Rüben Unkräuter durchbrechen, dann seien das meistens Blut-/Fingerhirsen und Ehrenpreis. Wie erwähnt, wirken Sulfonylharnstoffe nicht so gut gegen diese Hirseart. Somit kann nebst Resistenzen auch die Hirseproblematik bei zu häufigem Einsatz von Sulfonylharnstoffen zunehmen.
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Wegfall von Flufenacet könnte Resistenzen fördern
Der Druck auf Sulfonylharnstoffe könnte weiter steigen, sollte Flufenacet wegfallen (siehe Box «Flufenacet bald weg?»). Müller und von Gunten erklären, dass dieser Wirkstoff eine gute Alternative zum Einsatz von Sulfonylharnstoffen im Getreide bot. Seit zwei Jahren dürfen Pflanzenschutzmittel im Herbst bis zum 14. November angewendet werden. Dies ermöglichte den Einsatz einer Flufenacet-Behandlung im Herbst und erübrigte eine Behandlung im Frühling mit Sulfonylharnstoff.
Zudem kann der Ackerfuchsschwanz mit Flufenacet noch gut kontrolliert werden. Fällt dieses Mittel weg, werden die Bekämpfung und die Resistenzproblematik weiter verschärft. «Feldhygiene und Herbizideinsatz müssen über die ganze Fruchtfolge sorgfältig geplant und umgesetzt werden, nicht nur im Mais», fasst von Gunten zusammen.
Flufenacet bald weg?
In der EU wurde die Zulassung für den Wirkstoff Flufenacet nicht verlängert. Grund dafür ist, dass beim Abbau von Flufenacet Trifluoracetat entsteht, welches zu den PFAS gehört. Flufenacet ist ein wichtiges Herbizid, um den Ackerfuchsschwanz zu bekämpfen. Ausserdem bietet Flufenacet eine Alternative zu Sulfonylharnstoffen im Getreide, was Resistenzen vermindern kann.
Der Beschluss der EU wird auch Auswirkungen auf die Schweiz haben. In welchem Umfang, ist noch nicht bekannt. Früher oder später wird Flufenacet aber von der Liste verschwinden.