Kurz & bündig
-Gülle im Sommer sollte früh am Tag, mit passender Technik und auf geeigneten Flächen wie Stoppelfeldern ausgebracht werden, um Verluste zu minimieren.
-Zwischenfrüchte und Grünland binden Nährstoffe gut, wenn sie ausreichend entwickelt sind – auf frisch gemähtem Grünland ist Vorsicht geboten.
-Kommen Mist oder Kompost zum Einsatz, sollten sie vollständig ausgereift sein.

Die sommerliche Gülleausbringung stellt Landwirtinnen und Landwirte vor besondere Herausforderungen – nicht nur wegen der Wetterbedingungen, sondern auch hinsichtlich des optimalen Flächeneinsatzes. Dabei spielen verschiedene Faktoren und bewährte Praktiken eine wichtige Rolle, um Nährstoffe effizient zu nutzen und Umwelteinflüsse zu minimieren.

Sommereinsatz: Welche Flächen bieten sich an?

Grünland oder Flächen mit Zwischenfrüchten oder Gründüngung können infrage kommen – jedoch mit bestimmten Einschränkungen. Auch nach der Ernte frei gewordene Stoppelfelder sind geeignet.

Wichtig sind vor allem Standortfaktoren wie Bodentyp, Wasserhaltefähigkeit und der Zustand der Vegetation. Leichte Böden bergen bei starker Sonneneinstrahlung ein erhöhtes Risiko für Ammoniakverluste, während bei schweren Böden die Befahrbarkeit und die Nährstoffaufnahmefähigkeit entscheidend sind. Zwischenfrüchte können helfen, überschüssige Nährstoffe zu binden – vorausgesetzt, sie sind bereits gut etabliert oder werden zügig ausgesät.

Stoppelfelder bieten mehrere Möglichkeiten, Ammoniakverluste zu reduzieren und so die Gülle sinnvoll zu nutzen. «Wenn die Gülle mit Schleppschlauch ausgebracht und möglichst rasch danach eingearbeitet wird, geht massiv weniger Stickstoff in Form von Ammoniak verloren», erklärt Thomas Kupper, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Berner Fachhochschule HAFL und Experte für Ammoniakverluste in der Landwirtschaft.

 

"Was ich sehe, gerade in der vergangenen Hitzeperiode, ist wirklich erfreulich. Die Landwirte und Landwirtinnen sind sehr sensibilisiert für die Umweltwirkungen der Gülle." 

Thomas Kupper, HAFL [IMG 2]

Umweltschonend ausbringen: Technik, Timing, Tücken

Die grösste Herausforderung im Sommer: hohe Temperaturen. Diese führen zu erhöhten Ammoniak-Emissionen und damit nicht nur zu Umweltproblemen, sondern auch zu Nährstoffverlusten für die Pflanzen.[IMG 3] Um dem entgegenzuwirken, kommt es auf das richtige Zusammenspiel von Technik, Timing und Wetterfenster an. «Ammoniakverluste sind bei warmem, windigem Wetter am höchsten», so Thomas Kupper. Doch nicht nur das Wetter zählt: «Die richtige Ausbringtechnik hat einen grösseren Einfluss auf die Emissionen als das Wetter allein.» Systeme wie Schleppschlauch oder Schleppschuh können die Verluste um bis zu 30 bis 40 Prozent reduzieren, da sie den Kontakt der Gülle mit der Luft verringern. Auch eine Verdünnung mit Wasser – etwa im Verhältnis eins zu eins – hilft, die Freisetzung von Ammoniak zu minimieren und die Gülle pflanzenverträglicher zu machen.

Besonders wichtig ist zudem die Tageszeit: Frühmorgens oder bei kühlen Temperaturen sind die Bedingungen am günstigsten. «Im Sommer möglichst früh am Morgen oder abends ausbringen – bei kühlen Temperaturen. Das wissen die Landwirtinnen und Landwirte aber bereits», sagt Kupper.

Zwischenfrucht und Grünland gezielt nutzen

Die Kombination von Gülle mit Zwischenfrüchten oder Gründüngung bietet eine gute Möglichkeit, Nährstoffe zu verwerten und gleichzeitig die Bodenfruchtbarkeit zu fördern. Zwischenfrüchte wie Senf, Ölrettich oder Phacelia können überschüssigen Stickstoff aufnehmen und binden. Eine gezielte Ausbringung auf diese Flächen trägt dazu bei, Nährstoffüberschüsse zu vermeiden und das Grundwasser zu schützen.

Auch der Entwicklungsstand der Pflanzen spielt dabei eine Rolle. «Bei Zwischenfrüchten und Gründüngungen ist der Entwicklungsstand entscheidend. Nur wenn die Pflanzen ausreichend etabliert sind, können sie den verfügbaren Stickstoff aufnehmen», erklärt Thomas Kupper.

Auf Grünland hingegen ist besondere Rücksichtnahme gefragt: Die Gülle darf keinesfalls bei starker Sonneneinstrahlung oder auf frisch geschnittenem Bestand ausgebracht werden.

Versuche zeigen zudem, dass Güllen in nachgeschossenes Gras mit Schleppschlauch oder Schleppschuh günstig ist: Die Emissionen können so zusätzlich um 20 Prozent oder mehr reduziert werden, da der Luftaustausch und die Temperatur über den Güllestreifen vermindert sind. Allerdings ist es wichtig, eine Verschmutzung des Futters zu vermeiden, etwa durch Ablegen der Gülle direkt auf den Boden mittels Schleppschuh.

Sommerliche Herausforderungen: praktische Lösungsansätze

Die sommerliche Gülleausbringung bringt für viele Betriebe spezifische Herausforderungen mit sich: Hitze, Umweltauflagen und wechselnde Wetterbedingungen erschweren die Ausbringung zum idealen Zeitpunkt. Oft stehen Landwirte vor der Entscheidung, ob sie unter suboptimalen Bedingungen Gülle ausbringen oder auf bessere Witterung warten sollen.

Kurzfristig können flexible Lösungen wie Kooperationen mit Nachbarbetrieben, Nutzung temporärer Lagerflächen oder angepasste Technik helfen, die Ausbringung zu erleichtern. Langfristig empfiehlt sich eine vorausschauende Planung und betriebliche Abstimmung, um die Nährstoffausbringung optimal in den Betriebsablauf einzubinden. Thomas Kupper betont, dass ein bewusster und angepasster Umgang mit der Gülle – immer abhängig vom jeweiligen Flächentyp – entscheidend sei.

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Sommer im System: Planung übers ganze Jahr

Eine erfolgreiche Gülleausbringung im Sommer beginnt nicht erst mit dem Wetterbericht, sondern bereits Monate vorher. Wer den Sommer als festen Bestandteil seiner Nährstoffstrategie begreift, kann gezielter Flächen einplanen, Zwischenfrüchte rechtzeitig anlegen oder Ausbringungsschwerpunkte auf weniger kritische Zeiträume verteilen.

Auch der abgestimmte Einsatz von Gülle, Mist und organischen Reststoffen über das Jahr hinweg kann helfen, saisonale Engpässe zu vermeiden. Besonders hilfreich ist eine Dokumentation der bisherigen Ausbringung – sie ermöglicht, Flächen gezielt zu entlasten oder alternative Massnahmen (z. B. Biogasverwertung, Kompostierung) ins Auge zu fassen.

Trotz aller Herausforderungen ist die Entwicklung positiv, und im Interview zieht Thomas Kupper ein positives Fazit: «Was ich sehe, gerade in der vergangenen Hitzeperiode, ist wirklich erfreulich. Die Landwirte und Landwirtinnen sind sehr sensibilisiert für die Umweltwirkungen der Gülle. Viele wollen ihre Nährstoffe effizient nutzen – und das merkt man auch auf den Feldern.»

Wesentlich verantwortlich für die Höhe der Ammoniak-Emissionen nach der Ausbringung ist die Kontaktfläche zwischen Gülle und der Luft.

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Mist und Kompost im Sommer gezielt einsetzen
Im Sommer kommt es bei der Ausbringung von Mist und Kompost besonders darauf an, die richtige Fläche, den passenden Zeitpunkt und die Verrottungsgüte des Materials zu beachten. Hitze, Trockenheit und geplante Nutzung der Flächen (z. B. Futtergewinnung) machen den Einsatz anspruchsvoll – vor allem auf Grünland.

Worauf es ankommt: Reife zählt
Nur ausreichend abgelagerter Mist und gut ausgereifter Kompost eignen sich für die Sommerausbringung. Frische Materialien erhöhen das Risiko von Ammoniakverlusten, Geruchsbelastung und Unkrauteintrag.

Einarbeitung nötig
Besonders Mist sollte zügig flach eingearbeitet werden, um Stickstoffverluste zu reduzieren – idealerweise innerhalb weniger Stunden.

Geeignete Flächen wählen
Stoppelfelder, Brache oder Flächen vor der Saat von Zwischenfrüchten bieten sich an. Auf Grünland ist Vorsicht geboten: Da Mist bei Hitze und Trockenheit langsam verrottet, besteht bei einem geplanten Herbstschnitt die Gefahr der Futterverschmutzung. Entweder sollte auf den Schnitt oder auf die Ausbringung verzichtet werden – oder der Mist erst nach dem letzten Schnitt im Spätsommer oder Herbst zum Einsatz kommen.

Langfristige Wirkung nutzen
Kompost fördert die Bodenstruktur, das Wasserhaltevermögen und das Bodenleben – mit langsamer, aber nachhaltiger Düngewirkung.