Kurz & bündig
- Die Lohnunternehmer Andreas Egger und Thomas Bucher nutzen das System Rumex seit einigen Wochen.
- Ein Kamerasystem erkennt Blacken. Die Bilddaten werden im Rechner verarbeitet und die Düsen geregelt.
- Das System der Rumex GmbH wird in Deutschland produziert und in der Schweiz durch die GVS Agrar Landtechnik AG vertrieben.
www.agrar-landtechnik.ch
Das Blackenbekämpfungssystem von Rumex wird an der Fronthydraulik montiert und mit der Zapfwelle mit dem Traktor verbunden. Wird die Zapfwelle eingeschaltet, geht ein Generator in Betrieb, mit dessen Strom sämtliche Funktionen ausgeführt werden. Zudem wird die Pumpe direkt mit der Zapfwelle betrieben. Die Anforderungen an den Traktor sind somit technisch wie auch leistungsmässig gering.
Das Gerät ist kompakt gebaut und verfügt über ein dreiteiliges Gestänge mit einer gesamten Arbeitsbreite von6 Metern. Auf dieser Arbeitsbreite sind 90 Düsen verteilt. Diese schalten sich aufgrund von Kamerabildern bei Blacken automatisch ein und wieder aus. Für den Strassentransport werden die beiden seitlichen Gestängeteile aufgeklappt.
[IMG 2]
Schnelle Software ermöglicht hohe Arbeitsgeschwindigkeit
Eine Düse deckt also einen Streifen von sieben Zentimetern ab. Jedes der zwei Meter breiten Gestängeteile verfügt über eine Kamera, welche den Arbeitsbereich davor absucht und die Bilddaten an einen Rechner sendet, welcher die entsprechende Düsen im richtigen Moment öffnet, um die Blacke zu treffen. Die Software ist blitzschnell und soll eine Arbeitsgeschwindigkeit bis zu 12 km/h ermöglichen.
Die beiden Luzerner Lohnunternehmer Andreas Egger aus Udligenswil und Thomas Bucher aus Beromünster nutzen seit rund zwei Monaten eines der ersten Serienmodelle von Rumex gemeinsam. Sie sind sehr zufrieden mit der Wirkungsweise und der Bedienung der Maschine.
Frontanbau erlaubt gute Arbeitsüberwachung
Vor allem, dass das Gerät an der Front angebaut wird, zeigt sich für den Fahrer als Vorteil: «Man sieht von der Kabine aus die Funktion, das gibt viel Sicherheit, da es sich um einen sensiblen Arbeitsbereich handelt, bei dem es um viel Präzision geht», so Andreas Egger. Thomas Bucher ergänzt: «Manchmal fixiere ich eine Blacke, die ich von weitem erkennen kann und kontrolliere, ob die Düsen öffnen. Ich bin fasziniert von der genauen Funktion. Als Lohnunternehmer freut es mich, eine so präzise Technik anbieten zu können.»
[IMG 3]
In Zukunft werden Hilfsstoffe detektionsbasiert eingesetzt
Diese Art von Pflanzenschutzmitteleinsatz wird auch als detektionsbasierte, selektive Applikation (DAS) bezeichnet. Die Technik mit digitaler Bilderkennung hat in den letzten Jahren einen grossen Entwicklungsschritt gemacht. Nebst dem Hersteller Rumex ist beispielsweise auch das System ARA von Ecorobotix bei vielen Landwirten bekannt. Dass es momentan vor allem um die Erkennung und Bekämpfung von Blacken geht, ist nur der Anfang.In Zukunft werden weitere Einsatzmöglichkeiten entwickelt. Auch Feldspritzen mit konventionellen Gestängen, aber geringeren Düsenabständen als 50 cm, werden in Zukunft ab Werk mit Kameras erhältlich sein. Eine weitere Unkrauterkennungsstrategie sind Bilddaten, die mittels Drohnen aufgenommen und dann mittels Applikationskarte selektiv platziert werden.
Das Interesse der Landwirte an der modernen Blackenbekämpfung ist gross, freuen sich die beiden Lohnunternehmer aus dem luzernischen. Sie weisen jedoch darauf hin, dass die Blackenbekämpfung auf einem Betrieb deshalb nicht ein für allemal gelöst ist.
«Die maschinelle selektive Blackenbekämpfung löst nicht alle Probleme. Sie eignet sich für Betriebe, auf denen man dem Blackendruck mit dem Blackeneisen oder mit manueller Einzelstockbehandlung schon immer entgegenhielt. Bei sehr dichtem Blackenbestand ist es besser, vorerst mit einer Flächenbehandlung zu arbeiten», so Thomas Bucher, der in einem Acker- und Futterbaugebiet tätig ist. Die Erfolgsrate des System von Rumex schätzt er auf etwa 90 bis 95 Prozent ein. Bei 1000 Blacken pro Hektare würden dann rund 75 Stück für das Blackeneisen übrigbleiben. Was bei entsprechender Motivation machbar ist.
Nach einer Anwendung wächst der Bestand ungestört weiter
[IMG 4]Der Einsatzbereich von Andreas Egger liegt im Hügelgebiet mit Dauergrünland. Der Futterbau und die Futterqualität sind die Herausforderungen der Region um Udligenswil. Andreas Egger sah in der selektiven Blackenbekämpfung die Technik, die es noch brauchte, um den Futterbau auf höchstem Niveau zu betreiben, wenn man andere Pflegemassnahmen wie beispielsweise die Bestandesdichte mit Wiesenpflege bereits anwendet. «Die selektive Blackenbekämpfung schont im Vergleich zur Flächenbehandlung die übrigen Pflanzen, was sich beim nächsten Schnitt, nach entsprechender Wartefrist, in Menge und Qualität auszahlt.»
Auch der ökologische Vorteil lässt sich sehen. Gegenüber einer Flächenbehandlung kann bei einem durchschnittlichen Blackenbefall der Mittelbedarf um bis zu 95 Prozent reduziert werden.
Die beiden Lohnunternehmer sind auch zufrieden mit der kompakten Abmessung der Maschine. Der Frontanbau bietet viele Vorteile, welche sich im Praxiseinsatz zeigten. So kann der Spritzbalken exakt an Weidezäunen entlang gesteuert und nahe um Pfosten herum gelenkt werden. Am Feldende kann bis zur Grenze behandelt werden. Für die Kamera ist die Blackenerkennung am Frontanbau sicher auch gut, weil Fahrspuren wegfallen und das Bild nicht verfälscht wird.
Die Bedienung ist einfach und kann über ein Tablet möglich
Die Wirkungsweise der Maschine kann auf der Bedienoberfläche an einem Tablet eingestellt werden. Wird die Zapfwelle eingeschaltet und ist das Gestänge ausgeklappt, schaltet die Bilderkennung automatisch ein. Die Höhenführung des Gestänges erfolgt mit Tasträdern. In Arbeitsstellung gehen die Klappzylinder in Schwimmstellung, womit die drei Gestängeteile unabhängig voneinander sind. Bei Bogenfahrten wird die Geschwindigkeitsveränderung durch den Kurvenradius automatisch korrigiert.
Wie bei solchen Systemen üblich, werden die Kamerabilder im Rechner gespeichert. Sie dienen dem Hersteller zur Weiterentwicklung der Software, damit diese Blacken oder andere Unkräuter immer besser von übrigen Pflanzen unterscheiden kann.
Einsatzerlaubnis für detektionsbasierte, selektive Applikation (DAS)
Gemäss einer Mitteilung des Bundesamt für Landwirtschaft BLW vom November 2021 ist die detektions-basierte, selektive Applikation (DAS) bei Kunstwiesen, Dauerwiesen und Kulturen auf offener Ackerfläche für Herbizide zur Flächenbehandlung zugelassen. Dabei muss die Dosierung für das DAS-System entsprechend der Dosierung einer Flächenbehandlung gewählt werden. Herbizide für die Einzelstockbehandlung sind ebenfalls zugelassen, ausser, wenn die Anwendung ein spezifisches Verfahren wie z.B. eine Rückenspritze vorschreibt.
DAS erlaubt auch den Einsatz von Insektiziden und Fungiziden. Diese Zulassung gilt für Kulturen auf offener Ackerfläche. Auch hier muss die Dosierung jener einer Flächenbehandlung entsprechen. Das DAS-Verfahren darf auf Biodiversitätsförderfläche (BFF) auch im Jahr 2023 nach wie vor nicht angewendet werden.
Derzeit gibt es keine Liste von DAS-Geräten, die für die Einzelstockbehandlung anerkannt sind. Das ARA-Gerät von Ecorobotix wurde von Agroscope getestet, die Behandlungsgenauigkeit wurde als gleichwertig wie die Einzelstockbehandlung eingestuft (ausser in BFF). Grundsätzlich sollten auch neue DAS-Maschinen getestet werden. Das BLW wird über das Verfahren informieren.
