Im Frühjahr 2024 flog der Rapsglanzkäfer aussergewöhnlich früh und über einen langen Zeitraum in die Rapsfelder ein. «Diese ungewöhnliche Entwicklung stellte eine Herausforderung dar, den optimalen Zeitpunkt für die Bekämpfungsmassnahmen zu bestimmen», erzählt Florian Marti, Leiter Aussendienst bei Stähler Suisse SA.
Der Schädlingsdruck ist jedes Jahr unterschiedlich und der Schaden stark wetterabhängig. Bei kaltem Wetter und später Rapsblüte ist der Schaden oft grösser. Dann sind insgesamt weniger Pollen vorhanden und der Käfer frisst deshalb mehr Rapsknospen an. Die Knospen fallen anschliessend ab und der Raps bildet dort keine Schote mehr. Starke Rapspflanzen können den Schaden nur teilweise mittels Seitentriebbildung kompensieren.
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Sobald der Raps zu blühen beginnt, entstehen kaum mehr Schäden, weil die Pollen quasi auf dem Silbertablett serviert werden. «Während der Blütezeit wird der Schädling als Bestäuber sogar zum Nützling», sagt David Metzger, Berater im Bereich Bio-Pflanzenbau und Pflanzenschutzdienst an der Liebegg.
Die Bekämpfungsschwelle wurde vielerorts erreicht und der Glanzkäfer behandelt. Doch nicht alle Mittel waren gleich wirksam.
Bekämpfungsschwelle [IMG 3]
Stadium BBCH 53–55:
6 Rapsglanzkäfer pro Pflanze
(4 bei schwachem Raps)
Stadium BBCH 57–59:
10 Rapsglanzkäfer pro Pflanze
(7 bei schwachem Raps)
Insektizide zeigten teilweise schlechte Wirkung
Florian Marti bekam verschiedene Meldungen, dass einige Behandlungen mit dem Wirkstoff Acetamiprid eine unbefriedigende Wirkung zeigten. Die Ursachen für die unzureichende Wirkung in diesem Jahr sei aber nicht ausschliesslich beim Wirkstoff, sondern auch bei dessen Anwendung zu suchen, so Marti. Er sieht bei der Applikationstechnik folgende Verbesserungsmöglichkeiten:
- Höhere Wassermenge (300 bis 400 l/ha).
- Wasser ansäuern, französische Härtegrade korrigieren oder Regenwasser verwenden.
- Zugabe eines Netzmittels.
- Fahrgeschwindigkeit anpassen.
- Richtige Düsenwahl: für eine optimale Benetzung haben sich in der Praxis Doppelflachstrahldüsen gut bewährt.
- Den Rapsglanzkäfer mehrmals täglich auszählen und dessen Aktivität prüfen, um die Insektizidwirkung zu kontrollieren.
Driftreduktion und optimale Benetzung
Der Raps hat über den milden Winter kaum Blattmasse verloren und ist insgesamt sehr üppig. Das erschwerte eine optimale gleichmässige Benetzung, weshalb generell eine höhere Wassermenge empfohlen wird.
Bei höheren Wassermengen sollte die Fahrgeschwindigkeit entsprechend angepasst werden. Eine optimale Benetzung ist besonders wichtig für die Kontaktinsektizide, weshalb ein Netzmittel beigefügt werden sollte. Bei der Applikationstechnik besteht gemäss Florian Marti die Schwierigkeit, die Balance zu finden zwischen maximaler Driftreduktion und optimaler Benetzung: «Viele Landwirte und Lohnunternehmer haben ihre Spritzen mit Injektordüsen ausgestattet, um die Anforderungen an die Vorgaben zu Abdrift zu erfüllen.»
Dies in Kombination mit tiefen Wasseraufwandmengen führte zu einer allgemein schlechteren Benetzung der Zieloberfläche. Gemäss Martis Erfahrungen haben Doppelflachstrahldüsen und erhöhte Wasseraufwandmengen sehr gut funktioniert, um die gewünschte Insektizidwirkung zu erzielen.
Aufgrund der lang anhaltenden starken Rapsglanzkäfer-Einflüge und der eher kurzen Wirkungsdauer der sonderbewilligungsfreien Insektizide (Acetamiprid, Spinosad oder Kaolin) griff der eine oder andere Landwirt nachher zum sonderbewilligungspflichtigen Pyrethroid.
Pyrethroide für Erdfloh und Rapsstängelrüssler aufsparen
«Pyrethroide sollten ausschliesslich für die Bekämpfung des Rapserdflohs und des Rapsstängelrüsslers eingesetzt werden, weil wir dort kaum Alternativen haben. Grundsätzlich ist der Einsatz von Pyrethroiden gegen den Rapsglanzkäfer nicht erlaubt», mahnt David Metzger.
Wie sieht es mit alternativen Bekämpfungsmassnahmen aus? «Beim Rapsglanzkäfer sind wir im Moment noch in einer eher komfortablen Situation. Es stehen immer noch vier verschiedene Pflanzenschutzmittel mit unterschiedlichen Resistenzgruppen zur Verfügung (Acetamiprid, Spinosad, Pyrethroid und Kaolin). Beim Rapsstängelrüssler und dem Erdfloh bestehen deutlich mehr Einschränkungen», sagt Florian Marti.
«Trotzdem sollte man sich Gedanken zu alternativen Bekämpfungsmassnahmen machen, bevor auch diese Wirkstoffe wegfallen könnten», meint David Metzger. Denn alternative Bekämpfungsmassnahmen wie Gesteinsmehl und Rübsenstreifen sind zusätzlich auch nützlingsschonend und bilden keine Resistenzen im Gegensatz zu Pyrethroiden.
Gefordert seien auch die Forschung und das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, neue wirksame und gleichzeitig umweltverträgliche Wirkstoffe zu entwickeln und schliesslich zuzulassen. «Sonst wird die produktivste Ölkultur geschwächt und die Anbaubereitschaft schwindet mit fehlenden Mitteln», sagt David Metzger.

