Kurz & bündig
- Nutztiere wie Hühner, Kühe und Schweine können nicht so effizient schwitzen, wie wir Menschen.
- Die Thermoregulation bei grosser Hitze ist für diese Nutztiere deshalb ein Problem.
- An heissen Tagen reagieren diese drei Tierarten mit einer vermehrten Atmung durch den offenen Mund und eine reduzierte Nahrungsaufnahme.
- Drei Experten erklären: Nutztiere unterstützt man im Hitzestress durch eine gute Belüftung, ausreichend Schattenplätze und reichlich sauberes Tränkewasser.
- Eingriffe wie Impfungen, Kastrationen oder Besamungen sollten auf kühlere Tageszeiten verschoben werden.
In den Sommermonaten klettert der Thermometer jedes Jahr höher. Die damit verbundene Hitze bedeutet für Mensch und Tier eine enorme körperliche Herausforderung, sie verursacht Stress.
Die Körperinnentemperatur reguliert sich durch die Aufnahme und Abgabe von Wärme. Diese Regulierung findet am Berührungspunkt der Körperoberfläche und der Aussenumgebung statt. Ist die Umgebungstemperatur zu hoch, sucht der Organismus nach Wegen, einen Anstieg der Körperkerntemperatur zu verhindern.
Während wir Menschen schwitzen und unsere Körperoberfläche durch die Verdunstung von Schweiss abkühlen, können dies viele Nutztierarten nicht. Stattdessen stehen ihnen andere Verhaltensweisen zur Verfügung, um die überschüssige Wärme loszuwerden.
Wie reagieren Hühner auf die Hitze– und wie kann man ihnen helfen
Die Reaktion auf Hitze unterscheidet sich bei Vögeln und Säugetieren nicht, da beide zu den endothermen (gleichwarmen) Tieren gehören. Wird es für Hühner zu heiss, ist das eine enorme physiologische Herausforderung, da sie die überschüssige Wärme nicht durch Schwitzen an ihre Umgebung abgeben können. Zeichen von Unwohlsein, Stress oder Krankheit werden von Hühnern generell meist nur subtil angezeigt. Das Tierverhalten muss deshalb gut beobachtet werden, um gezielt Rückschlüsse auf Mängel ziehen zu können.
Ist die Umgebungs-Temperatur und die Luftfeuchtigkeit hoch, beginnen Hühner durch den Schnabel zu atmen und heben die Flügel an. Auf diese Verhaltensweisen ist bei der Tierkontrolle besonders zu achten.
Direktes Sonnenlicht sollte vermieden werden
Neben den körperlichen Anzeichen müssen bei Hitze in den Stallgebäuden andere Faktoren beachtet werden. Direkt einfallendes Sonnenlicht zum Beispiel kann die Hühner nervöser machen, was wiederum Fehlverhalten wie Federpicken und Kannibalismus begünstigt.
Unabhängig vom Belüftungssystem ist die Hochdruck-Vernebelung oder die Kühlung der Zuluft hilfreich, um die Stall-Temperatur abzusenken. Auch das Anbringen zusätzlicher Ventilatoren trägt zur Abkühlung bei. Dabei ist auf die Befiederung der Tiere zu achten: Je besser befiedert die Hühner sind, desto stärker muss die Zugluft sein, um einen kühlenden Effekt zu haben.
Bei hohen Aussentemperaturen muss das Lüftungssystem (Lufteinlass-Öffnungen, Luftleit-Einrichtungen und Ventilatoren) täglich gewissenhaft überprüft werden. Ebenso die Tränkeeinrichtungen (Funktionstüchtigkeit, Sauberkeit und Durchflussdruck).
Wie reagieren Kühe auf die Hitze – und wie kann man ihnen helfen
Durch ihre Pansenaktivität und Milchproduktion empfinden Kühe schnell Hitzestress. Zusätzlich zur Aufrechterhaltung der Körperkerntemperatur müssen Kühe viel Energie für diese beiden physiologischen Prozesse aufwenden. Und dabei entsteht Wärme.
Kühe zeigen erst bei starkem Hitzestress Änderungen in ihrem Verhalten. Sie erscheinen lethargisch und ihr Gang wird zunehmend unbalanciert. Auch legen sich die Kühe bei hohen Aussentemperaturen weniger hin, da im Stehen die höhere Luftzirkulation um die Hautfläche eine Linderung der Hitzeeinwirkung verschafft.
Der Stoffwechsel verlangsamt sich
Bei hohen Aussentemperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit ist eine vermehrte Atmung durch den offenen Mund zu beobachten. Dies hat aber den negativen Nebeneffekt, dass die Kühe weniger kauen. Dadurch wird weniger Speichel produziert, der normalerweise als Puffersubstanz im Pansen dient. Eine Übersäuerung im Pansen ist eine mögliche Folge. Leiden Kühe unter Hitzestress führt dies dazu, dass die Tiere weniger fressen und die Milchproduktion in der Folge absinkt. Der komplette Stoffwechsel wird verlangsamt, um der Hitze entgegenzuwirken.
Der Temperatur-Luftfeuchtigkeitsindex, die Anzahl der Atemzüge pro Minute und die Körpertemperatur geben Aufschluss über die Entwicklung von Hitzestress bei Milchkühen.
Wie reagieren Schweine auf Hitze – und wie kann man ihnen helfen
Im Vergleich zu anderen Nutztieren, ist es für Schweine besonders schwer, mit steigenden Aussentemperaturen umzugehen. Ein Grund dafür ist die geringe Anzahl an Schweissdrüsen. Ausserdem haben Schweine in Relation zu ihrer Körpergrösse relativ kleine Lungen. Eine grössere Lungenkapazität würde den Tieren helfen, überschüssige Wärme effizienter durch Hecheln aus dem Körper zu leiten. Hinzu kommt eine dicke Unterhaut-Fettschicht, welche die Wärme im Inneren isoliert.
Je nach Gewicht beginnt der Hitzestress für Schweine bei unterschiedlicher Aussentemperatur. Während ein Tier mit 25 Kilogramm seine Klimakomfortzone erst bei 27 Grad verlässt, sorgen bei 50 Kilogramm-Tieren bereits 25 Grad für Stress. Zuchtsauen sind am empfindlichsten. Moderate 22 Grad Aussentemperatur können den Klimakomfort bei den schweren Sauen schon kompromittieren.
Dies war aber nicht schon immer so. Moderne Züchtungen selektieren gezielt auf das schnelle Wachstum, eine hohe Milchleistung und hohe Fruchtbarkeit. Diese Faktoren begünstigen körpereigene Hitzeentwicklung und machen Schweine empfindlicher für Hitzestress als bei der weniger leistungsorientierter Züchtung früherer Zeiten.
Schädigung des Darms ab 35 Grad
Wenn Schweine dem Hitzestress ausgeliefert sind, atmen sie genau wie Hühner und Kühe vermehrt durch den offenen Mund. Die Tiere hören auf zu fressen, da die Verdauung von Futter nur noch mehr Wärme im Körperinneren produzieren würde.
Studien zeigen, dass Temperaturen über 35 Grad bereits nach zwei bis sechs Stunden zu einer Schädigung der Zellschichten im Darm führt. Diese sind einerseits für die Absorption von Nährstoffen zuständig, stellen aber auch eine dichte Barriere für eindringende Krankheitserreger dar. Es kommt demnach schneller zu infektiösen Erkrankungen die schlimme Durchfälle zur Folge haben.