Kurz & bündig
- Beim Melkroboter werden jährlich mehrere, gleich grosse Services durchgeführt, damit die Kühe möglichst ihren Tagesablauf beibehalten können.
- Die Serviceleistungen werden in der Regel über einen Vertrag vereinbart.
- Gute Servicetechniker sind mit der zunehmenden Automatisierung gefragt, und auch Mangelware.

«In der Schweiz gibt es gut 17 000 Milchviehbetriebe und rund 2000 Sömmerungsbetriebe, welche Milch produzieren. Auf diesen Betrieben sind gesamthaft zirka 2000 Melkroboter im Einsatz», sagt Andreas Niederhäuser, Leiter des Melkforums in Zollikofen BE.

Die Nachfrage nach Melkrobotern ist tendenziell steigend. Neun von zehn Geschäfte im Melktechnikhandel werden heute im Bereich der Melkroboter getätigt. «Man darf aber nicht vergessen, dass im Bereich der Melktechnik auch ein grosser Occasion-handel besteht. Werden gebrauchte Rohrmelkanlagen und Melkstände weiterverkauft, gelangt das nicht in die Statistik», merkt Niederhäuser an. Auch bei den Melkrobotern besteht ein Gebrauchtanlagen-Markt, in den meisten Fällen würde aber in einen neuen Roboter investiert werden.

Damit die Melkroboter möglichst zuverlässig funktionieren, ist ein professioneller und regelmässiger Service unerlässlich.

[IMG 2]

Serviceverträge sind in der Praxis Standard

Investiert ein Betrieb in einen Melkroboter, wird in der Regel auch ein Servicevertrag erstellt. «Es gibt in der Schweiz kaum einen Roboter ohne Servicevertrag», weiss Andreas Niederhäuser. Grundsätzlich wird das Abschliessen eines Vertrags durch die Hersteller empfohlen.

Einzelne Händler führen den Service ohne fixe Serviceintervalle, sondern je nach Bedarf durch. Auf Sömmerungsbetrieben, auf denen der Roboter nicht das ganze Jahr über im Einsatz ist, wird beispielsweise oftmals zweimal pro Jahr ein grosser Service durchgeführt. Eine Übersicht zu den Serviceverträgen verschiedener Melkrobotervertreter in der Schweiz ist in der untenstehenden Tabelle zu finden. 

[IMG 5]

Mehrmals Service, damit der Roboter nicht lange stillsteht

Je nach Servicevertrag und Firma unterscheiden sich die Anzahl Wartungen pro Jahr. «In der Regel wird bei einem Melkroboter drei- bis viermal ein Grundservice durchgeführt», sagt Andreas Niederhäuser. Es werden mehrere, gleich grosse Services durchgeführt, damit der Roboter nicht zu lange stillsteht und die Kühe möglichst ihren Tagesablauf beibehalten können. Die Verantwortung für den Service und die Termine liegt beim Milchproduzenten. In der Praxis ist es aber so, dass die Techniker den Service voranmelden und die Termine vereinbaren.

Bei mindestens einem Service werden auch die ISO-Messungen durchgeführt, welche obligatorisch sind. Im Rahmen der Messungen werden unter anderem folgende Parameter überprüft:

  • Vakuumhöhe
  • Leistung und Reserve der Vakuumversorgung
  • Pulsation
  • Konzentration, Temperatur und Funktion der Reinigung von Melkroboter und Milchtank

«Die jährlichen Servicekosten belaufen sich in der Schweiz bei einem Melkroboter auf durchschnittlich 5000 bis 7000 Franken», so Niederhäuser. Diese Kosten beinhalten zum Beispiel die Arbeit und das Material für den Grundservice (Pulsatoren, Ventiltechnik).

Verbrauchsmaterial wie Zitzengummis, Reinigungsbürsten und Milchschläuche sind häufig nicht im Vertrag inklusive. Das ist so, weil Betriebe mit unterschiedlich grossen Herden meistens die gleichen Serviceverträge haben. Betriebe mit mehr Kühen benötigen entsprechend auch mehr Verbrauchsmaterial.

Weitere Kosten entstehen durch das Dippmittel, Reinigungsmittel und die Zwischendesinfektion (Essigsäure oder Dampf), die selten im Servicevertrag inklusive sind.

Störungen, die in der Praxis unerwartet auftreten, sind meistens mechanisch bedingt, wenn beispielsweise eine Kuh ein Stück des Roboters abschlägt. Im Winter seien die Servicetechniker am meisten gefordert, da es aufgrund von Frost zu Störungen kommen könne.

Ein grosser Vorteil ist, dass der Servicetechniker online Zugriff auf den Melkroboter hat und so den Landwirt aus der Ferne instruieren kann. «Viele Störungen können unter Anleitung durch den Landwirt selbst behoben werden», erklärt Niederhäuser.

[IMG 3]

Melkstand und Melkroboter im Vergleich

Werden die Kosten von Melkstand und Melkroboter gegenübergestellt, ist es wichtig, dass immer mit der gleichen Kapazität bzw. Anzahl Kühen gerechnet wird.

«Der Service und Unterhalt eines Melkroboters für 50 bis 60 Kühe kostet jährlich, inklusive Verbrauchsmaterial, Dipp- und Reinigungsmittel, zwischen 10 000 und 12 000 Franken», spricht Niederhäuser aus Erfahrung. Bei einem Melkstand mit derselben Kapazität rechnet man mit 7000 bis 8000 Franken jährlich.

Der Roboter ist bei den jährlichen Servicekosten teurer als der Melkstand. Der Melkroboter kann hingegen durch die Konformität für die Kuh und die Flexibilität bei der Arbeitsaufteilung punkten.

Häufig sind die hohen Anschaffungskosten (rund 200 000 Franken) für den Melkroboter ein Diskussionspunkt. Andreas Niederhäuser spricht an, dass jeweils die betriebsspezifische Situation beachtet werden müsse. So hat das Melkforum kürzlich eine Vollkostenrechnung für einen Betrieb durchgeführt, jeweils für die Variante Melkstand und Melkroboter. Durch den hohen Platzbedarf, den Betonverbrauch und die Isolierung für den Melkstand haben sich die Kosten für die zwei Systeme in diesem Fall kaum unterschieden.

Auch die persönlichen Prioritäten können sich unterscheiden. «Möchte ein Landwirt fixe Melkzeiten, weil er beispielsweise zu einem hohen Prozentanteil auswärts arbeitet, ist ein Melkstand vermutlich die bessere Lösung», erklärt Niederhäuser. Beim Melkroboter sollte einem bewusst sein, dass kleinere Arbeiten über den Tag verteilt anfallen.

Gibt es einen Mangel an gut ausgebildeten Servicetechnikern?

Im Melkforum werden die Servicetechniker aller Melktechnikfirmen in der Schweiz ausgebildet. Besonders bei jungen Personen sei die Ausbildung aufgrund der komplexen Technik beliebt. Personen, welche die Ausbildung zum Servicetechniker absolvieren, haben oftmals einen landwirtschaftlichen Hintergrund oder bereits eine Lehre im technischen Bereich absolviert.

Die Ausbildung für Quereinsteiger im Melkforum dauert zwei Wochen und wird durch eine theoretische Prüfung abgeschlossen. Danach arbeiten die Servicetechniker einen Monat lang in der Praxis und absolvieren zum Schluss eine praktische Prüfung. Ab August 2026 wird die Ausbildung zum Servicetechniker in die Lehren Automatikmonteur EFZ und Automatiker EFZ integriert. «Wir werden hier Quereinsteiger als Zusatzausbildung sowie neue Berufsleute ausbilden können», erläutert Andreas Niederhäuser.

Im März 2025 berichtete das «Elite Magazin» über einen gravierenden, regional abhängigen Mangel an kompetenten Servicetechnikern für Melkroboter. Die Folgen daraus: lange Standzeiten, Leistungseinbussen, verschlechterte Tiergesundheit und steigende Kosten. «Hier im Melkforum bilden wir jährlich 50 bis 60 neue Servicetechniker aus. Die Kurse sind gut besetzt», erzählt Niederhäuser.

Gute Techniker sind mit der zunehmenden Automatisierung gefragt und auch Mangelware. Die Situation ist aber in der Schweiz nicht so gravierend wie im «Elite Magazin» für Teile Deutschlands dargestellt.

[IMG 4]

Installation und Service von Melkanlagen

Mit Bezug auf die Verordnung über die Hygiene bei der Milchproduktion wurde ein Branchenstandard für die Installation und den Service von Melkanlagen erarbeitet und festgelegt.

Anforderungen
- Fachpersonal: Wer Melkanlagen installiert und Servicearbeiten ausführt, muss sich mittels Fähigkeitsausweis ausweisen können. Die Liste der zugelassenen Techniker ist auf der Website des Schweizerischen Landmaschinen-Verbandes (SLV) ersichtlich.
- Messgeräte: Messgeräte für die Installation und den Service von Melkanlagen müssen spezifische Anforderungen erfüllen und jährlich geprüft werden.
- Installation von Melkanlagen: Melkanlagen sind gemäss spezifischen Richtlinien auszuführen, die auch für automatische Melksysteme (AMS) gelten.
- Service von Melkanlagen: Der Service bei Melkanlagen ist gemäss spezifischen Richtlinien durchzuführen und muss auf dem Serviceblatt dokumentiert werden (gilt auch für AMS).

Ergänzende Richtlinien für AMS
- Melkanlagen dürfen in Ausnahmefällen aufgrund ihrer Bauweise in Teilen von den Normvorgaben für Installation und Kontrollmessungen abweichen. Für AMS sind solche Abweichungen zulässig, wenn fachgerechtes und tierfreundliches Melken sowie einwandfreie Milchqualität weiterhin gewährleistet sind. Bei Abweichungen von den geltenden ISO-Normen sind die Herstellervorgaben bezüglich Installation, Kontrolle und Wartung einzuhalten.
​​​​​- Neben Kontroll- und Wartungsarbeiten im Rahmen des Branchenstandards sind darüber hinausgehende herstellerspezifische Kontroll- und Wartungsarbeiten nach den Herstellervorgaben durchzuführen (muss mittels Servicevertrag oder anderweitiger Vereinbarung geregelt werden).

Quelle: Branchenstandard «Installation und Service von Melkanlagen», Juni 2023