Kurz & bündig

- Der Ackerfuchsschwanz ist bereits auf mehrere Herbizid-Wirkstoffe resistent.
- Die chemische Behandlung allein reicht daher nicht mehr. Es braucht weitere Massnahmen, um das Unkraut längerfristig bekämpfen zu können.
- Dazu gehören: Wintergetreide nicht zu früh säen, zum optimalen Zeitpunkt bei hoher Luftfeuchtigkeit Herbizid spritzen, Unkrautkur im Herbst und eine vielfältige Fruchtfolge.

Wenn man den Ackerfuchsschwanz einmal auf dem Feld hat, muss man lernen, mit ihm zu leben, und nebst der chemischen Bekämpfung weitere Bekämpfungsstrategien versuchen. «Chemisch alleine reicht nicht mehr», erklärt Felix Ruh, Pflanzenschutzberater bei Omya. Diese Aussage zeigt das Ausmass des Ackerfuchsschwanzes als Problemungras.

Felix Ruh ist Landwirt in Schaffhausen und seit fast 50 Jahren Pflanzenschutzberater. In dieser Zeit hat er sich vertieft mit dem Ackerfuchsschwanz auseinandergesetzt und ihn wortwörtlich sehen kommen. Der Ackerfuchsschwanz trat bereits Anfang 1980er-Jahre vermehrt in getreidelastigen Gebieten wie Schaffhausen, Fricktal und der Westschweiz auf.

«Damals sagte ich: wehret den Anfängen. Aber fast niemand wollte mir so richtig glauben», so Ruh. Heute ist der Ackerfuchsschwanz in den meisten Schweizer Ackerbaugebieten präsent und konkurriert Getreidekulturen sehr stark. Ertragsminderungen von bis zu 50 Prozent und mehr sind möglich.

Ausserdem ist das Ungras bereits auf diverse Herbizide resistent. Deshalb muss nebst der chemischen Bekämpfung zu alternativen Bekämpfungsstrategien gegriffen werden.

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Chemische Mittel wirken nicht mehr so gut

«Puma extra mit dem Wirkstoff Fenoxaprop-P-ethyl, eines der ersten Herbizide aus der Resistenzgruppe 1 (war früher Gruppe A), wirkt gegen Ackerfuchsschwanz praktisch nicht mehr. Die Mittel Axial One, Grant und Avero usw. haben aus der gleichen Resistenzgruppe 1 den Wirkstoff Pinoxaden. Auch dieser Wirkstoff verliert an Wirkung. Vor allem in Gerste und Roggen wären diese Wirkstoffe wichtig, weil die Mittel aus Resistenzgruppe 2 (früher Gruppe B) für diese Getreidearten nicht verträglich sind», sagt Ruh.

Das Vorkommen von Resistenzen ist bereits ein grosses Problem beim Ackerfuchsschwanz.

Auch in Hackfrüchten wie Zuckerrüben, Sojabohnen und Sonnenblumen kann Ackerfuchsschwanz ein Problem sein. Dort werden zur Bekämpfung Mittel aus der Resistenzgruppe 1 wie zum Beispiel Fusilade Max, Targa Super, Ruga und Select eingesetzt. Auch diese verlieren zum Teil bei der Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz an Wirkung.

Das war unter anderem auch ein Grund, weshalb bei Zuckerrüben vermehrt auf Conviso-Smart-Sorten gesetzt wurde. Diese Sorten können mit den Wirkstoffen aus der Resistenzgruppe 2 (früher B) behandelt werden, was eine wirksame Alternative zu Herbiziden aus der Resistenzgruppe 1 darstellt.

Jedoch treten bereits auch Resistenzfälle gegenüber Sulfonylharnstoffen der Resistenzgruppe 2 auf. Sulfonylharnstoff ist unter anderem im Zuckerrüben-Herbizid Conviso One enthalten. In Fruchtfolgen mit Conviso-Smart-Zuckerrüben und Mais kann die Resistenzproblematik verschärft werden, sofern noch Maisherbizide mit Sulfonylharnstoffen eingesetzt werden.

Deshalb sollte zumindest beim Mais auf Sulfonylharnstoffe verzichtet werden. Enge Fruchtfolgen und weitere Verbote von Wirkstoffen bei den Herbiziden verschärfen die Resistenzproblematik von Ackerfuchsschwanz.

«Deshalb muss man gezwungenermassen auf alternative Bekämpfungsmethoden setzen, wenn man den Ackerfuchsschwanz in den Griff bekommen will», ergänzt Ruh.

Fruchtfolge, Saatzeitpunkt, Sortenwahl ...

[IMG 5] Da der Ackerfuchsschwanz wie die meisten Getreidearten zur Familie der Süssgräser gehört, fördern Fruchtfolgen mit einem hohen Anteil an Getreide dieses Ungras. Dabei ist auch der Saatzeitpunkt der Kulturen entscheidend. Ackerfuchsschwanz kann im frühen Herbst sowie früh im Frühjahr noch vor der Bestockung des Getreides keimen. Frühe Herbstsaaten wie Wintergerste fördern daher das Vorkommen des Ackerfuchsschwanzes. Daher ist der Ackerfuchsschwanz besonders bei der Wintergerste ein grosses Problem.

Dem kann mit einer späteren Saat entgegengewirkt werden. «Die heutigen Hybridgerste-Sorten können auch erst Mitte Oktober gesät werden, das geht», erklärt Ruh.

«Im pfluglosen Anbau ist der Druck von Ackerfuchsschwanz schlimmer.»

Felix Ruh, Pflanzenschutzberater

Nebst der Fruchtfolge und dem Saatzeitpunkt sind auch die Sortenwahl und Düngung wichtig. Getreidesorten, die den Boden rasch und gut bedecken, sind zu bevorzugen. Dies kann teilweise auch mit der Düngung gesteuert werden. Daher sollte die erste Düngergabe früh genug gegeben werden, um die Bestockung des Getreides zu fördern. Dadurch schliesst sich der Bestand rascher und konkurriert den Ackerfuchsschwanz ums Licht.

Zu früh sollte aber auch nicht gedüngt werden, da der Ackerfuchsschwanz im Frühjahr vor dem Getreide mit dem Wachstum beginnt. Auch die zweite Düngergabe sollte rechtzeitig erfolgen, damit der Bestand dicht wird.

Mechanische Bekämpfung, um die chemische zu ergänzen

Nebst den vorher genannten Management-Massnahmen ist die mechanische Bekämpfung auch eine wichtige Strategie, wenn Herbizide nicht mehr ausreichend wirken. Das zeigt die Abbildung zum Vermehrungszyklus: Mit einer Anfangspopulation von 130 Ackerfuchsschwanz-Pflanzen pro Quadratmeter bei einem Bekämpfungserfolg von 97 Prozent beim Herbizid stehen am Ende aufgrund der enormen Samenentwicklung 137 Pflanzen pro Quadratmeter. Ein Teufelskreis. [IMG 2]

Deshalb braucht es zusätzliche mechanische Massnahmen. «Das Vorkommen von Ackerfuchsschwanz ist bei pfluglosem Anbau viel schlimmer, als wenn zwischendurch der Pflug eingesetzt wird», beobachtet Ruh. Der Pflugeinsatz zum Beispiel vor Gerste oder vor Raps kann dem Ackerfuchsschwanz vorbeugen.

Wichtig seien auch regelmässige Unkrautkuren. Zum Beispiel kann vor der Saatbettvorbereitung für Wintergetreide die Fläche mit dem Grubber bearbeitet werden, damit der Ackerfuchsschwanz aufwachsen kann. Eine bis zwei Wochen später kann mit einem flachen Grubberdurchgang oder mit der Scheibenegge das Unkraut zerstört und in ein sauberes Saatbett gesät werden. Dasselbe kann nach der Rapsernte gemacht werden, sofern der Ackerfuchsschwanz auch im Raps zum Problem wurde.

«Wichtig ist: Man muss den Ackerfuchsschwanz vor der Saat bekämpfen, wenn er noch klein ist», erklärt Ruh.

Vorauflauf, Nachauflauf oder doch Frühlingsbehandlung?

Die mechanische Bekämpfung kann dann mit gezielter chemischer Behandlung ergänzt werden. «Die Herbstbehandlung ist ein Muss bei Ackerfuchsschwanz-Befall», mahnt Ruh. Hier gibt es mehrere Strategien. Die Frage ist, ob eher eine Vorauflauf- oder Nachauflaufbehandlung gemacht werden sollte. 

Herbizidstrategien

Folgende Herbizidstrategien zeigen aktuell noch Wirkung:

Vorauflauf oder früher Nachauflauf:
- Flufenacet + Pendimethalin
- Flufenacet + Diflufenican
- Bei Sorten mit Chlortoluron-Unempfindlichkeit kann die Mischung mit Chlortoluron ergänzt werden.

Früher Nachauflauf, wenn Ackerfuchsschwanz bereits aufgelaufen ist:
- Flufenacet + Diflufenican + Chlortoluron (+ evtl. Pinoxaden)

Frühling:
- Diflufenican + Mesosulfuron
- Propoxycarbazone + Mesosulfuron
- Pyroxsulam + Florasulam

Felix Ruh erklärt, dass eine Vorauflaufbehandlung gemacht werden kann, wenn nach der Saat gute Bedingungen herrschen, also genügend Feuchtigkeit vorhanden und das Saatbett nicht zu grob ist. «Am besten ist die Behandlung direkt nach der Saat, wenn der Boden leicht an den Rädern klebt», so Ruh.

Ist es zu diesem Zeitpunkt zu trocken, sollte die Behandlung eher in den frühen Nachauflauf verschoben werden. Für die Behandlung im Nachauflauf braucht es aber ebenfalls feuchten Boden und ein nicht zu grobscholliges Saatbett, damit das Bodenherbizid ausreichend wirken kann.

«Wenn der Befall mit Ackerfuchsschwanz sehr schlimm ist, braucht es noch eine zweite Behandlung im Frühling. Sonst bringt man die Fläche nicht mehr sauber», erklärt Ruh.

Im Frühjahr muss auf die Mittel der Resistenzgruppe 1 in Gersten und Roggen und für Weizen und Triticale auf Mittel aus der Resistenzgruppe 2 zurückgegriffen werden. «Beim Applikationszeitpunkt werden häufig Fehler gemacht», beobachtet Ruh. «Damit ein systemisch wirkendes Herbizid wie ein Sulfonylharnstoff wirken kann, braucht es ausreichend Luftfeuchtigkeit – mindestens 60 %», sagt Ruh. Bei Mittel aus der Resistenzgruppe 1 braucht es zusätzlich zur Luftfeuchtigkeit noch ausreichend Wärme – mindestens 15 Grad. 

[IMG 4] Dann ist die Wachsschicht der Pflanzen genügend aufgeweicht, damit der Wirkstoff besser haftet und gut in die Pflanze eindringen kann. Heutzutage sind zwar viele Mittel auf Ölbasis oder es wird ein Haftmittel beigefügt – doch die Luftfeuchtigkeit bleibt wichtig für den Behandlungserfolg. Die besten Bedingungen sind frühmorgens, spätabends und nachts. Wird am Nachmittag gespritzt, können die Mittel nicht ausreichend wirken.

Der Ackerfuchsschwanz muss aber nicht nur erst im Getreide bekämpft werden. Das geht auch im Raps. «Dann kann man den Wirkstoff Propyzamid (zum Beispiel Kerb Flo) im späten Herbst spritzen, wenn es kalt und feucht ist», sagt Ruh.

Flufenacet wäre am wirksamsten, wird aber vielleicht verboten

Der Druck der Resistenzbildung steigt mit zunehmendem Verlust an Wirkstoffen. «Flufenacet wirkt bis jetzt noch am besten», sagt Felix Ruh. Auch die Herbizidstrategien für die Herbstbehandlung sind ausschliesslich mit Flufenacet empfohlen. Doch gemäss neuen EU-Vorschriften wird die Zulassung für Flufenacet Ende 2025 auslaufen. Die Aufbrauchsfrist dauert bis Ende 2026. Was das für den Einsatz von Flufenacet in der Schweiz bedeuten wird, ist noch nicht ganz geklärt.

Ein Wegfall von Flufenacet würde die Bekämpfung des Ackerfuchsschwanzes weiter erschweren und die Resistenzproblematik verschärfen. Daher ist es wichtig, Sulfonylharnstoffe möglichst sparsam einzusetzen. So kann der Resistenzbildung des Ackerfuchsschwanzes gegenüber Herbiziden teilweise entgegengewirkt werden.

Schliesslich bleibt eine gute Feldhygiene das A und O.