Kurz & bündig
- Bei den Maissorten gibt es drei Korntypen: Zahnmais, Hartmais und Zwischentypen.
- Bezüglich der Abreife gibt esdrei Sortentypen: Stay-green, Dry-down und harmonisch abreifende Sorten.
- Für Körnermais sind Zahnmais-Sorten mit Dry-down-Effekt am besten geeignet.
- Die Sortenwahl sollte in erster Linie auf den Verwendungszweck und den Anbaustandort angepasst sein.
Die Maisernte ist abgeschlossen. Doch die «Frühbucher» machen sich schon wieder Gedanken zur Sortenwahl für das nächste Anbaujahr. Dabei gibt es zahlreiche Sorten, die zur Auswahl stehen. Die einzelnen Sorten zeichnen sich durch verschiedenste Eigenschaften aus, was die Wahl zur Qual machen kann. Soll man einen Zahnmais mit Dry-down-Effekt wählen oder doch lieber ein Doppelnutzer mit harmonischer Abreife?
Beat Wyss, Berater bei KWS und Bruno Sticher, Geschäftsführer der Samen Steffen AG, geben einen Einblick in den Maissorten-Wald.
Silomais, Körnermais oder lieber Doppelnutzer?
Bei der Sortenwahl sollte man sich als Erstes überlegen, zu welchem Zweck man den Mais verwenden will. Das bestimmt, ob man sich für einen Silo-, einen Körnermais oder doch für eine Doppelnutzer-Sorte entscheiden soll.
Doppelnutzer-Sorten eignen sich sowohl als Silomais, wie auch als Körnermais. Diese sind vor allem dann sinnvoll, wenn man beispielsweise einen Teil der Parzelle silieren möchte und den Rest stehen lässt und als Körnermais verwertet. Oder wenn zum Zeitpunkt der Saat der anschliessende Verwendungszweck noch nicht klar ist, weil man den Mais vielleicht an Dritte verkaufen will. Somit bleibt einem die Entscheidung bis zur Ernte noch offen.
«Grundsätzlich eignet sich aber jeder gute Körnermais auch als Silomais», sagt Beat Wyss. Der Kolbenanteil sei entscheidend für die Qualität. Der Körnermais bringt in Silage-Form etwas weniger Masse, aber dafür gute Qualität. Jedoch ist beim Körnermais der Stängel wegen dem höheren Ligninanteil tendenziell etwas weniger gut verdaulich. «Die Verdaulichkeit wird aber viel mehr durch den Erntezeitpunkt als durch die Sorte beeinflusst», relativiert Beat Wyss.
Bruno Sticher hingegen meint, dass gerade für die intensive Milchproduktion oder Munimast mit hohem Maisanteil in der Ration ein silierter Körnermais wenig geeignet ist. Aufgrund der schlechteren Verdaulichkeit der Restpflanze könne zu wenig Energie aus dem Stängel gewonnen werden. Hingegen könne man bei tieferem Silomais-Anteil in der Ration auch einen stärkebetonten Körnermais füttern.
Die Sorte muss zum Anbaustandort passen
Als Zweites sollte man sich Gedanken zum Anbaustandort machen. Wichtig ist, dass die Maissorte zum Anbaustandort passt. Nur so kann das volle Ertragspotenzial der Sorte ausgeschöpft werden. Bei der Standortwahl sind folgende Faktoren zu klären:
- Anzahl Vegetationstage je nach Vor- und Nachkultur
- Erwärmung des Standortes im Frühjahr
- Verfügbarkeit des Wassers
- Auftreten von Krankheiten
- Versorgung mit Nährstoffen
Die Anzahl der Vegetationstage und die Temperatursumme während der Vegetation bestimmen schliesslich, welche Reifegruppe für den Standort passend ist – ob früh- mittel oder spätreif. Spätreife Sorten eignen sich nur für die sehr guten Maisanbauzonen. In Grenzlagen könnten diese Sorten nicht abreifen, weil dort die Vegetationszeit zu kurz ist.
Zahnmais: gute Stärkelöslichkeit, langsame Jugendentwicklung
Nebst der Nutzungsart gibt es zwei verschiedene Korntypen: Hartmais und Zahnmais. Diese unterscheiden sich in der unterschiedlichen Ausprägung des Endosperms. Das ist der Ort, wo die Stärke im Korn eingelagert wird.
Beim Hartmais ist, wie der Name es bereits sagt, die Stärkefraktur härter ausgeprägt. Der Hartmais verfügt über einen höheren Anteil an glasiger Stärke, die sich als eine Art Hülle um den Rest der Stärke legt. Beim Zahnmais hingegen besteht das Endosperm grösstenteils aus mehliger Stärke (siehe Abbildung «Unterschied Hartmais/ Zahnmais).
Der Korntyp hat daher einen wesentlichen Einfluss auf die Silierbarkeit. Bei einer kurzen Silierdauer von knapp zwei Monaten kann beim Zahnmais aufgrund der weicheren Kornhülle mehr Stärke gelöst werden als in der selben Zeit beim Hartmais oder beim Zwischentyp.
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Beim reinen Hartmaistyp kann es daher passieren, dass beim Verzehr die Maiskörner unverdaut durch das Tier hindurchwandern. «Deshalb werden mittlerweile fast keine reinen Hartmais-Sorten mehr angeboten», erklärt Bruno Sticher. Meistens handle es sich um Zwischentypen mit der Ausprägung «hartmaisähnlich H(z)» oder «zahnmaisähnlich Z(h)».
«Mit Hilfe der Erntetechnik kann das Problem von unverdauten Körnern teilweise gelöst werden, indem der Cracker vom Maishäcksler das Korn mehrmals zerstückelt», erklärt Bruno Sticher. Dadurch erhält das Korn eine grössere Oberfläche, womit während des Silierprozesses und in der Verdauung des Tieres die Stärke besser herausgelöst werden kann.
Rein von der Stärkeverdaulichkeit liegt der Zahnmais somit klar im Vorteil. Jedoch ist seine Jugendentwicklung etwas langsamer, was zu späterem Reihenschluss führen kann. Je nach Anbaustandort kann daher ein hartmaisähnlicher Korntyp trotzdem mehr Vorteile bringen. «Die Sortenzüchtung ist dran, frühere Zahnmaissorten mit schnellerer Jugendentwicklung zu züchten», sagt Bruno Sticher.
Dry-down? Stay-green oder doch harmonisch?
Selbst bei der Abreife gibt es verschiedene Sortentypen, sowohl für Körnermais wie auch für Silomais. Sorten mit Dry-down-Effekt reifen am Ende rascher ab, weil das Korn durch die weiche Hülle einfacher Wasser verlieren kann. Das hat gerade bei Körnermais einen positiven Effekt auf die Kornqualität und schliesslich auch finanziell auf tiefere Trocknungskosten. «Als Körnermais empfehle ich meinen Kunden immer nur Zahnmais-Sorten mit Dry-down-Effekt», erklärt Beat Wyss.
Hingegen bei einer Stay-green-Sorte bleibt der Stängel viel länger grün bis zur Kornreife und ist somit auch vitaler gegenüber Krankheiten wie Stängelfäule. Zudem ist das Erntezeitfenster länger, womit Arbeitsspitzen gebrochen werden können. Das kann für die Verwendung als Silomais vorteilhaft sein.
Bruno Sticher ist aber vorsichtig mit der Verwendung von Stay-green-Sorten. Er gibt zu bedenken, dass diese Sortentypen für Siliersysteme wie Hochsilos und Siloballen weniger geeignet seien. Bei Stay-green Sorten kann es sein, dass der Kolben bereits reif wäre, aber der Stängel noch zu nass. Wenn der Mais zu diesem Zeitpunkt geerntet wird, entsteht zu viel Sickersaft, was im Hochsilo und in Ballen unerwünscht ist. Wartet man mit der Ernte noch ab, bis der Stängel reif ist, dann ist das Korn bereits zu hart und die Stärke kann schlechter aufgeschlossen werden.
Deshalb würden mittlerweile weniger Stay-green-Sorten eingesetzt. Bruno Sticher empfiehlt fürs Silieren eher die Wahl einer harmonisch abreifenden Sorte. Dort sollte der Kolben gleichzeitig mit der Restpflanze abreifen.
Eigenschaften Silomais [IMG 3]
- Höherer Ganzpflanzenertrag wegen höheren Pflanzen
- Eignet sich für mehr Anbauzonen als Körnermais, dank kürzerer Standdauer auf dem Feld
- Tieferer Ligninanteil im Stängel und somit bessere Verdaulichkeit der Restpflanze
- Eignet sich weniger als Körnermais wegen schlechterer Dreschbarkeit
TS-Gehalt Ernte
Je nach Siliersystem sollte der Silomais früher oder später geerntet werden.
Optimale TS-Gehalte sind:
- Für Fahrsilo: 35 – 36 %
- Für Hochsilo und Siloballen: 38 – 40 %
Tiefere TS-Gehalte führen in der Tendenz zu besserer Silierbarkeit dank besserer Verdichtung, kann aber zu höherem Sickersaftverlust führen. Trotzdem sollte man nicht zu lange mit der Ernte warten, weil sonst auch der Ligninanteil steigt und somit die Verdaulichkeit sinkt.
Stay-green-Sorte
Bei Stay-green-Sorten bleibt der Stängel länger grün und vitaler gegenüber Stängelfäule. Das verlängert auch das Erntezeitfenster. Durch die spätere Abreife des Stängels kann aber zu viel Sickersaftverlust entstehen oder beim Abwarten der Stängelreife die Körner zu hart werden. Das kann aber mit der Wahl der standortangepassten Reifegruppe teilweise umgangen werden.
Harmonisch abreifende Sorten zeigen eine gleichmässige Abreife von Restpflanze und Kolben. Und sie haben ein breites Erntefenster. Im Gegensatz zu Stay-green-Sorten sind harmonisch abreifende besser geeignet für Siliersysteme wie Hochsilo oder Siloballen, wo zu viel Sickersaft nachteilig ist.
Hart- oder Zahnmais?
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Hartmais und Zahnmais ist die Zusammensetzung des Endosperms.
Zahnmais enthält vor allem mehlige, also weiche Stärke. Die Stärke kann im Silierprozess besser gelöst werden. Dadurch wird sie später beim Verzehr im Pansen schneller und besser verdaut, wodurch weniger Stärkeverluste entstehen. Zudem kann das weichere Korn vom Cracker im Maishäcksler besser zerkleinert werden.
Beim Hartmais hingegen kann eine kurze Silierdauer (Fütterung Anfang Winter) zu ungenügend abgebauter Stärke führen. Dadurch sind häufiger unverdaute Maiskörner im Kot von Rindern zu beobachten. Dafür weist Hartmais eine bessere und schnellere Jugendentwicklung auf.
Die meisten Sorten bestehen aus Mischtypen, entweder mit der Ausprägung zu Zahn- oder Hartmais. Diese weisen sowohl eine bessere Stärkeverdaulichkeit wie auch eine bessere Jugendentwicklung auf.
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Doppelnutzer
Diese Sorten eignen sich sowohl als Silomais, wie auch als Körnermais. Wenn man bezüglich der Nutzungsart noch unsicher ist, bleibt einem die Entscheidung bis zur Ernte noch offen.
Eigenschaften Körnermais [IMG 6]
- Grösserer Kolbenanteil
- Höherer Lignin-Anteil im Stängel und dadurch standfester
- Etwas tiefere Verdaulichkeit der Ganzpflanze wegen höherem Lignin-Anteil.
- Eignet sich gut zum Dreschen, d.h. die Körner sind gut vom Spindel trennbar und es entsteht nur wenig Bruch.
- Insgesamt weniger Trockensubstanz pro Hektare, weil die Pflanzen etwas kleiner sind.
- Viel Erntereste für Humusaufbau
- Eignet sich auch als Silomais
PUFA-Index
Der PUFA-Index des Futters sagt aus, wie hoch die Gehalte an gesättigten, einfach ungesättigten und mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind. Das ist besonders für die Schweinemast von Bedeutung. Ist der Anteil an ungesättigten Fettsäuren in der Futterration für Mastschweine zu hoch, resultiert eine schmierige Konsistenz des Körperfettes.
Daher muss die Ration mit Futtermittel ohne oder mit geringen Mengen an ungesättigten Fettsäuren ausgeglichen werden, wenn Körnermais oder CCM eingesetzt wird. Die Maissorte hat ebenfalls einen Einfluss und kann nach tiefem, mittleren oder hohem PUFA-Index ausgewählt werden.
Dry-down-Sorte
Sorten mit Dry-down-Effekt weisen eine deutlich bessere und raschere Abreife der Körner auf. Das eignet sich besonders gut für Körnermais und senkt Trocknungskosten. Dadurch ist aber das Erntezeitfenster kürzer und fordert eine gute Beobachtung. Tendenziell verfügen Zahnmais-Sorten eher über den Dry-down-Effekt.