Kurz & bündig
- Familie Kunz betreibt seit dem Jahr 2007 eine Weihnachtsbaum-Plantage.
- Nach etwa sieben Jahren sind die Tannen verkaufsbereit.
- Damit sie den Ansprüchen der Kunden genügen, müssen die Tannen jahrelang gepflegt werden.
- Das heisst: Schneiden, formen, in und zwischen den Reihen mähen.
- Vögel, Rehe, Frost und Hagel können massive Schäden verursachen.
Eine besinnliche Vorweihnachtszeit schaut anders aus als Weihnachtsbäume auszeichnen, fällen und bereitstellen. Und das bei Wind und Wetter, samstags wie sonntags. Für Barbara und Roland Kunz aus Büetigen im Berner Seeland ist das normal. Sie pflanzten im Jahr 2007 ihre ersten 300 Weihnachtsbäume und vergrösserten die Anzahl Pflanzungen von Jahr zu Jahr. Wie viele es heute sind, bleibt ihr Betriebsgeheimnis.
Aber so viel soll gesagt sein: Die alljährlichen Pflanzungen gehen ganz schön in Knie und Rücken. Denn Familie Kunz setzt bei der Pflanzung, wie auch bei der Ernte, auf Handarbeit. «Nach dem Fällen der Weihnachtsbäume, die gross genug waren, pflanzen wir neue in die entstandenen Lücken», erklärt Betriebsleiter Roland Kunz.
Die Jungtannen sind bei der Pflanzung drei bis vier Jahre alt. «In den ersten Jahren ist ihr Wachstum gering», erklärt seine Frau Barbara Kunz. Deshalb reiche der Platz zwischen den grossen Tannen gut aus.
Die Weihnachtsbäume hegen und pflegen
Der Arbeitsaufwand in der Weihnachtsbaumplantage ist nicht zu unterschätzen. Denn nur mit der Pflanzung und dem Verkauf ist es noch lange nicht gemacht. «Die Tannnadeln, die durch die Hose pieksen, das sind Blaufichten», sagt Kunz, als er durch die Plantage geht. Kleinkinder und Haustiere würden diese Tanne meiden, verrät er.
Dann bleibt er neben einer Nordmanns-Tanne stehen und nimmt etwas Elektrodraht hervor. Mit einigen Handgriffen formt Kunz die Äste des Kranzes in eine andere Richtung. Es dauert etwa sechs Wochen, bis die Tanne die andere Wuchsrichtung annimmt.
Zum Formen gehört auch das gezielte Zurückschneiden von Ästen.
Drei bis viermal pro Jahr formt er so die Tannen. Diese Arbeit sei heikel und Roland Kunz erledigt sie am liebsten selbst. Bei den Blaufichten hingegen sei Formen nicht nötig. Diese hätten eine viel wildere Wuchsform – und die lässt man stehen.
Andere Länder haben beim Formen ganz andere Praktiken. «In den USA beispielsweise mag man die Weihnachtsbäume am liebsten ganz dicht und in konischer Form», erklärt Roland Kunz. Eine solche Form bringe man am besten mit einer Heckenschere hin.
Ein weiterer Arbeitsschritt ist das Einschneiden des Kambiums, also der äussersten Schicht der Rinde. Damit wird das Längenwachstum gebremst. Denn zu lange dürfe der Mitteltrieb nicht sein, sonst entspricht der Weihnachtsbaum nicht mehr dem Schönheits-Ideal.
Grösste Feinde der Bäume sind Vögel, Frost und Hagel
Auch wenn man gezielt schneidet, formt und einschneidet, eine Garantie, nach sieben Jahren einen schönen Weihnachtsbaum zu ernten, hat man damit noch nicht. Vögel sitzen liebend gerne auf der Spitze des Mitteltriebs – die Knospen gehen dadurch kaputt. Roland Kunz kommt den Vögeln aber meistens zuvor, indem er ein Stöckchen mit einer Klammer an der Tannspitze befestigt. Die Vögel müssen sich dann eine andere Sitzgelegenheit suchen.
Verbiss durch Rehe sei vielerorts ein Thema. Bei der Familie Kunz hatte es heuer die ersten Schäden. «Wenn sie sich weiterhin an den jungen Trieben und Knospen bedienen, müssen wir die Plantage wohl oder übel einzäunen.»
Grossen Schäden kann Frost anrichten. Die Familie Kunz hat Wasserleitungen fix installiert, die Sprenkler stehen von Frühling bis Mitte November. «Bei Frostgefahr beregnen wir sämtliche Bäume, wie es auch die Obstbauern machen», erklärt Kunz. Und wie in vielen anderen Plantagen sei Hagel ein unberechenbarer Feind. Die Familie Kunz hat dagegen eine Hagelversicherung abgeschlossen.
Shropshire-Schafe fressen die jungen Triebe nicht
Weihnachtsbäume sind in der Regel etwa sieben Jahre nach der Pflanzung verkaufsbereit. In dieser Zeit muss man auch wirkungsvoll gegen Gras und Unkräuter in den Reihen vorgehen. Wirkungsvoll wären Shropshire-Schafe. Sie fressen als einzige Schafrasse die jungen Tannen nicht an. «Aber wir sind nicht so die Tierhalter», sagt Roland Kunz, «deshalb bevorzugen wir den Fadenmäher.» In manchen Ländern gehe man mit der Unkrautproblematik ganz anders um und setze fast ausschliesslich Totalherbizid mittels Überkopfspritzung ein. Den verholzten Trieben macht das nichts aus.
Auszeichnen, Fällen und Präsentieren der Bäume
Geht es gegen den Herbst zu, geht es ans Auszeichnen der Weihnachtsbäume. Das heisst, jede Tanne, die in diesem Jahr gefällt und verkauft werden soll, bekommt einen farbigen Bändel. In sehr grossen Betrieben gibt es Spezialmaschinen zum Fällen der Tannen. Die Familie Kunz braucht die Motorsäge und die Tannen werden von Hand aus der Plantage getragen. «Wer sich auf grössere Weihnachtsbäume spezialisiert hat, braucht Hebekran und Hebebühne», sagt Kunz. Die Familie Kunz hat auch einige grosse Tannen, aber die grosse Mehrheit bewegt sich um zwischen 1,50 m bis 2,30 m. Die Räume der Kunden sind meistens 2,20 bis 2,40 m hoch.
Frische Qualitätstannen sind der Familie Kunz ein grosses Anliegen, aber zu früh dürfen die Tannen nicht gefällt werden. Fällt man sie und stellt sie am gleichen Tag direkt in die Stube, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sie Nadeln verlieren. Besser sei es, wenn eine Tanne zwei Wochen vorher gefällt wird.
Das Fällen der Weihnachtsbäume beginnt bei der Familie Kunz ab dem 5. Dezember. Für die Kunden stünden ab diesem Zeitpunkt immer etwa 120 Weihnachtsbäume bereit. Damit die Weihnachtsbäume ansprechend präsentiert werden können, fräst Roland Kunz ein Loch in den Stamm. Der Weihnachtsbaum passt dann genau auf den Aufnahmedorn der Ständer. Weil es in ihren Augen die allereinfachste Methode ist den Weihnachtsbaum aufzustellen, verkauft die Familie Kunz die passenden Ständer dazu. «Aber viele Leute kommen mit sehr alten Ständer-Systemen», weiss Roland Kunz. Für ihn ist es selbstverständlich, dass er die Bäume auch auf diese Systeme passend macht.
Werbung macht die Familie Kunz über Flyer, die sie in Büetigen und in den umliegenden Gemeinden verteilen. Die Leute kämen aber auch von viel weiter her. Zum einen sei das der Hauptstrasse zu verdanken, die Lyss und Büren an der Aare verbindet. Die Weihnachtsbäume sind von Weitem zu sehen. Zum anderen sei die Mund-zu-Mund Propaganda sehr wichtig.
Die Nachfrage abschätzen, ist Kaffeesatz-Lesen
Jeder Weihnachtsbaum hat einen anderen Preis. Es kommt auf die Sorte, die Grösse und auf die «Schönheit» des Weihnachtsbaums an. Bezüglich Mengen-Management sei das Geschäft mit den langsam wachsenden Weihnachtsbäumen herausfordernd. «Das ist wie Kaffeesatz lesen», meint Roland Kunz «Und wer weiss schon, was in zehn Jahren ist?» Die Familie Kunz geht jeweils von den Vorjahreszahlen aus und kauft noch Bäume von zwei anderen Betrieben zu. «Aber die bestellen wir ein Jahr im Voraus», sagt Roland Kunz.
Ausschliesslich Baum-Verkauf, Weihnachtsmarkt 2020 abgesagt
Sämtliche Weihnachtsbäume werden direkt ab Hof verkauft. Weil es heuer wegen den Hygienevorschriften anspruchsvoll ist, veranstaltet die Familie Kunz den dazugehörigen Weihnachtsmarkt nicht. «Es ist schade, denn unser Betrieb wird in jeder Adventszeit zum Treffpunkt von vielen Familien und Freunden», sagt Barbara Kunz. Denn der Familie Kunz ist es wichtig, dass der Weihnachtsbaum-Kauf für ihre Kunden ein Erlebnis ist.
In «normalen» Jahren erfordert der ganze Verkauf an Spitzen-Tagen entsprechend Personal. Gegen 20 Leute arbeiten dann auf dem Betrieb. Tönt nach Stress? «Klar kommt es hin und wieder zu hektischen Situationen», sagt Barbara Kunz. Aber es sei auch eine festliche Zeit. «Nicht nur unsere Verwandtschaft, sondern auch unsere ehemaligen Lernenden kommen hierher und packen ein bis mehrere Tage an», sagt Barbara Kunz. Das sei wie ein grosses Familienfest.
Betriebsspiegel der Familie Kunz
Barbara und Roland Kunz mit Tina (23), Beat (20) und Jana (17), Büetigen BE
LN: 40 ha
Bewirtschaftung: ÖLN
Kulturen: Weihnachtsbäume (Nordmann, Rottannen, Blaufichten), Zuckerrüben, Kartoffeln, Gerste, Weizen, Mais
Betriebszweige: Ackerbau, Weihnachtsbäume, Kommunalarbeiten, Wärmeverbund, Wald
Arbeitskräfte: Barbara und Roland Kunz, ein Lernender, ein Mitarbeiter, Aushilfen zu Spitzenzeiten