Kurz & bündig
- Nach dem Alpsommer müssen leichte Lämmer im Tal intensiv gemästet werden. Das braucht eine schrittweise Futterumstellung.
- Energie- und proteinreiche Rationen sowie Zuckerrübenschnitzel unterstützen das kompensatorische Wachstum und reduzieren Durchfallprobleme.
- Grossraubtiere und die Umsetzung des Herdenschutzes wirken sich auf die Zunahmen der Lämmer aus.

Lämmer, die während der Sommermonate das Zielgewicht von 47 kg (Lebendgewicht) nicht erreichen, müssen im Tal ausgemästet werden. Carlo und Monja Rizzi aus Luzein GR stellen sich der Herausforderung – denn die Umstellung von der extensiven Alpweide zur intensiven Fütterung im Tal ist nicht zu unterschätzen.

Die Mastlämmer kommen ab Alp in einen eigenen Stall

Das Hauptstandbein der Familie Rizzi sind die eigenen 80 Auen der Rasse Weisses Alpenschaf (WAS). Die Muttertiere und ihre Lämmer sind im 2015 neu erbauten Stall untergebracht. «Die fremden Lämmer, die wir im Herbst zukaufen, bringen wir im alten Stall unter. Dadurch verhindern wir, dass Krankheiten zwischen den Herden übertragen werden», erklärt Carlo Rizzi.

Einen Teil der Mastlämmer kauft er direkt ab Alp. Die Tiere werden auf dem Heimbetrieb im Prättigau entwurmt und gewogen. Leichte Lämmer zwischen 25 und 33 Kilogramm Lebendgewicht kommen auf die Herbstweide und werden zugefüttert. Aus Erfahrung weiss der Schafzüchter, dass er keine genügenden Zunahmen mit reiner Weidefütterung erreichen kann. Die schwereren Tiere werden geschoren und im Stall untergebracht. Bis Mitte November kommen etwa 100 Mastlämmer auf den Betrieb.

Die Haltungsumstellung wirkt sich auf das Wachstum aus

Jährlich mästen Rizzis 90 bis 100 der eigenen Lämmer, von denen der grösste Teil im Herbst zur Welt kommt. In drei bis vier Monaten erreichen Rizzis eigene Tiere ein Lebendgewicht von 46 bis 48 Kilogramm und sind bereit zur Schlachtung.

Bei den zugekauften Lämmern dauert es ein bis zwei Monate länger, bis sie das Schlachtgewicht erreichen. Rizzis verkaufen ihre Mastlämmer über die öffentlichen Märkte in Graubünden. Der Preis liegt bei ungefähr Fr. 7.30 pro Kilogramm Lebendgewicht (Stand Mitte Juni 2025).

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Die Futterumstellung ist eine der Herausforderungen

Der Wechsel von der Alp ins Tal konfrontiert die Mastlämmer mit verschiedenen Herausforderungen. Sie werden von ihren Muttertieren getrennt und wechseln von der extensiven Sömmerung in eine intensive Haltung.

Pierina Rizzi ist Beraterin für Kleinwiederkäuer am Plantahof und die Schwester des Betriebsleiters Carlo Rizzi. Sie weiss: «Die Fütterungsumstellung sollte schrittweise erfolgen. Dadurch kann sich der Pansen an die energiereichere Fütterung mit weniger Struktur gewöhnen.» Eine abrupte Fütterungsumstellung kann zu Durchfällen führen.

Die Angewöhnung an Rau- und Ergänzungsfutter im Stall ist für die Tiere meist mit einem Wachstumsknick verbunden. «Seit zwei Jahren verfüttern wir Zuckerrüben. Die Schnitzel wirken appetitanregend. Besonders schwache Lämmer kommen besser auf die Beine», schildert Betriebsleiter Carlo Rizzi. Monja Rizzi ergänzt, dass sie seither weniger Durchfallprobleme im Stall hätten und den Wachstumsknick bei den Lämmern besser auffangen könnten.

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Gute Nährstoffversorgung für kompensatorisches Wachstum

Auf den Alpweiden kann es zu einem verzögerten Wachstum der Lämmer kommen. Sobald die Fütterung auf dem Talbetrieb intensiviert wird, setzt das kompensatorische Wachstum ein. Beraterin Pierina Rizzi weist darauf hin, dass eine gute Nährstoffversorgung Voraussetzung ist, um das kompensatorische Wachstum auszuschöpfen: «Um das Wachstum der Mastlämmer anzukurbeln, sollte die Ration besonders energie- und proteinreich sein.»

Je intensiver die Fütterung nach der extensiven Phase ist, desto grösser ist auch das Kompensationsvermögen. Entscheidend sind die ersten vier Wochen nach Beginn der Futterumstellung. Pro Tag braucht ein Lamm im kompensatorischen Wachstum durchschnittlich 1,5 Kilogramm Trockensubstanz. Für Tageszunahmen von 350 Gramm muss die Energie- und Proteinversorgung hoch sein. Eine Ausmast, einzig bestehend aus Weide oder Dürrfutter, ist dazu nicht geeignet.

Für Betriebsleitende gleicht die Fütterung einer Gratwanderung. Auf der einen Seite will man das Potenzial des kompensatorischen Wachstums ausschöpfen. Auf der anderen Seite sollten die Lämmer nicht darüber hinaus gemästet werden, sonst nimmt die Wirtschaftlichkeit ab. Im Idealfall erreicht ein Mastlamm bis zwei Monate nach der Alpung das Zielgewicht von 47 kg Lebendgewicht.

Kraftfutter lohnt sich bei Lämmern erst in der Endausmast

Um das genetische Wachstumspotenzial der Lämmer auszuschöpfen, kann man Kraftfutter einsetzen. Pierina Rizzi betont, dass sich die Verabreichung von Kraftfutter erst in der Endausmast lohnt. Die Lämmer sollten zu diesem Zeitpunkt 80 Prozent ihres Mastendgewichtes erreicht haben.

Hauptsächlich füttern Rizzis Emd von guter Qualität. Ab einem Gewicht von 36 Kilogramm bekommen die Lämmer eine Handvoll Kraftfutter. Wichtig sei langsames Angewöhnen. Nur wenn das Kraftfutter sauber ausgefressen ist, wird die Ration erhöht. Maximal verfüttern Rizzis ein halbes Kilogramm Kraftfutter pro Tier. «Ohne Kraftfutter ist es kaum möglich, eine genügende Fettabdeckung zu erreichen», so Carlo Rizzis Erfahrung.

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Der Herdenschutz wirkt sich auf die Zunahme der Lämmer aus

«Bis vor vier Jahren konnten wir unsere Lämmer direkt ab Alp zur Annahme bringen. Am Ende des Alpsommers waren die Mastlämmer schlachtreif», erklärt Carlo Rizzi. Grossraubtiere und die Umsetzung des Herdenschutzes wirken sich erheblich auf die Zunahmen der Lämmer aus.

Die ständige Behirtung soll sich wirtschaftlich auszahlen. Dazu werden kleine Herden zusammengelegt. Mit steigender Tieranzahl müssen die einzelnen Schafe weitere Strecken für ihre Futterration zurücklegen.

Die Nachtpferche haben sich als sinnvolle Schutzmassnahme etabliert. Doch durch das ständige Treiben sinken die Tageszunahmen. Zudem ist der Keimdruck in den Pferchen erhöht.

Carlo Rizzi schildert seine Erfahrungen: «Wir haben auf unserer Alp beobachtet, dass die Auen früher von der Milch fallen. Es ist nicht mehr möglich, die Fettabdeckung der Lämmer während der Alpzeit zu erreichen.» Wie sich der Sommer 2025 auf die Lämmer auswirkt, werden Carlo Rizzi und die anderen Schweizer SchafhalterInnen in wenigen Monaten wissen.

Betriebsspiegel der Familie Rizzi

Monja und Carlo Rizzi, Luzein GR
LN: Heimbetrieb 26 ha, Bergzone III und IV; Alp Kesch für Widder und Mutterschafe
Kulturen: Naturwiesen
Tierbestand: 80 Auen mit Aufzucht und 250 Weidelämmer
Arbeitskräfte: Carlo Rizzi mit Unterstützung der Familie