Kurz & bündig
- Pferdehaltung ist ausserhalb der Bauzone stark reglementiert. Nur bestehende landwirtschaftliche Gewerbe dürfen neue Gebäude und Anlagen bauen.
- Zielkonflikte zwischen Tierwohl, Raumplanung und Wirtschaftlichkeit fordern beim Bauen heraus. Gute Kompromisse sind gefragt.
- Der Investitionsbedarf ist gross, ebenso die Auswahl an Haltungsformen und Stalleinrichtungen. Eine gründliche Vorbereitungsphase macht sich bezahlt.
Die Grundbedürfnisse der Pferde sind seit Jahrtausenden dieselben. Doch Nutzung und Stellenwert der Equiden haben sich in kurzer Zeit vom Arbeitstier zum Freizeitpartner verschoben, ausserdem bringt die Forschung neue Erkenntnisse.
Die Stallbaubranche reagiert mit Innovationen, die Vielfalt an der Ausrüstungsfront ist gross. Gebaut werden ausgeklügelte Aktivställe neben klassischen Einzelboxen, dazu kommen vermehrt Mischformen. Für Pferde in Gruppenhaltung gibt es Ruheräume, Einzelboxenhaltung wird mit Möglichkeiten zu freier Bewegung und Sozialkontakt ergänzt.
«Das Management macht einen guten Stall aus», sagt Anja Zollinger, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Gruppe Equiden bei Agroscope. «Es gibt nicht die beste Haltung, die für jedes Pferd funktioniert.» Grundsätzlich befriedige ein guter Stall die Grundbedürfnisse des Pferdes nach Bewegung, Futteraufnahme und Sozialkontakt möglichst artgerecht. Das gehe kaum ohne Kompromisse. «Werden in einem Bereich Abstriche gemacht, müssen dafür die anderen Grundbedürfnisse sehr gut abgedeckt sein.»
Die neuen Stallungen sind hoch, hell und luftig
Artgerechte Haltung ist für Barbara Koellreuter wichtig. Sie führt den Landwirtschaftsbetrieb Klushof in Aesch BL, wo sie mit Pferden aufgewachsen ist. Schon ihre Mutter hatte die Pensionspferdehaltung ausgebaut, mehrheitlich in Innenboxen, wobei die Tiere den Tag auf der Weide oder im Auslauf verbringen. Jetzt leitet die 48-jährige ETH-Agronomin Barbara Koellreuter ein grosses Bauprojekt mit Verdoppelung der Pensionspferdehaltung in die Abschlussphase:
- 20 Auslaufboxen mit Saugentmistung
- Gruppen-Offenstall für 15 Pferde
- Stalleinheit für drei Zweiergruppen
Die neuen Stallungen sind hoch, hell, luftig und mit grosszügigen Vordächern ausgestattet. Zur Wahl der Haltungssysteme sagt Barbara Koellreuter: «Gruppenhaltung ist sehr gefragt, ebenso Auslaufboxen, Innenboxen hingegen weniger.» Ein Aktivstall hätte ihr gut gefallen, aber das hügelige Terrain sei ungeeignet. Beim Volumen für Boxen, Ausläufe und Liegeflächen hat sie das Maximum aus-geschöpft, das die Raumplanung zulässt.
Grosszügiges Bauen empfiehlt auch Anja Zollinger, wenigstens das Anderthalbfache der Mindestfläche. «Die durch den Tierschutz vorgegebenen Mindestmasse reichen nicht», besonders bei Gruppenställen. Mehr Raum mache sich bezahlt durch ruhigere Tiere, weniger Stress und Verletzungen. Zudem sei eine grosszügige Boxe für immer mehr PferdebesitzerInnen ein Argument bei der Stallwahl.
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Die Planungszeit für die Ställe hat Geduld gelehrt
Die Ställe auf dem Klushof werden etappenweise fertiggestellt und bezogen, teilweise sind sie schon bewohnt; bis im Herbst 2025 soll alles fertig sein. Diese Staffelung vereinfache die Erweiterung, erzählt Barbara Koellreuter. Im April 2022 hatte sie zusammen mit dem Bauplaner ihre grossen Pläne in einer ersten Fassung auf das Papier gebracht, ein Jahr später reichte sie das Baugesuch ein. Von da an dauerte es nochmals über ein Jahr, bis der Bagger auffahren konnte.
«Ich hätte am liebsten möglichst schnell losgelegt. Aber ich habe Geduld gelernt», sagt die 48-jährige Betriebsleiterin rückblickend. Auch während der Bauphase half ihr die Devise: «Hauptsache, der Bau wird gut.»
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Nachbarn frühzeitig informiert, Behörden vor Ort eingeladen
Als die Grundzüge des Neubaus feststanden, besichtigte sie viele Ställe und nahm Ideen mit. Mit den Nachbarn sprach sie frühzeitig über ihre Pläne, sie lud vor der Baueingabe das kantonale Bauinspektorat und diverse Fachstellen auf den Platz und liess sich mit Informationen zu den Anforderungen für das Bauprojekt ausrüsten.
Pferde
Raumplanerische Fragen rund um Pferdeställe
Für die Planung und Ausführung wählte die Agronomin die spezialisierte Firma «as Pferdestall GmbH» aus Muhen AG. Mit deren Unterstützung übernahm sie die Bauleitung weitgehend selbst. «Eine sehr intensive Zeit», schaut sie zurück.
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Die Bauleitung braucht Zeit und Koordination
Noch heute, während sich der Bau dem Abschluss nähert, steht sie jeden Morgen mindestens eine Stunde auf dem Bauplatz, koordiniert, klärt Fragen und organisiert. Unterstützt wird sie bei der Arbeit von ihrem Ehemann Christian Brodmann, der Landwirt ist und im Nachbardorf einen eigenen Ackerbaubetrieb bewirtschaftet. Das Ehepaar führt die beiden Betriebe in einer ÖLN-Gemeinschaft.
Den Klushof bewirtschaftet Barbara Koellreuter in dritter Generation. Rebbau und Event-Gastronomie sind weitere Betriebszweige auf dem 35-Hektaren-Betrieb. Der Kontakt zu Gästen liegt der Betriebsleiterin: Sie freut sich auf die neuen Pferde und Menschen, die in nächster Zeit auf den Hof kommen.
Tipps, damit das Bauvorhaben klappt
Tipps zum Bauvorhaben von Ruedi von Niederhäusern, langjähriger Betriebsleiter des Nationalgestüts in Avenches und heute Berater bei «B+M Agrotech» in Densbüren AG:
- unvoreingenommen an die Planung herangehen, andere Ställe besichtigen, offen für neue Ideen sein
- Bewegungsabläufe der Pferde und Arbeitsabläufe der Menschen detailliert durchdenken
- grosszügig planen, bei der Belegung nicht ans Limit gehen, Erweiterungsmöglichkeiten offenhalten
- bedarfsgerechte Nebenräume nicht vergessen
- branchenkompetente Partner für Planung und Ausführung wählen
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Betriebsspiegel Klushof Koellreuter
Barbara Koellreuter, Aesch BL
LN: 35 ha (Grünland und Rebbau)
Tierbestand: Aktuell 38 Pensionspferde
Weitere Betriebszweige: Rebbau, Event-Gastronomie, ÖLN-Gemeinschaft mit dem Betrieb des Ehemanns Christian Brodmann
Arbeitskräfte: Barbara Koellreuter, 5 Mitarbeitende
www.klushof.ch
