Strohpellets in der Milchviehhaltung: Vorteile, Einsatz und Grenzen

Kurz & bündig
- Strohpellets bieten im Vergleich zu Langstroh oder Strohhäckseln einige Vorteile.
- Dazu zählt vor allem ihre hohe Saugfähigkeit, die damit verbundene Platzersparnis und ihre Vorteile im nachgelagerten Mistmanagement.
- Werden die Pellets zu heiss verpresst, können sie für die Kühe zu hart und die Liegefläche dementsprechend unbequem sein.
- Preislich sind die Strohpellets interessant, da sie nur wenig teurer sind als Häckselstroh, jedoch eine Menge Vorteile bieten.

Ob Schweine, Rinder, Pferde oder Geflügel – Strohpellets kommen aktuell in den verschiedensten Tierhaltungen zum Einsatz. Dies bestätigt Franz Scheuber, Kundenberater bei der Top-Span AG in Beromünster LU. Die Strohpellets würden vorwiegend für die landwirtschaftliche Milchviehhaltung genutzt, so Scheuber. Die von Top-Span verkauften Pellets werden im Verfahrensprozess auf 100 Grad erhitzt, werden dadurch thermisch hygienisiert und nahezu keimfrei. Was seine Kunden an den Strohpellets aber am meisten schätzen, ist die hohe Saugfähigkeit. Die Pellets reagieren, sobald sie mit Feuchtigkeit in Kontakt kommen, und entwickeln eine Saugkraft von etwa 300 Prozent.

Dies bestätigt auch Landwirt Philipp Zweifel, der einen Milchviehbetrieb in Anwil BL führt und bereits seit 2022 Strohpellets als Einstreumaterial für seinen Boxenlaufstall nutzt. Vor der Umstellung auf Strohpellets streute Philipp Zweifel mit zugekauftem Häckselstroh ein. Die Saugfähigkeit des Häckselstrohs sei allerdings für sein Stallkonzept zu gering gewesen, so der Landwirt. «Gerade im Boxenlaufstall geht mal ein Wind oder Regen und Schnee wehen herein. Im Winter war es mit dem Häckselstroh teilweise tagelang nass. Mit den Strohpellets passiert das nicht mehr», erzählt der Landwirt. 

[IMG 3] Da sich die Strohpellets besser auflösen, wenn es etwas feuchter ist, kombiniert der Landwirt die Strohpellets über die trockenen Sommermonate mit etwas Sägemehl, um eine weichere Liegefläche zu schaffen. Über die Herbst- und Wintermonate werden nur Strohpellets eingestreut. In Kombination mit dem feuchteren Klima im Boxenlaufstall lösen sich die Pellets schneller auf und es bildet sich rasch eine weiche und bequeme Fläche, auf der die Kühe gerne liegen. 

Strohpellets machen sich nach dem Stall gut auf dem Acker

Nach dem Entmisten eignen sich die aufgequollenen Strohpellets optimal zur Ausbringung auf den Acker. Gerade im Hinblick auf die Ausbringung der Gülle mit Schleppschlauch haben Strohpellets den Vorteil ihrer kleinen Strukturierung, die eine Verstopfung des Schleppschlauchs verhindert. Landet der Mist anschliessend in der Biogasanlage, weil LandwirtInnen beispielsweise keine eigenen Ackerflächen haben, auf die sie den Mist ausbringen können, hat das Stroh in Pelletform ebenfalls Vorteile im Vergleich zu Langstroh. [IMG 2]

Letzteres ist unzerkleinert nicht gut vergärbar und kann den Fermenter, der die organische Substanz abbaut und in Biogas umwandelt, verstopfen. Der Arbeitsgang, das Langstroh vor dem Einsatz in der Biogasanlage zu zerkleinern, entfällt also bei der Nutzung von Strohpellets. Gegenüber dem Einsatz von Sägemehl als Einstreu liegt der Vorteil von Strohpellets ebenfalls nachgelagert in der Mistaufbereitung.

Hier sei es so, dass das Sägemehl in der Jauchegrube absinkt und am Boden eine feste Schicht bildet, die irgendwann gegebenenfalls ausgebaggert werden muss. «Die Strohpellets sinken im Vergleich dazu in der Jauchegrube nicht ab», erzählt Franz Scheuber, «sie bilden lediglich eine etwas festere Oberflächenschicht, die jedoch mit einem Durchrühren aufzulösen ist.»

Pellets brauchen weniger Platz und binden Gerüche rasch

Auch die Platzersparnis ist ein Vorteil der Strohpellets. Auf dem Betrieb Zweifel werden einmal im Jahr 24 Tonnen Strohpellets per Sattelschlepper geliefert und in Big Bags à einer Tonne gelagert. Weitere Vorteile der Strohpellets sind die rasche Geruchsbindung und damit verbunden ein angenehmeres Stallklima ohne Ammonniakgerüche sowie eine verminderte Staubbildung im Vergleich zu herkömmlichem Langstroh.[IMG 4]

Auf die Frage, ob sich Strohpellets für eine Art der Tierhaltung nicht eignen, sagt Franz Scheuber ganz klar: «Bei Mastgeflügel macht es keinen Sinn, Strohpellets als Einstreu zu nutzen. Durch den Kot und Urin der Masthähnchen entsteht nicht genug Feuchtigkeit, sodass die Pellets nicht aufquellen. Auch für die Fussballengesundheit bietet sich in diesem Bereich eher feineres Strohgranulat an.»

Ein möglicher Nachteil bei der Nutzung der Strohpellets ist für Philipp Zweifel die unterschiedliche Pressqualität, die sich durch das Pressverfahren ergibt: Durch zwei ineinandergreifende Matrizenwalzen werden die Pellets gepresst. Während des Pressverfahrens müsse im Hinblick auf die Verschleissgrenze regelmässig ein Matrizenwechsel vorgenommen werden, weiss Zweifel. Die nach dem Wechsel gepressten Pellets werden stärker erhitzt, verfärben sich zu einem dunkleren Braun und lösen sich sehr schlecht auf.

«Nach dem Matrizenwechsel müssen die Drücke erst wieder angepasst werden, da kann es vorkommen, dass die ersten Chargen nach dem Wechsel zu fest verpresst werden», bestätigt auch Scheuber. «Diese Pellets sind dann so hart, dass sich die Kühe nicht gerne drauflegen», berichtet Zweifel.

Allerdings achte man bei Top-Span darauf, dass die zu hart verpressten Strohpellets nicht an Kunden aus der Landwirtschaft, sondern zum Beispiel an Brennstoffkunden verkauft werden. Zu Heizzwecken ist es nämlich vorteilhaft, wenn die Pellets härter verpresst sind.

Strohpellets haben ihren Preis und stammen aus Europa

Auch die Kosten sind mit einem regional unterschiedlichen, mengenabhängigen Preis ab etwa Fr. 24.90 bis Fr. 50.– pro 100 kg ein Faktor, den es zu berücksichtigen gilt. Allerdings müsse man alternativ, sofern nicht selbst produziert, ebenfalls Einstreumaterial zukaufen, gibt Landwirt Philipp Zweifel zu bedenken.

Strohpellets seien im Vergleich zu Häckselstroh angesichts der zahlreichen Vorteile nur unwesentlich teurer, so Franz Scheuber. «Für viele unserer Kunden sind die Strohpellets auch deshalb preislich sehr interessant», berichtet der Kundenberater.

Doch woher kommt das Stroh, welches Top-Span als Strohpellets verkauft? «Die Strohpellets sind EU-Ware. Wir arbeiten diesbezüglich mit mehreren renommierten Lieferanten aus allen Getreideanbaugebieten der Europäischen Union zusammen. Das verschafft uns eine gewisse Flexibilität, mit der wir auf den Markt angepasst reagieren und dem Endverbraucher angemessene Lieferfristen und attraktive Preise anbieten können», sagt Scheuber.

Betriebsspiegel Flühackerhof

Philipp und Denise Zweifel, Anwil BL
LN: 25 ha
Kulturen: Naturwiese, Kunstwiese, Silomais, Weizen (Fruchtfolgegemeinschaft mit anderem Betrieb)
Tierbestand: 54 Milchkühe (SF, RH), Mastkälber (40 bis 45 pro Jahr), 7 Pferde, 1 Pony
Weitere Betriebszweige: Pensionspferde, Direktvermarktung
Arbeitskräfte: Philipp und Denise Zweifel, Hannes und Sabine Gysin (Eltern von Denise), 1 Lehrling