Kurz & bündig

- Thomas Kyburz bewirtschaftet den Bäumlihof seit 2006 als Pachtbetrieb mit öffentlichem Nutzen.
- Schriftliche Abmachungen regeln die Zusammenarbeit mit dem Kanton.
- Der Schnittblumenanbau ist sein wichtigster Betriebszweig.

 

Thomas Kyburz (45) lebt auf dem Bäumlihof in Riehen BS, seit er fünf Jahre alt ist. Seine Eltern konnten den Betrieb 1985 vom Kanton Basel-Stadt pachten. Kyburz machte eine Lehre als Landmaschinenmechaniker und anschliessend die Zweitausbildung zum Landwirt. Nach einem Jahr in Kanada kehrte er 2004 als Angestellter auf den Bäumlihof zurück.

2006 konnte er die Pacht übernehmen. Der Bäumlihof ist mit Tram und Bus von der Basler Innenstadt in wenigen Stationen erreichbar und deshalb ist es für Thomas Kyburz klar, dass der Hof für die Öffentlichkeit zugänglich sein muss. Dieses Anliegen des Kantons erfüllte er bei der Pachtübernahme in seinem Betriebskonzept, indem er «Schule auf dem Bauernhof» anbot.

Der Bäumlihof ist für die Öffentlichkeit zugänglich

Bis heute besuchen Schulklassen den Hof. Zudem bietet der Verein Compas natur- und tiergestützte Interventionen an. Deshalb leben Pferde, Ponys, Hühner und Kaninchen auf dem Hof. Die Schulbesuche betreuen die Mitarbeitenden von Compas, wenn die SchülerInnen eher jünger sind, Thomas Kyburz ist für die älteren SchülerInnen zuständig, die sich für agrarpolitische Zusammenhänge interessieren.

Denn Agrar- und Gesellschaftspolitik beeinflussen seine Arbeit als Pächter: «Ich muss offen sein für neue Strömungen», sagt er. So sei der Bäumlihof zwar kein Biobetrieb. Doch da er in der Wasserschutzzone liegt, hat schon sein Vater früh auf extensive Bewirtschaftung gesetzt. 18 der 27 ha sind Ökoflächen. Auf 6 ha baut Thomas Kyburz Schnittblumen an, 4 ha davon sind eine Selbstpflück-Anlage.

Er schätzt das gute Einvernehmen und das pragmatische Verständnis für Landwirtschaft, das ihm die Verpächter entgegenbringen. Es helfe, dass seine Ansprechpersonen beim Kanton einen landwirtschaftlichen Hintergrund hätten. «Müsste ich auf Bio umstellen, wäre zum Beispiel die Wirtschaftlichkeit der Schnittblumen bald infrage gestellt», sagt er.

Kyburz schätzt den regelmässigen Austausch

Thomas Kyburz hat mit dem Kanton als Verpächter andere Herausforderungen als jemand, der von einer Privatperson pachtet. So wird er den Bäumlihof nie kaufen können, was für ihn kein Problem ist. Als Pächter eines Kantons ist er – insbesondere mit seiner stadtnahen Lage – den gesellschaftspolitischen Entwicklungen ausgesetzt. Er akzeptiert, dass es stärker Anliegen wie Schulbesuche, Freizeit/Erlebnisangebote, Direktvermarktung/Hofladen und möglichst extensive Bewirtschaftung gibt, und findet darin eine Existenzgrundlage.

Bei einer innerfamiliären Übergabe besteht häufig die Möglichkeit, dass die jüngere Generation in einem ersten Schritt das Inventar erwirbt und den Betrieb pachtet. Sobald dann genügend Kapital da ist, kann der Nachfolger den Betrieb allenfalls kaufen.

Abo Wer ein landwirtschaftliches Gewerbe pachtet, braucht für den Pachtzins eine Bewilligung des Kantons. Pacht Pacht in der Landwirtschaft: Rechte, Pflichten, Fallstricke Thursday, 10. July 2025 Die Ratschläge von Pächterverein-Berater Benjamin Pulver findet Thomas Kyburz wichtig: «Es braucht schriftliche Regelungen und einen regelmässigen Austausch mit der Verpächterschaft.» Kyburz trifft sich zweimal pro Jahr mit seinen Verpächtern, im Alltag arbeitet er vor allem mit E-Mails, wenn es etwas zu klären gibt. Anliegen schriftlich festzuhalten, findet er wichtig.

In einer Inventarliste ist festgehalten, wem was gehört: Die Zäune zum Beispiel, welche in der Selbstpflück-Anlage stehen, hat Thomas Kyburz’ Vater errichtet und bezahlt. Diese Liste wird laufend aktualisiert.

Schriftliche Abmachungen bringen Ruhe und Klarheit

Die Zusammenarbeit mit dem Verein Compas ist in einem Anhang des Pachtvertrags geregelt. Diese schriftlichen Regelungen bringen Ruhe in den Arbeitsalltag, findet Thomas Kyburz: «Denn bei einer Verpächterschaft kann es zu Personalwechsel kommen. Dann hilft es, wenn die neu zuständige Person weiss, was abgemacht ist.»

Aufschreiben führe auch dazu, dass er und seine Verpächter sich sauber absprechen und dabei Fragen stellen, die sonst untergehen würden. «Es lohnt sich, sich dafür zum Beispiel im Winter Zeit zu nehmen», sagt Kyburz.

Schnittblumen sind der Hauptbetriebszweig des Bäumlihofs

Kyburz hat keine Angestellten, seine Eltern unterstützen ihn bei der Arbeit mit den Schnittblumen. Diesen Betriebszweig haben sie seit 1992 aufgebaut. Die leichten, sandigen und durchlässigen Böden seien wenig ertragsreich für Futter- oder Ackerbau, sagt Kyburz. Für Ökowiesen und Blumen eignen sie sich hingegen.

Zudem erfüllt Kyburz damit ein Anliegen der Verpächterschaft, einen Nutzen für die Öffentlichkeit zu bieten: Die Selbstpflück-Anlage grenzt an ein Wohngebiet und ist offen zugänglich. Den Eingang kann der Landwirt verschieben: Ist die Saison der Frühlingsblumen vorbei, platziert Kyburz den Bauwagen mit Kasse um. Dann kommt die Zeit des Sommerflors mit Blumen wie Dahlien, Zinnien, Kosmea und vor allem Sonnenblumen.

Diese baut Kyburz bis weit in den Herbst hinein an. Dass er wirtschaftlich denkt, zeigt sich auch daran, dass er mittlerweile auf 2 ha Sonnenblumen anbaut, die er an drei Selbstbedienungs-Verkaufsstände in der Region ausliefert. Diese Stände füllt er täglich nach.

Verständnisvolle Zusammenarbeit seit fast zwanzig Jahren

Blickt Kyburz auf seine mittlerweile fast zwanzig Jahre als Pächter zurück, ist er zufrieden. «Keine nennenswerten Konflikte, eine wertschätzende, verständnisvolle Zusammenarbeit.» Als Kyburz als 25-Jähriger den Betrieb pachten konnte, war die erste Pachtdauer von neun Jahren befristet. Das sei für ihn verständlich gewesen: Damit habe sich der Kanton die Möglichkeit offen gehalten, die Pacht unkompliziert zu beenden, falls er als junger Landwirt nicht zufriedenstellend gearbeitet hätte. Nach etwa sieben Jahren habe er sich mit der Verpächterschaft zusammengesetzt, bald war klar, dass die folgenden Pachtverträge ohne Fristen laufen.

Einem jungen Berufskollegen, der einen Pachtbetrieb übernehmen könnte, rät er zum Mut, den Betrieb innovativ auf Wirtschaftlichkeit auszurichten. «Mein Vater war mein Betriebswirtschaftslehrer», sagt Kyburz. Denn jeder Pächter müsse den Betrieb anhand der Zahlen ausrichten, wirtschaftlich denken und Geld verdienen: «Der Pachtzins läuft.» Fremdkapital von einer Bank erhalte ein Pächter nicht, von der Substanz leben sei unmöglich. «Pachten ist eine tolle Möglichkeit. Aber man sollte gut rechnen.»

 

Betriebsspiegel Bäumlihof

Thomas Kyburz, Riehen BS
LN: 27 ha
Kulturen: Schnittblumen, Naturwiesen
Tierbestand: Pferde, Ponys, diverse Kleintiere (Verein Compas)
Weitere Betriebszweige: Natur- und tiergestützte Interventionen (Verein Compas)
Arbeitskräfte: Betriebsleiter, Eltern bei Arbeitsspitzen
www.baeumlihof.ch