Kurz & bündig

- In der Schweinehaltung beschränkt sich die Klauenpflege auf Einzelbetriebe.
- Langfristige Vorteile der Klauenpflege sind weniger vorzeitige Abgänge und somit eine längere Nutzungsdauer.
- Durch die regelmässige Klauenpflege konnte Landwirt Benjamin Rufer die Herdengesundheit seiner Sauen verbessern und hat zudem weniger klauenbedingte Abgänge.

Die routinemässige Klauenpflege ist in der Rindviehhaltung heutzutage ein fester Bestandteil. Anders sieht das in der Schweinehaltung aus, wo sich die Klauenpflege auf Einzelbetriebe beschränkt. «Die Klauenpflege hat sich bei Betrieben durchgesetzt, welche Probleme mit lahmen Sauen haben», sagt Stefan Hutter, Tierarzt aus Zuzwil BE. Im Praxisgebiet (Berner Mittelland) des Tierarztes führen 4 von rund 70 Zuchtbetrieben regelmässig Klauenpflege bei ihren Sauen durch.

Die Betriebe praktizieren unterschiedliche Vorgehensweisen:

Routinemässige Klauenpflege: Sauen mit überlangen Klauen oder Klauenrissen werden behandelt, bevor sie lahm gehen (in der Regel 10 bis 40 % der Tiere).

Klauenpflege nur bei Problemtieren: Nur Sauen, welche lahm gehen, werden behandelt.

Panaritium ist die häufigste Klauenkrankheit

Die häufigsten Klauenprobleme, welche heute in der Schweizer Schweinehaltung anzutreffen sind, sind Panaritien («Grippeli»). «Panaritien treten häufig als Konsequenz von Klauenrissen auf», erklärt Stefan Hutter.

Die Hauptursache stellen Verletzungen und teilweise eine schlechte Hornqualität dar. Weitere Klauenprobleme, welche in der Praxis immer wieder anzutreffen sind, seien überlange Klauen und Ballenwucherungen (Schwellungen der Lederhaut). Die Folgen von Klauenproblemen sind nicht zu unterschätzen.

Direkte Folgen: Lahmheit und Schmerzen, allfälliges Ausmerzen der Sau.

Indirekte Folgen: Fruchtbarkeitsstörungen, Gewichtsverlust, schlechtere Milchleistung, höhere Erdrückungsverluste.

«Die indirekten Folgen bringen in der Regel wirtschaftlich gesehen die grösseren Folgen mit sich», verdeutlicht Hutter.

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Lahmheiten verhindern und Nutzungsdauer verlängern

Wird die Klauenpflege routinemässig durchgeführt, können Lahmheiten verhindert werden. Werden die Sauen behandelt, wenn sie lahm sind, können Abheilungen schneller erreicht werden.

Langfristige Vorteile, welche die Klauenpflege bietet, sind weniger vorzeitige Abgänge und somit eine längere Nutzungsdauer. «Die Nutzungsdauer kann durch die Klauenpflege durchaus erhöht werden. Auf einem Betrieb in meinem Praxisgebiet konnte beispielsweise gut aufgezeigt werden, dass die Anzahl Würfe pro Sau und somit die Nutzungsdauer mit der Einführung der Klauenpflege gestiegen ist. Gleichzeitig ist die Anzahl der Abgänge aufgrund von Lahmheiten deutlich zurückgegangen», so Stefan Hutter.

Ein wichtiger Punkt ist laut Hutter zudem der Tierschutzfaktor. Nicht selten komme es vor, dass es Meldungen und Anzeigen gibt, wenn Tiere mit überlangen Klauen zur Schlachtung gebracht werden. «Auch Betriebe, welche nicht regelmässige Klauenpflege anwenden, sollten deswegen die Klauen von Einzeltieren mit überlangen Klauen kürzen», verdeutlicht der Tierarzt.

Klauenpflege grundsätzlich eigenständig durch die Landwirte

Grundsätzlich erfolgt die Klauenpflege eigenständig durch die Landwirte. «Eignet sich der Landwirt das Wissen und die Routine an, ist das in der Regel gut möglich. Der Tierarzt ist dann für schwierigere Fälle wie tiefe Läsionen zuständig», ergänzt Stefan Hutter.

Landwirtschaftliche Schulen und die Suisag haben schon Theoriekurse zur Klauenpflege beim Schwein durchgeführt. Praktische Kurse haben sich in diesem Bereich in der Schweiz noch nicht etabliert. Stefan Hutter empfiehlt deshalb, dass sich zwei bis drei Landwirte zu einer kleinen Gruppe zusammenschliessen und eine Fachperson (z. B. Tierarzt) die praktischen Grundlagen zeigt.

«Mit genügend Wissen und Routine kann der Landwirt die Klauenpflege selber durchführen.»

Stefan Hutter, Tierarzt 

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Material und Werkzeuge für die Klauenpflege

Einzelne Klauen, überlange Klauen oder Ballenwucherungen können gut geschnitten werden, während die Sau liegt. Wenn jedoch routinemässige Klauenpflege betrieben werden soll, ist ein Klauenstand zwingend nötig. Im Schnitt kostet ein Klauenstand für Schweine gut 2500 Franken. Weiter empfiehlt es sich, folgendes Werkzeug/Material zur Hand zu haben:

  • Hoflader/Stapler usw., um den Klauenstand hochzuheben.
  • Leichter und handlicher Winkelschleifer mit feinkörniger Scheibe (Scheibe speziell für die Klauenpflege beim Schwein ist bei Suisag erhältlich).
  • Klauenzange oder Baumschere (Auspflückschere) für Ballenwucherungen und überlange Klauen.
  • Klauenmesser, um Klauenrisse besser auszuschneiden.
  • Verbandsmaterial für blutige Klauen.

Aufgrund der Biosicherheit sei es laut Hutter wichtig, dass jeder Betrieb sein eigenes Material besitze, welches nicht zwischen verschiedenen Betrieben getauscht werde.

Mit vorbeugenden Massnahmen Klauenqualität verbessern

Neben der Klauenpflege gibt es weitere Massnahmen, die dazu beitragen, die Klauengesundheit zu gewährleisten. Der wichtigste Punkt ist laut Stefan Hutter die Haltung. Auf die folgenden Punkte kann zum Beispiel ein Augenmerk gelegt werden, um das Risiko von Klauenläsionen zu senken.

  • Staunässe führt zu poröserem und anfälligerem Klauenhorn.
  • Stallbaubedingte Faktoren (Verengungen, Stufen, Kanten) können zu Läsionen führen.
  • Rangkämpfe können zu Läsionen führen (rauschige Sauen einzeln halten).

Weiter hängt die Klauenqualität stark von der Fütterung ab. Mit einer ausgewogenen Fütterung kann viel erreicht werden. «Schwefelhaltige Aminosäuren und Spurenelemente müssen zum Beispiel zwingend ausgewogen sein», betont Hutter.

Auch die Genetik hat einen bedeutenden Einfluss auf die Klauenqualität. «Man hat beobachtet, dass die äussere Klaue bei den Hintergliedmassen häufig grösser ist als die innere Klaue. Das führt dazu, dass die äussere Klaue übermässig viel Gewicht tragen muss, wodurch es schneller zu Läsionen kommt», erklärt der Tierarzt. Entsprechend sei man hier daran, dies züchterisch zu verbessern.

Regelmässige Klauenpflege bewährt sich in der Praxis

Landwirt Benjamin Rufer aus Zuzwil führt einen Vermehrungszuchtbetrieb mit 80 Zuchtsauen, 360 Jageraufzucht- und 400 Remontenplätzen. Seit dem Jahr 2020 führt Rufer bei seinen Zuchtsauen regelmässig Klauenpflege durch. «Im Jahr 2018 haben wir einen neuen Stall mit einer Grossgruppe für unsere Sauen gebaut. Aufgrund von Rangkämpfen sind vermehrt Klauenrisse aufgetreten. Diese haben sich entzündet und dazu geführt, dass ich Probleme mit lahmen Sauen hatte», erklärt Rufer.

Rufer führt die Klauenpflege vor oder nach der Belegung der Sauen durch. Anfangs wurde die Klauenpflege noch bei fast allen Sauen durchgeführt. «Nach etwa zwei Jahren wurden die Probleme deutlich besser. Aktuell kontrolliere ich die Klauen im Deckzentrum und schneide diese bei Bedarf», so Rufer. Ansonsten behandelt Rufer einzelne Sauen der Grossgruppe, wenn diese lahm gehen oder überlange Klauen haben.

Seit Benjamin Rufer regelmässig funktionelle Klauenpflege bei seinen Sauen durchführt, haben sich einige Aspekte verbessert. «Durch die regelmässige Klauenpflege hat sich die Herdengesundheit verbessert. Wir haben deutlich weniger Abgänge von Sauen, welche durch Klauenprobleme bedingt sind», sagt Rufer. Auch habe er vorher viele Sauen gehabt, die bereits nach drei bis vier Würfen lahm gegangen seien. Mittlerweile hätten die meisten Sauen bis zum siebten oder achten Wurf fast nie Klauenprobleme.

Neben der Einführung der Klauenpflege hat Rufer auch einige Faktoren im Stall verändert. «Wir haben versucht, sämtliche potenzielle Gefahrenstellen, welche Klauenverletzungen begünstigen, zu eliminieren. Wir haben zum Beispiel Kanten und hervorstehende Schrauben entfernt und abgeschliffen. Zudem setzen wir ein Kalkpulver gegen nasse Stellen ein», ergänzt Rufer.

Wie wird die funktionelle Klauenpflege beim Schwein durchgeführt?

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