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Nach der Ernte ist der Herbst eine kritische Phase für die Bekämpfung von Unkräutern.

Unkräuter stellen besonders im Zeitraum vom 3-Blatt-Stadium bis zum Ende der Bestockung (BBCH 13–29) eine ernsthafte Bedrohung dar.

Zur Bekämpfung von Problemunkräutern wie Ackerfuchsschwanz und Windhalm sind integrierte Strategien erforderlich.

Der Herbst markiert nicht nur den Abschluss der Ernte, sondern auch eine entscheidende Phase im Ackerbau, in der sich Unkräuter unbemerkt etablieren können. Diese frühen Konkurrenten kämpfen im kommenden Frühling mit den Getreidepflanzen um lebenswichtige Ressourcen – ein Wettstreit, der ohne vorbeugende Massnahmen erhebliche Ertragseinbussen zur Folge haben kann. Daher ist es von zentraler Bedeutung, im Herbst gezielt gegen Unkräuter vorzugehen, um das Feld optimal auf eine erfolgreiche Ernte vorzubereiten.

Kritisches Stadium der Getreide

Die Entwicklungsphase, in der eine Verunkrautung zu Ertragsausfällen führen kann, ist ziemlich kurz. Sie reicht vom 3-Blatt-Stadium bis zum Ende der Bestockung (BBCH 13–29). In dieser Phase beginnt das Getreide mit der Bestockung und entwickelt dabei zusätzliche Triebe, welche die Grundlage für eine reiche Ährenbildung legen.

Diese Wachstumsphase ist auch der kritische Moment, in dem Unkräuter zu ernsthaften Konkurrenten für das Getreide werden können. Werden Unkräuter bis zu diesem Zeitraum nicht wirksam bekämpft, konkurrieren sie intensiv mit den Getreidepflanzen um Licht, Wasser und Nährstoffe.

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Problemunkräuter im Getreide

Ackerfuchsschwanz und Windhalm zählen zu den bedeutendsten Problemunkräutern im Getreidebau. Ackerfuchsschwanz, der bevorzugt auf schweren Böden wächst, zeigt zunehmend Herbizidresistenzen und bildet dichte Bestände, die eine effektive Bekämpfung erschweren.

Windhalm hingegen ist auf leichten, sandigen Böden weitverbreitet und kann seine Samen über grosse Entfernungen verbreiten. Auch bei ihm nimmt die Herbizidresistenz zu. Um diese Unkräuter in Schach zu halten, ist eine integrierte Bekämpfungsstrategie unerlässlich, die vorbeugende Massnahmen, mechanische Bekämpfung und Herbizidanwendungen kombiniert.

Schadpotenzial und Bekämpfungsschwellen der Problemunkräuter

Die meisten LandwirtInnen kennen ihre Felder gut und wissen, welche Unkräuter wo auftreten und wo frühzeitig eingegriffen werden muss. Dennoch ist es sinnvoll, ab und an zu überprüfen, welche Unkräuter auf den Parzellen wachsen. Für jedes Unkraut wurde ein Schadpotenzial errechnet. Dieses gibt an, ab welcher Pflanzendichte pro Quadratmeter sich ein Eingreifen lohnt. In Wintergerste sind es bei Ackerfuchsschwanz und Windhalm jeweils 20 Pflanzen/m², in Winterweizen reicht bei Ackerfuchsschwanz bereits eine Unkrautdichte von 10 Pflanzen/m², und bei Windhalm in Winterweizen 15 Pflanzen/m².

Bereits eine Ackerfuchsschwanz-Pflanze pro Quadratmeter bzw. 10 000 Ackerfuchsschwanz-Pflanzen pro Hektare können den Kornertrag um 3 bis 6 kg/ha reduzieren. Der Windhalm richtet bei gleicher Unkrautdichte noch grösseren Schaden an: Hier droht ein Ertragsverlust von 4 bis 8 kg/ha.

Regulierungsstrategien im Herbst

«die grüne» berichtete bereits ausführlich über die mechanische Unkrautregulierung (Ausgabe 10/2022, «Striegel-ABC»). Daher werden vor allem chemische Bekämpfungsstrategien erörtert. Winterweizen, welcher die Bestockung in den meisten Fällen erst im Frühling abschliesst, sollte auch erst dann behandelt werden, vorausgesetzt, der Unkrautdruck ist niedrig. Vor- sowie Nachauflaufbehandlungen sind im Winterweizen in der Praxis eher ungewöhnlich. Lediglich bei gravierenden Ackerfuchsschwanz-Problemen könnte eine Herbstbehandlung im Winterweizen sinnvoll sein, jedoch nur im Vorauflauf.

Anders ist es bei der Wintergerste, die ein schnelleres Jugendwachstum aufweist und somit schneller in die kritische Phase zwischen dem 3-Blatt-Stadium und dem Ende der Bestockung eintritt. Hier empfiehlt es sich, im frühen Nachauflauf eine Herbizidbehandlung durchzuführen.

Florian Marti von der Stähler Suisse SA nennt als Beispiel das Herbizid «Tarak», welches zwei Wirkstoffe enthält: Das Harnstoffderivat Chlortoluron und Diflufenican. Chlortoluron wird von Wurzeln und Blättern aufgenommen und stoppt die Fotosynthese, während Diflufenican überwiegend über den Boden aufgenommen wird und das Chlorophyll zerstört.

Das Herbizid kann ab Vorauflauf bis zum 3-Blatt-Stadium angewendet werden. Ideal ist eine Behandlung möglichst früh in der Entwicklung der Gerste und spät in der Entwicklung der Unkräuter.

Lästigen Ackerfuchsschwanz bekämpfen

Laut Florian Marti kann der Ackerfuchsschwanz nur durch eine Kombination von verschiedenen Methoden langfristig effektiv bekämpft werden. Dazu zählen Stoppelbehandlungen im Sommer, die Anlage eines vorzeitigen falschen Saatbetts mit anschliessender Glyphosat-Behandlung sowie ein späterer Saattermin, um den Druck des Ackerfuchsschwanzes zu verringern. Eine angepasste Fruchtfolge, einschliesslich Futterbau, kann den Druck nachhaltig senken. Alternativ kann der Wechsel zu Sommergetreide anstelle von Wintergetreide den Konkurrenzdruck durch den Ackerfuchsschwanz minimieren.

Chemisch lässt sich der Ackerfuchsschwanz im Vorauflauf direkt nach der Saat durch eine Behandlung mit einem Blatt-Bodenherbizid in Kombination mit einem Mittel, welches den Wirkstoff Prosulfocarb enthält, bekämpfen. Wenn diese Massnahme nicht ausreicht, kann im Frühling eine zusätzliche Behandlung mit einem Kontaktherbizid oder einem Mittel aus einer anderen Wirkstoffgruppe im Weizen erfolgen. In der Gerste kann aus Verträglichkeitsgründen nicht jedes Mittel eingesetzt werden.

Eine Gräserbehandlung im Frühling muss möglichst früh im Jahr erfolgen, wenn der Ackerfuchsschwanz noch klein ist. Es empfiehlt sich, bei der Applikation keine Kompromisse einzugehen. Das Wasser sollte zur Anpassung von Wasserhärte und pH-Wert konditioniert und ein Netz-mittel beigefügt werden, um die bestmögliche Wirkung zu erzielen. Wassermenge, Sprühdruck und Düsenwahl sollten so gewählt werden, dass eine optimale Benetzung gewährleistet ist und die Herbizide mit den Unkräutern in Kontakt kommen.

Nachauflaufbehandlung im Herbst: Die Nachauflaufbehandlung mit einem Herbizid sollte bis zum 1-Blatt-Stadium des Getreides erfolgen, um den Unkräutern die Konkurrenzkraft zu nehmen.