In einem Mastbetrieb mit 700 kontinuierlich bestossenen Plätzen traten mehrfach Abgänge unbekannter Ursache auf. Vermutet wurden Darmdrehungen. Untersuchungen gab es dazu noch keine. Die Verluste lagen mit vier Prozent deutlich über dem Betriebsdurchschnitt.
Bei einem ausführlichen Stallrundgang nahm der SGD-Experte die
Fütterung, die Wasserversorgung und die allgemeine Gesundheit der Tiere unter die Lupe. Für die Vormast werden die Jager in 50er-Gruppen gehalten. Die Gruppengrösse wird später für die Ausmast halbiert.
Die Fütterung der Tiere erfolgt Phasen-angepasst mittels Spotmix-Multiphasenfütterung. Sie erfolgt mehrmals täglich im Auslauf. Die Wassernippel sind im Innenraum an der Aussenwand angebracht.
In allen Alterskategorien fanden sich Kümmerer und Tiere mit dünnbreiigem Durchfall. In der Vormast bei den frisch eingestallten Gruppen waren die Wassernippel verstaubt. In ihrer Umgebung waren keine Wasserspuren am Boden. Die Nippel waren für die Jager in unerreichbarer Höhe angebracht. Zahlreiche Tränkenippel wiesen einen mangelhaften Durchfluss auf.
Ein frisch totes Tier wurde im Rahmen des PathoPig Projektes durch die Tierpathologie Zürich seziert.
Die Sektion ergab eine starke Austrocknung mit einer Magenschleimhaut-Entzündung sowie eine Drehung des Magens und des Zwölffingerdarms. Der Kot im Dickdarm war sehr hart und das Tier litt unter Verstopfung.
Nach einem langen Wassermangel hatte der Jager wohl plötzlich Zugang zu Wasser. In der Folge hatte er sich den Magen stark überfüllt. Anschliessend könnte sich der Magen durch Bewegung gedreht haben. Dies kommt auch bei Hunden vor: Eine Magendrehung bedeutet auch für betroffene Hunde oft das Todesurteil, wenn sie nicht notfallmässig operiert werden.
Nach diesem Befund wurde der Betrieb aufgefordert, die Wasserversorgung umgehend zu optimieren.
Schweine können eine Weile ohne Futter ausharren, aber ohne Wasser werden sie sofort krank
Wasser ist das Futter Nummer eins für alle Lebewesen. Ohne Futter können Schweine eine ganze Zeit lang ausharren. Ein Wasserentzug hingegen führt unverzüglich zu Störungen im Organismus oder sogar zum Tod.
Wasser ist ein unverzichtbarer Bestandteil verschiedener Körperflüssigkeiten. Für die Temperaturregulation, den Nährstofftransport im Blut und die Stoffwechselprozesse in den Zellen ist Wasser von entscheidender
Bedeutung.
Ein Wassermangel wirkt sich sofort negativ auf die Zucht- und Mast-
leistung aus. Insbesondere bei Mastschweinen stehen die Futteraufnahme und damit die Leistung der Schweine im direkten Verhältnis zur Wasseraufnahme.
Zwischen Wasseraufnahme und Wasserverlust muss ein Gleichgewicht herrschen. Schweine verlieren Wasser nicht nur über den Harn und den Kot, auch beim Ausatmen geht Wasser verloren.
Kann zu wenig Wasser aufgenommen werden, entsteht als erstes ein Durstgefühl. Die Speichel- und Harnproduktion wird minimiert. Es kommt zu einer erhöhten Herzfrequenz.
Stoffwechsel-Endprodukte werden nicht mehr ausreichend aus dem Körper ausgeschieden. Die Körpertemperatur steigt, danach treten Krämpfe auf. Schlimmstenfalls sterben die Tiere am Wassermangel.
Schweine nehmen Wasser mit einer Temperatur von 12 bis 22 Grad gut auf. Dabei ist der Wasserbedarf bei höheren Umgebungstemperaturen grösser. Auf eine zusätzliche Erwärmung sollte aus hygienischen Gründen verzichtet werden.
Die Wasseraufnahme wird stark beeinflusst durch die Durchflussmenge an der Tränkestelle. Eisen- und Kalk-Ablagerungen vermindern den Leitungs-Querschnitt und damit die Durchflussrate. Zudem begünstigen sie die Ansiedlung von Keimen. Daher ist das Wasserversorgungssystem regelmässig zu kontrollieren.
Bei kleineren Schweinen wirkt sich ein zu hoher Wasserdruck negativ auf die Aufnahme aus. Ferkel meiden die Tränken, wenn ihnen bei der Wasseraufnahme Wasser an die Nase spritzt. Besonders rund um das Absetzen ist das Ferkel aber auf eine genügende Wasseraufnahme angewiesen.
Im Gegensatz dazu kann bei älteren Tieren bei zu geringem Wasserfluss das Trinken schnell frustrierend wirken, die Tiere brechen die Aufnahme zu früh ab.
Der Wasserdruck an der Tränke sollte zwischen 1 bis 1,5 bar liegen. Damit wird gewährleistet, dass das Wasser nicht ins Gesicht spritzt. Häufig braucht es hierzu einen Druckminderer im Wasserkreislauf.
Eine ausreichende Dimensionierung des zuführenden Rohrsystems gewährleistet, dass der Druck auch erhalten bleibt, wenn etwa im Sommer alle Tränkestellen gleichzeitig benutzt werden, der Hochdruckreiniger im Einsatz ist und eine zusätzliche Wasserentnahme getätigt wird.
Worauf gilt es bei den Tränkesystemen für Schweine besonders zu achten?
Es gibt verschiedene Tränkesysteme. Aufgrund der leichter einzuhaltenden Wasserhygiene werden oft Zapfen-Tränken eingebaut.
Diese müssen sowohl von der Grösse als auch von der Positionierung her auf die Tiergrösse abgestimmt werden. Die Schweine sollten mit leicht nach oben gestrecktem Hals Wasser aufnehmen können. Die nach vorne abstehenden Nippel sollen nicht zu Verletzungen führen, weshalb sie nicht im Aktivitätsbereich angebracht werden. Ideal ist eine Positionierung im Spaltenbereich.
Beim Einsatz von Beckentränken ist die Gefahr der Wasserverschwendung geringer als bei Zapfentränken. Zudem werden diese besonders kurz nach dem Absetzen besser angenommen, da die Jager zuerst am Boden nach Wasser suchen. Ideal sind klappbare Becken, die mindestens einmal pro Tag gereinigt werden.
Schweine erinnern sich daran, wenn Wasser schlecht schmeckt, und meiden diese Tränken
Bevor Tiere in einem System neu eingestallt werden, sollten die Leitungen (zum Beispiel durch das Anbringen von Wäscheklammern) entleert werden, damit das abgestandene Wasser nicht aufgenommen wird.
Die Tiere haben ein Gedächtnis für den schlechten Geschmack. Sie werden zukünftig in der Wasseraufnahme gehemmt sein.
Bei Jagern lohnt es sich, ihnen die Tränkestellen zu zeigen. Da die jungen Tiere häufig dazu neigen, in Gruppen zu trinken, können zu Beginn zusätzliche Tränkestellen für mehrere Tiere in den Buchten angebracht werden (etwa Hühnertränke-stellen).
Im Winter ist der Bedarf an Wasser zwar reduziert. Trotzdem muss sichergestellt werden, dass alle Tränkestellen funktionstüchtig und nicht eingefroren sind.