Kurz & bündig

- Die Kombination von Hacke und Striegel ist am effektivsten.
- Die Unkrautflora ist bei der mechanischen Unkrautregulierung diverser; einzelne Arten setzen sich weniger stark durch. Problematisch ist die Winde.
- Die mechanische Unkrautregulierung lockert zudem Verkrustungen, fördert die Mineralisierung und bildet keine Wirkstoffresistenzen bei Unkräutern.​

Die mechanische Unkrautbekämpfung bietet eine Alternative oder Ergänzung, falls Maisherbizide nicht mehr ausreichend wirken oder wenn LandwirtInnen auf Herbizide verzichten möchten. Der chemische Pflanzenschutz war einst revolutionär: deutlich günstiger und arbeitseffizienter als die mechanische Unkrautbekämpfung. Mit den neuen Produktionssystemen erlebt die mechanische Unkrautbekämpfung jedoch auch ausserhalb des Biolandbaus eine Renaissance. Grundsätzlich kann das Rad aber nicht neu erfunden werden.

«Die Grundidee des Hackens ist immer noch dieselbe wie vor 40 Jahren. Die Technik hat sich zwar modernisiert und ist mit GPS schlagkräftiger geworden, aber die wichtigsten Werkzeuge sind immer noch dieselben», sagt Hansueli Dierauer vom FiBL. Er erklärt, worauf bei der mechanischen Unkrautbekämpfung im Mais geachtet werden muss.

Der Acker kann nicht komplett unkrautfrei sein

«Wer mit mechanischer Unkrautbekämpfung beginnt, muss seine Erwartungen grundsätzlich herunterschrauben», sagt Hansueli Dierauer. Den Acker komplett unkrautfrei zu halten, sei kaum möglich, nicht einmal mit der besten Mechanisierung. Präventive Massnahmen gegen das Unkraut wie ein hoher Anteil an Kunstwiesen in der Fruchtfolge, Gründüngungen und die Stoppelbearbeitung im Sommer werden wichtiger.

Dierauer meint, die einfachste Kultur zur mechanischen Unkrautbekämpfung sei Getreide, gefolgt von Kartoffeln und anschliessend Mais. Bei Reihenkulturen ist es herausfordernd, die Verunkrautung in der Reihe in Schach zu halten – zwischen den Reihen ist es kein Problem. Für Hansueli Dierauer ist die Kombination von Striegel und Hacke die effektivste und günstigste Unkrautbekämpfungsstrategie, da der Striegel auch in der Reihe wirkt.

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«Während der Mais keimt, keimt auch das Unkraut», erklärt Dierauer. Deshalb ist es sinnvoll, bereits kurz nach der Saat Blindstriegeln durchzuführen, um die Keimfäden der Unkräuter zu zerstören. Bis sich der Mais zwei Zentimeter unter der Bodenoberfläche befindet, kann ganz flach gestriegelt werden. Dierauer weist darauf hin, dass dieses Vorgehen viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl brauche. Wird zu tief oder zu spät gestriegelt, werden die Maiskeimlinge verletzt. «Blindstriegeln ist aber sehr effektiv und kann bis zu 90 Prozent der Unkrautkeimlinge erfassen», so Dierauer.

Striegel und Hacke kombinieren für die maximale Wirkung

Nach dem Blindstriegeln braucht der Mais eine Pause. Der zweite Striegeleinsatz ist dann erst ab dem 2- bis 3-Blatt-Stadium wieder möglich, wenn der Mais gut verwurzelt und etwa 10 cm hoch ist. Bei kaltem Wetter ist es wichtig, dass der Striegeldurchgang am Nachmittag bei Sonnenschein durchgeführt wird. Dann ist der Mais durch die Wärme elastischer und bricht nicht ab.

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Im 3-Blatt-Stadium wird der Striegeldurchgang in der Regel mit dem ersten Hackdurchgang kombiniert. Wird am selben Tag gestriegelt und gehackt, sollte zuerst gehackt und dann gestriegelt werden. Somit werden tiefer verwurzelte Unkräuter durchs Hacken gelöst und mit dem Striegel an die Oberfläche befördert, wo sie vertrocknen können. Der grösste Effekt des Striegels ist in der Reihe, wo der Mais besonders empfindlich ist auf Unkrautkonkurrenz. Fingerhacken oder Rollstriegel haben auch eine gute Wirkung in der Reihe, sind aber im Vergleich zum Striegel deutlich teurer.

Hansueli Dierauer empfiehlt, mindestens zweimal zu hacken, das zweite Mal im 6- bis 8-Blatt-Stadium. Manchmal wird sogar noch ein dritter Hackdurchgang, kurz vor Reihenschluss, gemacht. Dieser ist aber meistens nicht mehr so effektiv. Die Anzahl der Hackdurchgänge hängen vom Unkrautdruck, vom Wetter und von der verwendeten Technik ab. Beim Hacken muss darauf geachtet werden, dass die Scharen an der Pflanze nicht zu tief eingestellt werden, damit sie die Maiswurzeln nicht beschädigen.

Die alte Sternhacke hat nicht ausgedient

«Als ich vor über 30 Jahren beim FiBL begonnen habe, gab es nur ein Striegel- und zwei Hackmodelle – eine Sternhacke und eine Gänsefussschare», erzählt Dierauer. Fingerhacke und GPS gab es noch nicht. «Das Unkraut in der Reihe wurde damals vor allem durch Anhäufeln reguliert.» Deshalb wurde der Mais auf 75 cm gesät, wie die Kartoffeln. So konnten mit einer Maschine gleich zwei Kulturen gehackt werden. Für Dierauer hat die alte Technik im neuen Kleid aber noch nicht ausgedient. Aus seiner Sicht sind die effektivsten und bewährtesten Maschinen der Striegel, die Gänsefussscharhacke und die Sternhacke.

Für Dierauer ist die Sternhacke immer noch eine bewährte und günstige Technik. Mit ihr kann in einem ersten frühen Durchgang (ab 2-Blatt-Stadium) die Erde vom Mais weg in die Reihenmitte gehäufelt werden. In einem zweiten Durchgang kann die Erde zum Mais hin gehäufelt werden, wodurch das Unkraut zugedeckt und verschüttet wird. Der etwa 40 cm hohe Mais nimmt dadurch keinen Schaden. Bei einem Reihenabstand von nur 50 cm im Mais macht die Fingerhacke in Kombination mit einer Gänsefussscharhacke Sinn. Solche Gerätekombinationen können dann auch für andere Reihenkulturen wie Zuckerrüben, Raps oder Soja verwendet werden.

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Die Unkrautflora ist vielfältiger ohne Chemie

Im Vergleich zur chemischen Unkrautbekämpfung sei bei der mechanischen die starke Vermehrung einzelner Unkrautarten weniger problematisch. «Der Biolandwirt hat zwar mehr Unkraut, aber eine vielfältigere Flora», sagt Dierauer. Beim Herbizideinsatz werden alle unerwünschten Unkräuter bekämpft. Wenn aber eine Wirkungslücke besteht, wie das bei Hirsen der Fall sein kann, dann wachsen diese weiter und haben wegen der Herbizidbehandlung keine Konkurrenz mehr durch andere Unkräuter. Natürlich seien Hirsen und Knöterich auch auf Biobetrieben nicht unproblematisch. Aber bei der mechanischen Unkrautbekämpfung setzen sich seltener einzelne Unkrautarten so stark durch. 

Als grösstes Problemunkraut bei der mechanischen Unkrautbekämpfung sieht Dierauer die Winde. Wenn diese beim Hacken nicht erfasst werden kann, ist sie fast nicht mehr zu bremsen und führt zu Ertragseinbussen beim Mais. «Bei reduzierter Bodenbearbeitung nehmen Winden zu», erklärt Dierauer.

Berufskollegen um Rat fragen bei der aufwendigen Methode

Die mechanische Unkrautbekämpfung ist aufwendig. Sie bringt aber auch viele Vorteile mit sich. Zum einen wird durch die leichte Bodenbearbeitung die Mineralisierung angekurbelt, Verkrustungen werden aufgebrochen und der Boden wird belüftet. Zum anderen besteht keine Gefahr von Resistenzbildung bei Unkräutern.

Was bei der konventionellen Landwirtschaft zwischenzeitlich einen chemischen Unterbruch erlitt und wieder eine Renaissance erlebt, wurde in der Biolandwirtschaft stets weiterpraktiziert. «Ich beobachte immer wieder gewisse Hemmungen unter den Landwirten, auch mal einen biologisch wirtschaftenden Berufskollegen um Rat zu diesen Themen zu fragen», erzählt Hansueli Dierauer. Der Austausch kann hilfreich sein, um von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Das Teilen von mechanischen Unkrautgeräten hingegen kann vom Management her schwierig sein. Denn der richtige Zeitpunkt und die richtige Einstellung der Maschine sind essenziell für die erfolgreiche Unkrautbekämpfung.

Dierauer empfiehlt deshalb, ein Hackgerät pro Kultur zu haben, damit LandwirtInnen nicht zu viel Zeit mit Einstellen verlieren. «Ein Striegel lohnt sich sowieso für jeden Betrieb, denn er kann in allen Kulturen eingesetzt werden», so Dierauer.