Kurz & bündig
- Sollen betriebseigene Futtermittel mehrphasig verfüttert werden, werden eine korrekte Rationsberechnung und ein stabiles Lagerungsmanagement vorausgesetzt.
- Futtermittelfirmen können die Rezepturen anhand von Computerprogrammen berechnen.
- Schwankungen in den Futtergehalten sind bei dieser Art der Fütterung nicht wegzudenken. Sind die Schwankungen zu hoch, muss möglichst schnell reagiert werden.
Will ein Landwirt mit eigenem Futter mehrphasig füttern, braucht es zuerst den Computer und erst später den Futtersack. «Als Grundlage braucht es eine korrekte Rationsberechnung, in der alle Futtermittel berücksichtigt werden», erklärt Thomas Brand, Geschäftsführer des Futtermittelherstellers Schaumann, zunächst. Dabei könne in der Regel auf Standardwerte, die im Gelben Buch oder auf Futtermitteldatenbanken (z. B. www.feedbase.ch) zu finden sind, zurückgegriffen werden.
Sind für ein Futtermittel keine Zahlen vorhanden, muss dieses auf seine Inhaltsstoffe hin analysiert werden. «Für jede Situation gibt es eine passende Lösung. Je mehr Futter einzeln dosiert werden kann, desto mehr Möglichkeiten entstehen», erklärt Brand. Gerade auf Betrieben mit betriebseigenen Komponenten werde die Phasenfütterung oftmals schon lange praktiziert.
Philipp Fiechter füttert seit 2006 mit eigenen Betriebsmitteln
Philipp Fiechter aus Huttwil BE gehört zu diesen Betrieben. Der Landwirt hält 500 Mastschweine, die bereits seit 2004, zunächst noch mit zugekauften Futtermitteln, mehrphasig gefüttert werden. «Als wir einen zweiten Stall gebaut haben, konnten wir die Vormast und die Ausmast voneinander trennen. So wurde die Phasenfütterung auf unserem Betrieb zum Thema», erzählt der Landwirt.
Ab 2006 konnten die Schweine mehrphasig mit eigenen Betriebsmitteln gefüttert werden. Denn erst ab dann war es möglich, die selbst angebaute Gerste, den Roggen und den Silomais auf dem Betrieb zu lagern.
Nur durch die richtige Lagerung erreichen die Futtermittel den Trog in einwandfreiem Zustand. Deren Lagerung erfordert deshalb auch ein gewisses Know-how. «In der Regel wird ein proteinreiches Futtermittel, wie zum Beispiel Sojaschrot, ein energiereiches Futtermittel wie Gerste, Weizen oder Mais und das Mineralfutter in separaten Silos gelagert und so einzeln in die Fütterungsanlage zudosiert. Um eine optimal rationierte Phasenfütterung zu erreichen, können in der Fütterungsanlage mehrere Rezepturen hinterlegt werden», erklärt Thomas Brand.
Weitere Möglichkeiten bestehen zudem mit einer fahrbaren Mahl- und Mischanlage. Die einzelnen Komponenten werden aus den Lagersilos gesogen, vermahlen und vermischt und anschliessend in die entsprechenden Futtersilos eingeblasen. Die Fütterungsanlage oder die fahrbare Mahl- und Mischanlage übernehmen dann die Mischung.
Der Fütterungscomputer berechnet die Ration täglich neu
Die Rationen für seine Mastschweine lässt Philipp Fiechter von Thomas Brand berechnen. «Berater von Futtermittelfirmen verfügen über die entsprechenden Computerprogramme, um die Rezepturen einfach zu berechnen. Diese Programme können auch von LandwirtInnen selbst bedient werden», sagt Brand. Er empfiehlt die Berechnung mit einem Fütterungsprogramm auch aufgrund der Dokumentationspflicht. Um keinen Überschuss an Phosphor und Stickstoff auszubringen, gelten anhand der «Grundlagen für die Düngung landwirtschaftlicher Kulturen in der Schweiz», abgekürzt GRUD 2017, gewisse Nährstoffgrenzen, die von den Betrieben einzuhalten sind. Betriebe, die in der Schweinehaltung einen gegenüber den GRUD 2017 abweichenden jährlichen Nährstoffanfall geltend machen wollen, müssen diesen mittels der «Linearen Korrektur» nach Futtergehalten (Zusatzmodul 6) oder mit der «Import/Export-Bilanz» (Zusatzmodul 7) berechnen, so die Vorgabe des Bundesamts für Landwirtschaft.
Auf dem Mastbetrieb von Philipp Fiechter berechnet der Fütterungscomputer die Ration täglich neu und passt diese gegebenenfalls an. Dabei werden zum Beispiel die Futtermenge, die Anzahl der Schweine, die Tageszunahmen und die Energiedichte des Futters berücksichtigt. Ist die Ration berechnet, wird gemischt.
Auf dem Mastbetrieb von Philipp Fiechter besteht die Fütterung aus einer Vorsuppe, die jeden Tag neu gemischt wird. Für die Vorsuppe wird zunächst ein Anteil Wasser in die Stande gefüllt. Anschliessend kommen Silomais, Jeluvet (ein Rohfaserprodukt aus Lignocellulose), Milchpulver, Käse, Schokolade und Pic-Mix (gepresste Würfel aus Nebenprodukten aus der Nahrungsmittelindustrie) dazu. Alles wird mit dem Mixer in einer separaten Stande gemischt und zerkleinert.
Letztlich werden die Komponenten Wasser, Getreide, Soja, Mineralstoff und ein Anteil der Vorsuppe in der Futterstande mit einem Rührwerk gemischt. Von dort aus wird die Suppe über die Futterleitung zu den Trögen geleitet und an die Schweine verfüttert.
Die Lagerung sieht auf Fiechters Betrieb je nach Komponente sehr unterschiedlich aus. Während das Getreide und die Maissilage in Hochsilos gelagert wird, befindet sich die Schokolade und das Pic-Mix in Big Bags. Das Milchpulver, der Mineralstoff und das Jeluvet lagern als Sackware auf Paletten.
Schwankungen in den Gehalten erkennen und rasch handeln
Doch wie geht man am besten mit Schwankungen in den Gehalten der verschiedenen Futtermittel um? «Die schwankenden Gehalte sind ein ständiger Begleiter dieser Art der Fütterung, und zwar über fast alle Futtermittel», sagt Philipp Fiechter.
Die Kunst bestehe darin, dies zu erkennen und rechtzeitig zu handeln. Auch stehen nicht immer alle Produkte im gleichen Umfang zur Verfügung, was vor allem bei den Nebenprodukten zu berücksichtigen sei, sagt der Landwirt. Man sei in einem solchen Fall auf einen Partner angewiesen, der dies schnell und unkompliziert handhaben kann.
«Wenn sich etwas ändert, reicht ein Telefonanruf und spätestens am Tag darauf habe ich die neu berechnete Ration in meinem Mailpostfach», erzählt Fiechter. Dies setze allerdings voraus, dass die Firma im Bereich der Nebenprodukte Erfahrung habe, ansonsten kann es passieren, dass die Fütterung nicht mehr funktioniert, weil die Suppe zum Beispiel zu dick ist. Auch die Auswertungen der Schlachtprotokolle sollten genau analysiert und die Ration bei Bedarf angepasst werden.
Thomas Brand bestätigt, dass die Rezepturen je nach Dimension der Schwankung angepasst werden müssen. «Idealerweise werden Futtermittel in regelmässigen Abständen analysiert, um die Schwankungen zu erkennen. Sind die Abweichungen zu gross, müssen eventuell alternative Futtermittel ergänzt werden», sagt Brand.