Kurz & bündig
- Sinnvoll ist, sich in der Pferdepension auf eine Gruppe von Pferdehaltern zu konzentrieren (z. B. Altersweide, Freizeitpferde, Sportreiter).
- Transparenz und klare Regeln von Anfang an erleichtern den Pensionsbetrieb und vermeiden den Zugang von nicht passenden Kunden sowie viele Wechsel.
- Eine realistische Kostenrechnung hilft beim Erstellen des Pensionspreises und trägt zum Verständnis bei den Pensionären bei.

Ein Stück Wiese, einen Unterstand, Tränkemöglichkeit und gut ist. Ganz so einfach ist es in den meisten Fällen jedoch nicht, weiss der Landwirt, Pferdezüchter und langjährige Pensionsstallbesitzer Bernhard Wüthrich aus Rubigen BE.

Seit 25 Jahren besitzt er neben den Milchkühen und seiner Freibergerzucht auch noch Platz für 20 Pensionspferde. Deren Besitzerinnen sind Freizeitreiter und geniessen es, ihre Zeit mit den Pferden auf dem Reitplatz oder im umliegenden Gelände mit Ausritten zu verbringen.

Nicht alles lief von Anfang an immer am Schnürchen. Denn wie die Pferde individuell sind, so haben auch ihre Besitzer ihren eigenen Charakter, Wünsche und Ideen. «Am Anfang wollten wir es immer allen Recht machen», erzählt Wüthrich.

«Konstanz im Alltag bringt Ruhe und Zufriedenheit in den Betrieb.»

Bernhard Wüthrich, Freibergerzucht BW

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Transparenz von Anfang an

Nicht, dass er und seine Frau Christina dies nicht mehr wollen. Doch sie mussten merken, dass ein Wunschkonzert im Pensionsstall den zeitlichen und gar den finanziellen Rahmen sprengt. «Heute setzen wir auf Transparenz. Ein Pferdebesitzer soll gleich von Anfang an wissen, wie es bei uns läuft. Wenn dies für ihn so nicht passt, dann verzichten wir lieber», erklärt das Landwirtepaar.

Neben den 20 Pensionspferden haben sie noch 30 eigene Freiberger – vom Fohlen bis zum ausgebildeten Sportpferd. Die beiden Söhne Mathias und Michael sind im nationalen und internationalen Fahrsport aktiv und erfolgreich. Neben der Zucht bilden Wüthrichs ihre Pferde auch selber aus. Da fällt einiges an Arbeit an: Jeden Tag zweimal misten, zweimal füttern sowie jedes Pferd in die Führanlage oder auf die Weide führen.

Der Hof von Wüthrichs ist 38 ha gross. Einen Teil des Heus und Strohs müssen zur Eigenproduktion hinzugekauft werden. Neben den 50 Pferden leben auf dem Hof von Wüthrichs auch noch 28 Milchkühe. Für die Pferde hat der Betriebsleiter noch eine Angestellte, die zu 60 Prozent bei den täglichen Stallarbeiten mithilft.

Betriebsspiegel der Freibergerzucht BW
Christina (52) und Bernhard Wüthrich (51) mit Mathias (16) und Michael (20), Kleinhöchstetten, Rubigen BE

LN: 38 ha
Bewirtschaftung: ÖLN
Kulturen: Kunstwiesen, Natur-wiesen, Futtergetreide und Mais
Tierbestand: 50 Pferde, davon 20 Pensionspferde, 28 Milchkühe
Weitere Betriebszweige: Pferdezucht und -ausbildung, Pferde-pension, Milchwirtschaft
Arbeitskräfte: Christina und Bernhard Wüthrich sowie eine Angestellte (60 %), Söhne (beide in Ausbildung)

www.freibergerzuchtbw.ch

Rechnet sich so ein Pensionsstall? Die Wüthrichs verlangen einen monatlichen Grundpreis von 730 Franken. Inbegriffen sind hier die Benutzung des Reitplatzes sowie die Sommerweide. Im Winter, von Dezember bis März, kommen für die Pensionäre zusätzliche Kosten für die Führanlage (50 Fr./Monat) sowie die Winterweide (100 Fr./Monat) hinzu, wenn sie dies wünschen.

Keine Pensionspreiserhöhung trotz steigender Preise

Seit dem Ukrainekrieg sind die Preise für Futter und Diesel enorm gestiegen. Bis jetzt haben Wüthrichs jedoch das Glück, dass die Energiepreise in ihrer Region nicht in die Höhe geschossen sind. Im Moment bleiben sie somit bei ihrem Pensionspreis: «Wir wollen mal schauen, wie sich die Preise im ersten Quartal 2023 entwickeln. Wenn es irgendwie geht, wollen wir unsere Preise so belassen», sagt Christina Wüthrich.

Doch es sei nicht ganz auszuschliessen, dass sie eventuell 20 bis 30 Franken erhöhen müssen – auch wenn dies beiden sichtlich zuwider wäre.

«Wir haben ein gutes Pensionsstallklima. Die Konstanz im Alltag tut den Pferden und auch ihren Besitzern gut. Wir funktionieren ein bisschen wie eine ‹grosse Familie›», ergänzt Bernhard Wüthrich. Den beiden ist es wichtig, dass es nicht dauernd Wechsel im Stall gibt, darum setzen sie auch alles daran, dass die langjährigen und geschätzten Pensionäre bleiben.

«Selbstversorger»: Infrastruktur zu vermieten
Unter Pferdebesitzern und gerade im Pferdesport kommt es immer wieder vor, dass mehrere Boxen, ein ganzer Stalltrakt oder ein ganzes Stallgebäude gemietet werden können.

Die Pensionäre zahlen somit Miete für die Infrastrukturen, organisieren sich jedoch in der Regel selbständig, was Futter- und Einstreubeschaffung sowie tägliches Misten, Füttern und weitere tägliche Arbeiten angeht. Daher auch der Begriff «Selbstversorger».

Es gilt jedoch, bei der Pferdehaltung im Allgemeinen und im Speziellen beim Selbstversorgerstall, die gesetzlichen Vorgaben betreffend Tierschutz, Raumplanung, usw. einzuhalten. So kann nicht einfach jeder ohne entsprechende Ausbildung mehrere fremde Pferde halten und betreuen. Kommt erschwerend hinzu, dass die Raumplanung je nach Kanton unterschiedlich gehandhabt wird, was das Ganze zusätzlich verkompliziert.

Infos und Merkblätter:
- Beratungsstelle der Agroscope zu Themen rund um das Pferd
- Agroscope-Merkblatt «Pferdehaltung in der Landwirtschaftszone»

Offenstall mit Paddocktrail: Ein Pferdeparadies auf Erden

Eine ganz andere Art von Pferdepension betreiben Fabienne Meier und Thomas Reinhard auf ihrem Naturhof Waltwil 4 in Wengi BE. Während die Pensionspferde bei Wüthrichs in grosszügigen Boxen sowie Boxen mit Terrassen gehalten werden, sind die sieben eigenen Pferde auf dem Naturhof Waltwil immer frei. Sie haben einen sogenannten Offenstall mit Paddocktrail zur Verfügung. Die Pferde haben somit überdurchschnittlich viel Bewegungsfläche, Futterplätze, Liege- und Ruhebereiche.

Das Motto von Meier und Reinhard lautet: «Mehr Platz – weniger Pferde». Die Pensionäre zahlen in diesem Stall pro Monat 790.– Franken. Ihnen steht ebenfalls ein grosszügiger Sandplatz zur Verfügung. «Wir haben den Pensionsstall mit dem Paddocktrail 2019 ins Leben gerufen. Unser Ziel ist es, über die Jahre ein natur- und pferdegerechtes Umfeld zu schaffen», erklärt Thomas Reinhard.

Im Sommer 2022 hat das Paar den Betrieb stark verändert: Von der Bio-Eierproduktion mit 2000 Legehennen zu einem Lebenshof mit 250 Hühnern, und jeweils etwa sieben Schafen und Kühen. Da fällt ein grosser Anteil des Einkommens auf einen Schlag weg.

Möglich macht diese Veränderung die finanzielle und planerische Unterstützung des Vereins «Hof Narr» in der Umstellungszeit.

«Wir setzen nun neben der pflanzlichen Landwirtschaft mehr auf Begegnungen und auf Patenschaften für unsere Hühner, Schafe und Kühe», sagt Meier, die früher im sozialen Bereich tätig war.

«Das Tierwohl steht bei uns an erster Stelle.»

Thomas Reinhard und Fabienne Meier, Naturhof Waltwil 4

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Arbeitszeit wird nicht immer realistisch gerechnet

Die Pensionspferde leben auf dem Naturhof Waltwil so artgerecht wie es nur geht und weit über dem gesetzlichen Minimum. Die Anlage bietet für sieben Pferde 3500 m² dauernd zugängliche Bewegungsfläche, mehrere Sommerweiden sowie 125 m² Ruhe- und Liegefläche.

Mehrmals täglich wird auf der ganzen Anlage gemistet. Und den Vierbeinern wird an mehreren Fressstationen strukturreiches Heu aus artenreichen Wiesen und Stroh abgegeben.

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Betriebsspiegel Naturhof Waltwil4
Fabienne Meier (34) und Thomas Reinhard (36), Wengi BE

LN: 19 ha
Bewirtschaftung: Bio
Kulturen: Weizen, Dinkel, Soja, Linsen, Senf
Tierbestand: 7 Pferde davon 6 Pensionspferde, 6 Kühe, 7 Schafe, 250 Hühner und 2 Hähne
Betriebszweige: Agroforst, Permakultur, Landschaftsschutz, Biodiversität, Pferdepension, Direktvermarktung, Tier- und Baumpatenschaften
Arbeitskräfte: Fabienne Meier, Thomas Reinhard, Vater Peter Reinhard (80 %)

www.naturhof-waltwil-4.ch

Das Misten und das Futter auffüllen auf so einer weiträumigen Anlage braucht jedoch Zeit: «Wie viel Zeit wir dafür aufwenden, wissen wir gar nicht so genau, aber sicher mehr, als wir berechnen», gibt Reinhard zu. Denn die Arbeiten werden unmotorisiert, also einfach mit Schubkarre und zu Fuss ausgeführt.

Fazit: Pensionspferdehaltung kann sich auf einem Landwirtschaftsbetrieb durchaus lohnen, muss jedoch von Anfang an gut durchdacht und geführt sein.