Neulich besuchte eine Tierärztin des Schweinegesundheitsdiensts (SGD) einen kleineren QM-Mäster. Der erste Eindruck war gut, die Tiere schienen gesund. Während aber noch im Stallgang diskutiert wurde, fiel auf, dass sich in einer Bucht die Schweine ständig kratzten. Als dann mithilfe einer Taschenlampe die Schweine genauer angeschaut wurden, konnte man deutlich sehen, dass die Haut gerötet war und dass vor allem hinter den Ohren kleine rote Buckel auftraten. Der Juckreiz und diese Hautveränderungen sind typisch für Räude. Bei der Kontrolle der Einstallungen wurde klar, dass die Tiere von einem Nicht-SGD-Betrieb stammten. Gemäss SGD-Richtlinien hätte der Mäster nur Tiere ab einem Betrieb mit SGD-Status einstallen dürfen, damit genau dies nicht passiert.

Die Tiere waren schlachtreif und wurden beim Dorfmetzger geschlachtet. Die nichtgebrühten Ohren der räudeverdächtigen Tiere wurden zur Untersuchung mitgenommen.

Der Metzger meldete der SGD-Tierärztin, dass er bei Tieren vom gleichen Mäster schon letzte Woche die Schwarte verwerfen musste, weil die Haut stark verändert und deswegen untauglich war. Dies ist ein weiteres Indiz für einen Räudebefall.

Typischerweise sieht man bei gebrühten Schlachttieren auf der Haut rote Punkte. Oft ist die Haut verdickt. Bei hochgradiger Räude kommt es manchmal zu einer sekundären Hautinfektion durch Bakterien. Im Labor konnten in der Haut der Schweineohren die Räudemilben gefunden werden. Der Betrieb galt somit als Räude-infiziert und erhielt den SGD-Status I Räude. Um die Räude wieder loszuwerden empfahl die SGD-Beraterin dem Betriebsleiter eine Totalsanierung. Das heisst, dass der Betrieb, sobald alle Tiere geschlachtet waren, eine Leerzeit von mindestens drei Wochen bis zur nächsten Einstallung einplanen muss.

Juckreiz und Kopfschütteln

Erstes Anzeichen einer Räudeinfektion sind Juckreiz und vermehrtes Kopfschütteln. Die Hautveränderungen beginnen meist am Kopf: An der Innenseite der Ohrmuschel, im Ohrgrund und am Nasenrücken. Bauchunterseite, Schenkelinnenflächen und Umgebung der Hüfthöcker sind weitere Prädilektionsstellen.

Gerade bei Jagern lohnt es sich, die Tiere umzudrehen und die Zwischenschenkelspalte auf rote Punkte zu kontrollieren. An den befallenen Hautbezirken erscheinen zunächst papulöse Hautveränderungen, die Bläschen bilden und später mit einer dünnen Kruste bedeckt sind. Diese wird durch den Stallstaub schwarz gefärbt. Weiter kommt es zu Hautverdickungen mit Falten- und Borkenbildung, wobei tiefe Risse entstehen können.

Nicht immer sind Juckreiz und Hautveränderung bei Räude vorhanden. Das ist häufig bei Galtsauen von chronisch infizierten Beständen der Fall. Werden jedoch Jager von einem chronisch infizierten Züchter mit gesunden Tieren eingestallt, zeigt sich der Juckreiz bei dem jungen Tier innerhalb weniger Wochen. Niedrige Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit verlängern, hohe Temperaturen und niedrige Luftfeuchtigkeit verkürzen das Leben der Milben. Deshalb werden in der Winterzeit mehr Räudeinfektionen festgestellt.

Nachweis nicht ganz einfach

Die Räude wird entweder über den direkten Nachweis der Milbe in der Haut geführt, oder mittels Serologie (Blutproben). Zu beprobende Tiere dürfen in den letzten zwölf Monaten nicht lokal oder systemisch gegen Ektoparasiten behandelt worden sein.

Das Hautgeschabsel ist wenig sensitiv, das bedeutet, dass ein falsch negativer Befund bei befallenen Tieren vorkommen kann. Die Serologie kann nicht bei allen Altersgruppen durchgeführt werden, da für einen Nachweis der Antikörper im Blut die Tiere eine ordentliche Abwehr gemacht haben müssen. Geeignet sind Jungsauen ab einem Alter von sieben Monaten oder Tiere mit Symptomen. Es können auch Saugferkel bis zu einem Alter von zwei Wochen beprobt werden, da diese Antikörper über die Kolostralmilch aufgenommen haben.

Sanierung ist ein Muss

Bei positivem Räudenachweis müssen SGD-Betriebe sanieren. Allein wegen der niedrigen Mast- und Aufzuchtleistungen und der Ausfälle wegen Schwartenverlusten im Schlachthaus ist eine Tilgung der Räude ein Muss. Bei Mastbetrieben empfiehlt sich die Totalsanierung. Der Stall muss mindestens drei Wochen leer stehen, damit der Lebenszyklus der Milbe unterbrochen wird.

Teilsanierungen finden vor allem auf Zuchtbetrieben statt. Dort werden alle Tiere zweimal im Abstand von zwei Wochen (am besten mit Abferkelpause) mit einem Acarizid gespritzt. Geräte und Umgebung müssen mit einem milbenwirksamen Mittel gereinigt werden. Milbeneier sind gegen alle Mittel unempfindlich. Erst nach abgeschlossener Sanierung kann der Betrieb vom SGD-Status I Räude zurück in den Status A mutiert werden.