Kurz & bündig
Gezielte Düngung: Bewusste und vorausschauende Düngung erhöht Erträge, senkt Kosten und schont die Umwelt.
Nährstoffkreislauf: Kenntnis über vorhandene und benötigte Nährstoffe ist entscheidend für eine bedarfsgerechte Düngestrategie.
Zukunftstechniken: Effizienzsteigernde Massnahmen wie Verdünnung und Separierung werden zunehmend wichtiger.
In der Praxis müssen Hofdünger oft in einem engen Zeitfenster ausgebracht werden, da optimale Bedingungen hinsichtlich Wetter, Boden und Pflanzenbedarf meist nur kurz bestehen. Zudem erschweren schwankende Nährstoffgehalte eine exakte Planung. Doch ungeplante Ausbringung auf beliebige Flächen birgt das Risiko ineffizienter Nährstoffnutzung.
Eine gezielte und bedarfsgerechte Düngung bietet zahlreiche Vorteile: Sie optimiert den Ertrag, fördert einen guten Bestand, schont Ressourcen und senkt Umweltbelastungen.
Nährstoffkreisläufe möglichst schliessen
In viehhaltenden Betrieben richtet sich die Düngung im Grünland häufig nach den verfügbaren Nährstoffen aus Hofdüngern, die dort vorrangig eingesetzt werden. In Mischsystemen, bei denen sowohl Ackerbau als auch Tierhaltung betrieben wird, kann es jedoch auch sinnvoll sein, Hofdünger gezielt auf dem Ackerland einzusetzen – etwa zur Verbesserung der Humusbilanz – und das Grünland ergänzend mit Mineraldüngern zu versorgen, insbesondere bei spezifischem Nährstoffbedarf.
In vielen viehhaltenden Betrieben kann ein grosser Teil des Nährstoffbedarfs von Wiesen und Weiden durch Hofdünger gedeckt werden – insbesondere dort, wo regelmässig Gülle anfällt. Betriebe mit hohem Weideanteil oder Mischbetriebe mit gezielter Hofdüngerzuteilung ans Ackerland sind jedoch oft zusätzlich auf Mineraldünger angewiesen. Entscheidend ist, die vorhandenen Hofdünger möglichst effizient und verlustarm einzusetzen, um das Nährstoffpotenzial optimal zu nutzen und so die Nährstoffkreisläufe zu schliessen.
Wissen, welche Nährstoffe vorhanden sind und was benötigt wird
Für eine betriebsspezifische Düngestrategie ist es entscheidend, sowohl die verfügbaren Nährstoffmengen aus Hofdüngern als auch den Nährstoffentzug durch Ertrag oder Beweidung zu kennen. Die Grud-Richtwerte bieten eine gute Grundlage, sollten aber betriebsindividuell überprüft werden – hauptsächlich wegen der stark schwankenden Güllezusammensetzung vor allem beim Stickstoff. [IMG 2]
Obwohl eine regelmässige Probenahme jeder Ausbringung in der Praxis kaum umsetzbar ist, helfen gelegentliche Gülle-Analysen dabei, die Hofdüngerqualität besser einzuschätzen. Ergänzend können eine Pflanzenanalyse oder eine Futterbilanz den tatsächlichen Nährstoffentzug konkreter erfassen und damit die Düngung und Fütterung gezielter steuern.
Wer den Hofdüngereinsatz optimieren will, muss rechnen
Standardwerte für die Düngung im Grünland sind verlässlich und praxisgerecht anwendbar. Sie basieren auf Durchschnittswerten und wurden zudem für die verschiedenen Standardmischungen der AGFF und Agroscope (siehe Tabelle) angepasst. Damit bieten sie eine solide Grundlage für die Allgemeinheit. Dennoch sollten diese Werte betriebs- und parzellenspezifisch angepasst werden, um standortspezifische Unterschiede zu berücksichtigen.
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Wer das Ertragspotenzial seines Grünlands gezielt ausschöpfen möchte, sollte den zusätzlichen Aufwand individueller Berechnungen nicht scheuen. Im Grud sind solche Berechnungen detailliert beschrieben: Dabei werden die mit dem Grünlandertrag entzogenen Nährstoffe den im Betrieb verfügbaren Nährstoffmengen aus Hofdüngern gegenübergestellt. Ergänzend erfolgt eine Korrektur in Abhängigkeit vom Mischungstyp (insbesondere dem Leguminosenanteil) sowie der Bodennährstoffversorgung. Je nach Betriebstyp muss zudem entschieden werden, welche Kulturen mit Hofdüngern gedüngt werden sollen und welche nicht. Wichtig ist vor allem die bewusste Verteilung der Hofdünger, um sie möglichst effizient einsetzen zu können.
Die Bedeutung der Nährstoffe und des pH-Werts
Die Düngung von Wiesen und Weiden muss sich nicht nur am Nährstoffentzug durch das geerntete oder gefressene Futter orientieren, sondern auch an der Bodenversorgung und an der gewünschten Pflanzenzusammensetzung.
Ziel ist ein artenreicher Bestand mit hohem Futterwert – meist mit 50 – 70 % Gräsern, 10 – 30 % Leguminosen (z. B. Klee) und 10 – 30 % Kräutern. Die Bewirtschaftungsintensität – und damit die Düngung – richtet sich nach Standortbedingungen wie Klima, Boden und Höhenlage.
Stickstoff (N) fördert das Wachstum, muss aber dosiert eingesetzt werden: Bei kleinen Gaben profitieren Leguminosen, bei grossen Gaben werden Gräser oder grobstängelige Kräuter begünstigt. In Mischbeständen ist die N-Wirkung geringer.
Phosphor (P) wird bei ausreichender Bodenversorgung sparsam gegeben, da er sich im Boden anreichert und bei Überdüngung Umweltprobleme verursacht.
Kalium (K) ist oft im Überschuss vorhanden. Zu hohe K-Gehalte können die Magnesiumaufnahme durch die Tiere beeinträchtigen. Bei hohen K-Gehalten (ca. 2,2 kg/dt TS) sollten keine K-haltigen Mineraldünger eingesetzt werden.
Magnesium (Mg) ist für Pflanzen meist ausreichend vorhanden, aber für Tiere oft knapp. Eine Überdüngung ist nicht sinnvoll – bei Mangel ist eher die Fütterung mittels Mineralfutter anzupassen.
Schwefel (S) unterstützt die Eiweissbildung. Auf gut versorgten Böden genügt meist Hofdünger. Nur bei Mangel (z. B. auf leichten Böden) ist eine gezielte Gabe nötig. Hier scheiden sich die Geister, wie häufig Mangel-lagen in der Schweiz auftreten. Ähnlich wie beim Stickstoff ist auch der Schwefel in den Bodenproben schwierig zu erfassen. Daher sollte bei Verdacht auf Mangellage am besten ein kleiner Teil der Parzelle als Test mit Schwefel gedüngt werden. So kann beobachtet werden, ob sich etwas am Ertrag ändert oder nicht.
Der pH-Wert beeinflusst die Krümelstruktur, die Biologie des Bodens und damit die Nährstoffverfügbarkeit entscheidend. Optimal im Grünland sind Werte von 5,5 – 6 auf leichten und 6 – 6,5 auf schweren Böden. Zur Anhebung wird, basierend auf Bodenanalysen, Kalk eingesetzt.
Leguminosen bringen Stickstoff in den Boden
Leguminosen wie Klee und Luzerne tragen massgeblich zur Stickstoffversorgung im Grünland bei, da sie mithilfe von Knöllchenbakterien atmosphärischen Stickstoff binden. Diese Fixierung ist besonders effizient bei geringer Bodenstickstoffverfügbarkeit. Steigt die Stickstoffverfügbarkeit, sinken Fixierungsleistung und Leguminosenanteil zugunsten konkurrenzstarker Gräser.
Die fixierte Menge hängt von Nährstoffverfügbarkeit, Leguminosenanteil und Ertrag ab. In Tallagen sind jährlich 100 – 380 kg N/ha möglich. Bei Mischbeständen mit 50 – 60 % Leguminosen liegt die Fixierung bei 2,5 – 3 kg N je Dezitonne Trockenmasse, davon werden ca. zwei Drittel mit dem Futter geerntet. Darüber hinaus steigt die Fixierung nicht weiter.
Düngeempfehlungen für Standardmischungen berücksichtigen diesen Effekt bereits. Bei eigenen Berechnungen sollte die Stickstoffdüngung je nach Leguminosenanteil angepasst werden.
Wann ist der beste Ausbringzeitpunkt für Hofdünger?
Wegen zunehmend unbeständiger Wetterlagen werden die Zeitfenster für eine effektive Düngung immer kleiner. Es ist also wichtig, flexibel zu bleiben. So kann zum Beispiel die Jahresgabe bei ungünstigen Bedingungen auf vier anstelle von fünf Gaben verteilt werden. Im Grunde gilt jedoch, lieber zeitig im Frühling als im Spätherbst düngen. Wichtiger ist es, bei optimalen Wetterbedingungen zu düngen, als zum Beispiel strikt nach jedem Schnitt.
Kühle, feuchte Tage fördern die Nährstoffaufnahme, während Starkregen und Hitze die Effizienz verringern.
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In Zukunft ist Effizienz ausschlaggebend für den Erfolg
In Zukunft wird ein effizienter Hofdüngereinsatz – nicht nur durch Gülletechnik, sondern etwa durch Verdünnung oder Separierung – zunehmend an Bedeutung gewinnen, um den Nährstoffhaushalt besser zu steuern.
Verdünnung reduziert den Ammoniakverlust und sorgt dafür, dass die Nährstoffe besser in den Boden aufgenommen werden.
Die Separierung von Fest- und Flüssigstoffen ermöglicht eine gezieltere Nährstoffanwendung: Während der flüssige Anteil besonders viel schnell verfügbaren Stickstoff enthält, weisen Feststoffe deutlich höhere Phosphor-Stickstoff- und Kalium-Stickstoff-Verhältnisse auf.
Quellen:
Agroscope, Grundlagen für die Düngung landwirtschaftlicher Kulturen in der Schweiz (GRUD 2017), 9 / Düngung von Grasland
AGFF / Agroscope, Standardmischungen für den Futterbau: Revision 2025–2028