[EXT 1] Wie beim Skirennen zählt ein Countdown den Start der Drohne herunter – drei kurze Pieptöne, dann ein tiefes Brummen: Die Drohne hebt ab, der Rotorenwind wirbelt Staub auf. Ohne Zögern fliegt sie über das Ackerbohnenfeld und beginnt mit der Aussaat.
Zuvor haben der Landwirt und der Drohnenpilot alles vorbereitet: Die Flugroute geplant, die Streumenge kalibriert, die Untersaatmischung eingefüllt. Während die Drohne autonom arbeitet, überwacht der Pilot den Flug per Fernsteuerung. Nach gut einem Hektar kehrt das Gerät zum Ausgangspunkt zurück, landet, der Akku wird gewechselt, neues Saatgut eingefüllt – und schon geht es weiter, nahtlos an der letzten Flugbahn. Nach etwa einer Stunde ist das rund 3 Hektar grosse Feld vollständig eingesät – inklusive Vorbereitung und Zwischenstopps.
Warum Drohne? Warum Untersaat?
Tobias Burren aus Niederbottigen bei Bern hatte bereits vor dem Einsatz von Untersaaten Erfahrungen mit Drohnen gesammelt – zum Beispiel beim Ausbringen von Schlupfwespen, eine Arbeit, die er nicht länger mühsam von Hand erledigen wollte. Er besitzt sogar eine eigene kleine Kameradrohne, mit der er seine Felder regel-mässig abfliegt, um Unkrautnester aufzuspüren. Ohne die Drohne müsste er die Felder ablaufen.
«Als ich noch konventionell angebaut habe, hatte ich keinen Bedarf an Untersaaten – das Unkraut habe ich damals mit Herbiziden behandelt», erklärt Burren. Heute sieht er die Untersaat als optimale Lösung – nicht nur zur Unkrautkontrolle, sondern auch zur Bodenschonung und Förderung des Humusaufbaus. «Die Untersaat ist für mich wie eine Versicherung gegen das Unkraut.»
Burren befindet sich derzeit im zweiten Jahr der Umstellung auf Bio und wird seinen Betrieb im kommenden Jahr vollständig auf Knospe-Richtlinien umgestellt haben. Die Erfahrungen mit Untersaaten und der gezielte Einsatz von Technik wie Drohnen helfen ihm dabei, die Anforderungen des Biolandbaus effizient zu erfüllen.
Erste Erfahrungen aus der Saison 2024
Im vergangenen Jahr sammelte Burren positive Erfahrungen mit der Drohnen-Untersaat. In seinen Ackerbohnen brachte er eine Klee-Gras-Mischung aus kleinblättrigem Weissklee, Englischem Raigras und frühem Knaulgras aus. Die ursprünglich als Zwischenfutter gedachte Mischung passte er in der Saatstärke von 20 kg/ha auf 10 bis 13 kg/ha an – ausreichend für eine Untersaat ohne Nutzung, bei der eine geringere Aussaatmenge genügt.
Die Saat ging gut auf und erfüllte den gewünschten Zweck der Bodenbedeckung. Nicht alles verlief jedoch reibungslos: Die Ackerbohnen entwickelten sich schneller als erwartet, und die Untersaat wurde etwas zu spät gesät. Dadurch konnte sie sich im dichten Bestand nicht überall lückenlos etablieren. Dennoch reichte es aus, um den Boden ausreichend zu bedecken.
Optimale Bedingungen 2025 – mit kleinem Feldversuch
Auch im Frühjahr 2025 waren die Bedingungen vielversprechend: Der Bestand war abgetrocknet, der Boden noch etwas feucht, Unkraut war nur gering vorhanden. Einige Tage nach der Aussaat setzte ein idealer Regen ein – nicht zu viel, nicht zu wenig. Burren erwartet, dass die Saat etwa eine Woche später sichtbar wird.
Nach der Aussaat striegelt er üblicherweise die Ackerbohnen, um die letzten Unkräuter zu schwächen und die Saat leicht einzuarbeiten. Dieses Jahr führte er auf zwei ca. 3 ha grossen Parzellen einen kleinen Feldversuch durch: Nur eine der beiden Flächen wurde gestriegelt. So möchte er herausfinden, ob sich der Striegeldurchgang tatsächlich lohnt – oder künftig eingespart werden kann.
Nur ein geringer Unterschied
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Beim Vergleich der beiden Flächen zeigten sich leichte Unterschiede im Auflaufen der Untersaat. Auf der gestriegelten Parzelle (Bild oben) wirkte der Bestand insgesamt gleichmässiger, und die Pflanzen schienen stellenweise etwas weiterentwickelt. Auch die Bodenbedeckung war hier besser.
Auf der ungestriegelten Fläche (Bild unten) hingegen war die Untersaat teils lückiger, und vereinzelt war mehr Unkraut zu beobachten. Ob dieser kleine Unterschied tatsächlich auf den Einsatz des Striegels zurückzuführen ist oder auf unterschiedliche Standortbedingungen, lässt sich schwer beurteilen.
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Insgesamt machte die gestriegelte Fläche jedoch einen leicht besseren Eindruck. «Ein riesiger Unterschied ist es nicht», meint Tobias Burren. «Ich werde nächstes Jahr einmal versuchen, ganz auf den Striegel zu verzichten.»
Zukunftspläne: Untersaat im Dinkel und Mais
Ein eigenes Krummenacher-Saatgerät anzuschaffen, rechnet sich für Burren aktuell nicht. Stattdessen setzt er auf die Dienste professioneller Agrarpiloten, mit deren Arbeit er bisher sehr zufrieden war. Die Zusammenarbeit verläuft zuverlässig, und die Piloten zeigen sich offen für neue Ideen.
Für die Zukunft hat Burren ambitionierte Pläne: Die Untersaat in Ackerbohnen möchte er bis zur Maissaat im Frühjahr stehen lassen. Ausserdem überlegt er, im nächsten Jahr – wenn sein Betrieb voll Knospe-zertifiziert ist – auch im Urdinkel und im Körnermais Untersaaten wie Erdklee auszubringen.
Betriebsspiegel: Hof Burren
Tobias Burren, Niederbottigen BE
LN: 40 ha
Kulturen: Ackerbohnen, Soja, Winterweizen, Körnermais, Luzerne rein, Rotklee (Saatgutproduktion)
Tierbestand: Keine
Weitere Betriebszweige: Metallbau im Nebenerwerb und Schadensexperte für landwirtschaftliche Kulturen
Arbeitskräfte: Teilzeitarbeitskraft