Kurz & bündig
- Bei trockenen Bedingungen kann die Sortenwahl zentral werden, um den Ertragsausfall zu reduzieren.
- Ein breites Angebot an toleranten Hybriden gibt es beim Mais. Bei der Zuckerrübe wird geforscht.
- Bei Kunstwiese wird auf eine diverse Mischung gesetzt, um Ausfälle auszugleichen.

In Zukunft muss insbesondere im Sommer öfter mit geringem Niederschlag gerechnet werden. Unter solchen Bedingungen sind Pflanzen im Vorteil, die möglichst tolerant gegenüber Trockenheit sind: Sie wachsen und geben Ertrag bei geringerem Wasservorkommen.

«Die Sortenwahl ist einer der wichtigsten Faktoren – wenn nicht sogar der wichtigste – wenn es um die Toleranz gegenüber Trockenstress geht», sagt Dupuis Brice von der Agroscope. Sein Kollege Jürg Hiltbrunner, ebenfalls an der Agroscope tätig, sieht weitere Faktoren, die entscheidend sind: «Wenn der Boden falsch bearbeitet, die Saattiefe oder der Saattermin falsch gewählt sind, dann ist der Ertrag nicht gesichert.»

Die Sortenwahl sei ein Element unter vielen, so Hiltbrunner. Im Rahmen der Fruchtfolge sind Faktoren wie Düngung, Saatdichte oder Saattermin ebenfalls wichtig, um bei Ackerkulturen trotz geringeren Niederschlagsmengen während der Vegetationsperiode zufriedenstellende Erträge erreichen zu können.

Ausserdem gibt Hiltbrunner zu bedenken, dass auch die beste Sorte nichts mehr hilft, wenn das Wasser komplett fehlt. Die Sorten sind nicht resistent, sondern vielmehr tolerant gegenüber Trockenheit.

Wie steht es um das Angebot an trockenheitstoleranten Sorten?

Mais:
«Bei Mais ist das Angebot an trockenheitstoleranten Hybriden bereits relativ gross», erklärt Diane François, Produktmanagerin Mais bei UFA Samen. Produktnamen wie Hydraneo, Aquamax oder Optim’eau verraten den Zusammenhang mit dem Wasser. UFA-Samen (Fenaco) ist selbst nicht in der Züchtung tätig. Sie testen aber in Praxisversuchen neue Sorten.

In der Beratung empfehlen sie, auf unterschiedlichen Maisparzellen Sorten mit unterschiedlicher Frühreife zu wählen, erklärt Diane François: «Mit dieser Strategie ist die Blüte und damit das stressanfälligste Stadium über die Zeit verteilt.» Sollte es trockene Perioden geben, wären somit nicht alle Parzellen geschädigt.

Der Anbau von Maissilage könne allenfalls durch den Anbau von trockenheitstolerantem Sorghum ergänzt werden. Damit reduziere sich das Risiko eines Ertragsausfalls bei grosser Hitze oder Dürre, sagt François.

Zuckerrübe:
«Im Schweizer Markt bietet KWS keine Sorten mit einem ausgewiesenen Trockentoleranz-Merkmal an. Das gilt sowohl für die Zuckerrübe als auch für den Mais», sagt Lucas Vogt, Geschäftsführer der KWS Suisse SA.

Hitze und Trockenheit seien noch weniger ausgeprägt als etwa in südosteuropäischen Ländern und Produkte mit früheren Reifegraden gefragt. Durch die klimatischen Veränderungen würden aber tolerante Sorten auch hierzulande immer wichtiger und spielen daher auch in den KWS Forschungs- und Züchtungsprogrammen und in der Beratung eine immer grössere Rolle.

«Bereits im aktuellen Portfolio gibt es Unterschiede hinsichtlich der Sortenleistung unter verschiedenen Trockenheitsbedingungen», sagt Lucas Vogt. LandwirtInnen können also bereits heute eine gewisse Wahl treffen. «Dabei muss auch das Zusammenspiel der Gesamtfaktoren betrachtet werden: Neben der Sorte ist auch das Anbauverfahren ein wichtiger Faktor», so Vogt.

Futterbau:
Bei den Futterpflanzen werde zwar auch an einzelnen Sorten gezüchtet, beispielsweise durch die Agroscope, sagt Marc Lehmann von der Eric Schweizer AG: «Auf die Trockenheit reagieren wir aber in erster Linie durch angepasste Mischungen.»

Diese Mischungen sind artenreicher, womit Arten vertreten sind, die mit Trockenheit besser umgehen können. Denn insbesondere das heute weit verbreitete Raigras braucht viel Wasser. In trockenheitstoleranten Mischungen wird das Raigras daher reduziert und beispielsweise durch Rohrschwingel oder Knaulgras ersetzt.

«Diese Alternativen weisen eine geringere Futterqualität auf als das klassische Raigras. Aber sowohl Rohrschwingel als auch Knaulgras verhindern, dass bei grosser Trockenheit nichts mehr wächst», so Lehmann. Beim Klee spricht Lehmann vom Bastard- und Schotenklee, der den Rot- und Weissklee ergänzen und ersetzen kann.

In der 2021 lancierten Linie «Famosa Secco» bietet die Firma Schweizer bestehende und auch neue, trockenheitstolerante Kunstwiesen-Mischungen an.

Die Züchtung ist längst nicht abgeschlossen

«Viele Züchter haben das Kriterium Trockenheitstoleranz schon vor einer Weile aufgenommen. Es dauert durchschnittlich zehn Jahre, bis eine neue Sorte entwickelt ist. In den nächsten Jahren werden daher mehr tolerante Sorten auf den Markt kommen», sagt Dupuis Brice von Agroscope.

Bereits heute können Kreuzungseltern verwendet werden, welche die entsprechenden Eigenschaften aufweisen, erklärt Jürg Hiltbrunner: «Im Rahmen der Sortenprüfung können in einem stetigen Prozess die entsprechend entwickelten Sorten im Feld geprüft werden. Da jeweils die Sorten mit den besten Ergebnissen empfohlen werden, wird der Zuchtfortschritt durch den Prozess der Sortenprüfung kontinuierlich in die Praxis transferiert.»

Der Haken: Trockenheitstoleranz kostet Ertrag

Es steht ein Angebot an Saatgut zur Verfügung, aus welchem bei trockenen Bedingungen trotzdem ein Ertrag wachsen sollte. Der Haken daran: Bei idealen, also angemessen nassen Jahren schneiden die trockenheitstoleranten Sorten schlechter ab als andere Sorten. Die trockenheitstoleranten Sorten büssen Ertrag oder andere Eigenschaften ein. «Die ‹eierlegende Wollmilchsau› gibt es noch nicht», sagt Jürg Hiltbrunner.

Mit trockenheitstoleranten Sorten wird also nicht der Ertrag maximiert. Aber das Risiko eines grossen Ertragsausfall in einem trockenen Sommer ist kleiner.