Kurz & bündig
- Eine erfolgreiche Bekämpfung erfordert den Einsatz von sowohl chemischen als auch biologischen Methoden, je nach Ausmass des Befalls.
- Nematoden sind eine effektive und umweltfreundliche Methode, um die Engerlinge des Japankäfers zu bekämpfen.
- Lockstofffallen helfen, den Japankäfer frühzeitig zu erkennen und die Ausbreitung zu kontrollieren.

Abo Die Japankäfer-Situation in der Schweiz. Nördlich der Alpen gibt es Befallsherde im Oberwallis, Kloten und Basel. Nächste Runde im Kampf gegen den Käfer Wie man den Japankäfer richtig erkennt und bekämpft Tuesday, 21. January 2025 Was macht den Japankäfer (Popillia japonica) so gefährlich? Der Quarantäneschädling bedroht mit über 400 Wirtspflanzen die Landwirtschaft und Gärten in der Schweiz. Seine Larven schädigen Gras- und Weideflächen, während erwachsene Käfer Blätter, Blüten und Früchte fressen und zerstören. Seit der Erstentdeckung 2017 im Südtessin hat sich der Käfer trotz Überwachungs- und Eindämmungsmassnahmen verbreitet, zuletzt 2023 im Simplongebiet und in Kloten.

Strategien gegen den Japankäfer: Tilgen oder eindämmen

Der Japankäfer hat bereits erhebliche wirtschaftliche Verluste verursacht: In den USA gehen jährlich etwa 450 Millionen US-Dollar verloren, in der Schweiz werden mehrere hundert Millionen Franken an Schäden erwartet, und in Italien verzeichnen grosse Teile des Piemont und der Lombardei hohe landwirtschaftliche Einbussen.

Deshalb ist Schadensbegrenzung das oberste Ziel beim Kampf gegen den Japankäfer. Zwei strategische Ansätze sollen sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Schäden verhindern oder zumindest begrenzen.

1. Die Tilgungsstrategie: Sie wird angewendet, wenn der Käfer früh entdeckt wird. Ziel ist es, ihn schnell und vollständig aus einem begrenzten Gebiet zu entfernen, bevor er sich ausbreitet.

2. Die Eindämmungsstrategie: Sie kommt zum Einsatz, wenn der Käfer bereits in grösseren Gebieten verbreitet ist. Ziel ist es, die Ausbreitung zu begrenzen und die betroffenen Gebiete zu stabilisieren.

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Frühe Erkennung ist nötig, um den Japankäfer zu bekämpfen

Als ersten Schritt gilt es, den Japankäfer zu erkennen (siehe auch Tabelle unten). Es folgt der kombinierte Einsatz verschiedener Methoden. Die Früherkennung erfolgt mittels Lockstofffallen. Bei der anschliessenden Bekämpfung hat sich eine Kombination aus physikalischen, biologischen und chemischen Massnahmen als besonders effektiv erwiesen. Soll der Japankäfer komplett getilgt werden, empfiehlt sich chemische Bekämpfung, solange der Japankäfer in einem noch kleinen Gebiet vorkommt.

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Hat sich der Käfer bereits verbreitet und kann nur noch eingedämmt werden, zeigen biologische Massnahmen die besten Ergebnisse. Während die erwachsenen Käfer durch Insektizid-Fallen gut kontrolliert werden können, sind biologische Methoden bei ihnen weniger effektiv. Bei den Larven hingegen sind biologische Massnahmen deutlich erfolgreicher. Dafür zeigen Insektizide wenig Wirkung.

Mit Nematoden gegen den Japankäfer-Engerling

Bei der biologischen Bekämpfung kommen Nematoden zum Einsatz. Ein Vorteil dieser Methode liegt darin, dass die Fadenwürmer gezielt die Engerlinge des Japankäfers ansteuern. Im Gegensatz zu chemischen Mitteln, bei denen der Mensch den Kontakt zum Schädling herstellen muss, agieren Nematoden selbstständig und zielgerichtet.

Bei grossflächigem Befall sind chemische Mittel häufig ineffizient und können andere Insekten gefährden. Laut Andermatt Biocontrol erreichen dagegen die spezifischen Nematoden bei richtiger Applikationstechnik eine Wirksamkeit von 90 Prozent und mehr.

Am häufigsten wird die Nematodenart Heterorhabditis bacteriophora eingesetzt. Sie wird in einem Wasser-Nematoden-Gemisch ausgebracht. Die Ausbringung erfolgt mit Güllefässern, Pflanzenschutzspritzen oder Schlauchsystemen. Besonders effizient ist jedoch die Bodeninjektion, da das Gemisch so bis zu 6 cm tief in den Boden eingebracht wird. Dies mag nach wenig tönen: Es entspricht aber etwa einer Applikationsmenge von 300 Kubikmeter oder 30 mm Regen, wenn nur oberflächlich gesprüht wird.

Die Nematoden-Anwendung erfolgt idealerweise während der Larvenphase Ende Sommer oder zu Beginn des Herbstes. Die Nematoden dringen in die Japankäferlarven ein und übertragen ein Bakterium, das die Larven abtötet. Nach dem Tod der Larve ernähren sich die Nematoden von ihr, vermehren sich und suchen nach neuen Larven. Bei guten Bedingungen bewegen sich Nematoden etwa 5 bis 10 cm im Boden. Die Wirkung ist in der Regel nach 2 bis 3 Wochen sichtbar. Bei starkem Befall kann eine Wiederholung der Anwendung erforderlich sein.

Erfolgreiche Bekämpfung in Schwyzer Naturschutzgebiet

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Abo Auch im Kanton Schwyz entdeckt: Die adulten Japankäfer sind 8 bis 12 mm lang. Schädling Den Japankäfer nun auch im Kanton Schwyz gefunden Saturday, 28. September 2024 Mitte August 2024 wurden im Naturschutzgebiet Sägel in den Schwyzer Gemeinden Arth und Lauerz fünf Japankäfer entdeckt. Um eine Ausbreitung des schädlichen Käfers zu verhindern, forderten die Behörden zum schnellen Handeln auf. Aufgrund der besonderen Anforderungen des Naturschutzgebiets war eine massgeschneiderte Lösung erforderlich. Die Wahl fiel auf die Bodeninjektion von Nematoden. Doch die verwendete Maschine durfte nicht zu schwer sein, da diese auf einer Feuchtwiese eingesetzt werden sollte. Neben der bewährten einachsigen Engerlingsbekämpfungsmaschine fiel die Wahl auf Flüssigdüngertechnik. 

Der Lohnunternehmer und Agrarhändler Agro-Steger aus Bellikon AG, der unter anderem auf Cultan-Düngung spezialisiert ist, stellte die notwendigen technischen Lösungen bereit. Martin Häberli, der massgeblich an der Lösung beteiligt war, erklärt: «Wir hatten nur zehn Tage Zeit, um unsere bestehende, ältere drei Meter breite Düngerinjektormaschine für die Ausbringung von Nematoden im Naturschutzgebiet neu auszubauen.» Die Zeit drängte, da sich der Schädling nicht zur Überwinterung in noch tiefere Bodenschichten zurückziehen durfte.

Die Anpassungen wurden erfolgreich umgesetzt. Vor allem sollte die Zahl der Überfahrten minimiert werden. Dazu musste die Maschine in der Lage sein, fast doppelt so viele Einstiche pro Quadratmeter zu setzen als üblich. Häberli berichtet, dass er an einem Wochenende die Maschine so umbauen konnte, dass sie einen geringeren Reihenabstand gewährleisten kann als andere normalerweise eingesetzte Maschinen. Die Dosierung erfolgt computergesteuert und ist wegabhängig. Der neue Rahmen ist flexibel gestaltet und erlaubt, die Arbeitsbreite in 30-Zentimeter-Schritten von 1,2 bis 3 Meter zu variieren.

Das Wasser-Nematoden-Gemisch soll zwischen 3 und 6 cm tief injiziert werden. Diese Flexibilität ermöglicht den Einsatz der Maschine auch in kleinen Gärten, Sportanlagen und Rasenflächen auf Überbauungen, wo der Japankäfer besonders gerne seine Eier ablegt. Solche Flächen werden oft bewässert und schaffen ein ideales, feuchtes Klima für die Eiablage.

Den Japankäfer langfristig in Schach halten

Im Fall Sägel wurde rechtzeitig gehandelt und der Japankäfer konnte sich nicht weiter ausbreiten. Diese Schlacht wurde somit erfolgreich gewonnen. Dennoch bleibt die Herausforderung, die langfristige Bekämpfung des Schädlings sicherzustellen.

Wie kann die Bekämpfung langfristig gelingen? Lockstofffallen mit insektizidbehandeltem Netz helfen gezielt, die Japankäferpopulation zu reduzieren. Dabei werden die Käfer durch Pheromone und Pflanzenaromen angelockt und nehmen beim Kontakt mit dem Netz eine tödliche Insektiziddosis auf. Dies führt entweder zum direkten Absterben oder zur unbeabsichtigten Weitergabe des Wirkstoffs an Artgenossen. Letzteres wurde in der Praxis selten beobachtet.

Die Netzmethode ist effizient, da sie den Käferbestand verringert, ohne die Umwelt grossflächig mit Insektiziden zu belasten.

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Anziehen, infizieren und freilassen:Mit Pilzen gegen den Japankäfer

Die Engerlinge des Japankäfers zeigen sich recht resistent gegen einheimische Pilzsporen. Daher fokussiert man nun auf die ausgewachsenen Käfer. Agroscope Einheimische Pilzsporen gegen Japankäfer Friday, 15. December 2023 Agroscope und das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) testen, ob heimische Pilze den Japankäfer bekämpfen können. In Labortests wurden Käfer und Larven mit Pilzsporen in Kontakt gebracht. Erwachsene Käfer sind sehr anfällig, die Larven hingegen widerstandsfähiger. Besonders interessant bei dieser Methode: Einige Pilzstämme wachsen auf den toten Käfern weiter und können neue Sporen bilden. Das könnte helfen, den Pilz in der Natur zu verbreiten. Dies wird vor allem im Ansatz «Anziehen, infizieren und freilassen» von praktischem Nutzen. Wird der Pilz in einer Lockstofffalle verwendet, fliegen die infizierten Käfer zurück zu ihren Artgenossen und infizieren diese ebenfalls. 

Bevor die Pilzmethode in der Praxis eingesetzt werden kann, braucht es Feldversuche. Ausserdem wird untersucht, wie die Pilze am besten ausgebracht werden und ob sie andere Insekten beeinträchtigen.

Für den Erfolg braucht es die geballte Kraft

Um einen invasiven Schädling wie den Japankäfer zu bekämpfen, braucht es eine Kombination verschiedener Massnahmen. Nur durch den gezielten Einsatz von chemischen, biologischen und mechanischen Strategien, die flexibel angepasst werden können, lässt sich der Japankäfer langfristig in Schach halten.

Ohne diesen ganzheitlichen Ansatz wird der Kampf gegen solche Schädlinge kaum zu gewinnen sein – sowohl für die Landwirtschaft als auch für die Umwelt.

Bevor der Käfer bekämpft wird, muss er erkannt werden
Obwohl Japankäfer den einheimischen Gartenlaubkäfern sowie Mai- und Junikäfern ähneln, sind sie aufgrund auffälliger Merkmale eindeutig zu identifizieren.
Körperlänge: 10 bis 12 mm, Grösse eines Fünfrappenstücks
Flügeldecken: Metallisch kupferfarben
Haarbüschel: Fünf kleine weisse Haarbüschel an jeder Seite des Hinterleibs und am Hinterteil zwei grössere, ebenfalls weisse Haarbüschel.

Larven des Japankäfers nur schwer zu unterscheiden
Die Unterscheidung der Larven des Japankäfers von anderen Engerlingen ist schwierig. Agroscope erklärt in einem Merkblatt, dass die Larven von Popillia japonica am letzten Segment ihres Hinterleibs V-förmig angeordnete Borsten haben.

Japankäfer-Erkennungs-App für die Bevölkerung
Um eine breite Bevölkerungsschicht in die Erkennung einzubeziehen, hat das europäische Forschungsprojekt IPM Popillia, das sich mit der Bekämpfung des Japankäfers beschäftigt, eine App zur Identifizierung herausgebracht.
Wenn ein verdächtiger Käfer im Garten entdeckt wird, kann ein Foto gemacht und über die App hochgeladen werden.
Die Software prüft, ob es sich um einen Japankäfer handelt. Ist dies der Fall, wird das Bild samt Standortdaten an die zuständigen Behörden weitergeleitet.
Zur Japankäfer-Erkennungs-App

 

 

Übersicht der möglichen Bekämpfungsmassnahmen gegen den Japankäfer

 

Quelle: «Der Japankäfer», Agroscope-Merkblatt, Weibel et al. 2024, eigene Darstellung