Der Dokumentarfilm «IP-Suisse – Eine Freundschaft verändert die Schweizer Landwirtschaft» wurde Ende September in Zürich präsentiert. Der Dokfilm zeigt die Entstehungsgeschichte des Labels mit dem Marienkäfer. Ein Weg von der Vision von sieben Landwirten vor über 30 Jahren zu einem Label, das sich im Schweizer Markt durchgesetzt hat. 

Jeden Samstagvormittag traf man sich im Bären

Der erste Visionär war Hans Luder, ein Landwirt aus Oberösch BE. Er wollte 1989 eine zukunftsträchtige und nachhaltige Schweizer Landwirtschaft entwickeln. Luder suchte sich weitere Mitstreiter, die seine Vision mit ihm in die Tat umsetzen würden. Es kamen fünf weitere Berner und ein Freiburger Landwirt dazu:

  • Andreas Stalder (heute Präsident IP-Suisse)
  • Daniel Niklaus (heute Projektleiter Swiss Black Angus IP-Suisse)
  • Rudolf Weber (heute Vorstand IP-Suisse)
  • Fritz Rothen (war erster Geschäftsführer von IP-Suisse)
  • Heinz Schwab
  • Arthur Schwab (damals Vorstand IP-Suisse Freiburg, 2018 verstorben)

Die Geschichte von IP-Suisse begann zur Hauptsache im «Bären» im bernischen Ersigen. Der Landgasthof war gemäss den Gründern die Stammbeiz und erste «Kommandozentrale». Dort trafen sie sich jeden Samstagvormittag, um ihre Visionen zu konkretisieren.

«Wir wollten nicht mehr die Sklaven der Detailhändler sein.»

«Am Anfang gab es nur zwei Sorten von Landwirten, die biologischen und die konventionellen», erzählt Fritz Rothen im Dokfilm. Dabei waren die konventionellen Landwirte in den Augen der Bevölkerung die «Bösen» und die biologischen die «Guten».

Bis zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Organisation, die von Landwirten gegründet wurde. Und genau das wollten die Gründer umsetzen. «Wir wollten die Landwirtschaft revolutionieren, damit wir nicht mehr die Sklaven der Detailhändler sind», sagt Andreas Stalder im Dokfilm.

Dabei ging die biologische Produktion den Gründern zu weit. «Wir wollten anständige Erträge auf eine andere Art produzieren», erzählt Heinz Schwab. Deshalb wollten sie einen Mittelweg zwischen Nachhaltigkeit und Produktion finden. Der Fokus lag dabei beim Tierwohl, der Biodiversität und dem Gewässerschutz.

«Was mich angetrieben hat, war das Tierwohl. Ich wollte erreichen, dass alle Nutztiere raus und auf die Weide gehen können. Das ist einzigartig für die Schweiz», sagt Daniel Niklaus stolz.

Zuerst wurde man belächelt

«Als ich in den 1990er-Jahren als einer der ersten in der Umgebung schwarze Mutterkühe gehalten habe, wurde ich schon etwas belächelt. Sowieso, als ich dann noch mit dem Striegel durchs Dorf gefahren bin», erzählt Daniel Niklaus im Dokfilm. «Aber es brauchte solche Querschläger in der Gründungsgruppe, die etwas bewegen wollten.»

So wurde Hans Luder zum ersten Präsident der IP-Suisse und Fritz Rothen zum ersten Geschäftsführer. Von der Gründung bis zum eigentlichen Durchbruch des Labels vergingen aber viele Jahre.

Ein erster Türöffner war Fredy Hiestand. Der Gipfelikönig entschied, einen grossen Teil seines Sortiments auf Extenso-Mehl von IP-Suisse umzustellen (ohne Fungizid, Insektizid und Halmverkürzer). Das brachte eine erste Produktionssicherheit für die Landwirte und zog anschliessend Grossabnehmer wie die Migros nach.

«Vielleicht hatten wir am Anfang zu grosse Illusionen. Wir dachten, die Produktion nach IP-Suisse Standards werde sich bald flächendeckend durchsetzen. Aber wir mussten merken, dass es dazu Partner als Abnehmer braucht», erklärt Rudolf Weber im Dokfilm. 

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Durchbruch dank Partnerschaft mit Denner

Der komplette Durchbruch schaffte das Käfer-Label 2016, als eine offizielle Partnerschaft mit Denner zustande kam. Als der Discounter zu Beginn 30 IP-Suisse Produkte in seine Kühlregale stellte, brachte das den IP-Suisse-Käfer zum Fliegen.

«Die intensive Partnerschaft, wie wir sie mit Denner erleben, ist einzigartig», erzählt Fritz Rothen. Das bestätigt auch der neue CEO ad interim von Denner, Adrian Bodmer an der Filmpremiere. «Ich finde es super, dass mein Vorgänger Mario Irminger das Projekt mit Andreas Stalder zusammen durchgezogen hat.»

Für Denner sei es wichtig, auch ihren preissensiblen KonsumentInnen nachhaltige und hochwertige Produkte zu einem bezahlbaren Preis anbieten zu können. Zudem möchten sie eine bessere Entlöhnung der LandwirtInnen fördern.

Aktuell macht Denner schweizweit rund 170 Millionen Umsatz mit IP-Suisse Produkten, was 4,5 Prozent des Gesamtumsatzes entspricht.

Der Marienkäfer als Glückssymbol

 «Was mich am meisten beeindruckte war die Vision und die Freundschaft der Gründer», sagt der CEO a.i. von Denner. Denn noch heute treffen sich die Gründer fast wöchentlich am Samstagvormittag im «Bären» und hecken neue Ideen aus. Entsprechend erschütterte sie der Tod vom Gründer Hans Luder, der 2019 nach kurzer Krankheit verstorben ist.

Auf die Frage, warum gerade der Marienkäfer als Symbol für das IP-Suisse Label gewählt wurde, erklärt Andreas Stalder im Dokfilm: «Der Marienkäfer war immer ein Glücksbringer.» Zudem sei er ein Zeichen der Biodiversität und auch ein Nützling, der viele Blattläuse vertilgt.

Die Zukunft bringt viele Herausforderungen

«Als Landwirt hat man nur einen Chef: Das ist die Natur. Sie gibt den Takt vor», sagt Andreas Stalder. Er plädierte immer dafür, nachhaltiger mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen.

«Die Welt brennt und das Wasser wird knapp. Aber gleichzeitig werden immer weniger nachhaltige Produkte gekauft», mahnt Andreas Stalder an der Filmpremiere. Das sei ein schwieriges Umfeld für die Landwirtschaft und es werde nicht einfacher werden.

«Aber wir kommen nicht drumherum, irgendwann werden wir den Preis bezahlen. Entweder jetzt am Regal oder später, wenn die Natur zurückschlägt.»

Der Dokumentarfilm «IP-Suisse – Eine Freundschaft verändert die Schweizer Landwirtschaft»

Der Dokumentarfilm «IP-Suisse – Eine Freundschaft verändert die Schweizer Landwirtschaft» ist ab dem 16. Oktober 2023 auf der Streaming-Plattform One Plus zu sehen.
Produziert wurde der Dokumentarfilm im Auftrag des IP-Suisse-Partners Denner, der für den Dokfilm alle wichtigen Köpfe und Wegbegleiter von IP-Suisse vor die Kamera brachte.