Fenaco und das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL gehen eine strategische Partnerschaft ein. In einer ersten Phase soll ein Kupfer-Ersatzprodukt für die Landwirtschaft entwickelt und im Markt eingeführt werden.
Kupfer ist als Fungizid gegen Pilzkrankheiten im konventionellen und Bio-Landbau zugelassen. Das Schwermetall ist aber nicht abbaubar, es reichert sich im Boden an und schädigt Bodenorganismen wie Regenwürmer.
Über Kupfer hinaus wird der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Gesellschaft zunehmend hinterfragt. Damit die landwirtschaftliche Produktion noch umweltverträglicher wird, braucht es neue Lösungsansätze.
Fenaco und FIBL – ungleiche Partner und doch auf Augenhöhe
«Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL forscht schon seit den 1980er-Jahren an Kupfer-Reduktionsstrategien, aber auch an Kupfer-Ersatzprodukten», erklärt Knut Schmidtke, der im April 2020 zusammen mit Marc Schärer und Lucius Tamm neu die FIBL-Leitung übernommen hat.
Ein Team von sechs Forschern unter der Leitung von Lucius Tamm hat im FIBL seit vielen Jahren über 3500 Extrakte von Pflanzen und Mikroorganismen auf ihre Wirkung gegen Bakterien und Pilzkrankheiten getestet.
«In der kontrollierten Umgebung zeigten etwa 10 Prozent der geprüften Rohextrakte in vitro eine Wirkung», erklärt Schmidtke, «die Hälfte davon kamen in die engere Auswahl.»
Diese wurde unter Feldbedingungen in der Prüfanlage des FiBL-eigenen Weingutes in Frick AG getestet, die «praktischerweise» einen extrem hohen natürlichen Infektionsdruck durch den Falschen Mehltau (Plasmo Para) hat.
Forschungspartnerschaft zwischen FIBL und Fenaco
Nach der erfolgreichen Grundlagenforschung geht es nun darum, die Entwicklung des Kupfer-Ersatzproduktes bis zur Herstellung und Praxiseinführung voranzutreiben.
«Mit der Forschungspartnerschaft von FIBL und Fenaco schaffen wir dafür den nötigen Rahmen», erklärt Martin Keller, Vorsitzender der Fenaco-Geschäftsleitung, im exklusiven «die grüne»-Interview.
FIBL und Fenaco sind sehr ungleiche Partner – der Fenaco-Nettoerlös ist immerhin 350 Mal höher als jener des FIBL. In dieser Kooperation seien sie jedoch Partner auf Augenhöhe, erklären beide Seiten.
«Beide Partner bringen ihr Wissen und ihre Erfahrung in die Projekte ein», betont Martin Keller, der seit 2012 CEO des Agrarkonzerns ist. Fenaco leiste zusätzlich noch einen jährlichen Beitrag von 150'000 Franken.
Die Kooperation mit dem FIBL ist nicht die erste dieser Art für Fenaco. Der grösste Schweizer Agrarkonzern investiert jährlich über 1 Mio Franken in Innovationsförderung, einen grossen Teil davon in Projekte zum nachhaltigen Pflanzenschutz.
Fenaco-Kooperationen schon mit der ETH Zürich und Agroscope
Schon seit 2015 besteht eine strategische Forschungskooperation mit der Professur für molekulare Pflanzenzüchtung an der ETH Zürich. Und seit 2016 strategische Forschungskooperation mit Agroscope, dem Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung.
Das Ziel dieser strategischen Forschungskooperationen sind Mehrwerte für Landwirte und Konsumenten von Schweizer Lebensmitteln zugunsten der Umwelt. Der Fachbegriff dafür ist ökologische Intensivierung. «Fenaco will eine führende Rolle im alternativen Pflanzenschutz einnehmen», erklärt Fenaco-CEO Keller. Vor diesem Hintergrund sei auch die Bündelung der Fenaco Pflanzenschutz und UFA-Samen Nützlinge unter der Marke Agroline zu sehen.
Das FIBL forscht an Lösungen, welche die Fenaco aufs Feld bringt
Auch bei der Kooperation mit dem FIBL steht für die Fenaco zumindest in einer ersten Phase der Bereich Pflanzenschutz im Fokus.
«Die Forschungs- und Beratungsteams vom FIBL schaffen viel Wissen und entwickeln innovative Lösungsansätze für die Praxis. Die Stärke der Fenaco ist es, diese Erkenntnisse marktfähig zu machen und in die Ställe und auf die Felder zu bringen», erklärt Fenaco-CEO Martin Keller.
«Unser Beraternetzwerk umfasst rund 150 Personen mit einem direkten Draht zu den Schweizer Landwirten. Dank unserer Produktions- und Distributionsstärke können wir zukunftsweisende Lösungen schnell in der landwirtschaftlichen Praxis verankern.»
Lösungen für ÖLN, Integrierte Produktion und Bio-Landbau
Wie Knut Schmidtke betont, «richten sich das Kupfer-Ersatzprodukt wie auch von FIBL und Fenaco künftig gemeinsam entwickelten Lösungen explizit an alle nachhaltigen Anbausysteme»:
Die strategische Forschungskooperation von FIBL und Fenaco soll einen wichtigen Beitrag für die erfolgreiche Umsetzung des Aktionsplans Pflanzenschutzmittel des Bundes leisten. «Zudem wollen wir die neuen Methoden international etablieren», erklärt FIBL-Direktor Schmidtke.
Im Gespräch mit FIBL-Forschern hört man, dass 2025 als Termin für die Markteinführung angedacht wird. Der Fenaco-CEO Martin Keller hält diesen Zeitplan für «sehr ambitioniert, nur schon das Zulassungsverfahren ist sehr aufwändig. Ich würde mich aber sehr freuen, wenn Kupfer als eines der ältesten Fungizide der Welt so schnell ersetzt werden kann».