Kurz & bündig
- Eine effiziente Produktion ist ressourcenschonender und somit nachhaltiger.
- Verschiedene Reproduktions- und Produktionsmerkmale können die Effizienz beeinflussen.
- Hohe Effizienz steht mit guter Tiergesundheit im Zusammenhang.

Die Klimawirkung ist heute im Bereich der Nutztierhaltung ein häufig diskutiertes Thema. In der Schweinehaltung wird mehr Effizienz durch Minimierung des Ressourcenverbrauchs angestrebt. Gleichzeitig soll so eine Reduzierung der Umweltbelastung erfolgen, insbesondere der CO₂-Emissionen. Die Zuchtziele der Suisag-Zuchtprogramme unterstützen dies durch stabile Wurfgrössen, höhere Ferkelvitalität, verbessertes Aufzuchtvermögen, bessere Futterverwertung, höhere Zunahmen und Magerfleischanteil.

Leistungsfähige und langlebige Sauen sind effizienter

Im aktuellen Zuchtprogramm wird grosser Wert auf eine höhere Ferkelaufzuchtrate sowie die Ferkelvitalität gelegt. Diese Zuchtziele zusammen mit einer stabilen Wurfgrösse unterstützen eine effizientere und somit auch nachhaltigere Schweineproduktion.

Die Lebensleistung der Sauen hat sich in den letzten Jahren verbessert. «Seit 2023 führt Suisag eine genomisch optimierte Zuchtwertschätzung für die Langlebigkeit der Herdebuch-Sauen durch. Diese Zuchtwertschätzung ermöglicht uns, die Lebensleistung unserer Sauen zu beobachten. Diese Lebensleistung der Sauen zeigt eine positive genetische Entwicklung in den letzten Jahren», erklärt Negar Khayatzadeh. SchweinezüchterInnen können den Zuchtwert «Langlebigkeit» als Tool für die Auswahl von langlebigen Jungsauen nutzen.

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Bessere Futterverwertung und höherer Magerfleischanteil

Neben Reproduktionsmerkmalen spielen auch Produktionsmerkmale eine wichtige Rolle. Durch eine bessere Futterverwertung kann der Futterverbrauch gesenkt werden, zusätzlich verbessert sich die CO₂-Bilanz. Merkmale wie der Magerfleischanteil und das Wachstum sind ebenso wichtig, da sie die Schweineproduktion effizienter gestalten. «Diese Merkmale konnten in den letzten 20 Jahren züchterisch verbessert werden», sagt Negar Khayatzadeh.

Ein Vergleich der Futterverwertung (FV) und des Magerfleischanteils (MFA) bei der Edelschwein Vaterlinie (ESV) im Zeitraum von 2003 bis 2023 hat gezeigt, dass die FV und der MFA verbessert werden konnten:

2003: FV von 2,51 bei einem Futterverbrauch von 210 kg in der Mastperiode (35–110 kg), MFA von 58,3.

2023: FV von 2,31 bei einem Futterverbrauch von 190 kg in der Mastperiode (35–110 kg), MFA von 59,4.

Dank dieser Verbesserung wird heute rund 10 % weniger Futter benötigt, während gleichzeitig 2 % mehr Fleisch produziert wird.

Trotz dieser Verbesserungen gibt es noch Luft nach oben. «Besonders bezüglich Magerfleischanteil gibt es noch Potenzial, besser zu werden», betont Khayatzadeh. Konkrete Massnahmen zur Verbesserung der Produktionsmerkmale sind insbesondere bei der Rasse Duroc geplant. «Viele Betriebe setzen auf Duroc als Vater-linie. Duroc ist heute die zweitwichtigste Vaterlinie bei Schweizer Mastschweinen», so die Genetikerin. Jedoch schneidet Duroc bei der Futterverwertung und dem Magerfleischanteil im Gegensatz zu Premo und Piétrain schlechter ab. Die Suisag hat sich zum Ziel gesetzt, ab 2026 eine eigenständige genomische Zuchtwertschätzung für Duroc einzuführen, um diese Merkmale zu verbessern.

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Bessere Phosphorverwertung und Knochenstabilität

Ein aktuelles Projekt von Suisag ist «Pig Bones». Mittels nicht invasivem 3D-Ultraschall wird bei Schweinen die Knochendichte und -stabilität gemessen. Dabei können robuste Tiere mit besserer Phosphorverwertung selektioniert werden. «So können wir Phosphor effizienter nutzen und haben weniger Phosphor in der Gülle.» Ein weiteres Ziel des Projekts ist die verbesserte Knochenstabilität. «Die Tiere haben dadurch eine bessere Lebensqualität, was sich positiv auf das Tierwohl auswirkt», erklärt Negar Khayatzadeh.

Ein weiteres Projekt ist «digitale Klauen- und Gangbilderfassung». Bei Jungebern wird die Klauengrösse und -belastung gemessen, um robuste Tiere mit gesunden Klauen und damit längerer Nutzungsdauer zu selektieren.

Gutes Management ist weiterhin entscheidend

Neben den Zuchtfortschritten ist gutes Management weiterhin zentral. Ein gutes Beispiel dafür ist die Ferkelaufzuchtrate. «Die Ferkelaufzuchtrate hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. 5 bis 7 % ist genetisch bedingt, 93 bis 95 % ist abhängig von Umweltbedingungen und Management», verdeutlicht Negar Khayatzadeh. Weiter sei es wichtig, dass LandwirtInnen laufend Informationen erhalten, um Haltung und Management zu optimieren. So kann ressourcen- und kostensparender produziert werden.

Tiefere Kosten und bessere Tiergesundheit 
Peter Spring, Dozent für Schweine- und Geflügelfütterung an der BFH-HAFL, zeigt die Vorteile einer effizienten Schweinezucht auf. 
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Wie hat sich die Effizienz in der Schweineproduktion durch die Zucht über die Jahre hinweg verbessert?

Peter Spring: Im Bereich Effizienz sind grundsätzlich zwei Schlüsselkriterien entscheidend. 
In der Zucht ist Anzahl abgesetzte Ferkel pro Sau ein wichtiger Faktor. Der Erhaltungsbedarf der Galtsau ist gegeben und daher lässt sich die Effizienz primär verbessern, wenn das gefressene Futter auf mehr Ferkel verteilt werden kann. Sauen bringen heute pro Wurf zwei Ferkel mehr als vor 20 Jahren.
Im Bereich Mast ist die Futterverwertung ein massgebender Parameter. Die Futterverwertung ist die letzten 20 Jahre um 0,2 gesunken, dadurch können wir zirka 10 Prozent Futter einsparen. 

Welche Vorteile ergeben sich durch diese Zuchtfortschritte für SchweinehalterInnen?

Durch die Verbesserung sinken neben den Futterkosten auch die Gebäude- und Arbeitskosten.
In der Ferkelproduktion sinken die Futterkosten durch mehr Ferkel pro Wurf. Daneben sinken auch die Gebäude- und die Arbeitskosten, da pro Wurf mehr Ferkel produziert werden.
In der Mast sinken die Futterkosten. Die Gebäude und Arbeitskosten sinken, da neben der Futterverwertung auch die Masttageszunahmen verbessert wurden. Dadurch wird die Mastdauer verkürzt und die Anzahl Mastumtriebe steigt. Auch hier sinken die Gebäude- und Arbeitskosten pro Masttier.

Inwiefern steht höhere Effizienz mit dem Tierwohl in Verbindung?

In der Zucht ist die Ferkelverlustrate ein Schlüsselparameter. Daten zeigen, dass es bei grossen Würfen zu mehr Verlusten kommen kann, da oft in grossen Würfen einzelne Ferkel untergewichtig und schlecht lebensfähig sind.
In der Schweiz hat man diesem Zusammenhang die nötige Beachtung geschenkt und dadurch ist es gelungen, bei steigenden Wurfgrössen über die Jahre die Ferkelverlustrate zu senken. Das ist für eine glaubwürdige, tiergerechte Schweineproduktion äusserst wichtig.
Im Ausland wurde teilweise der Fokus nur auf die Ferkelzahl gelegt und dabei den Ferkelverlusten zu wenig Beachtung geschenkt. Solche Zuchtprogramme haben heute zu hohe Ferkelverluste.
Die Futtereffizienz in der Mast steht nicht in direkter Verbindung mit der Tiergesundheit. Aber Achtung – die effizienten Tiere haben meist hohe Zunahmen und da gilt es besonders zu beachten, dass diese Tiere das Fundament gut entwickeln.
Allgemein hängt eine hohe Effizienz mit guter Tiergesundheit zusammen. Da hat das Zuchtprogramm der Suisag mit dem Fokus auf Coli-Resistenz viel geleistet, und zwar gleichzeitig für beides, ein gutes Tierwohl und eine hohe Effizienz.