Ende August 2025 hat sich das Schweizer Agrarpolitik Forum mit dem Thema «Strukturentwicklung: Wie kriegen wir die Kurve?» befasst. Tatsache ist: In den nächsten fünf Jahren erreichen in 17 Prozent aller Familienbetriebe die BetriebsleiterInnen die Altersgrenze von 65 Jahren, damit endet ihre Berechtigung zum Bezug von Direktzahlungen.
Doch nicht nur das Alter sei ein Treiber für den Strukturwandel in der Schweizer Landwirtschaft, erklärt Hansjürg Jäger, Dozent für Agrarpolitik und Agrarmärkte an der BFH-HAFL.
Neben der Demografie spiele auch der technische Fortschritt eine wichtige Rolle: «Die Demografie schafft die Bevölkerungsstruktur, der technische Fortschritt ist ausschlaggebend für die Möglichkeiten, Arbeiten mit weniger Arbeitskräften oder einfacher zu erledigen.»
Wohin geht die Entwicklung der Schweizer Landwirtschaft?
Wagt Hansjürg Jäger einen Blick in die Zukunft, sieht er aus einzelbetrieblicher Sicht in zwei Richtungen. Entweder werden die Betriebe grösser, effizienter und profitieren von Skaleneffekten. Oder sie werden kleiner und produzieren in wertschöpfungsstarken Nischen.
Eine Mischung der Formen ist zwar möglich, aber «betriebswirtschaftlich anspruchsvoll».
Komplex wird es auch beim Generationenwechsel: «Je grösser die Betriebe werden, umso anspruchsvoller wird die Nachfolge», so Jäger. Zudem gebe es für die Betriebe limitierende Faktoren – Arbeitskraft im Berggebiet zum Beispiel.
Zu den limitierenden Faktoren gehört auch das Kapital für die Übernahme. «Hier gibt es also so etwas wie ein dynamisches Gleichgewicht», analysiert er. «Die Voraussetzungen des Betriebs und die Eigenschaften der Betriebsleitenden bestimmen, welche Entwicklungsszenarien möglich und sinnvoll sind.»
Was beeinflusst den Wandel und wie kann er gelingen?
Beim Strukturwandel der Schweizer Landwirtschaft spielen die externen Faktoren eine grosse Rolle. «Denn sie sorgen für ein Umfeld, in dem gearbeitet werden kann oder muss», sagt Hansjürg Jäger. Politische und regulatorische Rahmenbedingungen (wie das Raumplanungsgesetz oder das Bundesgesetz über das bäuerliche Bodenrecht) gehören ganz klar dazu.
Die wichtigsten sekundären Einflussfaktoren sind in der Grafik skizziert. Es sind Nebenerwerbsmöglichkeiten, Preise, Technologie und Arbeitsmarkt.
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Der Umgang mit Wandel brauche Anpassungsfähigkeit, betont Jäger. «Die Strukturen der Landwirtschaft verändern sich laufend. Diese Veränderung kann einfacher gestaltet werden, wenn ihr mit einer offenen Haltung begegnet wird.» Hinzu kommt, dass Kompetenzen – etwa durch externe Begleitung oder eigene Ausbildung – und Ressourcen (insbesondere Zeit) verfügbar gemacht werden sollten.
Der Wandel betrifft Menschen und ihre Zusammenarbeit. «Die Erfahrungen, die Menschen mit Wandel machen, sind individuell. Auch wenn sich die Lösungen ähneln, die Erfahrungen machen alle für sich.» Was die Landwirtschaft speziell macht: Die Management-Grundlage «Struktur folgt Strategie» stimmt nur bedingt. «Die Strukturen sind häufig schon gegeben und wirken sich stark auf mögliche Strategien und damit wieder auf die Strukturen aus», beobachtet Jäger.